Rezension Rezension (4/5*) zu Nichts als die Nacht: Novelle von John Williams.

RuLeka

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Buchinformationen und Rezensionen zu Nichts als die Nacht: Novelle von John Williams
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Beeindruckendes Erstlingswerk

John Williams:“Nichts als die Nacht“
Der amerikanische Schriftsteller John Williams (1922 -1994) hat insgesamt vier Bücher veröffentlicht (ein fünftes blieb unvollendet). Mit „Stoner“, seinem zweiten Buch, wurde er vor ein paar Jahren wiederentdeckt und der Roman war international ein großer Erfolg. Nun ist sein Debüt ins Deutsche übersetzt worden, eine Novelle.
Alle Bücher von ihm eint, dass sie eigentlich wenig Gemeinsames haben:
„Stoner“ - ein Campusroman über einen vom Leben hart geprüften Literaturprofessor
„Butcher´s Crossing“ - eine Art Anti-Western über eine Gruppe Büffeljäger
„Augustus“ - ein Briefroman über das Alte Rom
Von den Themen, vom Stil und von der Form her sind das völlig unterschiedliche Bücher. Das Gemeinsame im Werk von John Williams ist, dass alle Bücher „dunkle Parabeln des Scheiterns sind.“ (so der Kritiker Wolfgang Schneider)
So auch hier:
Hauptfigur ist Arthur Maxley, ein Student Ende Zwanzig, ein Einzelgänger, der sich durch den Tag treiben lässt oder eher getrieben wird. Die Erzählung spielt an einem einzigen Tag im Leben von Arthur Maxley. Wir begleiten ihn vom Aufwachen am Morgen, nach einem Albtraum bis mitten in die Nacht. Dazwischen haben wir einen Barbesuch, Mittagessen mit einem Bekannten, das Treffen mit dem Vater, zu dem er seit Jahren kaum mehr Kontakt hat, der Besuch eines Nachtclubs und das Zusammentreffen mit einer betrunkenen Schönen, das in einem Gewaltausbruch endet. Und über allem liegt der Schatten eines traumatischen Geschehens aus der Kindheit, das Arthur versucht zu verdrängen (u.a. mit sehr viel Alkohol).
Die Stimmung, die die Geschichte auszeichnet, ist äußerst bedrückend: eine Mischung aus Einsamkeit, Überdruss, Unruhe und Lebensekel. ( Hierin erinnert der Protagonist an die Figuren des frz. Existentialismus.)
Gegen Ende erfährt der Leser, was damals in der Kindheit tatsächlich geschehen ist.
John Williams dringt tief in die Psyche dieses traumatisierten Mannes ein. Es gibt surrealistische Passagen, in der die Figur sich in Wahn- und Traumbildern verliert. Geschrieben ist die Geschichte in einer ausdrucksstarken, bilderreichen Sprache. Zwar sind nicht alle Metaphern völlig stimmig, doch finden sich immer wieder intensive, berührende Abschnitte.
John Williams hat sich später von seinem Debüt distanziert. Und sicherlich sind seine folgenden Romane wesentlich ausgereifter. Doch wenn man bedenkt, wie jung der Autor bei der Niederschrift war, nämlich 22 Jahre, so ist „Nichts als die Nacht“ ein beeindruckendes Erstlingswerk. Entstanden ist das Buch, als sich 1944 John Williams schwer verletzt von einem Flugzeugabsturz erholte. Simon Strauß hat ein informatives Nachwort dazu geschrieben.

 

Literaturhexle

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Dieser Roman konnte mich nicht so sehr überzeugen. Der Protagonist blieb mir fremd, seine Träume waren mir nicht nachvollziehbar. Waren es nicht Gewaltphantasien....
Nicht mein Buch, die anderen in der Runde waren aber gnädiger ;)
 

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John Williams:“Nichts als die Nacht“
Der amerikanische Schriftsteller John Williams (1922 -1994) hat insgesamt vier Bücher veröffentlicht (ein fünftes blieb unvollendet). Mit „Stoner“, seinem zweiten Buch, wurde er vor ein paar Jahren wiederentdeckt und der Roman war international ein großer Erfolg. Nun ist sein Debüt ins Deutsche übersetzt worden, eine Novelle.
Alle Bücher von ihm eint, dass sie eigentlich wenig Gemeinsames haben:
„Stoner“ - ein Campusroman über einen vom Leben hart geprüften Literaturprofessor
„Butcher´s Crossing“ - eine Art Anti-Western über eine Gruppe Büffeljäger
„Augustus“ - ein Briefroman über das Alte Rom
Von den Themen, vom Stil und von der Form her sind das völlig unterschiedliche Bücher. Das Gemeinsame im Werk von John Williams ist, dass alle Bücher „dunkle Parabeln des Scheiterns sind.“ (so der Kritiker Wolfgang Schneider)
So auch hier:
Hauptfigur ist Arthur Maxley, ein Student Ende Zwanzig, ein Einzelgänger, der sich durch den Tag treiben lässt oder eher getrieben wird. Die Erzählung spielt an einem einzigen Tag im Leben von Arthur Maxley. Wir begleiten ihn vom Aufwachen am Morgen, nach einem Albtraum bis mitten in die Nacht. Dazwischen haben wir einen Barbesuch, Mittagessen mit einem Bekannten, das Treffen mit dem Vater, zu dem er seit Jahren kaum mehr Kontakt hat, der Besuch eines Nachtclubs und das Zusammentreffen mit einer betrunkenen Schönen, das in einem Gewaltausbruch endet. Und über allem liegt der Schatten eines traumatischen Geschehens aus der Kindheit, das Arthur versucht zu verdrängen (u.a. mit sehr viel Alkohol).
Die Stimmung, die die Geschichte auszeichnet, ist äußerst bedrückend: eine Mischung aus Einsamkeit, Überdruss, Unruhe und Lebensekel. ( Hierin erinnert der Protagonist an die Figuren des frz. Existentialismus.)
Gegen Ende erfährt der Leser, was damals in der Kindheit tatsächlich geschehen ist.
John Williams dringt tief in die Psyche dieses traumatisierten Mannes ein. Es gibt surrealistische Passagen, in der die Figur sich in Wahn- und Traumbildern verliert. Geschrieben ist die Geschichte in einer ausdrucksstarken, bilderreichen Sprache. Zwar sind nicht alle Metaphern völlig stimmig, doch finden sich immer wieder intensive, berührende Abschnitte.
John Williams hat sich später von seinem Debüt distanziert. Und sicherlich sind seine folgenden Romane wesentlich ausgereifter. Doch wenn man bedenkt, wie jung der Autor bei der Niederschrift war, nämlich 22 Jahre, so ist „Nichts als die Nacht“ ein beeindruckendes Erstlingswerk. Entstanden ist das Buch, als sich 1944 John Williams schwer verletzt von einem Flugzeugabsturz erholte. Simon Strauß hat ein informatives Nachwort dazu geschrieben.


... Danke für die aussagekräftige Rezension. Um diesen Titel schleiche ich schon seit Monaten herum.
 
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