3. LA: "Mein Leben": Seite 139 bis 202

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Mal gucken, was am Ende rauskommt. Ich glaube, diese Unsicherheit, die unterschiedlichen Einschätzungen, sind genau das, was der Autor beim Leser erzeugen will
Na aber sicher. unterschiedliche Einschätzungen, unterschiedliche Blickwinkel erzeugen ja auch sonst ein Nachdenken, ein Vergleichen mit den eigenen Sichten auf das Geschehen.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Beide Erzähler glorifizieren ja die Frau. Helen und Mildred, vollkommen - intelligent, gutherzig, großzügig usw. , aber trotzdem nur haben sie nur eine dekorative oder ergänzende Funktion . Bei Text 1 wird sie als Opfer dargestellt, bei Text 2 die angebetete Frau, die leider viel zu früh sterben musste.
Ja. Und genau dies bringt auch einen etwas unglaubwürdigen Aspekt.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Es ist eine Autobiografie und zwar eine rechtfertigende Autobiografie.
"Ich bin eigentlich ein Wohltäter der Menschheit, warum erkennt ihr das nicht, ihr Idioten?" Ich kann mir mit spielender Leichtigkeit vorstellen, dass sehr viele Leute, die mit anrüchigen, moralisch zweifelhaften Geschäften, unermesslich reich geworden sind, so denken.
Schon seltsam, dass der Mensch immer das Bedürfnis hat, seine (und wären sie noch so schlimme) Taten zu rechtfertigen, zumindest vor sich selbst.
Ich habe noch den Satz im Ohr "wenn es für die Wirtschaft gut ist, ist es auch für dich gut" - der bei uns wahrscheinlich noch heute auf ungeteilten Beifall trifft.
Insgesamt: Trump und Co, kann ich da nur sagen.
Es gibt in der Tat immer Menschen, die von Krisen profitiern. Wie ist das zu werten. Der Icherzähler sagt, "ja, super ist das, wie denn sonst!"
Mein schönster Satz "Der feine Herr von heute ist der Emporkömling von gestern". Wie wahr.
Trump und Co, genau. Die Autobiographie eines unschönen Menschen. Aber dennoch hat mich an dieser Schilderung etwas gestört und ich habe sie als unrund empfunden und dies lag nicht nur am fragmentarischen Konstrukt. Etwas Misstönendes schwingt hier mit. Dennoch ist dieser unrunde Klang nicht vollkommen erklärbar.
 

Literaturhexle

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Du musst doch nur auf das verdeckte Auge klicken. Alles andere ist selbst erklärend. Du gibst dem Spoiler einen Namen und schreibst dann innerhalb der Klammer lustig, was du zu sagen hast. Das bleibt dann verdeckt.
 

Sassenach123

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Erst war ich ein wenig genervt, als ich bemerkte, dass wir es hier wieder mit jemandem aus der Finanzbranche zu tun haben. Doch als mir die Ähnlichkeiten zu der ersten Geschichte bewusst wurden, wendete sich das Blatt.
Ob es wirklich die Geschichte von Benjamins Rask aus einem anderen Blickwinkel ist, davon bin ich noch nicht restlos überzeugt. Natürlich gibt es enorme viele Parallelen und zwei verschiedene Stimmen können sicher auch sehr unterschiedliche Ansichten haben, aber wie gesagt, ein kleiner Zweifel bleibt…..

Das abgehackte wirkt, als ob es sich hier noch um eine Rohfassung des Werkes handelt, und der Verfasser sich Strichpunkte gesetzt hat, um später noch ausführlicher zu ergänzen. Und genau bei diesen Lücken frage ich mich, ob es hier nicht vielleicht Abweichungen zu Benjamin gegeben hätte. Vielleicht ist genau das Fehlen dieser Ereignisse der Schlüssel zu meinem Dilema.

Fakt ist, es ist sehr interessant und ich bin sehr gespannt was uns noch so erwarten wird.
 

Sassenach123

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Zum anderen die Abwertung der Frauen, obwohl er die Intelligenz seiner Frau Mildred doch angeblich so schätzte, auf S. 192:
Das hat mich auch gestört. Frauen an der Börse waren in seinen Augen ja nicht erwünscht. Seine Frau ist belesen und kulturell hebt er ihre Interessen ebenfalls empor. Aber hier müssen wir ja auch wieder davon ausgehen, dass diese Aussagen durchaus geschönt sein können.
 

Sassenach123

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Ja. Und genau dies bringt auch einen etwas unglaubwürdigen Aspekt.
Dieser Teil der beiden Geschichten ist der, der am meisten Auseinanderdriftet. Alles andere schmiegt sich wunderbar an die erste Handlung. Nun kann man auf vielfältige Weise spekulieren warum dies so ist. Und das mache ich gefühlt während des gesamten Abschnitts:rofl
 

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Also langweilig fand ich diesen Abschnitt gar nicht.
Mehr dazu später.
Mich hat er tatsächlich mehr gepackt als der erste Leseabschnitt.
DIe Parallelen zum ersten Buch sind es, die mich nun wachrütteln und interessiert weiterlesen lassen. Was ist wahr? Ist Wahrheit nicht immer eine Frage des Blickwinkels? Spannend!
 

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Erzählen hier wirklich zwei Geschichten dieselbe Story? Oder sind es nur zwei verwandte Schicksale? Da ich doch zur ersten Frage tendiere: Wem ist zu glauben? In wesentlichen Bereichen gibt es große Unterschiede, insbesondere, was die Krankheit der Frau betrifft und die Rolle ihres Gatten beim Tod.
Ich bin mir auch noch nicht sicher, wozu ich tendiere. Ich hatte länger das Gefühl, es geht um verschiedene Generationen. Es gibt diese Ähnlichkeiten, und dann doch wieder Unterschiede, die auffällig sind.
 

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Ach ja, zum ersten Mal kam mir der Gedanke, ob nicht ALLES ganz anders war, und ob nicht der Ehemann seine Ehefrau um die Ecke brachte, und nicht nur in die Schweiz. Also in Text 1 wurde Helen ja mittelbar von Benjamin ermordet.
Sehr interessanter Gedanke, den ich mal für die weitere Lektüre im Hinterkopf behalten werde.
 

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Schön zu sehen, dass ich nicht die einzige bin, die die beiden Geschichten als eben das gesehen hat: ZWEI Geschichten einer ähnlichen Handlung;). Hier wurde so selbstverständlich von einer Identität ausgegangen, dass ich schon an mir gezweifelt habe. Mal gucken, was am Ende rauskommt. Ich glaube, diese Unsicherheit, die unterschiedlichen Einschätzungen, sind genau das, was der Autor beim Leser erzeugen will.
Ich sehe sie auch eher als ähnlich gelagerte Geschichten, aber umso gespannter bin ich auf die weiteren noch ausstehenden Bücher. Werden wir noch weitere ähnlich gelagerte Geschichten zu lesen bekommen? Welche Rolle spielt die konkrete Erzählkonstruktion von Diaz für das erzählte?