Penelopes Geschichte ist traurig, und ganz bestimmt in dreierlei Hinsicht gemeint. Zum einen findet man hier den Bezug zu Zusaks Eltern wieder, die ja bekanntermaßen aus Europa geflüchtet sind, zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Zweitens wird die Geschichte Polens und die Loseisung vom Übermächtigen Großen Bruder beleuchtet, das entspricht auch der realen Handlung und es läßt sich durch die Gewerkschaft Solidarność zeitlich sehr gut einordnen (entstanden 1980 bei einem Streik - ich saß damals als Teenie mit großen Augen vor unserem Ostdeutschen Fenrseher). Aber nicht zuletzt sehe ich auch einen Bezug zur heutigen Flüchtlingsbewegung. Zusak hat wie viele andere Autoren auch ein deutliches Bild gewählt.
Der Vater Waldek wird mit einem Standbild Stalins verglichen, und ist doch so weich und weitsichtig, seiner Tochter eine Zukunft zu schenken, ohne an sich zu denken. Auch das ist ein Bild, bei dem es mir eiskalt den Rücken runterläuft. Wie sich Menschen im Ostblock verstecken und nach außen hin verbiegen mussten...
Ihre Ankunft in Wien ist mehr als traurig, und das Geburtstagslied in den Österreichischen Alpen setzt für mich dem Ganzen die Krone auf. Hoffnung schöpft sie erst in ihrer neuen Heimat, auch wenn sie zunächst nur putzt spart sie für ein Klavier. Und an dem Tag, als sie von Waldeks Tod hört, versinkt sie eben nicht in Trauer, sondern feiert das Leben mit einem Klavierkauf.
Ich gehe davon aus, dass Penelope da schon in Sydney ist, denn die Falschlieferung des Klaviers landet bei Michael Dunbar in der Pepper Street 37, bei dem Mörder...
Die Portugiesische Galeere (urgs, denen möchte ich nicht begegnen...) fand ich etwas verwirrend, aber Penelope kommt in November an (noch nicht richtig Sommer, aber schon sehr heiß)
Der zweite Strang, in der Gegenwart, offenbar ein Tag nachdem der Mörder auftauchte und ein paar Tage danach ist geprägt von Clays Abschied. Das liest sich nur mit einem dicken Kloß im Hals...ich frage mich, warum ausgerechnet er zum Vater will und as offenbar zum Scheitern verurteilte Projekt der Brücke und sicher auch des Versuches der Annäherung an seinen Vater angeht („Bridge of Clay“). Hat er damals, als die Mutter starb und der Vater sie verließ (was war als erstes?) besonders gelitten und warum? Trainiert er deshalb so hart und ist auf Schläge aus? Was bedeuten die Wäscheklammern? Er nimmt sich wieder eine mit, von der Leine, an dem Morgen als er geht.
Es ist beeindruckend, wie alle zu ihm stehen, doch diesen Eindruck hatte ich von Beginn an. Die Brüder sind verschweißt und retten sich gegenseitig, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Und Carey ist toll, dass sie ihn ziehen lässt...
Um ehrlich zu sein bin ich neugieriger auf die Vergangenheit als auf die Gegenwart...denn dort sehe ich viele Antworten. Aber wer weiß, vielleicht irre ich mich.