4. Leseabschnitt: Kapitel 4 (S. 102 bis Ende)

MRO1975

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11. August 2018
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McEwan hatte sicherlich seinen Spaß als er das alles geschrieben hat. Ich fühle mich allerdings weniger bespaßt. Das ist doch alles recht durchsichtig.

Es geht auch in diesem LA weiter wie bisher. Höhepunkte sind die Abstimmung um das R-Gesetz und der Bruch der Pairing-Vereinbarung durch die Rückdreher als Anspielung auf die beabsichtigte Außerkraftsetzung des Parlaments durch Boris Johnson. Schließlich tritt das Gesetz in Kraft und die Kakerlaken haben ihre Schuldigkeit getan und kehren dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Ziel des Unternehmens war tatsächlich nur, die Menschen ins Chaos zu stürzen, damit die Kakerlaken ein besseres Leben haben. Naja...
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
4.048
11.068
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50
Wadern
querleserin.blogspot.com
McEwan hatte sicherlich seinen Spaß als er das alles geschrieben hat. Ich fühle mich allerdings weniger bespaßt. Das ist doch alles recht durchsichtig.

Es geht auch in diesem LA weiter wie bisher. Höhepunkte sind die Abstimmung um das R-Gesetz und der Bruch der Pairing-Vereinbarung durch die Rückdreher als Anspielung auf die beabsichtigte Außerkraftsetzung des Parlaments durch Boris Johnson. Schließlich tritt das Gesetz in Kraft und die Kakerlaken haben ihre Schuldigkeit getan und kehren dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Ziel des Unternehmens war tatsächlich nur, die Menschen ins Chaos zu stürzen, damit die Kakerlaken ein besseres Leben haben. Naja...
Meine Enttäuschung über das Ende ist ebenfalls groß. Chaos den Menschen, es leben die Kakerlaken...werde mir den Schluss noch mal in Ruhe ansehen, aber befriedigend ist das nicht und auch nicht ausgereift...
 

MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
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Meine Enttäuschung über das Ende ist ebenfalls groß. Chaos den Menschen, es leben die Kakerlaken...werde mir den Schluss noch mal in Ruhe ansehen, aber befriedigend ist das nicht und auch nicht ausgereift...
Mich beschleicht das Gefühl, eine derart offensichtliche Parabel wäre mir auch gerade noch eingefallen - was kein gutes Zeichen ist, da ich literarisch nicht sehr begabt bin.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Mich beschleicht das Gefühl, eine derart offensichtliche Parabel wäre mir auch gerade noch eingefallen - was kein gutes Zeichen ist, da ich literarisch nicht sehr begabt bin.
Da muss man nichts interpretieren, alles wird auf dem Silbertablett serviert - ganz weit weg von Kafka!
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Auch wenn es eine einfache Geschichte ist, bin ich nicht unzufrieden. Denn leider ist etwas Wahres daran. Einige in der Politik bewegen sich leider sehr poltrig und egoistisch durch die Welt, ohne an die Folgen zu denken und sind eigentlich Gefährder ihrer eigenen Art. Und das ein englischer Autor so eine Geschichte verfasst, der zusieht, wie sein Land in den Abgrund rast, erscheint mir schlüssig. Vielleicht erreicht dieses Buch in Großbritannien eben durch dieses Thema Aufmerksamkeit und gewinnt dadurch Leser und vielleicht überzeugt er damit ja in seinem Land jemanden. Man kann dies nur hoffen. Und vielleicht sehen ja in unserem Land und in anderen Ländern die Menschen Parallelen zu ähnlichem Geschehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass dies bei Ian McEwan Lesern nötig wäre. Aber eventuell gewinnt dieses Buch durch eine aufkommende Diskussion ja an Aufmerksamkeit und erreicht dadurch auch ein größeres Spektrum an Lesern. Aber was soll ein Autor tun, außer zu schreiben! Nichts tun bringt ja auch nichts! Und eine etwas einfachere Geschichte erreicht ja auch mehr Leute, oder?
 

claudi-1963

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29. November 2015
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60
Also ich bin auch mehr als enttäuscht über das Buch, ich hätte mir dann doch etwas mehr Satire gewünscht. Mir war das alles zu trocken und teilweise sogar unverständlich geschrieben.
Der letzte Abschnitt war zwar wieder verständlich, aber so ganz ist mir die Attacke der Kakerlaken noch nicht klar. Was haben sie den durch die Geldumkehr als Kakerlaken erreicht? Nur das sich das britische Volk so selbst kaputtmacht und sie sich durch die Armut vielleicht mehr verbreiten können?
Die Intrige die er gegen den Außenminister gesponnen hat, hat mich an viele Parallen zur heutigen Politik geführt. Da spürt man auch wenn einem ein Politiker nicht passt, dann sucht man bis man was findet.
Ich bin mir allerdings nicht sicher ob McEwan da wirklich den Ottonormal Verbraucher erreicht mit dieser Geschichte.
Dazu ist sie mir dann an manchen Stellen doch zu öde und kompliziert verfasst und zudem fehlt mir der Humor. Also für mich ist das wirklich kein literarisches Meisterwerk, was er da geschrieben hat. Zwar ist der englische Humor etwas anderes wie unserer, aber meist ist der ja noch extremer wie unserer. Hier in diesem Buch habe ich davon leider zu wenig gespürt. Also ich muss ehrlich sagen, wäre das Buch nicht so kurz gewesen, ich wüsste nicht ob ich das zu Ende gelesen hätte, es ist schon sehr speziell. Und auch der Titel Kakerlake lässt da auf etwas anderes hoffen. Da ist das Kafka Buch von dem er die Idee hat bei weitem interessanter als diese politische, trockene Satire.
Auch der Preis von 19 Euro für dieses Buch wäre mir persönlich zu viel.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Auch wenn es eine einfache Geschichte ist, bin ich nicht unzufrieden. Denn leider ist etwas Wahres daran. Einige in der Politik bewegen sich leider sehr poltrig und egoistisch durch die Welt, ohne an die Folgen zu denken und sind eigentlich Gefährder ihrer eigenen Art. Und das ein englischer Autor so eine Geschichte verfasst, der zusieht, wie sein Land in den Abgrund rast, erscheint mir schlüssig. Vielleicht erreicht dieses Buch in Großbritannien eben durch dieses Thema Aufmerksamkeit und gewinnt dadurch Leser und vielleicht überzeugt er damit ja in seinem Land jemanden. Man kann dies nur hoffen. Und vielleicht sehen ja in unserem Land und in anderen Ländern die Menschen Parallelen zu ähnlichem Geschehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass dies bei Ian McEwan Lesern nötig wäre. Aber eventuell gewinnt dieses Buch durch eine aufkommende Diskussion ja an Aufmerksamkeit und erreicht dadurch auch ein größeres Spektrum an Lesern. Aber was soll ein Autor tun, außer zu schreiben! Nichts tun bringt ja auch nichts! Und eine etwas einfachere Geschichte erreicht ja auch mehr Leute, oder?

Also ich empfinde die Geschichte nicht als einfach, sie hat machen Sätze die nicht gerade einfach formuliert wurden. Für politisch interessierte mag das Buch sicher interessant sein, alle anderen Leser werden sich garantiert mit diesem Werk schwer tun.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Also ich empfinde die Geschichte nicht als einfach, sie hat machen Sätze die nicht gerade einfach formuliert wurden. Für politisch interessierte mag das Buch sicher interessant sein, alle anderen Leser werden sich garantiert mit diesem Werk schwer tun.
Die Sätze habe ich nicht gemeint. Man muss schon genauer lesen. Aber die Geschichte ist etwas einfach gestrickt. Das meinte ich. Ich habe mich wahrscheinlich etwas ungenau ausgedrückt. :)
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Die Sätze habe ich nicht gemeint. Man muss schon genauer lesen. Aber die Geschichte ist etwas einfach gestrickt. Das meinte ich. Ich habe mich wahrscheinlich etwas ungenau ausgedrückt. :)
Ja das stimmt, da muss ich dir zustimmen, sie ist wirklich recht einfach gestrickt, aber das ist das Kafka Buch (Die Verwandlung) auch. Trotzdem hatte ich hier das Gefühl wie wenn sie noch nicht zuende gedacht wurde.
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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2.369
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52
Was haben sie den durch die Geldumkehr als Kakerlaken erreicht? Nur das sich das britische Volk so selbst kaputtmacht und sie sich durch die Armut vielleicht mehr verbreiten können?

Nun ja, die Kakerklaken tun das, was man von vielen Politiker*innen vermutet: Sie arbeiten so, dass sie am Ende die Nutznießer sind. Das Volk ist ihnen egal. Wobei ich persönlich dieses Fazit allerdings nicht auf die Politik allein beziehen würde, sondern letztlich auf die meisten von uns.

Ich bin mir allerdings nicht sicher ob McEwan da wirklich den Ottonormal Verbraucher erreicht mit dieser Geschichte.

Das wage ich auch zu bezweifeln. Ich empfinde das Buch insgesamt entgegen meinem anfänglichen Eindruck jetzt nicht als kompliziert geschrieben (wobei kompliziert natürlich Geschmackssache ist), sondern schon als direkt. Allerdings denke ich, dass Menschen, die zu diesem Buch greifen, auch von allein auf das Fazit insgesamt kommen. Und die anderen glauben halt das, was sie glauben wollen ...
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Die Mission der Kakerlaken, die anfangs erwähnt wurde, ist also, das eigene (Über-)Leben zu sicher bzw. zu verbessern. Habe ich das richtig verstanden? Allerdings finde ich da den Ruf von etwas "Höherem" etwas hoch gegriffen, wobei das natürlich auch wieder subjektiv ist.
Die Kakerlaken treten auf, um den Volkswillen durchzusetzen, allerdings spielt dieser im Verlauf der Handlung eine immer geringere Rolle, stattdessen manipuliert Sims denselben, indem er gezielt Informationen streut. Das ist etwas, was ich für durchaus realistisch halte, wohinter man aber mit etwas gesundem Menschenverstand auch von allein kommen kann. Und da stellt sich mir wieder die Frage nach den Adressaten des Buches. Ich denke, wenn man zu einem solchen Buch greift, tut man es mit einer bestimmten Intention. D.h. für mich, dass man schon ein wenig Einblick in die Materie hat. Aber dann braucht man vielleicht nur einen erneuten Anstupser. Doch die breite Masse, die auf alles reinfällt? Wobei mir schon klar ist, dass die breite Masse wahrscheinlich durch nichts zu überzeugen ist. Ich kenne einige Menschen, die auch meinen, wenn unser kleines Deutschland von allen abgeschottet lebte, ginge es uns viel besser. Aber das sind eben Menschen, die ich auch in anderer Hinsicht für dumm halte. Und die bestimmt nicht zu einem Buch greifen, um irgendetwas zu reflektieren. Doch vielleicht ist das einfach ein anderes Problem.
Amüsant fand ich beim Lesen das Gespräch mit der Kanzlerin. Auch die Darstellung der Meinungsmache ist treffend, genau wie das Gerangel und die Intrigen in der Politik, aber auch da muss ich zugeben, dass ich nicht viel Neues gelernt habe.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Auch wenn ich nicht glaube, dass dies bei Ian McEwan Lesern nötig wäre.
Genau da sehe ich das Problem. Diese Leser*innen werden größtenteils enttäuscht sein, da sie von McEwan anderes gewohnt sind. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass er im Anblick dessen, was in seinem Land zurzeit gerade alles schief geht, und aufgrund seiner Verzweiflung dagegen anschreiben will und das auch zeitnah, um etwas erreichen zu können. Alles verständlich, aber ich wiederhole mich, es geht leider zu Lasten der literarischen Qualität und das hat mich enttäuscht.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Die Mission der Kakerlaken, die anfangs erwähnt wurde, ist also, das eigene (Über-)Leben zu sicher bzw. zu verbessern. Habe ich das richtig verstanden?
Ja, das habe ich auch so verstanden. Ist es das, was McEwan den Politikern vorwirft? Nur auf ihr eigenes politisches Überleben abzuzielen - keine größeren Ziele zu verfolgen. Die Klimadebatte ist dafür ein gutes Beispiel, wer will schon daran denken, was in der Zukunft der Erde bevorsteht - ihn/sie betrifft es dann ja nicht mehr - die Kakerlaken werden immer überleben.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Aber was soll ein Autor tun, außer zu schreiben! Nichts tun bringt ja auch nichts! Und eine etwas einfachere Geschichte erreicht ja auch mehr Leute
Das habe ich mir genau auch gedacht. McEwan muss innerlich kochen. Dieses ist sein Aufguss. Nicht sehr tiefgründig, er überspitzt bewusst das Offensichtliche, das allerdings gewandt und unterhaltsam. Mehr Menschen erreicht er auf diese Weise, nicht mit Hochliteratur.
Da ist das Kafka Buch von dem er die Idee hat bei weitem interessanter als diese politische, trockene Satire.
Richtig. Die Anlehnung an Kafka, den Meister des Verborgenen, Versteckten, mit dem Millionen Schüler durch Interpretationen gequält wurden..... - diese Anlehnung ist selten deplatziert.
Allerdings denke ich, dass Menschen, die zu diesem Buch greifen, auch von allein auf das Fazit insgesamt kommen. Und die anderen glauben halt das, was sie glauben wollen ...
Natürlich: Die Freunde Boris Johnsons und seiner Politik werden dieses Buch großzügig auslassen und es als billige Polemik abstempeln.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich glaube, es gibt heutzutage leider etliche Politiker, die nichts im Blick haben, schon garnicht das Wohl von irgendwem höchstens da eigene. Sie tun Dinge, weil sie es können. Ich frage mich ehrlich gesagt nur, was Leute denken oder bezwecken, die solche wählen. Insofern scheint mir die Welt reichlich abgedreht.
Da ist der Vergleich mit den Kakerlaken nicht so schlecht.
Ich habe auch den Eindruck gewonnen, dass der Autor das Buch ziemlich hingerotzt hat. Vielleicht hatte er einfach die Not, etwas zu schreiben (vor der Wahl).
 

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
1.316
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52
Wobei ich zu der Fraktion gehöre, die nicht nur den Politiker*innen die Schuld gibt. Ich kann z.B. Themen wie CO2-Ausstoß schon nicht mehr hören, ohne daran zu denken, was an der Schule bei mir gegenüber abgeht, wenn Schulschluss ist: Ein dickes Auto nach dem anderen blockiert die Straße (und unsere Stellplätze), um ein (!) Kind einzuladen und zu fahren.

Natürlich: Die Freunde Boris Johnsons und seiner Politik werden dieses Buch großzügig auslassen und es als billige Polemik abstempeln.

Wobei ich meine Aussage gar nicht auf die gemünzt habe, sondern auch auf den normalen Menschen auf der Straße. Diejenigen, die jeden Mist glauben, nur weil sie ihn glauben wollen.