2. Leseabschnitt: Zweites Stück (Seite 65 bis 113)

Irisblatt

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15. April 2022
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Ich frage mich, was Astrid Lindgren meinte mit "Ein ergreifendes und hinreißend lustiges Buch..."
Hinreißend lustig finde ich es auch nicht, aber ich amüsiere mich tatsächlich, wenn er seine spontanen Einfälle hat - das hat bei aller Tragik des Kontextes auch etwas Lustiges, Verspieltes. Ich musste an einer anderen Stelle sofort an Astrud Lindgren denken und habe mich gefragt, ob sie sich von Hamsun hat inspirieren lassen. Auf S. 78 erfindet er sein geniales Wort "Kuboaa" und sinnt über dessen Bedeutung nach. Pipi erfindet das Wort "Spunk" und es beginnt eine lange Suche nach diesem Spunk, der sich letztendlich als Käfer vor ihrer Haustür entpuppt. Ich musste sofort daran denken.
Mich ärgert es zunehmend wie dieser Mann durchs Leben geht. Er benimmt sich trotz seiner Bedürftigkeit als wäre er eine bedeutende Persönlichkeit.
Für mich fällt das unter Verdrängung, Schönreden und Selbstschutz natürlich mit verheerenden Folgen. Das ist bitter, man könnte es auch als dumm bezeichnen, aber das Verhalten ist für mich vorstellbar und passt zum Protagonisten
Für mich ist es eine geniale und kunstvolle Charkterstudie darüber, wie es einem ergehen kann, wenn der Erfolg ausbleibt und man gesellschaftlich wertlos ist. Was macht dies mit dem Selbstbild? Man spürt in unserem Prota eine starke Zerrisssenheit, die ich sehr realistisch dargestellt werde. Ein ständiger Widerstreit zwischen dem Kampf nach dem nackten Überleben und der Aufrechterhaltung eines bißchen Würde.
Ich glaube perment hungern zu müssen, treibt einen an den Rande des Wahnsinns.
Es steckt auch viel Sozialkritik drin, wie ich finde.
Das sehe ich ganz genauso.
 

Irisblatt

Bekanntes Mitglied
15. April 2022
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Mich beschäftigt tatsächlich die Vergangenheit unseres Hungerkünstlers, fürchte aber, dass wir darüber nichts erfahren werden. Wo ist seine Familie? Er scheint keine Freunde zu haben, erinnert sich an Bekannte, die er mal in irgendeinem Café getroffen hat. Das wirkt alles sehr lose, nicht eingebunden in einen sozialen Kontext. Er ist allein - es wirkt fast so als ob er nach Kristiania gegangen sei in der Hoffnung auf ein besseres Leben (?). Er kann auch nicht mit Menschen umgehen - vielleicht ist das auch ein Grund für seine seltsame Art mit erfundenen Geschichten in Kontakt zu anderen zu treten.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
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Mich beschäftigt tatsächlich die Vergangenheit unseres Hungerkünstlers, fürchte aber, dass wir darüber nichts erfahren werden. Wo ist seine Familie? Er scheint keine Freunde zu haben, erinnert sich an Bekannte, die er mal in irgendeinem Café getroffen hat. Das wirkt alles sehr lose, nicht eingebunden in einen sozialen Kontext. Er ist allein - es wirkt fast so als ob er nach Kristiania gegangen sei in der Hoffnung auf ein besseres Leben (?). Er kann auch nicht mit Menschen umgehen - vielleicht ist das auch ein Grund für seine seltsame Art mit erfundenen Geschichten in Kontakt zu anderen zu treten.
Auch bei der Schilderung der Bekannten hatte ich so meine Probleme, da ich den Wahrheitsgehalt nie ermessen konnte