Ich muss gestehen, dass ich den Roman schon zu Ende gelesen habe. Ich konnte irgendwie nicht langsamer lesen.
Zu Beginn hatte ich manchmal die Hoffnung, dass sich Austin Sloper irrt. Dass also Morris kein Mitgiftjäger ist, sondern Catherine tatsächlich gern hat. Aber es gab ja immer wieder kleine Hinweise, dass es Morris tatsächlich nur auf ihr Geld abgesehen hatte. So war die Hoffnung nie groß und entsprechend war ich auch nicht großartig überrascht, dass Morris nach der Rückkehr von Dr. Sloper und seiner Tochter aus Europa so schnell die Verlobung lösen wollte.
Im Roman wird die Entwicklung von Catherine schön dargestellt. Von den ersten geistreichen Antworten an ihren Vater bis zur völligen inneren Unabhängigkeit.
Mir hat gefallen, dass der Autor ganz offensichtlich auf der Seite von Catharina stand. Ich finde man könnte die Geschichte fast als Appell für die Gleichberechtigung lesen. Gehorsam, sanftmütig und bescheiden, so sollten wohl die Frauen und Mädchen zu dieser Zeit sein. Catherine bemüht sich zu Beginn, diesem Ideal zu entsprechen. Erkennt aber, dass ihr dies nicht die Liebe und Unterstützung bringt, die sie erhofft.
Dr. Sloper ist ein durch und durch unsympathischer, kalter Charakter. Mir hat Catherine richtig leid getan, einen Vater zu haben, der sie im Grunde nicht wertschätzt und ihr nur mit Sarkasmus begegnet. Dass Catherine das letztendlich wahrnimmt und akzeptiert ist sehr mutig. Wie grausam, dass sie gleichzeitig feststellen muss, dass auch der andere Mann in ihrem Leben, sie nicht liebt.
Was bleibt da noch? Sich innerlich unabhängig zu machen, sich eine eigene Betätigung zu suchen und darin Anerkennung zu finden. Das scheint Catherine auch zu tun. Ich hätte ihr aber auch gegönnt, wenn sie einen der anderen Heiratskandidaten genommen hätte.