Mich hat das Motiv mit dem Flussgott neugierig gemacht, deshalb habe ich mal angefangen zu googeln, aber besonders schaurige Flussgötter nicht gefunden. Typisch ist die Darstellung eines halb liegenden monumentalen Mannes. Es gibt eine Darstellung (der Gott des Flusses Tyne in Newcastle), die ich gruselig finde, aber das ist eine moderne Statue. Bild
hier .
Das Motiv der vergessenen Götter im Exil ist nicht neu, in Jean Rays Roman "Malpertuis" ist es das Hauptthema. Götter, die in einer Art Hospiz leben und in Demenz versinken, weil sich niemand mehr um sie kümmert. Diese Geschichte, die Pam erzählt, hätte ich wirklich gern gelesen (wenn es sie gibt). Sie wäre ganz nach meinem Geschmack.
"Das Leben war wie ein Spiegel, der nicht wusste, was er reflektierte." Was für ein herrlicher Satz! Und auch auf der nächsten Seite: "Im zarten Mondlicht sah alles tödlich aus", sogar so triviale Dinge wie angemalte Zehennägel. Vermutlich können diese armen Mütter nichts von dem, was sie sehen und was ihnen begegnet, jemals wieder in einem anderen Licht sehen als von persönlichem Schuldgefühl und der Begegnung mit tödlicher Gewalt "beleuchtet". Ich stelle mir vor, dass es ihnen ähnlich geht wie tatsächlichen Gewaltopfern; das ganze Leben zerfällt in ein Davor und ein Danach. Das Danach ist verdunkelt und auch das Davor hat seinen Glanz verloren, weil es sich als Illusion entpuppt hat.
Dass ein Säugling als "it" bezeichnet wird, der vorher schon als Tochter eingeführt wurde, klingt für mich komisch.
Wenn, dann ist es ein Übersetzungsfehler. Da der Tochter Barbaras zuvor aber einige Sätze gewidmet waren, hätte in dem Fall auch das Lektorat geschlafen. Es tröstet mich, dass auch ihr keinen tieferen Sinn darin seht
Es steht ja ausdrücklich da "ihn als Säugling". Dafür gibt es keine Entschuldigung, selbst wenn es korrekt "der Säugling" heißt, würde man sich an ein weibliches Baby nicht mit den Worten "ihn als Säugling" erinnern. Kann wohl nur ein Übersetzungsfehler sein, obwohl es natürlich naheliegt, dahinter einen tieferen Sinn sehen zu wollen ... geht mir nicht anders ...
Das Ende der Geschichte hat mir sehr gefallen. Das ist echte Resilienz, die wir da zu sehen bekommen. Etwas ähnliches klingt ja schon vorher an, wenn eine der Frauen sagt, dass auch eine Baumkrankheit wie Pflanzengalle für die Erde nützlich sein könnte.
Die Geschichte hat mir besser gefallen als "Im Zug", aber das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass es darin um alte Weiber geht.
ps. Ich habe übrigens auch nach dem Motiv der überdachten Brücke gegoogelt, weil mir das so fremdartig vorkam: Der Teil in uns, der nie gesündigt hat, ist "derselbe Teil, der nie geboren wurde und nie sterben wird, folglich war er belanglos" und man könnte genausogut einen Teller "mit dem Motiv einer überdachten Brücke drauf anreden". Die überdachte Brücke spielt eine wichtige Rolle in dem Film "Die Brücken am Fluss", nämlich die "Cedar Bridge", auf der sich Meryl Streep und Clint Eastwood geküsst haben. Könnte die Autorin an diese Brücke gedacht haben? Sie ist übrigens 2002 abgebrannt, anscheinend durch Brandstiftung. Sehr symbolträchtig!