2. Leseabschnitt: Zweiter Teil Buch I. (Seite 91 bis 149)

RuLeka

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30. Januar 2018
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Auf S. 145 'Dann begriff ich, dass die Frau vom Weinen des Babys aufgewacht sein musste, und öffnete die Tür.'
Und Du kannst Dir vorstellen, dass Olenka das selbst verursacht hat, selbst wie ein Baby geweint hat? (So gut, dass das für die Nachbarin überzeugend war?) Das fände ich schon sehr schräg!
Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
 
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Literaturhexle

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Sie hat sich vielleicht in Fantasien um ein problemlos ausgetragenes Baby nineingesteigert und dabei selbst Geräusche gemacht.
Offenbar hat Olenka Probleme, den Tod des Babys zu realisieren. Ich denke an eine Fehlgeburt im fortgeschrittenen Stadium. Sie ist ganz alleine mit sich, die Gefühle fahren Achterbahn.
Die Nachbarin spürt, dass etwas nicht stimmt - warum auch immer. Für Olenka ist die logische Erklärung, dass jene das Geschrei gehört hat, das es aber gar nicht gab.
Olenka leidet, hat eine Psychose oder etwas Ähnliches. Ich würde nicht soweit gehen, anzunehmen, dass sie selbst Geräusche gemacht hat.
 

GAIA

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Thüringen
Ich würde nicht soweit gehen, anzunehmen, dass sie selbst Geräusche gemacht hat.
Damit meinte ich auch gar nicht konkrete "Babygeräusche". Aber das verzweifelte Wimmern einer Mutter, die um ihr Kind trauert, Wehklagen und vielleicht auch Schreien. Irgendwie könnte ich es schon mir nicht in Deutschland aber irgendwie erst recht nicht im nördlichen Finnland vorstellen, dass in der Großstadt eine Nachbarin allein aufgrund eines Gespürs hin bei der (zu dem Zeitpunkt noch neu zugezogenen) Nachbarin klingelt und nachfragt. Meines Erachtens müsste es schon irgendeinen auslösenden Reiz gegeben haben.
Aber vielleicht schätze ich da die Finnen auch zu eigenbrödlerisch ein. ;)
 

Literaturhexle

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Dieses lange Kapitel ist ein einziger Gedankenstrom. Wir haben es ausschließlich mit Olenkas Perspektive zu tun, die ernsthaft Angst hat, Daria könnte sie ans Messer liefern wollen. Offenbar muss es Gründe geben, dass "Du" oder die Firma sogar soweit gehen würden, sie umzubringen. In welch dunkle Kanäle ist sie da hineingeraten? Wovor ist sie bei ihrer ersten Flucht weggelaufen?

Letztlich kommt Olenka aber zu dem Schluss, dass Daria sie nicht verraten will, weil sie kaum Fotos und keine Kontaktdaten auf deren Handy findet. Auch um Geld geht es nicht.

Warum ist es so wichtig, dass sie nicht gesagt hat, dass sie aus Snischne stammt? "Dann wäre jemand anders befördert worden, aber ich hätte dich nicht verlassen, nicht fliehen müssen."117 "Du" wusste nichts von der Schwangerschaft.

Der soziale Abstieg ist herb.
Fehler sind wie Wunden. Sie nässen, hinterlassen Spuren, und die Spuren können verfolgt werden. Der Verfolgte wird erwischt, immer. 143
Man spürt Olenkas Verzweiflung, mit dem letzten Satz erfahren wir, dass es um den Tod Viktors geht. Viele Fragezeichen in meinem Kopf. Das titelgebende Motiv "unsichtbar" taucht immer wieder auf. Es passt auf Olenka und auf die Frauen, um die es hier geht. Spannend auch, dass die Autorin die Historie rund um Krieg, Revolution, Korruption sowie den Flugzeugabsturz mit eingebaut hat. Damit verortet sie die Handlung konkret, macht sie greifbar und authentisch.