Übertriebene Ehrpussligkeit, die Angst, "das Gesicht zu verlieren", treibt die Menschen zu den seltsamsten Verhaltensweisen.
So verrückt die Geschichte klingt, ganz wirklichkeitsfremd ist sie wohl nicht.
Ich finde es geradezu irre, wie dieser Mensch bewusst und gewollt genau das tut, was er erklärtermaßen nicht tun will, und wovon er auch vorher weiß, dass nichts Gutes dabei herauskommt.
Ja und das noch gepaart mit vollkommen mangelndem Selbstbewusstsein bei gleichzeitig überhöhtem Statusdenken. Die Menschen (nicht nur der Held selber) bewerten sich anscheinend nur danach, wie viele "Seelen" (Leibeigene) sie auf ihren Besitzungen haben und welchen Rang sie in Militär oder Verwaltung einnehmen. Darüber hinaus zählt nichts weiter. Da verliert man eben komplett sein Gesicht, wenn einen jemand anrempelt, der gesellschaftlich unter einem steht. Wie schwierig, sich durch diese Welt zu bewegen! Der Rückzug in den Untergrund (ein dunkles Kellerloch) scheint mir da eher konsequent und hilfreich, solange jedenfalls, solange niemand dieses Kellerloch als ehrabschneidend entdeckt. Oh wie gruselig!Übertriebene Ehrpussligkeit, die Angst, "das Gesicht zu verlieren", treibt die Menschen zu den seltsamsten Verhaltensweisen
Diese Geschichte hat mir gezeigt, dass der Erzähler sehr verbissen sein kann. Ich kann zwar verstehen, dass man sich über diese Art Mensch, die meinen sie haben das Recht andere anzurempeln, weil sie sich als etwas besseres sehen, ärgert. Die Intensität die er an den Tag legte, finde ich wirklich befremdlich. Insgesamt scheint sein gesamtes Leben nur aus solchen Zwischenfällen, und seinem Unmut der deshalb entsteht, zu bestehen.Die Geschichte mit dem Offizier, der den Erzähler "umrennt", ist grotesk. Der Erzähler kauft sich extra einen besonderen Mantel bzw. Pelzkragen, spaziert alsdann in dem Bereich herum, den man heute "Fußgängerzone" nennt, und sucht gezielt dem Offizier, der ihn mal gestreift hat, vor die Füße zu laufen. Diesmal wird er nicht ausweichen, sondern seinerseits den Offizier streifen. Doch es klappt nicht, sein unbewusstes Unterlegenheitsgefühl lässt ihn jedesmal, bevor er den anderen anstreift, einen Schlenzer zur Seite machen.
Ich weiß nicht, ist das näher an Kafka oder an Poe, wohl am ehesten eine Mischung aus beiden. Kafka wäre kürzer, Poe wäre romantischer.
So verrückt die Geschichte klingt, ganz wirklichkeitsfremd ist sie wohl nicht. Übertriebene Ehrpussligkeit, die Angst, "das Gesicht zu verlieren", treibt die Menschen zu den seltsamsten Verhaltensweisen.
Ja, da hast du Recht. So kann man dem Leben nichts abgewinnen. Er ist das beste Beispiel dafürEr ist von Zwängen getrieben. Auch von dem Zwang, alles ins Schlechte zu verkehren. Wie käme man so einem Menschen bei? Denn offensichtlich helfen auch keine guten Gesten, wie dem Leihen des Geldes, oder das Verraten des Treffpunktes.
Aber warum muss man sich zum anrempeln extra einen neuen Mantelkragen kaufen? Um zu demonstrieren, dass man Geld hat - sprich auf einer Ebene mit dem Offizier? Um wahrgenommen zu werden? Ganz verstanden habe ich das nicht...Das Anrempeln des Offiziers, wurde durch die extra Anschaffung des neuen Mantelkragens ja schon zur Groteske,
Selbsteinladung zum Abschiedsessen eines ehemaligen Schulkollegen deutlich
Interessanter Gedanke.Würde man es in die Moderne übertragen, kämen wir wohl in den Bereich Cyberstalking und -mobbing.
So grotesk übersteigert geht ja noch nicht mal Kafka ans WerkDie Widersprüchlichkeit der menschlichen Seele ist hier grotesk übersteigert dargestellt.
Vielleicht das zu viel Einsamkeit und Abgeschiedenheit verrückt macht? Vielleicht wollte Dostojewski die Menschen mit diesem "Gruselbild" aus dem Untergrund herauslocken und der Gesellschaft damit einen Bärendienst erweisen ha ha ha.Aber es ist sein ständiges Nur- um - sich- Kreisen, was mir diese Figur so unsympathisch macht. Er verschwendet keinen Gedanken daran, wie sich wohl andere fühlen. Er drängt sich auf, biedert sich an, stößt andere vor den Kopf - was erwartet er hier für Reaktionen? Eigentlich fühlt er sich jedem überlegen und zugleich minderwertig, eine unheilvolle Mischung.
Doch was ist die Botschaft des Buches? Darüber bin ich mir nicht im Klaren.
Einer, der den Truthahn anschneidet? Scherz! Google mal.Was bitteschön ist ein "Tischvorsteher"
Ich langweile mich entsetzlich!
Genau so etwas wollte ich auch sagen. Das erinnert an Freuds Theorien vom Ich und vom Über-Ich. Wobei Letzteres weiß, was gut für unseren Prota ist...Die Widersprüchlichkeit der menschlichen Seele ist hier grotesk übersteigert dargestellt.
Ja, diesen empathielosen Kerl kann man nocht mögen! Er kreist nur um sich und seine völlig an den Haaren herbeigezogenen Befindlichkeiten. Vermutlich waren seine Mitschüler früher total nett zu ihm - nur hat er alles fehlinterpretiert und entsprechend in seinen Gedanken gesteigert. Als Erzähler kann er kaum unzuverlässiger sein!Eigentlich fühlt er sich jedem überlegen und zugleich minderwertig, eine unheilvolle Mischung.
Doch was ist die Botschaft des Buches?
Die Gesellschaft ist ist Stände eingeteilt. Der Bürger von geringerem Stand wieselt um die höheren Standes herum. Das scheint dem Gesetz der Straße zu entsprechen. Unser Prota putzt sich heraus, damit sein niederer Stand nicht sofort sichtbar ist und der Mob nicht über ihn herfallen kann wegen seiner Dreistheit. Er will dem General "auf Augenhöhe " begegnen.Um wahrgenommen zu werden? Ganz verstanden habe ich das nicht...