3. Leseabschnitt: Apologoi (S. 167 bis S. 233)

Bibliomarie

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10. September 2015
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Und auch hier muss ich mich sofort melden. Als der Vater seinem Sohn von seinem schwulen Freund Joopy erzählt und seinem ihm von diesem Freund verliehenem Spitznamen Loopy. Der Sohn daraufhin etwas irritiert reagiert und fragt warum er ihm, seinem schwulen Sohn, nicht eher davon erzählt hat. Die Antwort des Vaters ist soooo schön "Es ist eine Odyssee-Kreuzfahrt. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Und jeder … jeder hat eine Schwäche." Wunderschön!

Bei dieser Stelle musste ich nachdenken. Mir schien es seltsam, dass der Vater nicht bei Dans Coming Out davon berichtete und ich hatte das Gefühl, als ob auch von Jays Seite eine Art Faszination für den Freund da war.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Bei dieser Stelle musste ich nachdenken. Mir schien es seltsam, dass der Vater nicht bei Dans Coming Out davon berichtete und ich hatte das Gefühl, als ob auch von Jays Seite eine Art Faszination für den Freund da war.
Ich denke auch darüber nach, ob Jay ebenfalls Gefühle für seinen "Freund" hatte, würde er sonst sagen, er verstehe etwas davon?
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Ich habe mir gerade aus einer anderen Leserunde (Der Stotterer) folgendes Zitat wieder rausgesucht:
"Geschichtenerfinder müssen keine Bekenner sein, sondern gute Lügner. Wer ein Märchen erzählt, muss an die Feen und sprechenden Tiere nicht glauben. Er muss sie nur so beschreiben können, dass der Leser daran glaubt, und selbst das nur für einen kurzen Moment der Lektüre."
S.215, Der Stotterer, Lewinsky

Daran musste ich nämlich sofort denken, als es um den "guten Erzähler" ging: [zitat]Die Annahme ist, dass ein guter Erzähler einem guten Lügner gleicht: In der Erzählung steckt immer ein Körnchen Wahrheit[/zitat] S.221
 

parden

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13. April 2014
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Ich habe diesen Abschnitt nun auch beendet und bin ähnlich angetan wie Ihr auch. Der Vater kommt Dan (und dem Leser) irgendwie näher, verrät aber seine Prinzipien dabei nicht. Aber er wirkt nahbarer als zuvor. Die Mischung aus 'Odyssee' und 'real life' gefällt mir nach wie vor gut, auch wenn mich gerade die Diskussion der Studenten mit Dan etwas verwirrte. Wie @ulrikerabe auch fühlte ich mich gleich an 'Der Stotterer' erinnert. Und tatsächlich habe ich mich da ja lustig gemacht über den Versuch (von uns Lesern) herauszufinden, was wahr ist und was nicht - wo doch die gesamte Erzählung erfunden ist. Schon schräg. ;) Offene Enden finde ich manchmal unbefriedigend, aber es kommt wohl immer auf die Perspektive an - wenn es dadurch spannend bleibt im Leben wie hier mit Nicht-Ithaka, dann kann man dem wohl auch etwas abgewinnen... ;)
 

KrimiElse

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Rührend, wie er seinen Sohn bei einer Höhlenbesichtigung an die Hand nimmt, um ihn vor seiner Klaustrophobie zu schützen. Die Gespräche über den schwulen Freund, über den Tod und die Angst vor dem Sterben....
Man möchte jedem noch so eine private Reise mit einem alten Elternteil wünschen, bevor der Tod anklopft.
Hier hast du das für mich wichtigste in diesem Abschnitt herausgestrichen. Wie schafft man Nähe zu eine Million Elternteil, was gibt es nich zu entdecken und zu erfahren, was man anders nie mitbekommen hätte? Indem man sich auf denn Weg macht, und Dan und Jay beschreiten gemeinsam einen wirklich wunderbaren gemeinsamen Weg, der für mich auch im Einklang mit der Odyssee, dem Seminar und dem Wunsch nach Entwicklung, dem Gegenteil von Verharren, und Verständnis füreinander steht.
 

KrimiElse

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"Heimkehr ist in gewisser Weise ein Tod. "
Am Ende freut sich der Ältere: er sieht seine Aussage erneut bestätigt: "Das Gedicht ist realer als der Ort!"
Ich habe überlegt, ob sich die Ansicht zum heimkehren mit dem Alter ändert. Denn meiner Ansicht nach steht es für Jay eher für Resignation und Bewegungslosigkeit, für Dan gehört es einfach dazu...
Und ja, da musste ich grinsen. Das Gedicht ist realer...Idealismus sozusagen.
 

KrimiElse

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Mir hat dieser Abschnitt außerordentlich gut gefallen. Die gemeinsame Reise, die Dan völlig neue Perspektiven auf den Vater eröffnet. Er scheint auf Reisen ein anderer Mensch zu sein - wahrscheinlich ist er Fan auch dankbar für diese Gelegenheit gemeinsam die "Odyssee" zu erleben.
Bei der Interpretation fand ich beeindrucken, wie sehr sich Fan von seinen Student* innen anstecken lässt- aber der Text lässt diese letztlich nicht zu...Da müsste ich auch schmunzeln. Berufsalltag ;)
Die Offenheit vonnöten Dan für neue Denkansätze, obwohl er sich umfassend und intensiv Seite Jahren mit der Odyssee auseinandersetzt stößt bei mir auch auf große Bewunderung.
Dennoch - es gibt nun mal Interpretationsregeln, und die heißen zuallererst, den ganzen Text intensiv zu lesen, dann findet man alle Ansätze, wie die Mentorin von Dan, Jenny, so treffend bemerkt.
 

KrimiElse

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Ich finde es erstaunlich, dass aus diesem verschlossenen und ernsthaftem Mann, vor dem sein Sohn als Kind vielleicht ein bisschen Angst hatte, solch ein liebenswürdiger und weiser Mensch geworden ist. Noch schöner, finde ich, dass Dan diese Wendung in der Persönlichkeit seines Vaters wahrnimmt. Teilweise ungläubig, genießt er am Ende doch seinen "neuen" Vater.

Und ich bin auch neidisch. Denn ich finde diese Reise vom Thema her genial. Das wäre etwas für mich.:)[/QUOTEist das eigentlich bedeutsame, dass Dan erkennt, dass sein Vater ein anderer Mensch ist /zwei Seiten hat oder sich veränderte.
Das ist das eigentlich bedeutsame:
Dass Dan die Veränderung an seinem Vater bemerkt. Dass er zwei Seiten hat, nicht nur Strenge und Pflichtgefühl, sondern auch Witz und Großzügigkeit bietet.
 

KrimiElse

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So ist letztlich das Nichterreichen Ithakas auch etwas Positives - es gibt noch ein Ziel. Sehr schön wird das auch durch die Einbeziehung des Werks von Kavafis und Tennyson illustriert.
Und das Ziel bleibt...das Gedicht ist realer als die Wirklichkeit, wo Ithaka „nur“ in einem weiteren Gedicht erlebbar ist.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Bei dieser Stelle musste ich nachdenken. Mir schien es seltsam, dass der Vater nicht bei Dans Coming Out davon berichtete und ich hatte das Gefühl, als ob auch von Jays Seite eine Art Faszination für den Freund da war.
Darüber habe ich auch nachgedacht, allerdings sagt Jay dann, dass er später einen Freund fand...also war er es offenbar nicht.
Aber wieso spricht er kurz darauf von einer Schwäche?
(„Es ist eine Odyssee-Kreuzfahrt, sagte er. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Und jeder...jeder hat eine Schwäche.“)