Rezension (3/5*) zu Maleficius von Doris Rothweiler

M

Mikka Liest

Gast

Die Grundidee fand ich sehr originell und ansprechend: ein Serienmörder, der seine Taten nach den Motiven bekannter Märchen gestaltet. Eine "Hexe" wird verbrannt, ein "böser Wolf" mit Steinen im Bauch ertränkt... Was erwartet die verängstigte "Pechmarie", und welche Rolle ist der jungen Kommissarin zugedacht, der der Mörder ebenfalls Seiten aus einem alten Märchenbuch hat zukommen lassen?

Welche Märchen wird der Täter noch als grausame Vorlage verwenden, und warum tut er das? Versteht er Märchen als eine Art altmodischer Gesetzgebung - sozusagen eine Anleitung dafür, wie bestimmte Sünden zu bestrafen sind? Oder ist er einfach nur wahnsinnig?

Dazu kommt noch die Tragödie einer jüdischen Mutter und ihrer beiden Kinder im Dritten Reich, die der Geschichte eine ganz unerwartete Dimension gibt und menschliche Abgründe aufdeckt.

Die Geschichte ist eigentlich sehr komplex und baute für mich auch sehr schnell Spannung auf, aber leider, leider verpuffte dann viel dieser Spannung für mich schon sehr früh wieder. Ich fand relativ offensichtlich, wer sich als der Mörder herausstellen würde - und wer den Leser nur auf eine falsche Fährte locken sollte. Sehr, sehr schade!

Allerdings packte mich die Geschichte dann gegen Schluss doch wieder, als klarer wurde, wie das Schicksal der jüdischen Familie in das Gesamtbild passt, denn hier baut die Autorin erschreckende historische Tatsachen sehr kreativ in die Geschichte ein.

Dass die hochschwangere Kommissarin selber ins Visier des Täters gerät, fand ich dagegen etwas klischeehaft. Das kommt in so vielen Krimis und Thrillern vor, und meist wirkt es auch mich eher konstruiert.

Außerdem konnte ich nur den Kopf darüber schütteln, dass Katrin sich und ihr ungeborenes Kind wissentlich dermaßen in Todesgefahr bringt - denn sie weigert sich strikt, sich aus der aktiven Ermittlung zurückzuziehen und in Mutterschutz zu gehen, auch nachdem klar ist, dass der Mörder sie auf dem Kieker hat... Das hat mir einen ansonsten sympathischen Charakter etwas verleidet.

Dabei mag ich Katrin eigentlich wirklich; sie war mir schon im ersten Band der Schwarzwald-Thriller sehr sympathisch. Auch ihr väterlicher Kollege Josef ist meiner Meinung nach ein toller Charakter, und die beiden sind ein großartiges Ermittlerteam. Aber in diesem Band konnte ich oft einfach nicht nachvollziehen, wie Katrin handelt, und auch Josef blieb etwas blasser als im ersten Band.

Der Schreibstil liest sich gut und flüssig, und ich fand ihn angenehm bildlich und anschaulich. Nur manchmal holperte er ein wenig und las sich etwas sperrig, aber das waren immer nur kurze Passagen.

Wäre der Mörder in meinen Augen nicht so offensichtlich gewesen, hätte ich das Buch wahrscheinlich großartig gefunden. Es hat so viele tolle Ansätze, und so viele interessante Ideen....

Fazit:
Eine grandiose Grundidee - ein Mörder, der nach "Anleitung" bekannter Märchen mordet -, eine sympathische Kommissarin, eine interessante Verknüpfung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte... Das hätte einen fantastischen Thriller ergeben können - was aber für mich daran scheiterte, dass ich sehr schnell wusste, wer hinter den Morden steckt. Schade, schade, schade...

Mikka Liest

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 

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