2. Leseabschnitt: Teil EINS - Seite 49 bis 93

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Intellektuellen Austausch. Kann man nicht mit jedem haben ab einem gewissen Niveau. Dass sie das Private völlig ausklammern, ist für mich vorstellbar, weil es meist ablenkt und vom Sachlichen wegführt, wenn Emotionen hinzukommen.
Dafür würde man in einen Zirkel gehen. Oder sich länger treffen und dazwischen einen Briefwechsel haben, so wie es andere "Geistesgrößen" auch gemacht haben, z.H. Walter und Inge Jens. Ich kann nichts besonders Intellektuelles feststellen in ihren Unterhaltungen.
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das ist in der Tat seltsam. Ich verbuche es unter Schrulle: sie zahlt, weil er ihr Student ist.
Oder er war zu bequem, auch mal das Portemonnaie zu zücken. Beides glaubwürdig (und unwichtig) in meinen Augen.
Das ist nicht so unwichtig. Es bezeichnet ein Machtgefälle. Damit ordnet sich Neil unter. Dabei sind sie vom Alter her vllt gar nicht weit entfernt voneinander.
 

Naibenak

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2. August 2021
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Eher Götzenverehrung. Sexuelles Interesse sehe ich nicht. Er macht doch mit Anna rum. Außerdem ist EF rund 10 Jahre älter, oder? Sie hat ihn als Lehrerin beeindruckt.
Aber bei den späteren Treffen waren Anna und er längst nicht mehr zusammen. Und das Alter ist doch heutzutage wirklich zweitrangig ;) Aber Götzenverehrung kommt hin, ja... das trifft es vielleicht doch noch am besten.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ein Fan, der an ihren Lippen hing?
Hat man den Eindruck. Sie braucht einen Bewunderer. Dabei betont Neil ständig, wieviel innere Unabhängigkeit sie hätte. Nein, das geht nicht zusammen. Aber vllt ist der ganze erste Teil Neil-Elizabeth nur ein (zu) langer Auftakt zu Julian, dem Abtrünnigen.
 

Naibenak

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2. August 2021
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Sie braucht einen Bewunderer. Dabei betont Neil ständig, wieviel innere Unabhängigkeit sie hätte. Nein, das geht nicht zusammen.
Jup, das sehe ich auch so. Ich glaube, EF ist ganz anders gewesen, als Neil denkt. Oder als wir denken. Herrlich - man (und auch Neil) spekuliert eigentlich nur rum. Niemand kennt sie aber wirklich. Warum das so ist? Vielleicht erfahren wir es ja noch...
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Julian Apostata - da könnte wirklich ein Zusammenhang zu Julian Barnes bestehen. Es gibt den feststehenden Begriff der Apostasie, und sein erster "Vertreter" war Julian Apostata. Was für ein Glück hatte Barnes, dass jener auch noch Julian mit Vornamen hieß. Ich könnte mir vorstellen, dass Barnes diese Entdeckung zum Anlass genommen hat, ein solches (uns vorliegendes) Buch zu schreiben. Ers spielt mit uns (@Wandablue brachte mich auf diesen Gedanken).
Ich hoffe nur, er macht es mit einem großen Augenzwinkern.
 

Naibenak

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2. August 2021
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Julian Apostata - da könnte wirklich ein Zusammenhang zu Julian Barnes bestehen. Es gibt den feststehenden Begriff der Apostasie, und sein erster "Vertreter" war Julian Apostata. Was für ein Glück hatte Barnes, dass jener auch noch Julian mit Vornamen hieß. Ich könnte mir vorstellen, dass Barnes diese Entdeckung zum Anlass genommen hat, ein solches (uns vorliegendes) Buch zu schreiben. Ers spielt mit uns (@Wandablue brachte mich auf diesen Gedanken).
Ich hoffe nur, er macht es mit einem großen Augenzwinkern.
Klingt, als würde das absolut Sinn machen :)
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Und das Alter ist doch heutzutage wirklich zweitrangig
Er beschreibt ja auch ihre Kleidung und ihr Auftreten als extrem spießig-bürgerlich. Sie strahlt für mich nichts aus (außer ihrem Verstand), was Neil als Mann reizt.

man (und auch Neil) spekuliert eigentlich nur rum
Genau. Und macht sich nebenbei sein eigenes Bild...

Ers spielt mit uns (@Wandablue brachte mich auf diesen Gedanken).
Ich hoffe nur, er macht es mit einem großen Augenzwinkern.
Das hast du (mal wieder;)) ziemlich früh erkannt! Das macht für mich den Reiz des Buches aus.
 

Literaturhexle

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Das ist nicht so unwichtig. Es bezeichnet ein Machtgefälle.
Damit könntest du Recht haben. Allerdings klingt Machtgefälle so negativ. Es könnte auch sein, dass sie es sich zum Prinzip gemacht hat, ihre Studis einzuladen, einfach weil sie weniger Geld haben.
Neil hat das offenbar klaglos akzeptiert, warum auch immer. Manche Leute sind auch schlicht froh, wenn sie Geld sparen und legen sich das im Nachhinein zurecht. ("Sie ließ es nicht zu.")
 

Helmut Pöll

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München
Die Geschichte liest sich flott, wie man es von Julian Barnes gewohnt ist. Die Begeisterung von Neil für EF kann ich noch nicht teilen. Klar ist sie gebildet, schlagfertig, hat sich im Griff, aber unter dem Strich führt sie doch ein karges und einsames Leben, mit dem wohl die Wenigsten tauschen wollen würden. Oder hat Barnes noch eine Überraschung für uns parat?
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Es stößt mir auch auf, dass EF so gänzlich ohne Erinnerungsstücke lebte, keine Postkarte, keine Briefe.
Wobei das bei mir auch passieren könnte, wenn es bei mir soweit ist. Postkarten etc. haben bei mir/uns nur eine geringe Halbwertzeit. Zumal wir nicht von historischem Interesse sind - im Gegensatz zu den tausenden Briefen, die der Namensgeber meines Arbeitgebers verfasst hat...:cool:
Diese Geheimnistuerei mit ihrem Privatleben halte ich für arg gekünstelt.
Warum? Gibt so Leute, die nichts von sich preisgeben...
Aber von Neills Seite aus bezweifle ich das.
Warum? :think:rofl
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Intellektuellen Austausch. Kann man nicht mit jedem haben ab einem gewissen Niveau. Dass sie das Private völlig ausklammern, ist für mich vorstellbar, weil es meist ablenkt und vom Sachlichen wegführt, wenn Emotionen hinzukommen.
Das ist meiner Meinung nach der Reiz an diesen Essen für Elizabeth. Sie hat in Neil einen Adressaten für ihre Ausführungen gefunden, seine Ansichten/Art zu denken/diskutieren sind offensichtlich mit den ihren kompatibel - und dann passt es halt. Die Tatsache, dass sie das Essen zahlt, nur ihn treffen will und nicht Anna und dass die Essen immer nur 75 Minuten dauern, halte ich für Schrullen ihrerseits, Intelligenz und strukturiertes Denken gehen ja bisweilen auch mit einer Tendenz zur disziplinierten Zwanghaftigkeit einher.

Neil scheint von ihren Ansichten, ihrem Wissen fasziniert zu sein, er kommt sich gleichzeitig dümmer und schlauer in ihrer Gegenwart vor. Da das Private so vollkommen ausgespart wird, erscheint sie mysteriös und wird zur Projektionsfläche von eigenen Spekulationen - so wie es am Anfang durch die Studentengruppe und nun in Zusammenarbeit mit dem Bruder geschieht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch das Verständnis von EF eine Art Projekt von Neil ist. Wir Menschen arbeiten uns ja gern an Themen ab, die wir nicht verstehen und wollen Verständnislücken füllen - EFs Wesen stellt ihn in gewisser Weise vor ein Rätsel.

Die vielen Notizen fand ich wunderbar, gerade auch weil sie unzusammenhängend und "sketchy" sind - sie spiegeln Neils begrenzte Möglichkeiten, sich EF anzunähern, ihr Charakter wird allenfalls skizzenhaft für ihn bleiben.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Das ist meiner Meinung nach der Reiz an diesen Essen für Elizabeth. Sie hat in Neil einen Adressaten für ihre Ausführungen gefunden, seine Ansichten/Art zu denken/diskutieren sind offensichtlich mit den ihren kompatibel - und dann passt es halt. Die Tatsache, dass sie das Essen zahlt, nur ihn treffen will und nicht Anna und dass die Essen immer nur 75 Minuten dauern, halte ich für Schrullen ihrerseits, Intelligenz und strukturiertes Denken gehen ja bisweilen auch mit einer Tendenz zur disziplinierten Zwanghaftigkeit einher.

Neil scheint von ihren Ansichten, ihrem Wissen fasziniert zu sein, er kommt sich gleichzeitig dümmer und schlauer in ihrer Gegenwart vor. Da das Private so vollkommen ausgespart wird, erscheint sie mysteriös und wird zur Projektionsfläche von eigenen Spekulationen - so wie es am Anfang durch die Studentengruppe und nun in Zusammenarbeit mit dem Bruder geschieht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch das Verständnis von EF eine Art Projekt von Neil ist. Wir Menschen arbeiten uns ja gern an Themen ab, die wir nicht verstehen und wollen Verständnislücken füllen - EFs Wesen stellt ihn in gewisser Weise vor ein Rätsel.

Die vielen Notizen fand ich wunderbar, gerade auch weil sie unzusammenhängend und "sketchy" sind - sie spiegeln Neils begrenzte Möglichkeiten, sich EF anzunähern, ihr Charakter wird allenfalls skizzenhaft für ihn bleiben.
Schön gesagt - Applaus :cool:.
 
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Reaktionen: Emswashed