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Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Sehr anschaulich und trotzdem sachlich zieht sich auch die Problematik der Volksgruppen durch den Roman und Hermanns Leben. Politische Entscheidungen teilen Länder neu auf und plötzlich sind Siebenbürger Deutsche Rumänen und weder im neuen Land der Zugehörigkeit willkommen, noch in der alten Heimat. So sind die Menschen plötzlich überall fremd.
 

Zunderköchin

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22. Januar 2020
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Leipzig
Mich hat bewegt, wie er mit seinem ältesten Sohn Julius umgeht.
Er versucht auf ihn einzugehen und schenkt ihm sogar teure Malerutensilien. Dann ist er schrocken, als er sieht, wie der Sohn malt und reagiert genauso wie sein Vater damals ihm gegenüber.
Man spürt richtig, wie er vor sich selbst erschrickt.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Sehr anschaulich und trotzdem sachlich zieht sich auch die Problematik der Volksgruppen durch den Roman und Hermanns Leben. Politische Entscheidungen teilen Länder neu auf und plötzlich sind Siebenbürger Deutsche Rumänen und weder im neuen Land der Zugehörigkeit willkommen, noch in der alten Heimat. So sind die Menschen plötzlich überall fremd.
Da werden schon die Konflikte spürbar, da das ganze 20. Jahrhundert in Europa bestimmen. Nach dem Ersten Weltkrieg wird es für Hermann schwierig, in Deutschland zu studieren. Er ist ja nun Rumäne.
Interessant auch die Diskussion in Hermannstadt ( s.S. 161f.), als es darum geht, dass die Siebenbürger Sachsen immer weniger werden ( erinnert an manche Ansichten heute, dass die Deutschen irgendwann aussterben und nur noch „ Fremde“ hier leben ) . Herrmann erkennt klar, dass das eine Frage der Gesellschaftsschicht ist. Weil die Deutschen hier zur Oberschicht gehören und reichere und gebildete Menschen weniger Kinder bekommen. Allerdings ist er auch Kind seiner Zeit, als er über die Rasse als Fundament der Kultur spricht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Mich hat bewegt, wie er mit seinem ältesten Sohn Julius umgeht.
Er versucht auf ihn einzugehen und schenkt ihm sogar teure Malerutensilien. Dann ist er schrocken, als er sieht, wie der Sohn malt und reagiert genauso wie sein Vater damals ihm gegenüber.
Man spürt richtig, wie er vor sich selbst erschrickt.
Hier möchte er nicht die Fehler seines Vaters wiederholen, kommt aber schnell an die Grenzen seiner Toleranz. So einfach ist es für ihn nicht, sein Kind so zu akzeptieren wie es ist. Aber immerhin reflektiert und korrigiert er sein Verhalten.
 
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Emswashed

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9. Mai 2020
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Sehr anschaulich und trotzdem sachlich zieht sich auch die Problematik der Volksgruppen durch den Roman und Hermanns Leben. Politische Entscheidungen teilen Länder neu auf und plötzlich sind Siebenbürger Deutsche Rumänen und weder im neuen Land der Zugehörigkeit willkommen, noch in der alten Heimat. So sind die Menschen plötzlich überall fremd.

Das klingt jetzt vielleicht sehr böse, aber unsere "Angelsachsen" wollen wir ja auch nicht zurück. Klar, die Rumänen waren wieder im Aufwind und wollten jetzt auch wieder ans Ruder. Kann man verstehen, ist aber immer mit viel Leid und Ungerechtigkeit verbunden.
 
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Yolande

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13. Februar 2020
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Hier möchte er nicht die Fehler seines Vaters wiederholen, kommt aber schnell an die Grenzen seiner Toleranz. So einfach ist es für ihn nicht, sein Kind so zu akzeptieren wie es ist. Aber immerhin reflektiert und korrigiert er sein Verhalten.
Er reflektiert, aber so richtig korrigieren kann er sein Verhalten doch wieder nicht. Er hat nun mal eine gewisse (naturwissenschaftliche) Sicht auf die Welt und kann leider einen anderen Ansatz nicht verstehen. Ich finde es wirklich bitter, weil er sich damit seinem Sohn noch mehr entfremdet. Dabei liebt er seine Kinder sehr, das wird ja später deutlich :(
 

Yolande

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13. Februar 2020
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So richtig warm werde ich nicht mit der Figur des Hermann Oberth :confused:. Hochintelligent klar, aber in vielen Dingen völlig empathie- und gedankenlos. Obwohl er seine Familie anscheinend liebt, "opfert" er sie für seine Idee. Tilla tut mir wirklich leid, in heutigen Zeiten würde sie sich bestimmt von ihm getrennt haben, früher war das für die meisten undenkbar. Obwohl viele Grundlagen für Raketenbau von ihm stammen, bleibt er doch nur eine Randfigur, weil er sich und seine Ideen nicht gut verkaufen kann. Und seine Vision, dass die Rakete den Frieden sichern kann..., naja. Im Prinzip hat es nach dem 2. Weltkrieg ja funktioniert zwischen den beiden Großmächten o_O.
 

Zunderköchin

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22. Januar 2020
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Ich fand diesen Abschnitt den emotionalsten. Hier wird mir Hermann am sympathischsten.

Er will bei seiner Familie sein, fühlt sich aber als Zwangsarbeiter in Peenemünde. Er verabschiedet sich von Julius im Streit und kommt darüber nie hinweg. Bei der Szene, in der er in den Luftschutzkeller muss und er meint Julius zu sehen, kamen mir fast die Tränen. Er hofft bis zum Schluß, dass er noch lebt.

Er ist stolz auf seine Tochter, die ihm zumindest als Chemikerin nacheifert. Ihr Tod geht ihm auch sehr zu Herzen.

Er kümmert sich um die Flüchtlingsfamilien in seinem Haus aufopferungsvoll. Da weiß ich von einigen, die Flüchtlinge aufnehmen mussten, dass sie die Flüchtlinge sehr abgelehnt haben.

Die Nachricht vom Tod seines Vaters treibt ihm offensichtlich unbewusst die Tränen aus den Augen.

Als das Paket aus den USA von Wernher von Braun kommt, denkt er an die Familien und will nicht alles für sich und seine Familie haben.

Seine Forschungen und dessen Umsetzung bleibt aber immer wieder in seinem Kopf. Er lebt dafür und wahrscheinlich wird er dafür auch sterben.

Typisch Professor, fand ich die Situation, wie er den gefrorenen Garten umgräbt. "Man kann nie früh genung damit anfangen." In der Szene sah ich wieder meinen alten leider bereits gestorbenen Professor vor mir.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Obwohl viele Grundlagen für Raketenbau von ihm stammen, bleibt er doch nur eine Randfigur, weil er sich und seine Ideen nicht gut verkaufen kann.
Das ist sicher ein Grund, aber nicht das Eigentliche. Er ist einfach nicht voraussehend. Hätte er seinen Doktor in Physik gemacht - man kann eine zweite Doktorarbeit anfertigen - und hätte dann eine Stelle an einer Uni versucht zu bekommen, hätte er ganz andere Voraussetzungen gehabt. Er ist einseitig begabt, aber nicht klug.

Hermann ist ein Gescheiterter. Er ist erschütternd zu sehen, wie er kaltgestellt wird. Kommt ja öfters vor, auch heute. Aber so was von verarscht wird er. Heute bekäme er Depressionen und würde sich umbringen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Der dritte LA gefällt mir bisher am besten. Ich mag es, wenn Romane sich steigern. Es gibt sprachliche Unbeholfenheiten, das ist nicht zu leugnen. (Augen werden nicht wund vor Müdigkeit, das ist auch keine künstlerische Freiheit, das ist doof). Manchmal denke ich, ich bin im Heimatroman oder in der naiven Kunst.

Aber was ich sehr schätze, ist das Thema: der (teilweise) gescheiterte Wissenschaftler. Gescheitert als Mensch, gescheitert im Fach. Obwohl ja der Teil in den USA noch aussteht. Politisch auch gescheitert. Null Erkennntis. Nazibeeinflusst. So charakteristisch, dass "der Unternehmer" sagen kann, ja, klar, ich war in der Partei, aber ein Nazi, ich? nie." Hermann denkt genau so.

Die Beschreibungen der Nachkriegszeit sind mir teilweise zu abgeguckt (Kinder, die Briketts stehlen, etc.). Das ist angelesen, das merkt man. oder filmisch abgeguckt, das ist das, was "jeder" weiß.

Dafür ist das Haus mit Garten wieder originell.

Das wechselt in diesem Roman, Bilder, die abgegessen, weil überall vorhanden sind und originelle eigene Einsprenkel. (Es ist ja auch nicht leicht, ein gutes Buch zu schreiben).

Hermann ist doch eigentlich ein Antiheld. Ich bin sehr dankbar, auf ihn gestoßen zu sein. Die technische Sachen gefallen mir sehr. Die sind gefällig aufbereitet. Und müssen einfach sein, um dem Ganzen Glaubwürdigkeit zu geben.

Und wie es sich anfühlt, auf dem Abstellgleis zu sein. Das kommt rüber.

Am besten aber war die Szene als Hermann sich in die Brust wirft und behauptet, wenn man auf mich gehört hätte, wäre alles anders gelaufen, besser. Was für eine Hybris!

Das ist eben auch typisch Hermann. und typisch Mann.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Wenn sich im 2. LA Hermanns Enthusiasmus vor allem mit den Anforderungen der Kultur- bzw. Filmwirtschaft arrangieren muss (es geht allein um schöne Bilder, die die Rakete abgeben kann), so trifft ihn nun mit voller Macht die Politik mit ihren Anforderungen. In Peenemünde geht es nicht mehr um die technische Verwirklichung des Traums vom Weltall, sondern allein um die Möglichkeiten der Technik, die politischen Ziele zu unterstützen (es geht um den Gewinn des Krieges, um die Ausschaltung des Feindes möglichst schnell). Dass Politik in dieser Zeit die Politik der Nationalsozialisten ist, macht dieses Zusammentreffen besonders desaströs. Peenemünde ist eben nicht eine wissenschaftliche Forschungseinrichtung, sondern wohl eher ein Hilfsinstitut der Wehrmacht. Hermann spielt darin eine sehr kleine Rolle, wird in die Ecke gedrängt und sollte in diesem Fall eher beglückt davon sein, aber sein politisches Verständnis ist entweder nicht Thema des Buches, oder es ist schlicht nicht existent.
 

sursulapitschi

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18. September 2019
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Grundsätzlich mag ich das Buch, nur ab und an hakt es. Ja, man muss viel auslassen, wenn man so einen Zeitraum auf wenigen Seiten abhandeln will, trotzdem fehlt mir hier und da Input. Oft weiß ich nicht mehr, wo wir gerade sind bei den ganzen Umzügen.

Niemals glaube ich, dass Hermann Grashalme um Zünddrähte gewickelt, weil er keine Isolierschläuche hatte.

Heeresversuchsanstalt, was für ein Wort.

Hermann ist wirklich eine tragische Figur, das kommt sehr gut raus. Was mir fehlt ist seine politische Einstellung, gerade in so einer Zeit. 1941 konnte man Deutschen gegenüber schon skeptisch sein, wenn man doch die Größe hatte, den Russen abzusagen. Ist er so weltfremd, dass er die Nazis nicht suspekt findet?

Und Julius wirft ihm vor, für die Deutschen zu arbeiten und geht aber selbst an die Front. Natürlich, es kann sein, er wurde eingezogen und will eigentlich nicht. Das wird aber nicht klar. Es wirkt, als hätte er sich freiwillig als Soldat gemeldet und macht gleichzeitig seinem Vater Vorwürfe, für die Deutschen zu arbeiten.
 

Zunderköchin

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22. Januar 2020
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Grundsätzlich mag ich das Buch, nur ab und an hakt es. Ja, man muss viel auslassen, wenn man so einen Zeitraum auf wenigen Seiten abhandeln will, trotzdem fehlt mir hier und da Input. Oft weiß ich nicht mehr, wo wir gerade sind bei den ganzen Umzügen.

Ich denke, ich habe jetzt den Grund dafür gefunden. Ich möchte aber nicht vorgreifen und werde meine Vermutung erst im Fazit mitteilen.
 
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Wienerin auf Rügen
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Das klingt jetzt vielleicht sehr böse, aber unsere "Angelsachsen" wollen wir ja auch nicht zurück. Klar, die Rumänen waren wieder im Aufwind und wollten jetzt auch wieder ans Ruder. Kann man verstehen, ist aber immer mit viel Leid und Ungerechtigkeit verbunden.
Die Bezeichnung "Saxones" für die Siebenbürger Deutschen, die deutsche Minderheit in Rumänien, war eine lateinische Standesbezeichnung und wurde dann irgendwie zu "Sachsen", ohne jedoch irgend etwas mit den Sachsen und auch nicht mit den Angelsachsen zu tun zu haben. Und ja, ich hätte sehr gerne die Angelsachsen zurück und keinen Brexit, sehe aber den obigen Kommentar gar nicht als böse an - habe ich den Hinweis richtig interpretiert?
 
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Reaktionen: Emswashed