Dieses lange Kapitel ist ein einziger Gedankenstrom. Wir haben es ausschließlich mit Olenkas Perspektive zu tun, die ernsthaft Angst hat, Daria könnte sie ans Messer liefern wollen. Offenbar muss es Gründe geben, dass "Du" oder die Firma sogar soweit gehen würden, sie umzubringen. In welch dunkle Kanäle ist sie da hineingeraten? Wovor ist sie bei ihrer ersten Flucht weggelaufen?
Letztlich kommt Olenka aber zu dem Schluss, dass Daria sie nicht verraten will, weil sie kaum Fotos und keine Kontaktdaten auf deren Handy findet. Auch um Geld geht es nicht.
Warum ist es so wichtig, dass sie nicht gesagt hat, dass sie aus Snischne stammt? "Dann wäre jemand anders befördert worden, aber ich hätte dich nicht verlassen, nicht fliehen müssen."117 "Du" wusste nichts von der Schwangerschaft.
Der soziale Abstieg ist herb.
Fehler sind wie Wunden. Sie nässen, hinterlassen Spuren, und die Spuren können verfolgt werden. Der Verfolgte wird erwischt, immer. 143
Man spürt Olenkas Verzweiflung, mit dem letzten Satz erfahren wir, dass es um den Tod Viktors geht. Viele Fragezeichen in meinem Kopf. Das titelgebende Motiv "unsichtbar" taucht immer wieder auf. Es passt auf Olenka und auf die Frauen, um die es hier geht. Spannend auch, dass die Autorin die Historie rund um Krieg, Revolution, Korruption sowie den Flugzeugabsturz mit eingebaut hat. Damit verortet sie die Handlung konkret, macht sie greifbar und authentisch.