Ich glaube, es gibt nichts, was ich noch ergänzen könnte. Alles, was ihr beschrieben habt, ist irgendwie richtig, und doch lese ich es vollkommen anders! Mich fesselt dieser Text! Für mich ist das meiste ein ganz dicht gewebter Gedankenstrom. Wir sehen alles mit Nats Augen, haben nur ihre Wahrnehmung - die offensichtlich an vielen Enden nicht stimmt. Nat ist weltfremd und naiv. Sie lässt vieles zu, hat keine feste Außenwand. Mit dem "Tauschhandel" hat die Beziehung mit Andreas angefangen.
Anfangs hat sie ihn sich regelrecht schön geredet und sich ihm angeboten. Sie brauchte die Körperlichkeit - auch sie hatte lange keinen Mann... Im Grunde ist sie selbst doch genau so eine arme Haut, wie sie dachte, dass Andreas eine wäre. Als sie feststellt, dass dem nicht so ist, fühlt sie sich belogen und betrogen.In dem Zusammenhang gefällt mir die Beschreibung der Sexualität sehr gut. Man erfährt in netten Worten, dass Andreas ein toller, ausdauernder Liebhaber ist, wird aber ansonsten erst ins Schlafzimmer gelassen, wenn der Akt vorbei ist. Was mir sehr entgegen kommt
Zweifellos hat Nat eine Meise. Sie entwickelt eine ungesunde Besessenheit Andreas gegenüber, der das Verhältnis eher als gegenseitige Triebbefriedigung zu sehen scheint. Ich finde es total spannend, so eine Obsession mal aus weiblicher Sicht zu lesen. Oft sind es ja Männer, die hinter den Frauen hersteigen. Hier ist es Nat, die sich in fantastische Eifersuchtsgeschichten reinsteigert oder Andis Haus und Wohnung ausspioniert - was ich ziemlich krank finde.
Nat ist süchtig nach Liebe, nach Anerkennung, nach Komplimenten, nach Lob und Dank. Das macht sie gefallsüchtig und schwach. Andreas scheint sehr aufrichtig zu sein, er gibt ihr nicht, was sie so gerne haben will. Seine Komplimente kommen spontan, unprätentiös daher. Das reicht Nat nicht. Ebenso nimmt sie den Nachbarn krumm, dass sie nicht zum Grillfest eingeladen wurde, denkt endlos darüber nach. Sie nimmt sich selbst sehr wichtig. Das kann schon nervig für die Umwelt sein.
Alles macht sie zum Thema. Diese Innenschau ist sehr intensiv. Ich lese sie wie ein Psychogramm. Man bekommt immer mehr mit, wie Nat tickt, wie sie alles auf sich selbst bezieht. Man kann es Andi nicht verübeln, dass er auf so eine egozentrierte Frau keine Lust mehr hat (obwohl er die Sache mit den ersäuften Katzenbabies wirklich extrem unsensibel rübergebracht hat).
Es blitzen immer wieder Motive auf, dass sie den Schmerz, das Verstoßenwerden glaubt, verdient zu haben. Sie muss schon häufiger enttäuscht/verlassen worden sein. Berichtet hat sie uns bislang nur von der Mädchenfreundschaft mit Estrella. Auch da fühlte sie sich wertlos und ausgetauscht. Scheint ein Trauma zu sein.
Bin sehr neugierig, wie es nun weiter geht, und sehr positiv eingestimmt. Kann eure Kritik zwar nachvollziehen, teile sie aber in keiner Weise.