2. Leseabschnitt: Teile Zwei und Drei (Seite 79 bis 125)

ThomasWien

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Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich gleich bei meiner ersten Beteiligung unbeliebt mache, aus meiner Sicht wird dieses Buch in keinster Weise der Tragweite über das Geschehene gerecht. Wir, die wir möglicherweise schon etliche Lagerromane gelesen haben, und viel in der Schule darüber gelernt haben, können uns die grausamen Bilder ins Gedächnis rufen. Dafür hätte ich aber dieses Buch nicht benötigt, Bilder aus den Lagern bekommt man sowieso nicht aus dem Kopf.

Man stelle sich vor, ein junger Mensch liest "Noah" als erste Lektüre zu diesem Thema und ihm oder ihr werden nur Andeutungen vorgesetzt. Ein gutes Beispiel finde ich hier die Gefahr für die Frauen nach der Befreiung von den Russen vergewaltigt zu werden. Diese Tatsache wird hier mehr oder weniger in einem Nebensatz angeführt. Das ist mir einfach zu wenig.

Es tut mir wirklich Leid, ich habe erst vor kurzem Bücher wie zum Beispiel "Das Lachen und er Tod" oder "Die Frauen von Birkenau" gelesen, wo mir Tränen in den Augen standen, wo ich das Lesen mehrmals unterbrechen musste, um das Gelesene verarbeiten zu können. In diesen Büchern konnte ich in die Rolle der Betroffenen schlüpfen und das Geschehene viel emotionaler und eindringlicher, aber auch nachhaltiger verarbeiten.
 

Literaturhexle

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Teil Zwei
Noah wird befreit. Erneut werden wir mit derben, schockierenden Szenen konfrontiert.

Noah besucht zusammen mit ein paar Franzosen Fürstenberg, wo die Franzosen ein unschuldiges Ehepaar totschlagen, vor den Augen ihrer Kinder. Zu dieser Szene hätte ich gerne mehr Informationen gehabt. Fühlten sich die Franzosen bedroht/missverstanden/waren sie einfach aggressiv??? Die Kinder schauten zu und die Gruppe zog weiter...
Das hat für mich gerade etwas von Kinderaufsatz. In diesen Szenen kann ich mir so recht kein eigenes Kopfkino abrufen und es fehlt mir "das Salz in der Suppe".

Die Dänin wird durch den Offizier vor der Vergewaltigung geschützt. Gut.
Dann kommen Noah und seine Begleiter an die Villa. Einer überfrisst sich mit Eiern und stirbt. Warum? Salmonellen? Eiweißschock? Auch hier würde ich gern mehr wissen.

Noah schlägt sich nach Frankreich durch und begegnet wie durch ein Wunder seiner Mutter.

Teil Drei
Bereits in Auschwitz träumte Noah davon, bei der Entstehung des jüdischen Staates mitzuhelfen. Von den Lagern für Displaced People habe ich zum ersten Mal gehört und gleich danach gegoogelt.

Nun wir eine Flüchtlingsüberfahrt mit 4500 Menschen an Bord eines halbwegs maroden Binnendampfers organisiert. Einige (reale) Personen werden hervorgehoben, einige Schicksale berühren, wie die der erst 16-jährigen Feldhure...

Man wird wie erwartet von britischen Zerstörern vor der Küste Tel Avivs gestellt - allerdings noch in internationalen Gewässern und viel zu früh. Man verteidigt sich dilettantisch mit Konservendosen, Orangen und Stöcken. Trotzdem gibt es Tote. Der Bordfunker überträgt die Kämpfe ins Radio, so dass sich viele Juden solidarisieren und am Hafen demonstrieren.

Kommandantur und Passagiere der Exodus 47 werden festgenommen und zurück nach Frankreich verbracht. Noah und seine Gefährten fassen den Plan, bei Ankunft nicht von Bord zu gehen. Um das den anderen auf den anderen Booten mitzuteilen, springt Noah ins Meer. Das Flüchtlingsschiff dreht ab und er droht zu ertrinken...

Ich gestehe, dieser Abschnitt hat mich abgehängt. Das Leben auf dem Schiff, einige kleine Anekdötchen (Noah als Koch), viel Hoffnung, die dann zerstört wird. Es ist hart sich vorzustellen, dass diese Menschen, die die Shoa überlebt haben, nun wieder hin und her geschoben werden. Ich frage mich, warum sie nicht "nach Hause" können. Klar, viele sind entwurzelt, weil die Familie ums Leben kam. Bei Noah ist das aber nicht der Fall. Ihn treibt der Idealismus nach Tel Aviv.

In diesem Teil hätte ich mir eine emotionalere Begleitung durch den Autor gewünscht.
 

Literaturhexle

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, Wir, die wir möglicherweise schon etliche Lagerromane gelesen haben, und viel in der Schule darüber gelernt haben, können uns die grausamen Bilder ins Gedächnis rufen
Da hast du wirklich Recht, Thomas! Im ersten teil war ich noch voll dabei, da haben mich auch die kurzen Hauptsätze nicht gestört.
Ich habe meinen Beitrag parallel zu dir verfasst und wir kommen auf dasselbe Ergebnis: Zu wenig Erklärung, zu spröde, zu blutleer. Ein Buch muss für sich funktionieren können - ohne Kopfkino, das andere Medien im Background des Lesers verursachen.
Es tut mir wirklich Leid, ich habe erst vor kurzem Bücher wie zum Beispiel "Das Lachen und er Tod"
Das Buch kenne ich auch. Das löst viel mehr Emotion aus.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich gleich bei meiner ersten Beteiligung unbeliebt mache,
Keine Sorge: Das tust du nicht! Hier darf man immer schreiben, was man denkt, solange man argumentiert;)
 

RuLeka

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Noah besucht zusammen mit ein paar Franzosen Fürstenberg, wo die Franzosen ein unschuldiges Ehepaar totschlagen
Ich habe das als Reaktion über das ( angebliche ) Nichtwissen über das Lager Ravensbrück interpretiert. Es ist ja auch kaum vorstellbar, dass Menschen jahrelang in unmittelbarer Nachbarschaft von einem KZ leben und davon nichts mitbekommen.
und seine Begleiter an die Villa. Einer überfrisst sich mit Eiern und stirbt
Wenn jemand wochenlang kaum mehr was gegessen hat, kann so eine üppige Mahlzeit tödlich sein, zumindest habe ich davon schon ab und zu gelesen.
s ist hart sich vorzustellen, dass diese Menschen, die die Shoa überlebt haben, nun wieder hin und her geschoben werden. Ich frage mich, warum sie nicht "nach Hause" können.
Das war leider so. Für viele gab es kein Zuhause mehr, viele wollten auch nicht mehr in ihren ehemaligen Heimatländern bleiben, nachdem sie so behandelt wurden. Für Deutschland ist das mehr als nachvollziehbar. Und nach der Shoa war für ein Großteil der Juden klar, dass sie einen eigenen Staat brauchen, einen, in dem sie nicht Antisemitismus und Verfolgung ausgesetzt sind; ein wehrhafter Staat, der für ihr Lebensrecht kämpft.
 

ThomasWien

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Es ist ja auch kaum vorstellbar, dass Menschen jahrelang in unmittelbarer Nachbarschaft von einem KZ leben und davon nichts mitbekommen.

Auch in Birkenau dürfte es so gewessen sein, dass nach nur ein paar Kilometern keiner von der Existenz eines Lagers wusste. Zumindest berichtete dies Seweryna Szmaglewska in ihrem Buch. Ob sie es tatsächlich nicht wussten, sei natürlich dahingestellt.
 

RuLeka

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Auch in Birkenau dürfte es so gewessen sein, dass nach nur ein paar Kilometern keiner von der Existenz eines Lagers wusste. Zumindest berichtete dies Seweryna Szmaglewska in ihrem Buch. Ob sie es tatsächlich nicht wussten, sei natürlich dahingestellt.
Interessant, dass es dort ähnlich ablief. Aber manchmal macht man einfach die Augen zu, wenn man etwas nicht genau wissen will. Oder man wusste, dass man da am besten nicht nachfragt. Verdrängung funktioniert auf vielfältige Weise.
 

Literaturhexle

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Wenn jemand wochenlang kaum mehr was gegessen hat, kann so eine üppige Mahlzeit tödlich sein, zumindest habe ich davon schon ab und zu gelesen.
Ja. Das ist mir klar. Aber Noah hat sich auch vollgestopft mit Wurst und Konserven (im Normalfall übergibt man sich und gut). Er warnte explizit vor den Eiern...
Ich habe das als Reaktion über das ( angebliche ) Nichtwissen über das Lager Ravensbrück interpretiert.
Heftige Konsequenz vor den Kindern - aber vielen Dank! Tatsachen sind eben so.
Verdrängung funktioniert auf vielfältige Weise.
Das auf alle Fälle. Auch die deutsche/französische Zivilbevölkerung hat viel Leid ertragen und musste sich um das Notwendige kümmern. Viele Familien standen plötzlich ohne Väter und Söhne da. Da ist einem das Hemd doch näher als die Hose...
Das heißt nicht, das niemand nichts gewusst hat. Aber wenn man eigene Sorgen hat...
Ich mag darüber nicht richten. Ich lebe in einer Wohlstandsgesellschaft, aus deren Position der moralische Zeigefinger immer ganz schnell hochschnellt;)
 

ThomasWien

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In der Tat fand ich vor allem den dritten Leseabschnitt besser. Da war für mich viel Neues darin. Die Schifffahrt nach Israel, das Singen der späteren Nationalhymne, der Hatikvah, und einiges mehr. Auch die Schlacht, die sie sich mit den Briten liefern mussten, war mir neu.

4500 Menschen auf einem Schiff, das für Meeresfahren gar nicht ausgelegt war, musste der Horror gewesen sein. So kurz vor dem ersehnten Ziel und dann solche in Widerstand.

Unfassbar welche Steine man diesen Menschen damals noch zusätzlich in den Weg gelegt hatte.
 

sursulapitschi

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Jetzt geht es schon reichlich im Galopp durch Noahs Leben. Es ist mir inzwischen viel zu gestrafft. Fast meint man, Herr Würger hatte eine begrenzte Seitenzahl.

Der Teil mit der Reise der Exodus ist spannend und auch wieder etwas ausführlicher, aber da hätte ich sehr gerne mehr Infos zum Drumherum bekommen.

Meine Begeisterung lässt nach.
 

milkysilvermoon

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Noah besucht zusammen mit ein paar Franzosen Fürstenberg, wo die Franzosen ein unschuldiges Ehepaar totschlagen, vor den Augen ihrer Kinder. Zu dieser Szene hätte ich gerne mehr Informationen gehabt. Fühlten sich die Franzosen bedroht/missverstanden/waren sie einfach aggressiv??? Die Kinder schauten zu und die Gruppe zog weiter...

Ich habe das als Reaktion über das ( angebliche ) Nichtwissen über das Lager Ravensbrück interpretiert. Es ist ja auch kaum vorstellbar, dass Menschen jahrelang in unmittelbarer Nachbarschaft von einem KZ leben und davon nichts mitbekommen.

Ich habe es mir auch so erklärt wie @RuLeka , aber hätte mir dazu auch mehr Infos gewünscht. War es wirklich so? Und warum gleich erschlagen? Waren sie schon so gegenüber Gewalt abgestumpft oder so voller Rachegelüste? Und ob die Eltern wirklich was wussten oder nicht... Es ist irgendwie schwer vorstellbar, dass sie nichts mitbekommen haben. Aber andererseits muss es wohl wirklich Leute gegeben haben, die von den Gräuel erst nach dem Krieg erfahren haben. Selbst wenn es entsprechende Gerüchte gab, werden nicht alle ihnen geglaubt haben.

Jetzt geht es schon reichlich im Galopp durch Noahs Leben. Es ist mir inzwischen viel zu gestrafft. Fast meint man, Herr Würger hatte eine begrenzte Seitenzahl.

Den Eindruck habe ich auch. Es wirkt teilweise sehr gehetzt.
 
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Ich bin gerade beim zweiten Abschnitt und muss unbedingt etwas loslassen, weil es mich gerade ziemlich berührt hat. Ich habe gerade gelesen, dass Noahs Eltern auch in Ausschwitz waren und dass sein Vater in der Schreibstube jeden Abend die Namen der Häftlinge von den Listen streichen musste, die gestorben waren. Unfassbar, wie das jeden Abend gewesen sein muss, wenn er den Namen seines Sohnes gesucht hat. Diese Aufregung! Diese Angst! Wie sehr er erleichtert gewesen sein muss, wenn er den Namen nicht streichen musste. Das muss man sich mal vorstellen!
 

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Von den sogenannten „Displaced Persons“ habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Überlebende der Shoh waren das. Das war mir neu. Ebenso, dass Menschen, die die Deutschen, den Hunger, die Gewalt, die Kälte und Ausschwitz überlebt hatten, nach dem Krieg in Lagern leben mussten. Zum Beispiel in Bergen-Belsen. Unfassbar, dass sich diese Lage zum Teil an denselben Orten wie vorher die Konzentrationslager befunden haben.
Im ersten Abschnitt dachte ich noch, dass das Buch zwar Interessantes und Bedeutendes, aber nichts Neues für mich beinhalten würde. Weit gefehlt.
 
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Ich bin gerade beim zweiten Abschnitt und muss unbedingt etwas loslassen, weil es mich gerade ziemlich berührt hat. Ich habe gerade gelesen, dass Noahs Eltern auch in Ausschwitz waren und dass sein Vater in der Schreibstube jeden Abend die Namen der Häftlinge von den Listen streichen musste, die gestorben waren. Unfassbar, wie das jeden Abend gewesen sein muss, wenn er den Namen seines Sohnes gesucht hat. Diese Aufregung! Diese Angst! Wie sehr er erleichtert gewesen sein muss, wenn er den Namen nicht streichen musste. Das muss man sich mal vorstellen!
Diese Szene hat mich auch ganz stark berührt. Doch das Buch ist voll mit solchen Szenen. Ganz nüchtern geschrieben, aber wenn man versucht, sich einzufühlen, kommt einem das Grauen.
Von den sogenannten „Displaced Persons“ habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört
Ich kannte den Begriff und seine Bedeutung aus
Buchinformationen und Rezensionen zu Sie kam aus Mariupol von Natascha Wodin
Kaufen >
und aus
Stefan Uhly „ Königreich der Dämmerung“.
Auch in
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
leben die Überlebenden Juden erst in Lagern in Deutschland.
Aber es ist schon absurd, Überlebende aus KZs und Zwangsarbeiter ins nächste Lager zu stecken.
 

Literaturhexle

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Aber es ist schon absurd, Überlebende aus KZs und Zwangsarbeiter ins nächste Lager zu stecken.
Da habt ihr natürlich völlig Recht. Man muss aber auch bedenken, dass Deutschland völlig zerbombt und zerstört war und vielen Menschen das Dach über dem Kopf gefehlt hat. Flüchtlinge aus dem Osten mussten auch untergebracht werden....
Gar nicht so einfach. Da ging es drunter und drüber. Wahrscheinlich gab es erst mal keine anderen Möglichkeiten, auch für die Alliierten nicht.
 

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Von den sogenannten „Displaced Persons“ habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört. Überlebende der Shoh waren das. Das war mir neu.

Der Begriff war mir auch neu, die Thematik nicht.
Und es ist, wie @Literaturhexle sagt: Es ist natürlich tragisch, dass die KZ-Häftlinge wieder in Lager kamen, aber wo wäre sonst Platz gewesen? In ihren Häusern und Wohnungen, sofern sie nicht in Trümmern lagen, lebten inzwischen andere, es gab riesige Flüchtlingsströme der Vertriebenen aus dem Osten, die zusätzlich nach dem Krieg unterzubringen waren, zunächst mussten die fremden Soldaten auch noch einquartiert werden... Es herrschte generell große Wohnraumknappheit. Zudem wollten viele der Juden aus nachvollziehbaren Gründen nicht zurück in ihre alte Nachbarschaft.
 

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Interessant, dass es dort ähnlich ablief. Aber manchmal macht man einfach die Augen zu, wenn man etwas nicht genau wissen will. Oder man wusste, dass man da am besten nicht nachfragt. Verdrängung funktioniert auf vielfältige Weise.
Die Fakten werden verleugnet. Sie werden vom Bewusstsein in eine tiefere, kaum zugängliche Dimension verschoben. Im tiefsten Inneren, im Unbewussten steckt dann dieses Wissen fest. Ein Wissen, dass sich manchmal als Ahnung oder Gefühl bemerkbar macht... so wird das auch vielen Leuten in der unmittelbaren Nachbarschaft von Lagern gegangen sein...
 

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Ich glaube, ich lese den Text anders als manche von Euch, die sich Erklärungen wünschen. Für mich ist es so, als säße mir der Autor gegenüber und erzähle die Geschichte Noahs mit dessen Worten. Wenn jemand aus seinem Leben erzählt, das noch dazu voller schrecklicher Erfahrungen ist, dann gibt er nicht noch Erklörungen ab. Er assoziiert, springt...Ich höre zu, lasse alles auf mich wirken und mache mir einen Reim auf manches. Dass sich Bilder auch oder gerade wegen Vorwissen einstellen, ist mir dabei ziemlich egal.
Ich finde die Lektüre immer noch interessant, eindrücklich und eindringlich. Und ich lerne Neues...
 

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Fühlten sich die Franzosen bedroht/missverstanden/waren sie einfach aggressiv??? Die Kinder schauten zu und die Gruppe zog weiter...
Dieser Satz hat mich auch zutiefst verstört, vor allem, weil er einfach so stehen bleibt.
Ein Buch muss für sich funktionieren können - ohne Kopfkino, das andere Medien im Background des Lesers verursachen.
Man kann dieses Kopfkino auch nicht voraussetzen. Es wird immer wieder Leser*innen geben, die sich mit der Thematik zum ersten Mal befassen. Wie sollen die dies einordnen können. Wir sind dazu in der Lage, aber jungen Menschen würde ich diesen Roman nicht an die Hand geben wollen.

jemand aus seinem Leben erzählt, das noch dazu voller schrecklicher Erfahrungen ist, dann gibt er nicht noch Erklörungen ab. Er assoziiert, springt...Ich höre zu, lasse alles auf mich wirken und mache mir einen Reim auf manches. Dass sich Bilder auch oder gerade wegen Vorwissen einstellen, ist mir dabei ziemlich egal.
Ich kann nachvollziehen, dass du diesen Roman so lesen kannst, auch ich kann die Lücken mit meinem Wissen füllen. Neues erzählt der Roman nicht. Ich frage mich nur, wie wirkt er auf Menschen, die diese Leerstellen nicht füllen können, die sich aufgrund ihrer Jugend zum ersten Mal dieser Thematik nähern. Aber ich wiederhole mich...
„Das Lachen und der Tod“ wurde hier bereits erwähnt, das ist ein ganz andere Herangehensweise, aber viel eindringlicher oder auch