2. Story: "Die Mutterzelle" (Seite 125 bis 140)

Die Häsin

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Mich erinnert diese Diskussion gerade an das, was mein Mann immer über die Evolutionstheorie sagt. Das Kreationismusdenken ist in uns (na gut, nicht in allen, aber in sehr vielen Leuten) so fest verankert, dass selbst in wissenschaftlichen Naturkundedokus Sätze fallen wie "die Giraffe hat sich perfekt an das Leben in der Savanne angepasst" oder "jeder Darwinfink hat eine ökologische Nische belegt".

Genauso gut könnte man sagen "die Schwerkraft will, dass ich falle" - was ja manche Menschen tatsächlich so sagen.
Mein Mann als Biologie rollt da immer mit den Augen. Die Giraffe passt sich nicht an, und der Darwinfink belegt nichts. Jede Spielart des Darwinfinken belegt keine Nische, sondern ist selbst die Nische. Die einzige Kraft, die in der Evolution wirkt, ist die des Faktischen.

ps. Der Herr Hase hat sich ja auch perfekt an mich angepasst mit seinen langen Ohren .... :rolleyes: o_O:grinning:grinning
 
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7 Mütter, allesamt Mütter von Mörderkindern, die alle ein Haustier hatten, ziehen in ein und dieselbe Region. Sie treffen sich und reden. Allesamt leben sie ohne die Väter weiter, die wohl so weitermachen können wie zuvor, ihrer Arbeit nachgehen, zum Teil nochmal geheiratet haben. Den Müttern jedoch liegt die Schuld ihrer Kinder schwer auf dem Herzen. Eine hätte ihr Kind lieber als kleines Kind getötet, als nun das durchmachen zu müssen. Eine andere sinniert darüber, dass auch ihre Kinder eine unschuldige Seite hätten. Eine dritte starb bereits an Krebs. Es gibt keine Wiedergutmachungsmöglichkeit. Wie sollen die Mütter mit dieser Schuld weiter leben?

Die Geschichte ist schockierend. Sie thematisiert auch die Sensationslust der Öffentlichkeit und beinhaltet insofern Gesellschaftskritik.

Ich schau jetzt mal, was bereits diskutiert wurde...
 

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Schon der doppeldeutige Titel macht klar, dass diese Mütter selbst wie Gefangene sind. Sie bilden zusammen eine Zelle, aber sie leben wie ihre Kinder auch fast in einer solchen. Denn durch die Taten der Kinder sind sie selbst gebrandmarkt.
Das bringt es gut auf den Punkt. Man fragt sich natürlich direkt, warum dies nur die Mütter betrifft, nicht aber die Väter. Sie leben ihr normales Leben anscheinend weiter...
Wir erfahren nicht, was die Kinder getan haben, es bleibt alles vage, warum die Mütter sich treffen ...
sie agieren jedenfalls nicht so, wie ich es erwartet hätte.
Ich denke, sie bilden eine Schicksalsgemeinschaft, büßen in gewisser Weise auch für die Taten ihrer Kinder. Sie sind von der übrigen Gesellschaft separiert, müssen auch befürchten, ebenfalls als kriminell abgestempelt zu werden. (s. die Geschichte mit dem Bär)
Wobei sie Wert darauf legen, KEINE Selbsthilfegruppe (138) zu sein - das wäre verdächtig. Sie wollen es nicht sein, sind es aber irgendwie doch, oder?
Definitiv
 

GAIA

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Diese Geschichte hat mir zwar nicht mehr genauso gut gefallen, wie "Im Zug", trotzdem gefällt mir der Clou, dass es hier um eine Nachbarschaft von Müttern von Mörder:innen geht. Das "-innen" finde ich hier auch wichtig, da zwar sehr selten, aber eben nicht gar nicht Frauen auch morden. Gerade die Unterhaltungen über Oberflächliches und auch wieder Tiefsinniges ist gerade das absurd-alltägliche hier. Mal von bestimmten speziellen Themen abgesehen (wenn eben das Kind gemordet hat) könnte das auch ein Treffen von einer zusammengewürfelten Frauengruppe sein.
Auch hier gibt es die Hierarchie nach Weisheit sprich Lebensalter. Die Älteste hat das letzte Wort.
Interessant der Titel "Die Mutterzelle", fast wie bei einer "Terrorzelle", aber natürlich sind die Mörder:innen auch aus einer Zelle der Mutter entstanden.