Rezension (3/5*) zu Das Lächeln der Meere: Halbblut von Sofie Capasso

M

Mikka Liest

Gast

Dies war mein zweites Buch von Sofie Capasso, und auch hier entführt die Autorin den Leser wieder in das faszinierende Reich der Meere und ihrer magischen Bewohner. Jäh und drastisch greifen sie in das Schicksal eines jungen Mädchens ein, das dabei die Wahrheit über sich selbst entdeckt und ganz nebenbei die große Liebe findet - und diese Mischung aus Romantik und Fantasy wird sicher vor allem junge Leserinnen ansprechen.

Was mir direkt positiv aufgefallen ist: "Das Lächeln der Meere" hat in meinen Augen deutlich mehr Spannungspotential als Sofie Capassos Debütroman, "Ozeanaugen"! Denn dieses Mal steht Größeres auf dem Spiel als "nur" die Liebe: es gibt einen erbitterten Konflikt zwischen zwei magischen Völkern, und eine uralte Prophezeiung bringt die junge Heldin in echte Lebensgefahr und verlangt ihr ab, alles zu hinterfragen, was sie bisher für wahr und richtig hielt.

Allerdings werden wichtige und sogar dramatische Ereignisse oft relativ distanziert beschrieben, nicht als bunte Szenen, die der Leser unmittelbar miterlebt. Auch zu direkten, lebendigen Dialogen greift die Autorin eher selten; viele Gespräche werden kurz in indirekter Rede zusammengefasst und notwendiges Hintergrundwissen nur knapp umrissen.

Zum Beispiel erfährt Stella durch einen Zufall, dass sie adoptiert wurde, und konfrontiert ihre Eltern damit. "Was nun folgte, war ein langes, ruhiges Gespräch, in dem ihre Eltern ihr erzählten, wie sie in die Familie gekommen war." Diesem interessanten Gespräch hätte ich gerne zugehört!

"Erzähl mir von ihren Sitten und Bräuchen, wie es dort aussieht, einfach alles", verlangt Stella an einer anderen Stelle, aber Laurions Antwort wird nicht weiter ausgeführt, der Leser bleibt also unwissend.

Später im Buch gibt es sogar eine potentiell hochdramatische Szene, in der Stella und Romen beinahe einem Feind in die Hände fallen, die in vier Sätzen sachlicher, indirekter Beschreibung abgehandelt wird. Das nimmt der Spannung wieder etwas den Wind aus den Segeln - auch hier wäre ich lieber direkt dabei gewesen!

Stella ist eine intelligente, selbstbewusste junge Frau, über die ich gerne gelesen habe. Auch ihre beste Freundin Selina war mir sehr sympathisch. Zu manchen der anderen Charaktere gewann ich keinen rechten Zugang, wie z.B. zu Angelo, einem Freund von Stella, oder zu Stellas Familie - wobei letzteres möglicherweise Absicht ist, denn Stella selber hat schon ihr ganzes Leben lang das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören. Dann gibt es da natürlich noch Laurion und Romen, die beide ganz unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Ziele verfolgen, jedoch jeder auf seine Art Eindruck auf Stella machen... Die beiden fand ich grundlegend vielversprechend, ich würde mir aber wünschen, in den Folgebänden wesentlich mehr über sie zu erfahren! Ich denke, die Kürze des Buches hat viel damit zu tun, dass ich manche Charaktere noch nicht richtig kennenlernen konnte.

Die romantischen Szenen fand ich süß und nett geschrieben. Durchaus jugendfrei und damit auch für jüngere Leserinnen gut geeignet!

Der Schreibstil ist einfach, aber gut verständlich und flüssig zu lesen. Nur manchmal haben sich ein paar Wortwiederholungen und kleinere Fehler eingeschlichen - aber nichts Dramatisches, was den Lesefluss stören würde.

Wenn man die Vorschauen am Ende des Buches abzieht, hat das schmale Bändchen nur 117 Seiten. Das hat mich sehr überrascht! Allerdings handelt es sich hier auch um den ersten Teil einer Reihe, keinen in sich abgeschlossenen Einzelband.

Fazit:
Ein (zu?) kurzer Einstieg in eine romantische Fantasyreihe für junge Leserinnen. Die Geschichte und die Charaktere haben viel Potential - für die Folgebände gibt es noch jede Menge Luft nach oben! Der Schreibstil war mir manchmal etwas zu einfach, und spannende Szenen wurden oft nur knapp und distanziert beschrieben, aber "Das Lächeln der Meere" ist dennoch ein vielversprechender erster Band.

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