Das ist mir aufgefallen, dass die persönlichen Erlebnisse sich sprachlich sehr stark von der eher nüchtern erzählten Biografie der Familie Verhulst unterscheiden. Das bringt sowohl Abwechslung als auch eine sehr persönliche Note in das Erzählte.Metapher reiht sich an Metapher. Dies behält er, etwas abgemildert, auch bei allen Schilderungen der einzelnen Räume, Details, Empfindungen während der Besichtigung bei, die sich nun mit der chronologisch erzählten Geschichte der Familie Verhulst während der Jahre, die sie in diesem Haus gewohnt hat, abwechseln. Diese Art des Erzählens gefällt mir sehr gut, macht die Geschichte interessant und macht neugierig darauf, wie es weitergeht.
Sie ist die stille Heldin, die heimlich Widerstand übt. In Bezug auf die Uniformen hat sie sich tatsächlich durchgesetzt.Mir gefält Mientje immer besser, ihr stiller, aber hartnäckiger Widerstand
Das ist mir auch besonders positiv aufgefallen. Insgesamt spürte ich in diesem Abschnitt, wie nahe es dem Autor geht, die Geschichte zu erzählen und wie wichtig ihm das ist. Das sorgt auch bei mir für große Empathie.Eines der Zitate, das ich notiert habe, finder sich auf Seite 186, Besuch 2019 in Neuenstein
Ein ganz wunderbarer Vergleich, oder? Sympathisch finde ich daran, dass Stefan Hertmans selbst unsicher ist, ob es ihm überhaupt gelingt, all dies in Einklang zu bringen. In meinen Augen gelingt ihm das sehr gut.Der Autor erklärt auch implizit seine Vorgehensweise:
„Symphonein bedeutet zusammenklingen
Atmosphäre kann er wirklich gut!Bei der Beschreibung des verwahrlosten, feuchten Gebäudes greift der Autor sprachlich ins Volle, Metapher reiht sich an Metapher.
Nicht jeder Schriftsteller kann immer seine eigene Fantasie anzapfen. Im Grunde hat Hertmans die Anregung zur Recherche über den Hauskauf bekommen. Die hinterbliebene Familie hat mitgemacht und Quellen zur Verfügung gestellt. Der Autor schreibt das alles ansprechend zusammen. Wir finden das gut.Es wird immer deutlicher, dass er seine Biografie auf viele Quellen stützt:
Interessant in diesem Zusammenhang, wie der Autor die kindliche Sicht stellenweise auch geraderückt mit dem Hinweis, dass sie dies oder jenes vielleicht noch nicht wahrnehmen konnten oder der Blick (durch Liebe zum Vater) getrübt war.und immer wieder Hinweise darauf, wie die Kinder sich im hohen Alter an das Leben von damals erinnern
Nebenbei wird eingeflochten, dass Willem eine Zeitlang im Gefängnis zugebracht hat. Er wurde also zur Verantwortung gezogen in späteren Jahren.Sohn zu sein mit der Bürde des Vaters auf den Schultern. Die Stille zwischen den Wörtern seines Bekenntnisses ist ein einziges Zeugnis des Schmerzes. 177
Ich irgendwie schon, obwohl es Wahnsinn ist. Schon wie morbide und gleichzeitig schön er es beschreibt, übt eine wahnsinnige Faszination auf mich aus.kann ich nicht es nicht nachvollziehen, dass der Autor die Hütte völlig schimmlig, verkommen und nass in 1979 übernommen hat.
Doch, wir haben doch festgestellt, dass jeder alles und es sogar Roman nennen darf. Aber ich finde, es gibt da große Unterschiede. Stefan Hertmans recherchiert alles selbst, niemand hat die Geschichte vorher so erzählt. Es ist eine Recherche über viele viele Jahre. Und bei Poschi findet man alles wirklich haarklein in kürzester Zeit. Zehn Minuten, wie @Circlestones Books Blog sagte. Das ist wahrscheinlich zu knapp berechnet, aber der Grundaussage stimme ich zu. Die ganze Geschichte gibt es so schon.Ein Autor holt sich Themen aus dem Leben und verarbeitet sie literarisch. Der eine darf es, der andere nicht?
Oh Mann, sorry, in Wahrheit war es natürlich @milkysilvermoon . Ich verwechsele euch ehrlich gesagt immer, also auch in meinem kleinen Hirn. Vielleicht weil die Namen ähnlich lang sind und ich viele Os und ein paar Is sehe...Zehn Minuten, wie @Circlestones Books Blog sagte.
Die Fakten. Aber nicht die Psychologie der Freundesgruppe, die Details. Die Fragestellung war eine andere mit mehr fiktionalen Elementen.Das ist wahrscheinlich zu knapp berechnet, aber der Grundaussage stimme ich zu. Die ganze Geschichte gibt es so schon.
Genau. Das eben ist völlige Geschmackssache. Eine Wertung ist von daher immer subjektiv. Nur darauf wollte ich hinweisen.Ich finde die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner:innen über Jahre dann doch bewegender als so gestellte Interviews zu einem Mordfall vor 20 Jahren.
Geht mir genauso. Mientje ist für mich die eigentliche Heldin. Ihr Widerstand im Kleinen, sehr schön. Sie gewinnt letztlich durch Willems Fehlschuss.Mir gefält Mientje immer besser, ihr stiller, aber hartnäckiger Widerstand. Ich musste einfach lachen über ihr Staunen, als plötzlich die Hitlerbüste aufgestellt wird – und später auch über Willems Missgeschick.
Das sehen wir alle so.Sie ist die stille Heldin, die heimlich Widerstand übt. In Bezug auf die Uniformen hat sie sich tatsächlich durchgesetzt
Ja, und er wundert sich, wie lange ihn der frühere Bewohner nicht interessiert hat.Insgesamt spürte ich in diesem Abschnitt, wie nahe es dem Autor geht, die Geschichte zu erzählen und wie wichtig ihm das ist. Das sorgt auch bei mir für große Empathie.
Na siehste!nd dem "Etikettenschwindel" im Nachhinein sogar dankbar, denn sonst hätte ich das Buch wohl nicht gelesen.
Wahrscheinlich nicht.Wie hätte er wohl dort gelebt, wenn er das damals schon so detailliert gewusst hätte. Hätte er dort überhaupt leben können?
Ich sehe hier auch v.a. die riesigen Kosten, die durch das Renovieren auf einem zukommen.Auch wenn ich durchaus eine Schwäche für alte Gemäuer habe, kann ich nicht es nicht nachvollziehen, dass der Autor die Hütte völlig schimmlig, verkommen und nass in 1979 übernommen hat
Jeder Autor greift auf Dinge zurück, die er selbst erlebt, von denen er gehört hat. Er lebt schließlich nicht im luftleeren Raum. Für mich war das auch bei Poschenrieder kein Kritikpunkt.Ein Autor holt sich Themen aus dem Leben und verarbeitet sie literarisch.
Bei dem Sohn kommt noch hinzu, dass er später als Geschichtsdozent gearbeitet hat. Ihm musste bewusst sein, welche Bedeutung diese Tätigkeit seines Vaters hatte. Doch er wollte es nicht so genau wissen. Nur sonderbar, dass er dann nicht darüber schweigt, sondern ein Buch darüber schreibt.Interessant in diesem Zusammenhang, wie der Autor die kindliche Sicht stellenweise auch geraderückt mit dem Hinweis, dass sie dies oder jenes vielleicht noch nicht wahrnehmen konnten oder der Blick (durch Liebe zum Vater) getrübt war.
Da ist er auch nicht allein. Die Schreibtischtäter hatten ihre Leute fürs Grobe. Himmelt betont ja mal in einer Rede, dass er es bewundert, wie die SS ihre Arbeit gemacht hat:Gegenzug schaut er bei massiven Folterungen weg, kann sie nicht ertragen.
Ich finde das völlig legitim. Hartmann ist Historiker, hat bei Adrian Verhulst studiert, ist also mit der Auswertung von Quellen vertraut. Die Frage ist, was man daraus macht. Aus meiner Sicht sind die fiktiven Anteile gering, Hertmans erzählt die Geschichte Willems auf der Grundlage dessen, was er herausgefunden hat. Seine Spurensuche ist ebenfalls Gegenstand des Romans sowie seine Annäherung an sein Thema, die mit dem Kauf des Hauses beginnt. Ich finde diese Komposition gelungen. Insofern darf er das und prinzipiell darf Literatur doch fast allesNicht jeder Schriftsteller kann immer seine eigene Fantasie anzapfen. Im Grunde hat Hertmans die Anregung zur Recherche über den Hauskauf bekommen. Die hinterbliebene Familie hat mitgemacht und Quellen zur Verfügung gestellt. Der Autor schreibt das alles ansprechend zusammen. Wir finden das gut.
ist aber wissenschaftlich sehr fundiert. Er zeigt, dass er sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat, recherchiert hat, gereist ist, wie @Christian1977 oben auch schon angemerkt hat.Hier wird eine Quelle nach der anderen zitiert und ausgeweitet. Ist leider gar nicht mein
Ich bin ja völlig bei dir. Ich wollte nur die Kritik am letzten Diogenes Roman, den wir gemeinsam gelesen haben, entkräften. Da warst du (leider) nicht dabeiUnd das ist der Grund, warum es für mich weniger ein Roman ist, sondern eine Biografie, eine historische Herangehensweise an eine Lebensgeschicht