2. Leseabschnitt: Teil Zwei (S. 69 bis 124)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ich sag ja, unsäglich dieser Macarthur. Was für ein Heißsporn, unüberlegt und wenig klug und dazu noch größenwahnsinnig.
Egal, ob seine Frau schon wieder schwanger ist, die sechsmonatige Schiffsreise wird trotzdem gemacht... bei den Schulden. Spätestens jetzt hätte ich mich an Elizabeths Stelle aus dem Staub gemacht. Aber was macht sie? Schreibt auch noch "Alles-ist-gut-Briefe" sogar an ihre Mutter, der sie doch piepegal war.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Also, wenn ich jetzt so weiterlese, kann ich kaum glauben, dass das autobiografisch sein soll. Eine englische Lady wäre niemals so direkt gewesen, auch wenn ihr Mann schon seit Jahren tot ist, neverever.
Aber wahrscheinlich ging es vielen Frauen so. Auf Gedeih und Verderb den Launen ihrer Männer ausgeliefert. Dieser Macarthur ist auch noch ein ganz spezielles Exemplar, der so wie es aussieht mit jedem Streit anfangen muss. Was für ein Idiot.
Die wirtin im Gasthof, die Elizabeth bei der Geburt geholfen hat, fand ich gar nicht so unfreundlich. Sie hatte Recht und hat Elizabeth einen guten Rat fürs Leben gegeben, ich hoffe, diese wird ihn auch beherzigen.
 

Renie

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19. Mai 2014
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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Dieser Roman ist für mich ein Pageturner. Es passiert unglaublich viel, so dass man unmöglich auf alles eingehen kann. Hier sind ein paar Punkte, die mich in diesem LA beschäftigt haben:

In diesem LA gewinnen wir einen ausführlichen Eindruck von John und seinem Liebreiz. Man möchte ihn nur schnell wieder vergessen, weil er scheinbar alle negativen Eigenschaften in sich vereint, die ein Mensch haben kann.
Mit der Erfüllung der ehelichen Pflichten nimmt er es sehr genau. In schöner Regelmäßigkeit und Selbstverständlichkeit benutzt er dabei Liz als Mittel zum Zweck und schreckt auch nicht vor Vergewaltigung zurück, wobei ich schätze, dass es diesen Begriff gar nicht in seinem Wortschatz gibt.

Gut für Liz, dass in ihrem Umfeld immer wieder Frauen auftauchen, die ihr guttun - wenn Liz dies jetzt noch nicht merkt, dann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. In diesem LA sind es Mrs. Borthwick, die einen Liebhaber hat und Liz mit einem praktischen Hinweis bzgl. der ehelichen Pflichten versorgt sowie die Hebamme, die keine ist, sondern die Frau des Gastwirtes, bei denen die Macarthurs Zwischenstation machen auf ihrem Weg nach Gibraltar. Scheinbar gibt es Frauen, die einen sechsten Sinn für die Leiden ihrer Artgenossinnen haben.

In diesem LA zeichnet sich ab, dass Liz beginnt, ihrem Mann die Stirn zu bieten. Noch macht sie das sehr subtil, indem sie durch kleine Sticheleien und Sarkasmus auf seine bekloppten Ideen und Selbstbeweihräucherungen reagiert. John scheint dies nicht sofort zu merken. Entweder kommt er nicht auf die Idee, dass ihn (s)eine Frau kritisieren könnte oder er ist zu ich-bezogen, dass er es nicht merkt. Aber steter Tropfen hölt den Stein. Ich hoffe nur, dass Liz es nicht übertreibt, denn ich könnte mir vorstellen, dass John gewalttätig werden könnte.

Ein Highlight war für mich die Beschreibung der Heiligen Kuh der Gentlemen: das Duell. Da dachte ich doch, dass Sinn und Zweck eines Duells ist, den Gegner mindestens zu verletzten, so dass die Ehre der Gentlemen wieder hergestellt ist, was durch das Blut des Unterlegenen besiegelt wird. Ach was, hier wird lustig durch die Gegend geballert und vorab sicher gestellt, dass keiner verletzt wird. Hauptsache es knallt, dann ist der Ehre Genüge getan. Männer :rolleyes:

Zum Ende dieses LA wurde ich überrascht und enttäuscht:
- Der Großvater verstößt seine Enkelin aus religiösen Gründen (Sex vor der Ehe). Damit habe ich nicht gerechnet.
- Liz hält den Kontakt zu ihrer Mutter aufrecht. Momentan ist das für mich unverständlich.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Spätestens jetzt hätte ich mich an Elizabeths Stelle aus dem Staub gemacht. Aber was macht sie? Schreibt auch noch "Alles-ist-gut-Briefe" sogar an ihre Mutter, der sie doch piepegal war.
Stimmt, aus heutiger Sicht ist ihr Verhalten kaum nachvollziehbar. Doch als Frau in der damaligen Zeit hattest du keine Möglichkeiten, ohne Versorger zu überleben. Insbesondere in diesen Gesellschaftskreisen. Als Frau aus der Unterschicht wäre frau vermutlich noch alleine zurechtgekommen (schlimmstenfalls horizontales Gewerbe).

Aber der bleibende Kontakt zur Mutter ist schon merkwürdig.
 

Renie

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Also, wenn ich jetzt so weiterlese, kann ich kaum glauben, dass das autobiografisch sein soll. Eine englische Lady wäre niemals so direkt gewesen, auch wenn ihr Mann schon seit Jahren tot ist, neverever.
Eigentlich ist es egal, ob es autobiografisch ist oder nicht. Die Geschichte ist einfach nur gut.
 

Sassenach123

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MacArthur ist ein wahrer Unsympath, auch wenn er als Kind einige schwere Dinge zu verkraften hatte, kann ich das Verhalten nicht gutheißen. Er schadet nicht nur sich selbst, sondern auch seiner Frau.
Die Geburt war anstrengend, aber die harten Worte der Wirtin waren glaube ich nötig, um Elizabeth wieder aus ihrem Selbstmitleid, wer könnte es ihr verdenken, zu bekommen.
Die Schiffsreise ist sehr beschwerlich, ein halbes Jahr unter diesen Umständen sind wirklich der Horror. Es ist sehr interssant,aufgezeigt zu bekommen, wie beschwerlich das Leben damals war. Doch Elizabeth hat viele Grundlagen durch ihren Großvater mitbekommen, die ihr hoffentlich von Nutzen sein werden.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ein Highlight war für mich die Beschreibung der Heiligen Kuh der Gentlemen: das Duell. Da dachte ich doch, dass Sinn und Zweck eines Duells ist, den Gegner mindestens zu verletzten, so dass die Ehre der Gentlemen wieder hergestellt ist, was durch das Blut des Unterlegenen besiegelt wird. Ach was, hier wird lustig durch die Gegend geballert und vorab sicher gestellt, dass keiner verletzt wird. Hauptsache es knallt, dann ist der Ehre Genüge getan. Männer :rolleyes:
Und da MacArthur ein Faible für solche Scherereien hat, wird er sich garantiert noch öfter in so eine Situation bringen. Denke dabei nicht nur an Duelle, mit diesem Querkopf muss man einfach anecken
 

Circlestones Books Blog

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Dieser Roman liest sich leicht, aber mich hat dieser Abschnitt nicht mehr so begeistert, wie der erste. Ich habe Schwierigkeiten mit dieser jammernden, ähnlich wie ihr Mann ja auch nur die eigene Befindlichkeit sehenden Elizabeth. Den guten Rat der Gastwirtin, die ihr bei der Geburt hilft, sie habe noch ein langes Leben vor sich und es läge an ihr, es zu gestalten, oder nur weiter im Bett zu liegen und zu jammern, diesen Rat hat sie nicht verstanden und die Gastwirtin als harte, unfreundliche Frau gesehen. Mir fällt es schwer, diese in Selbstmitleid versunkene Elizabeth mit der engagierten Pionierin, der zupackenden Frau, die sie in Realität war, in Einklang zu bringen. Aber das kommt sicher noch. Ihr Ehemann dagegen wird sehr präzise als der extrem schwierige, unverträgliche Mann geschildert, der sich sofort mit allen Menschen anlegte.
 

Wandablue

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Selbstmitleid. Also bitte. Schwanger. Mutterseelenallein. Auf einem Schiff, einen Säugling an der Backe, eingesperrt in einer stickigen Kabine ohne Frischluftzufuhr. Ich wette, Circlestone würde auch ein bisschen jammern. Ok, ich kann es verstehen. Wir wollen eine Heldin. Wir werden eine bekommen. Aber noch ist sie halt nur schwanger. Und dann muss sie auch noch ihren Mann gesundpflegen, den sie vermutlich hasst, der aber ihre Lebensversicherung ist. Und diese Pflege hat dem Kind das Leben gekostet. Kann man schon mal verzweifelt sein.

Die Lage der Frauen war einfach katastrophal. Man muss den Emanzen heute, die übers Ziel hinausschießen vllt doch manches nachsehen. Die Waage war so lange zu Ungunsten der Frauen, wenn sie jetzt eine Zeitlang zu Ungunsten der Männer ist, ist das - historisch betrachtet - nebbich.

Der Schreibstil ist süffig. Ohne dabei irgendwie niveaulos zu sein. Die kurzen Kapitel machen die Geschichte schnell.

Ich mag Anne.
 

sursulapitschi

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Ich habe ein bisschen Probleme mit dem bösen, bösen Mann. (Wer hat die nicht!) Was auch immer man jemandem antun könnte, er findet es. Kann es so jemanden geben? Er kommt mir eher vor wie ein Märchenbösewicht und so lese ich die Geschichte eigentlich auch, wie ein Märchen. Da sind die Guten und die Bösen...
Nichts gegen Märchen, ich lese es gerne und es geht runter wie Butter, ich finde es nur müßig, da irgendwelche Motive zu interpretieren.
Natürlich gingen Männer zu der Zeit viel liebloser mit Frau und Kind um als heute, aber Herrn Macarthur steht das Böse ja auf der Stirn.
 

sursulapitschi

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Mir fällt es schwer, diese in Selbstmitleid versunkene Elizabeth mit der engagierten Pionierin, der zupackenden Frau, die sie in Realität war,
Vermutlich braucht sie diesen absoluten Tiefpunkt, um sich aufzuraffen und zu der zupackenden Frau zu werden. Wir sind live dabei, ist doch toll!
 

Wandablue

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Ich habe ein bisschen Probleme mit dem bösen, bösen Mann. (Wer hat die nicht!) Was auch immer man jemandem antun könnte, er findet es. Kann es so jemanden geben? Er kommt mir eher vor wie ein Märchenbösewicht und so lese ich die Geschichte eigentlich auch, wie ein Märchen. Da sind die Guten und die Bösen...
Nichts gegen Märchen, ich lese es gerne und es geht runter wie Butter, ich finde es nur müßig, da irgendwelche Motive zu interpretieren.
Natürlich gingen Männer zu der Zeit viel liebloser mit Frau und Kind um als heute, aber Herrn Macarthur steht das Böse ja auf der Stirn.
Ein gewisses Durchsetzungsvermögen muss er gehabt haben, sonst wäre er nicht reich geworden wie Bolle. Selbst wenn Liz die Schafzucht bewerkstelligte ... und immerhin war er immer wieder bereit, etwas Neues zu probieren. Liz hätte doch ihren Hintern nicht wegbewegt von Gibraltar.
 
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sursulapitschi

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Ein gewisses Durchsetzungsvermögen muss er gehabt haben, sonst wäre er nicht reich geworden wie Bolle. Selbst wenn Liz die Schafzucht bewerkstelligte ... und immerhin war er immer wieder bereit, etwas Neues zu probieren. Liz hätte doch ihren Hintern nicht wegbewegt von Gibraltar.
Das, was er bislang zeigt ist eher Rücksichtslosigkeit. Ok, das ist auf gewisse Weise auch Durchsetzungsvermögen.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Auch dieser Leseabschnitt hat mir gut gefallen. Den guten Rat der Wirtin (S. 95) habe ich mir angestrichen.

M.E. hat Elizabeth den Rat auch angenommen. Zunächst beugt sie sich ihrem Schicksal (und springt nicht von der nächsten Klippe) und fängt dann sogar an, mir ihrem Mann zu diskutieren. Der scheint aber gar nicht zu hören, was sie sagt. Für ihn sind ihre Ausführungen wahrscheinlich nur Geräusche. Was für ein Ekelpaket!

“Mein Mann war unbesonnen, unbeherrscht, launisch, selbstbetrügerisch, gefühlskalt, unerreichbar, selbstverliebt. Das hatte ich nach und nach erfahren und angenommen, diese Eigenschaften machten seinen Charakter aus. Nun ging mir auf, dass ich mich getäuscht hatte. Es war schlimmer.“ (S. 110)

Das trifft es.

Was für eine bitterböse Ironie, dass E. ihn gleichwohl vor dem Tod retten muss, weil ihr als Witwe ein noch schlimmeres Schicksal droht als das Dasein als seine Ehefrau. Und dann kostet das auch das Leben ihrer kleinen Tochter. Ich könnte den Kerl…
 

Circlestones Books Blog

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Wir wollen eine Heldin.
Nein, ich brauche absolut keine Heldin und ich sprach ja nicht von der Überfahrt. Es sieht jedoch so aus, dass dieser Roman (ich bin jetzt auf Seite 200) als Schwerpunkt die fiktive Vorgeschichte zu dem später erfolgreichen Leben der MacArthurs schildert, ich hatte es anders erwartet.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Zu dem bösen Mann und der ihm ausgelieferten Frau habt ihr schon vieles gesagt, da bleibt mir gerade nichts hinzuzufügen. Allerdings hat mich das Selbstmitleid nicht so genervt wie CBB. Es nahm nur einen kleinen Raum ein und die Verhältnisse sind schon heftig, wenn man sich völlig allein und verlassen in solch einem Dreckloch aufhalten muss. Da würde wohl die stärkste Frau zusammensacken.

Mich fasziniert nach wie vor dieser Schreibstil, der einerseits unverbraucht frisch, fast flapsig, andererseits auch altmodisch daher kommt. Ich habe Schwierigkeiten die stellenweise übertriebene Höflichkeit der Eheleute untereinander einzuordnen (S. 100 f.)
Sie kommen mir vor, als würden sie umeinander herum tänzeln, dabei ist John doch eindeutig der Stärkere. Wie kann man einen solchen Despoten noch mit freundlichen Worten und respektvollem "Sie" umgarnen??? Strategie, um Schlimmers zu verhindern vermutlich.

Was lag in diesem ungeschützten Blick? Erschütterung,.... Verlust, Sehnsucht, Einsamkeit, Trauer.
Kurzum, er war eine Seele unter vielen, doch aus lauter Angst konnte er einer anderen Seele weder Anerkennung noch Vertrauen schenken.
Spannend empfinde ich hier, dass Liz schon auch versucht, ihren Mann zu verstehen, ihm in die Seele zu schauen. Sie erkennt in ihm eine größere Einsamkeit, als sie sie selbst empfindet, hat teilweise Verständnis für seine Seelenqualen... Als sie ihm die Hand reicht, stößt er sie allerdings wieder zurück. Er würde eine Verbrüderung als Schwäche definieren.

Da ich mich null mit der Biografie der Protagonistin beschäftigt habe, habe ich auch keine Erwartungshaltung, lauere nicht auf die erfolgreiche Farmersfrau, die ihr bei Google gefunden habt.

Das Schicksal meint es gar nicht gut mit Liz. Ein Fehltritt (der wirklich daneben war, sie hätte es besser wissen müssen) und die Messe ist gelesen. Ich wunderte mich, dass der Großvater nicht mehr auftauchte. Gut möglich, dass er sie verstoßen hat. Er war ja sehr gottesfürchtig.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Mir kommt der Kerl auch durch und durch böse vor. Aber man darf nicht vergessen, dass es als Memoiren gelesen werden soll, die sie mit größerem zeitlichen Abstand und sehr subjektiv geschrieben hat. Tendiert man nicht gerne im Nachgang dazu, einige Teile der Vergangenheit zu beschönigen und andere zu verteufeln? Sie lässt spätere Erfahrungen mit ihm bewusst oder unbewusst in ihre Schilderungen einfließen. Deshalb geht es für mich in Ordnung, dass er so schlecht wegkommt.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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sechsmonatige Schiffsreise wird trotzdem gemacht... bei den Schulden
So wie ich es verstanden habe, war er, gerade wegen seiner Schulden, gezwungen, diesen besser dotierten Posten zu nehmen.
Schreibt auch noch "Alles-ist-gut-Briefe" sogar an ihre Mutter, der sie doch piepegal war.
Es ist doch klar, dass sie ihrer Mutter nicht mit der Wahrheit kommen kann. Erstens gönnt sie ihr die Genugtuung nicht ( schließlich hat sie sich durch ihren Fehltritt das Schlamassel selbst eingebrockt ) , zweitens war von ihr keine Unterstützung oder Trost zu erwarten.
so direkt gewesen, auch wenn ihr Mann schon seit Jahren tot ist, neverever
Ich gebe Dir recht, dass die Sprache nicht die ist aus jener Zeit, aber Elisabeth war alles andere als eine englische Lady.
Mich hat das Gespräch während und nach der Teegesellschaft amüsiert. Zuerst reicht ein einzelner Satz und alle Frauen am Tisch wissen, was gemeint ist und gehen danach zur Tagesordnung über; danach das schockierende Bekenntnis der einen Offiziersgattin.
Dieser Roman liest sich leicht, aber mich hat dieser Abschnitt nicht mehr so begeistert, wie der erste. Ich habe Schwierigkeiten mit dieser jammernden, ähnlich wie ihr Mann ja auch nur die eigene Befindlichkeit sehenden Elizabeth. Den guten Rat der Gastwirtin, die ihr bei der Geburt hilft, sie habe noch ein langes Leben vor sich und es läge an ihr, es zu gestalten, oder nur weiter im Bett zu liegen und zu jammern, diesen Rat hat sie nicht verstanden und die Gastwirtin als harte, unfreundliche Frau gesehen. Mir fällt es schwer, diese in Selbstmitleid versunkene Elizabeth mit der engagierten Pionierin, der zupackenden Frau, die sie in Realität war, in Einklang zu bringen. Aber das kommt sicher noch. Ihr Ehemann dagegen wird sehr präzise als der extrem schwierige, unverträgliche Mann geschildert, der sich sofort mit allen Menschen anlegte.
Als eine jammernde, in Selbstmitleid versinkende Frau sehe ich Elisabeth keineswegs. Eine Geburt ist eine schmerzhafte, an die eigenen Grenzen gehende Erfahrung ( zum Glück kann man sich später kaum mehr an Details erinnern) , auch unter normalen Umständen. Und da liegt diese junge Frau in einer dreckigen Unterkunft, weiß kaum, was auf sie zukommt und da soll sie empfänglich sein für die harschen Worte der Wirtin?
Er kommt mir eher vor wie ein Märchenbösewicht
Er wird zwar als Bösewicht geschildert, aber als einer, der nicht böse auf die Welt kam, sondern auf seine Umstände so reagiert hat. Elisabeth zieht ja mal den direkten Vergleich. Sie stand schon schlecht da , ohne Vater und mit einer Mutter, die sie abschob, ihm ging es noch übler. Sie hat Kraft gezogen aus ihrer Persönlichkeit, er blieb ein schwacher Mensch, der sich immer wieder bestätigen muss.

So, nun habe ich der Reihe nach eure Eindrücke für mich abgearbeitet. Mir gefällt der Roman bisher sehr gut und ich freue mich richtig aufs Weiterlesen. Bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, wie sich Elisabeth weiter emanzipiert. Dass uns das Männerbild sauer aufstößt, ist verständlich. Aber wir können nicht mit unseren heutigen Erwartungen an diese historische Geschichte herangehen. Da hat sich doch einiges geändert seitdem.