2. Leseabschnitt: Teil I. - Kapitel 4 bis 7 (Seite 77 bis 150)

Literaturhexle

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Das ist einfach nicht glaubwürdig.

und das ein so junger Mensch Unterwerfungsfantasien zum Lustgewinn hat, ist vielleicht möglich, aber mir im Gesamtpaket zu viel.
Oh Ulrike! Du tust mir gut!
Hätte das Buch ein Mann geschrieben, würde ich von "Männerphantasien" sprechen. Diese frühe Sexualisierung bei Kindern (meist Jungen) thematisieren sie gerne. Das Erlebte mit dem Onkel in Zusammenhang mit den perversen Unterwerfungsfantasien in der Schule lassen mich zweifeln, ob das Mädchen immer bei der Wahrheit bleibt oder zumindest noch eine Schippe drauflegt. Es ist für mich der Zeit geschuldet realistisch, dass für den Onkel Entschuldigungen gesucht werden (seine Frau verweigert sich seinen Bedürfnissen:rolleyes:), aber dass die Familie zuguckt, wie ein KIND missbraucht wird - nee jetzt, oder???? Im Zweifel hätte man das unhygienisch am Kaffeetisch gefunden. Sexualität gehörte zudem ins Schlafzimmer. (Allerdings waren die ja alle etwas schmuddelig- Hygiene ist da wohl nicht so wichtig)
 

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Wahrscheinlich fehlt mir das feministische Gen, mit dem ich diese ganzen Ungerechtigkeiten empörend finden würde und den Inhalt des Buches als wichtige Dokumentation bestehender Missstände.... Dafür fehlt aber die Glaubwürdigkeit. Too much einfach. Weniger ist manchmal mehr.
Genau so sind auch meine Eindrücke bisher beim Lesen, danke, du bringst es präzise auf den Punkt.
 
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Der Missbrauch ist natürlich furchtbar, wirkt auf mich krass und unglaublich. Haben die Erwachsenen da wirklich zugeschaut? Oder entspringt das auch der überbordenden Fantasie des Kindes?
Leider ist das tatsächlich kein Einzelfall. Schockierend ist es, und unsereins kann und mag es sich nicht vorstellen. Es ist sicher auch nicht sehr oft der Fall, dass Andere dabei anwesend sind ohne ienzugreifen, aber leider kommt das auch vor. Insofern ist DAS durchaus realistisch.

Die Schwester Claude ist doch auch nicht ganz bei Trost: simuliert eine Lähmung, weil die Schwester gerade mehr Aufmerksamkeit bekommt!
Auch das kann sein. Sie wurde ja auch missbraucht, und sowas kann sich körperlich niederschlagen, ggfs auch psyvchosomatisch.
Aber wenn ich so nachdenke darüber, ist es schon sehr selten, dass mehrere Geschwisterkinder missbraucht werden. Oft hat ein Geschwisterkind einen ganz anderen Charakter als das missbrauchte Kind, würde sich zum Beispiel wheren und reden und bleibt daher verschont.
Tatsächlich häufen sich hier die Katastrophenfälle, was schade ist, wenn darunter die Glaubwürdigkeit leidet. Das Thema ist sehr ernst, dsa sollte man Zweifel vermeiden, dass etwas vielleicht gar nicht sirklich passiert ist...
Too much einfach. Weniger ist manchmal mehr.
Da hast Du vollkommen Recht!

Ich habe das so verstanden, dass sie sich das vorstellt um dabei zu masturbieren. Diese Erniedrigung scheint sie zu stimulieren.
Mmh - ooooookay...
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass so ein offensichtlicher Missbrauch durch den Onkel vor den Augen einer anderen Familie am Jausentisch passiert ist. Das ist einfach nicht glaubwürdig.
Ich schrieb oben schon etwas dazu. Leider passiert Missbrauch tatsächlich mitunter vor unbeteiligten Dirtten. Sehr traurig, aber wahr :sad
Das Erlebte mit dem Onkel in Zusammenhang mit den perversen Unterwerfungsfantasien in der Schule lassen mich zweifeln, ob das Mädchen immer bei der Wahrheit bleibt oder zumindest noch eine Schippe drauflegt. Es ist für mich der Zeit geschuldet realistisch, dass für den Onkel Entschuldigungen gesucht werden (seine Frau verweigert sich seinen Bedürfnissen:rolleyes:), aber dass die Familie zuguckt, wie ein KIND missbraucht wird - nee jetzt, oder????
Unterwerfungsphantasien fidne ich auch irgendwie nicht stimmig. Ansonsten zeigt sich hier wohl leider, dass die Anhäufung all dieser Formen von Gewalt, Stereotype etc. einen Glaubwürdigkeitsverlust bedeutet. Das sollte man bei einem Buch über solch schwerwiegende Erfahrungen wie Missbrauch, wie ich finde, unbedingt vermeiden. Es ist ohnehin schwerr genug für die Opfer...
Mich schockiert übrigens, dass dies alles um 1967 passiert, noch dazu in Frankreich. Beim lesen muss ich ständig daran denken, dass ich nur wenige Jahre jünger bin, und zum Glück nichts davon erlebt oder anderweitig mitbekommen habe
Ich denke, jeder kann froh sein, wenn er dergleichen nicht erleben musste. Es ist soweit verbreitet...
 

Wandablue

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dämlich kommt mitnichten von der Dame, sondern vom taumeln (hierzulande sagt man auch damisch, wenn einem bspw schwindling wird...)

und herrlich kommt von hehr (ehrwürdig)
Wortspiele sind nur gut, wenn man sie beherrscht, sonst sind sie dämlich.

Dass (fast) alles Negative, was einer weiblichen Person zustoßen kann, hier auf eine Figur projiziert wird, finde ich eigentlich genial. Es geht ja gar nicht um die Protagonistin, sondern um die Gesellschaft.
Hier wird das sexuelle Erwachen einer Frau beschrieben. Das findet man in dieser gewagten Form nicht oft, all diese Phantasien sind ja, äh, "nur" sexuelle Vorstellungen. Eigentlich alles ganz normal.
 

Literaturhexle

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Aber nein, selbst direkt nach einer Abtreibung, im Getümmel der Menschen wird sie mit Sperma bespritzt. Wieder konnte sich ein Mann nicht zurückhalten, sie nur als Sexobjekt zu sehen...
Danke für diese deine Erklärung! Ich hab es nicht begriffen :rofl
Dieser Missbrauch des Onkels ist so widerlich. Und fast noch widerlicher ist das Zuschauen der gemeinsam am Tisch sítzenden Familienmitglieder
Meine Empörung habe ich kundgetan. Ich verstehe eure Betroffenheit nicht. Für mich sind das Phantastereien. Dadurch, dass spätestens die Schulszene erträumt ist, sehe ich mich da bestätigt.
Ich sehe mich übrigens auch dadurch bestätigt, dass L. an mehreren Stellen zugibt, sich immer "interessant zu machen".
frage mich, ob mir Laurence als erzählende Person, als Mensch, sympathisch ist und stelle fest, nein, sie bleibt für mich auf Distanz. Sie
Distanz. Genau. Sie rückt mir nicht nahe. Ich kann nicht mitfühlen, sie trägt zu dick auf.

Mich schockiert übrigens, dass dies alles um 1967 passiert, noch dazu in Frankreich. Beim lesen muss ich ständig daran denken, dass ich nur wenige Jahre jünger bin, und zum Glück nichts davon erlebt oder anderweitig mitbekommen habe
Nein. Das sollte dich nicht schockieren. Es sollte der Normalfall sein, dass man in einer Familie behütet aufwächst und sich auch Onkel und Elternfreunde "zurückhalten" können. Für mich ist es degeneriert, sich an Kindern zu vergreifen. Es ist schlicht nicht normal und krank.
Das sollte man bei einem Buch über solch schwerwiegende Erfahrungen wie Missbrauch, wie ich finde, unbedingt vermeiden.
Sehe ich genauso. Für mich hat die Erzählerin ihre Glaubwürdigkeit verloren. Wir erleben hier ein sexuelles Erwachen, dass schon sehr früh beginnt. Soll der Missbrauch die Ursache sein? Ist auch er die Ursache für die S/M Phantasien? Sexualität ist für Laurance ein wichtiges Thema. Jeder Mensch ist anders, aber wie ihr beim Anblick des Jungen im Schwimmbad innerlich ganz heiß wird - nunja, alles ein bisschen too much eben;)
 
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Literaturhexle

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Ich lasse jetzt mal diese für mich übertriebenen Szenen hinter mir.

Der Vater hat seine althergebrachten, konservativen Ansichten. Aber er versucht auch, die Mädchen zu schützen, indem er ihnen Verteidigungsstrategien beibringt. Das finde ich nett. Das war die Art der damaligen Väter zu helfen. Mit Psychologie und Ratschlägen hatten sie es noch nicht so. Dass der Vater vor dem Koitus warnt, verstehe ich auch: Die Verhütung war noch keinesfalls zuverlässig Anfang der 70er. Wer will in jungen Jahren schon mit einer Schwangerschaft konfroniert werden?!

Ab Kapitel 7 wurde es für mich wieder leichter und vor allem glaubwürdiger. Das sexuelle Erwachen empfinde ich zwar auch viel zu deutlich, zu drastisch beschrieben. Hier soll eine sexuelle Befreiung beschrieben werden, das akzeptiere ich. L. probiert sich aus, lernt das Küssen von ihrer Schwester, übernimmt deren Freund, hat mehrere gleichzeitig (wodurch sie sich beim "Verhör" in Bredouille bringt) und weiß am Ende nicht, von wem sie eigentlich schwanger ist. Wenn das sexuelle Befreiung ist, bin ich bis heute nicht frei und lebe gut damit;)

Natürlich steht vor der Schule regelmäßig ein Exhibitionist und niemand tut was dagegen. Die Erwachsenen erzählen frauenfeindliche Witze in Gegenwart von Kindern, L. wird in der Bahn angewichst, wieder sieht das niemand. Ich habe jetzt verstanden: Die ganze Gesellschaft weiß und guckt zu. Das wird der Titel meiner Rezension.

Die Episoden auf Schülerausstausch und mit der lesbischen Nachhilfelehrerin stehen für sich. Frauen können also auch missbrauchen.

Das erste Mal auf dem Zahnarztstuhl. Was soll das wieder? Haben Romantik und Liebe in diesem Buch keinen Platz? Es wird alles so versachlicht. Dabei geht es doch beim sex. Erwachen auf um diese "weichen" Gefühle und nicht nur um Trieb und Penetration. L. schläft mit Männern, aber es wird alles aufs Körperliche reduziert. Dafür ist sie eigentlich zu jung. Soll man das nun alles auf den Missbrauch zurückführen? Ihr seht mich überfordert. Dass Jerome sie mit seinen "Ewigkeitsvorstellungen" überfordert, ist wiederum sehr nachvollziehbar.
 

Literaturhexle

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Und wir Mädchen müssen es uns gefallen lassen. Ich zum Beispiel habe auf der Straße immer angst, wenn ich spät nachts ausgehe." 147
Diese Angst ist omnipräsent. Ich bekomme sie immer wieder über meine (sehr selbstbewusste und wehrhafte) Tochter mit. Diese Ungerechtigkeit macht ihr zu schaffen. Mädels bekommen gesagt: Zieh dich nicht so aufreizend an, geh nach X Uhr nicht mehr alleine raus, nimm dir ein Taxi,...
Niemand sag den Jungen: Lass die Mädchen in Ruhe! (Weil man davon ausgeht, dass die eigene Brut anständig ist, habe ich gegen gehalten)

In der Bahn, im Park, im Club, beim Sonnen (Studis haben keinen eigenen Garten) wird sie angegafft, Grenzen werden überschritten. Auch heute noch ist es offenbar nicht einfach jung zu sein. Es ist übrigens ihre Beobachtung, dass Männer aus anderen Kulturen dabei noch distanzloser sind. Was sie nie wahrhaben wollte, sie ist alles andere als vorurteilsbeladen in der Richtung!

Interessant fand ich die kurze Perspektive von Daniel, was es heißt ein Junge zu sein. Ja, tatsächlich haben sie auch Zwänge und Ängste, die aber ganz anders gelagert sind.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Aber wenn ich so nachdenke darüber, ist es schon sehr selten, dass mehrere Geschwisterkinder missbraucht werden.
Dazu fällt mir ein, dass sie ja drei Jahre (oder so?) auseinander liegen und sich die pädophilen Tendenzen einer Person meist in einem bestimmten Lebensalter der Kinder festsetzen. Wenn sie älter werden, sind sie sexuell nicht mehr interessant, sodass das jüngere Geschwisterkind dann zum Objekt der Begierde wird.
Tatsächlich häufen sich hier die Katastrophenfälle, was schade ist, wenn darunter die Glaubwürdigkeit leidet. Das Thema ist sehr ernst, dsa sollte man Zweifel vermeiden, dass etwas vielleicht gar nicht sirklich passiert ist...
Da hast du Recht, Zweifel an der Glaubwürdigkeit sollten nicht kommen, das schadet dem Thema. Allerdings lese ich das Buch mittlerweile eben nicht mehr als romanhafte Erzählung zu einem Mädchen, sondern sehe den Kunstgriff der Autorin darin, dass sie stellvertretend für die vielen Ungerechtigkeiten und Missbräuche, die passieren, hier prototypisch dieses eine Mädchen einsetzt. Wie bei "Kim Jiyoung, geboren 1982" die weibliche Hauptfigur prototypisch für die mehrheitlichen Erfahrungen der Frauen in Süd Korea stehen soll. Der Verlag hat bei dem Buch damals das gut optisch mit dem Cover umgesetzt, welches für mich zeigt: "Dieses Schicksal ist austauschbar" durch das leer gelassene Gesicht.

Auch bei "Es ist ein Mädchen" könnte ich mir diesen Zusammenhang vorstellen. Die Person auf dem Cover schaut weg, es könnte - vereinfacht gesagt - jede sein.
Aber keine Frage: Was der Protagonistin alles auf einmal passiert, ist im einzelnen nicht überhöht, aber in der Menge schon unwahrscheinlich (gemeint: im Sinne von oberhalb der normalen Auftretenswahrscheinlichkeit) gehäuft.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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anke für diese deine Erklärung! Ich hab es nicht begriffen :rofl
Ich habe es schon selbst am eigenen Körper (wie leider auch manch andere Sache aus diesem Buch, ohne ins Detail gehen zu wollen), dass sich ein Mann im Gedränge gezielt an mir mit seinem erigierten Glied rieb. Ich bin froh, jetzt nicht mehr in der Stadt zu wohnen und öffentliche Verkehrsmittel etc. meiden zu können. Auch ich habe in meinem Leben gelernt, dass man als Frau lieber nicht nachts allein unterwegs ist, dass man den Haustürschlüssel stets wie einen Schlagring in der Manteltasche trägt etc. pp. Es ist leider sehr, sehr eklig was Männer selbst im öffentlichen Raum Frauen antun. Und es ist einfach so: Frauen tun soetwas nicht, oder so verschwindend selten, dass es weniger dringlich ist ein Buch darüber zu schreiben, als über das , was in diesem Buch alles versammelt ist.
sich immer "interessant zu machen".
Das habe ich tatsächlich überhaupt nicht so gelesen. Sondern ihr wurde eingetrichtert, dass Mädchen sich nicht interessant zu machen haben. So wie: "Du sprichst gefälligst nur, wenn du gefragt wirst." Das "interessant machen" sollte für mich heißen: Überhaupt irgendetwas zu tun, was die Aufmerksamkeit der Eltern erregt, ist nicht erwünscht.
L. schläft mit Männern, aber es wird alles aufs Körperliche reduziert. Dafür ist sie eigentlich zu jung. Soll man das nun alles auf den Missbrauch zurückführen
Nicht alles, nein. Aber in Kombination mit dem gesamten Familiengefüge, den Erfahrungen die sie selbst im Kleinen und nicht nur das eine mal mit dem Onkel gemacht hat, können dazu führen, ja. Wirklich, auch wenn ich mit den Gedanken mitgehen kann, dass alles sehr plakativ dargestellt ist, aber das hat tatsächlich größtenteils Hand und Fuß, was die Autorin zusammenschreibt.
 

Wandablue

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Ich bin jetzt ganz durch mit dem 2. LA. Und ich muss sagen, das Buch nimmt Fahrt auf. Es gefällt mir jetzt besser.
Und den (überspitzten) Anfang interpretiere ich jetzt so: "Ich war ein Kind und habe nicht bemerkt, wie fies von Anfang an gewisse Bemerkungen und Einstellungen waren. Aber jetzt im Nachhinein zog sich die Missachtung von Frauen auch schon durch meine ganze Kindheit."
Kap. 4 hat mich ja voll erwischt. Der frühe Missbrauch. Und ziemlich heftig noch dazu. Die Frauen am Tisch, die zusahen ... ich konnte es nicht glauben. Dass nicht eine von denen sagte, "nimm mal die Finger von dem Kind, was fällt dir denn ein?". Das ist schon unglaubwürdig für viele Familien, aber es wird auch welche geben, bei denen es so abläuft. Mir läufts da kalt den Rücken runter.
Kap 5. Körperliche Auswirkungen. Völlig richtig. Auch psychischer Art.
Die Übergriffe an jeanette (oder so) -erkläre ich mir so, dass es sich besser anfühlt, ein Täter als ein Opfer zu sein. Jeanette (oder so) ist sozusagen ein Spiegelbild ihrer selbst als sie sich nicht wehren konnte. Wenn ein Opfer dann ein Täter wird, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man von seinem Opfer "besessen" wird.
Heute würde man das Täterkind zur Therapie schicken. Das Opferkind zum Boxen.
Kap. 6. Väterliche Aufklärung. Ganz schön modern, dass der Papa aufklärt. Wer hat euch aufgeklärt? Der Papa scheint ja nicht besonders feinfühlig zu sein. Aber obwohl Laurence versucht, aus ihrer eigenen Opferrolle herauszukommen, gibt es neue (etwas harmlosere) Übergriffe und man bringt ihr bei, dass dies "dazugehöre" zum weiblichen Leben.
Kap. 7 : Die Sache mit der Angst - macht wütend. Es ist für Männer schwer, sich einzufühlen, weil sie diese Situationen nie erleben.
Die Abtreibung und die Promiskuität: es wäre schön gewesen, Laurence und Claude hätten mit ihren Eltern über Sexualität sprechen können. Aber das Thema war zuhause tabu.

Generell: Finde ich das Buch immer besser. Aber es ist sehr fokusiert gerade auf die sexuelle Seite der Weiblichkeit. Einerseits. Anderseits, warum nicht mal so ein Buch, das sich auf das Sexuelle im Frauenleben konzentriert. Hab ich so noch nie gelesen, wenn, dann wars gleich so drüber ... wie Erica Jong oder so. Dem kann ich nicht so viel abgewinnen.
 

Wandablue

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und dass ein so junger Mensch Unterwerfungsfantasien zum Lustgewinn hat, ist vielleicht möglich, aber mir im Gesamtpaket zu viel.
Das sehe ich im Zuge von "sexuellem Ausprobieren/Erwachen". Der Zeitpunkt ist schon früh angesetzt, 10 Jahre, das ist heftig, aber es wird ja auch gesagt, sie sei frühreif. (glaub ich). Es gibt alles Mögliche, was man in Gedanken ausprobiert ... gut, dass Gedanken noch nicht sichtbar und hörbar gemacht werden können.
 

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Meine Empörung habe ich kundgetan. Ich verstehe eure Betroffenheit nicht. Für mich sind das Phantastereien.

Die Szene am Küchentisch ist real. Und dass die Verwandten den Onkel nicht rügen und wieder mit ihm Kartenspielen - nebenan - das halte ich auch für real. Die Phantasien und die sexuellen Vorstellungen kommen später - wahrscheinlich aufgrund des Erlebten.
 

Circlestones Books Blog

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Die Frauen am Tisch, die zusahen ... ich konnte es nicht glauben.
Was mir aber auffällt, ist die Reaktion der Frauen und die entspricht leider sehr oft den Tatsachen, dass bei Vergewaltigungen "die Frau war aufreizend gekleidet, sie wollte es ja" argumentiert wird, allerdings von Männern. Hier sind es die Frauen! "Die Erwachsenen schauen nicht ihn an, sie schauen sie an, sie. Kleines Luder, sagen ihre Augen." Auch Thérèse schaut sie mit einem bösen Blick an. (Seite 80, 81) Nicht nur, dass sie nicht eingreifen, sie geben auch noch der kleinen Laurence die Schuld!
 

Literaturhexle

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Wenn sie älter werden, sind sie sexuell nicht mehr interessant, sodass das jüngere Geschwisterkind dann zum Objekt der Begierde wird.
Ja, das fand ich deshalb auch glaubwürdig, gerade weil der Missbrauch in der eigenen Familie stattgefunden hat. Der widerliche Onkel wird schon auf eine Gelegenheit gelauert haben:smilehorn.
Es ist leider sehr, sehr eklig was Männer selbst im öffentlichen Raum Frauen antun.
Ich habe halt immer ländlich gelebt und bin echt manchmal von den Socken, was mir erzählt wird.

Das "interessant machen"
Beim Arzt kurz vor der Abtreibung erzählt sie doch alles Mögliche und sagt dann selbst zu sich "ich mache mich schon wieder interessant" oder so ähnlich. Kann natürlich sein, dass es ironisch gemeint war.
Nicht nur, dass sie nicht eingreifen, sie geben auch noch der kleinen Laurence die Schuld!
Wenn, ja wenn die Szene so stattgefunden hat, ist das ganze eine riesige (für mich in meiner Blase nicht vorstellbare) Sauerei!!!
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Puh, dieser Roman ist keine leichte Abendlektüre. Er ist heftiger als gedacht. Trotzdem lese ich gerne weiter, obwohl „gerne“ hier irgendwie falsch klingt. Aber es fesselt mich - und erschüttert gleichermaßen. Und es überrascht mich, weil ich mit so etwas wie dem Missbrauch nicht gerechnet hatte.

Ich habe mir eben eure Beiträge durchgelesen. Ich kann mir noch keinen Reim drauf machen, was tatsächlich passiert und was vielleicht übertrieben ist. Ich schwanke da noch.
 
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milkysilvermoon

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Auch heute noch ist es offenbar nicht einfach jung zu sein. Es ist übrigens ihre Beobachtung, dass Männer aus anderen Kulturen dabei noch distanzloser sind. Was sie nie wahrhaben wollte, sie ist alles andere als vorurteilsbeladen in der Richtung!

Sexuelle Belästigung und Vergewaltigung passieren längst nicht nur jungen Frauen!

Mir ist offen gesagt auch egal, ob Eltern ihre Söhne für anständig halten. Alle Täter sind irgendwers Söhne. Fakt ist, dass viele Kerle einfach nicht in die Richtung erzogen wurden, dass man sich Frauen gegenüber nicht so verhält. Wir müssen dafür sorgen, dass Grabschereien und Co. nicht mehr als Kavaliersdelikt abgetan werden.
 
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