Das zum einen. Gesellschaftlich scheint dort das patriarchalische Denken allerdings noch stärker verankert zu sein als bei uns. Manche Episoden finde ich so krass, dass ich sie hier 15 bis 20 Jahre früher ansiedeln würde. Auch in Deutschland ist noch keine Gleichberechtigung hergestellt, sie wird aber nach meinem Empfinden laufend besser, wozu auch die Kinderbetreuungsmöglichkeiten beitragen.Insofern müssen wir gar nicht mit dem Finger nur auf andere Länder wie Korea zeigen. Aber alles in dieser Dichte vor Augen geführt zu bekommen, das schlägt schon auf den Magen.
Die Mutter ist aus meiner Sicht die vielschichtigste Figur. Sie hat sich angepasst, solange sie es musste (Schwiemu). Sie hat den Sohn anfangs mit verzogen, doch irgendwie hat sich ihre Weltanschauung geweitet. Sie hat Jiyoung zum Studium motiviert, obwohl das Geld knapp war,...Jiyoungs Mutter finde ich richtig klasse. Wie sie sich ihren Mann zur Brust nimmt, wie er so aufgeplustert von dem Treffen mit den ehemaligen Kollegen zurückkommt, das hat echt Format. Hut ab.
Das sehe ich auch so. Allerdings wird sie in der nächsten Rolle auch nicht glücklich werden.Sie verliert die Freude an der Arbeit, das scheint fast einer inneren Kündigung zu entsprechen. Wahrscheinlich hat sie aufgegeben. Wird sie jetzt aus Frust heiraten, ein Kind bekommen und sich in ihr ursprünglich zugedachtes Rollenklischee einordnen?
Das meinte ich bei der damaligen Diskussion.Vielleicht hatte die Mutter doch Weitblick, als sie der älteren Tochter eine Stellung als Lehrerin im öffentlichen Dienst empfahl?
Über den Roman wird anscheinend weltweit gesprochen, das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.Das Buch ist eine Mischung aus Roman und Sachbuch. Das gefällt mir gut, obwohl dieser Teil nicht ganz diesselbe Kraft hatte wie der erste LA. Aber es ist ein wichtiges Buch. Ich hoffe, alle Frauen Koreas kaufen und lesen dieses Buch und lesen es ihren Ehemännern vor.
Bei uns kann sich auch noch ein wenig tun. Ich wäre sehr dafür, dass wir die Sache "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" endlich mal hinbekommen.
Auch die Doppelmoral und zweierlei Maßstäbe, was die Anzahl von Beziehungen und Sexpartnern angeht, gibt es noch in vielen (Macho-)Köpfen.
Nach und nach begreift sie das doppelbödige System dahinter.
Aber es ist kein Wohlfühlbuch, und nachdem ich heute Abschnitt II und III gelesen habe, fühle ich mich irgendwie völlig gebügelt und niedergeschlagen.
Eine bewundernswerte Frau!
Das Buch ist eine Mischung aus Roman und Sachbuch.
Die Frage des Personalchefs, wie die Bewerberinnen im Falle eines sexuellen Übergriffes reagieren würden, ist für unsere Begriffe sexistisch und verboten (zum Glück). Wenn es solche Einstellungen hier gibt, kann man sie zumindest nicht so offen ausleben.
Das nach und nach Begreifen finde ich fast noch schlimmer, als die Chancenungleichheit. Man lässt die Mädchen studieren und hoffen und arbeiten, ihr Bestes geben, um sie dann einfach fallen zu lassen. Das ist Psychoterror.
Ich denke Aber, es ist zumindest gesellschaftlich angekommen, dass das nicht in Ordnung ist. Große, namhafte Unternehmen würden sich derlei Fragen nicht erlauben.Man hört und liest immer wieder, dass nach der Familienplanung gefragt wird.
Ich hätte es nicht annähernd so schön formulieren können, stimme aber in allen Punkten zu.Die Unizeit ist die bisher glücklichste für Jiyoung. Hier kann sie einige Male frei atmen und leben, findet sogar Partner, die sie nicht vollständig verängstigen oder diskriminieren.
Aber das ganze ändert sich, als die Jobsuche losgeht und die Zurücksetzung als Frau jede Sehnsucht nach Zukunft einzuschrumpfen beginnt.
In diesem LA fielen mir wieder vor allem die statistischen Fußnoten oder sogar Einflechtungen in den fiktionalen Text auf. Letztlich lesen wir hier über eine zum literarischen Leben erweckte statistische Frauengestalt, die all das durchlebt, was die wissenschaftlichen Analysen über Südkorea zu dem Thema so zu liefern haben. Und doch schafft es dabei die Autorin, ihre Jiyoung wirklich zum Leben zu erwecken. Sie erscheint dem Leser nicht als leblose Durchschnittsfigur, sondern kommt bunt und interessant herüber. Die dosiert eingebauten statistischen Fakten holen uns dann immer mal wieder ein und zeigen, dass es der Autorin wirklich darum geht, den Finger in realistische Wunden ihres Heimatlandes zu legen. Dafür das Format Roman zu wählen, ist besonders. Cho Nam-Joo gelingt diese Verquickung wirklich sehr gut. Sie gestaltet das geschickt und eben, richtig stimmig dosiert!
Ich denke Aber, es ist zumindest gesellschaftlich angekommen, dass das nicht in Ordnung ist. Große, namhafte Unternehmen würden sich derlei Fragen nicht erlauben.
Die jungen, gut ausgebildeten Frauen stehen heute unter einem anderen Druck: es wird erwartet, dass sie ihr Kind nach 6 oder 12 Monaten in die Kita oder zur Tagesmutter geben, um wieder zu arbeiten. Nach freier Entscheidung sieht das auch nicht aus
Okay. Ich bin ein LandeiIch glaube nicht, dass gesellschaftlich erwartet wird, dass Frauen wieder früh arbeiten gehen.
Da kommt mir noch ein Gedanke: Viel schlimmer ist doch die versteckte Diskriminierung: Der Personalchef, der nicht direkt fragt, sich aber sehr wohl im Stillen seine Gedanken macht: Wie alt ist die Bewerberin, hat sie eine feste Beziehung, was für einen Job macht der Mann, verdient der evtl. mehr als die Frau...???Frauen erhalten auch hier nach wie vor verbotene Fragen. Man hört und liest immer wieder, dass nach der Familienplanung gefragt wird.
Aber so lange ist das auch noch nicht der Fall. Und wie Du schon schreibst: Was in den Köpfen der Personalmenschen vor sich geht, weiss man nicht.Die Frage des Personalchefs, wie die Bewerberinnen im Falle eines sexuellen Übergriffes reagieren würden, ist für unsere Begriffe sexistisch und verboten (zum Glück).