2. Leseabschnitt: Teil II (Seite 69 bis 149)

RuLeka

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30. Januar 2018
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Sie hat ihm nichts zugetraut
Sie hat sich ihm überlegen gefühlt und muss nun ihr Bild von ihm revidieren.
Ich empfinde sie ungemein anstrengend.
Ich auch. Sie ist so auf sich selbst fixiert, bezieht jegliche Außenreaktion auf sich. Furchtbar!
Vielleicht sollte man gedanklich ein Fragezeichen dahinter stellen.
Oder es „ Eine Art von Liebe“ nennen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Dieser zweite Leseabschnitt gefällt mir weniger als der erste LA.
Mir leider auch und zwar recht deutlich sogar. Die subtile Spannung aus den Begegnungen mit den anderen Dorfbewohnern war fast gar nicht mehr vorhanden, fast alles drehte sich um die seltsame Beziehung zu Andreas.
Ab Teil II entwickelt sich die Geschichte wie in einem Psychodrama. Das Verhältnis der beiden gleitet in einer dysfunktionalen Struktur ab
Das beschreibst du sehr gut. Normalerweise mag ich Psychodramen, doch hier fehlte mir die Abwechslung.
Aktuell fühle ich mich ein bisschen an das Lektüreerlebnis von
Genau daran musste ich auch denken. Nicht nur wegen des Spielorts.
was sie für den Mann ist, bleibt mir unklar. Geht es ihm nur um regelmäßigen Sex?
Ich bin gespannt, ob das geklärt wird oder sich der Roman jetzt nicht von Andreas weg bewegt? Der Cliffhanger deutet so etwas an.
In diesem Abschnitt wird deutlich, dass Nat nicht nur einen Hund sondern auch eine Meise hat.
Mein bisheriger Lieblingssatz in dieser Leserunde. :)
Er zieht einen Schlussstrich. Jetzt bin ich gespannt, was das mit Nat machen wird.
Ich freue mich über diese Entwicklung, weil ich die Hoffnung habe, dass durch den Schlussstrich vielleicht die Spannung des ersten Abschnitts zurückkehrt.
 

Christian1977

Bekanntes Mitglied
8. Oktober 2021
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Ich hatte es oben ja schon angedeutet: Bei mir hat sich die Begeisterung aus dem ersten Abschnitt leider gelegt.

Das liegt vor allem daran, dass fast nur noch die seltsame und auch etwas nervige Beziehung zwischen Nat und Andreas im Fokus stand. Ermüdend fand ich dabei vor allem das sich ständig wiederholende stilistische Mittel der Selbstfrage. Für Natalia mag es wichtig sein, sich selbst und ihr Handeln ständig zu hinterfragen, mich hat es mit der Zeit doch gelangweilt. Sehr gut spürt man hingegen ihre Hin- und Hergerissenheit.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der dörflichen Dynamik. Niemand scheint den Deutschen zu mögen, doch die Gründe werden entweder verheimlicht oder es gibt vielleicht gar keine. Ich bin gespannt, ob das noch aufgelöst wird.

Hoffnung macht mir, dass die Beziehung beendet ist. Der Cliffhanger am Ende des Abschnitts sorgt auf jeden Fall für Spannung.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Die ambivalenten Gefühle werden gut dargestellt. Sie sind auch durch gesellschaftliche Moralvorstellungen hervorgerufen. Nat ist es wichtig, ihren Tauschhandel von Prostitution abzugrenzen - sie beruhigt sich schließlich damit dass er ihr kein Geld gegeben hat, sondern eine Dienstleistung getauscht hat. Während es Andreas tatsächlich als Tausch sieht, wird es für Nat schwierig, weil sie feststellt, dass diese ungewöhnliche sexuelle Begegnung nicht emotionslos an ihr vorbei gegangen ist. Sie kann sich dem Reiz nicht entziehen und es wurmt sie, dass sie für Andreas in gewisser Weise austauschbar zu sein scheint. Irgendwann dreht sich alles nur noch um ihrer Begierde und sie gerät in eine starke Abhängigkeit von Andreas, der ihr aber nur in sehr seltenen Momenten die so ersehnte Bestätigung gibt, dass sie, Nat, wichtig, schön, wunderbar für ihn ist. Andreas hat Macht über sie, obwohl er nie aktiv Macht eingefordert oder ausgeübt hat.
Wie wenig Nat vom Leben im Dorf versteht, zeigt sich darin wie erstaunt sie ist, dass alle wissen, dass sie und Andreas ein Verhältnis haben (dabei hat sie sich so viel Mühe gegeben, nicht gesehen zu werden).
Dass sie darüber so erstaunt ist, dass das Dorf von ihrem Verhalten weiß, verwundert mich absolut. Kann man denn so weltfremd sein? Wo hat sie gelebt? Auf dem Mond. Sie muss doch wissen wie Menschen ticken. Wie viel Menschenkenntnis hat sie?
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Neurotisch. Das ist das Wort, was mir die ganze Zeit über zu Nat im Kopf herumschwirrt. Selten habe ich einen so neurotischen Charakter in einem Buch erlebt. Sie nervt mich kolossal. Und ich frage mich ständig, ob die Autorin ihr ernsthaft Empathie entgegenbringt und ihre Sorgen und Nöte darstellen will, oder ob sie ihre nervigen Selbstzweifel und Befindlichkeiten vorführen möchte. Mit letzterem hätte ich weniger Probleme als mit ersterem.
Ich lese das Buch zwar zügig runter, aber weniger weil ich es spannend finde, sondern vielmehr weil ich mich frage, was dazu geführt hat, dass das Buch zum "besten Buch des Jahres" gekürt wurde und 2021 den "Preis des unabhängigen Buchhandels" bekommen hat. Irgendetwas muss da im letzten Teil des Buches noch kommen. Ansonsten verzweifel ich an dem Text.
Schon länger habe ich kein Buch mehr gelesen, während dessen Lektüre ich nur noch hoffte schnell zum Ende zu kommen um dann endlich ein anderes Buch von meinem SuB lesen zu können. Aktuell lächeln mich all meine ungelesenen Bücher an und ich will einfach nur das hier hinter mich bringen.
Und zum Missbrauchsthema: Wenn dieser eine Absatz mal eben herhalten soll, um die Probleme von Nat zu erklären, wäre das schwach. Damit will ich keinesfalls den Missbrauch kleinreden, ihr wisst, dass ich bei diesen Themen sehr hellhörig und sensibel bin, aber ich finde die Umsetzung wenig gekonnt. Das wird einfach mal so nebenher hingeworfen und dann nie wieder aufgegriffen. Das stört mich.
Dass Sara Mesa mit einer Art der Beziehungsführung provozieren will, kenne ich schon aus "Quasi", dort war es aber m.E. viel besser gelungen. Aktuell fühle ich mich ein bisschen an das Lektüreerlebnis von

Buchinformationen und Rezensionen zu Hingabe: Roman von Bénédicte Belpois
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erinnert. Ist mir wirklich nicht gut in Erinnerung.

Jetzt hoffe ich, dass die Autorin das Ruder noch rumreißt und sie mich noch einfaängt im letzten Abschnitt. Bisher treibe ich immer weiter weg von Nat, ihren Befindlichkeiten, Handlungen und den (bis auf wenige Ausnahmen - siehe das alte Ehepaar, die aber nur kurz erscheinen) unliebsamen Charakteren dieses Buches.
Wenn ich mir deinen Text so durchlese, kommt es mir so vor, als würde Nat mit uns dasselbe veranstalten und es wirkt so, als kommt das Buch bei uns gleich an. Solche Charaktere wie Nat. :mad::apenosee
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Was die Autorin hier beschreibt ist eine fatale Beziehung. Für die Frau wird sie zu einer Obsession, was sie für den Mann ist, bleibt mir unklar. Geht es ihm nur um regelmäßigen Sex?
Nat fühlte sich anfangs überlegen, intellektuell, an Erfahrung und in Bezug auf Bedürftigkeit. Sie hielt den Deutschen für einen einfachen Mann, dem eine Frau fehlte. Nun muss sie feststellen, dass er studiert hatte, eine Ehe hinter sich hat und sie überhaupt nicht braucht.
Sie läuft ihm hinterher „ wie eine läufige Hündin“, wie sie selbst sagt, bespitzelt ihn voller Eifersucht und Misstrauen. Entwürdigend!
Das Buch ist allerdings keine angenehme Lektüre. Ich fühle mich richtig unwohl beim Lesen. Warum es in Spanien ein so großer Erfolg war, erschließt sich mir nicht.
Ich verstehe den Erfolg dieses Buches auch nicht. Die spannende Schreibe ist aber gut, nur die Thematik, das Personal nervt unglaublich. Auch eine Leistung dies so immens zu erzeugen.
 

Irisblatt

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Nat ist auch völlig auf sich selbst bezogen. Einzig bei dem alten Ehepaar zeigt sie wirkliches Interesse an anderen Menschen. Ihr Verhältnis zu Piter kann ich nicht richtig einschätzen.
Ihr Verhalten bei den Nachbarn ist nicht so, dass sie wieder eingeladen werden wird. Weshalb macht sie denen den Bau eines Pools so madig? Es gibt ökologische Gründe, die dagegen sprechen, doch bei ihr habe ich das Gefühl, es geht ihr nur um den Widerspruch.
Und was treibt sie eigentlich den ganzen Tag? Zum Übersetzen kommt sie ja nicht mehr.
Ganz kurz erwähnt werden frühere Freunde und ihre Familie, die ihr jetziges Leben wohl nicht positiv beurteilen würden.
Nat ist völlig auf sich selbst bezogen. Stimmt. Muss gerade an den Diebstahl denken. Der könnte dadurch in einem anderen Licht erscheinen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Noch mehr verwirrt sie aber dass er einen qualifizierten Job in der Stadt annimmt, dass er sich weiter entwickelt.
Dass diese Information sie verwirrt, bemerkt man. Doch warum geschieht das. Weil er sich weiter entwickelt. Dies glaube ich nicht. Ich denke das muss mit Nat selbst zu tun haben. Wie sich alles um sie selbst dreht, was in ihrem Kopf vorkommt. Zumindest denke ich dies.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
wird nur immer misstrauisch. Bezieht jegliches Gerede und Getuschel auf sich. Ich empfinde sie ungemein anstrengend. Dass sich Andreas von ihr trennt, ist vorprogrammiert.
Ja, Nat ist anstrengend, schon im ersten Leseabschnitt, im zweiten Leseabschnitt allerdings noch mehr. Wo man im ersten Leseabschnitt noch auf eine positivere Entwicklung hofft, erkennt man hier nur noch, dass alles noch viel schräger wird.
 

Irisblatt

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Dass diese Information sie verwirrt, bemerkt man. Doch warum geschieht das. Weil er sich weiter entwickelt. Dies glaube ich nicht. Ich denke das muss mit Nat selbst zu tun haben. Wie sich alles um sie selbst dreht, was in ihrem Kopf vorkommt. Zumindest denke ich dies.
Es verwirrt sie, weil sie sich nie hat vorstellen können, dass Andreas einen qualifizierten Job annehmen könnte. Er war für sie einer, der Gemüse anbaut/verkauft und mal den einen oder anderen Job erledigt. Sie hatte ein Bild von ihm, er wurde schnell in eine Schublade gesteckt. Offensichtlich haben sich die beiden verbal wenig ausgetauscht. Sie haben regelmäßig zusammen gekocht und gegessen - aber ob sie dann auch geredet haben? Wenn ja, offensichtlich nicht über ihr Leben.