2. Leseabschnitt: Teil EINS - Seite 49 bis 93

Literaturhexle

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2. April 2017
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Neil, der Ich-Erzähler, lässt uns weiterhin an seiner Faszination an EF teilhaben. Er verquickt Erlebnisse, die er rund um sie und mit ihr hatte, mit Episoden aus seinem sonstigen Privatleben. Es fällt mir schwer dabei, festzustellen, was von Bedeutung ist und was nicht. Da bei Barnes im Grunde meist alles Bedeutung hat, müsste ich korrekter in dem Sinne formulieren, dass ich die Bedeutung nicht überall finde.
"EF stellte alles in einen größeren Zusammenhang, hatte einen anderen Fokus und Horizont." vgl. 58
Das kann ich mir gut vorstellen. Solche Menschen sind über das gewöhnliche Jammern erhaben.

Neil beschreibt sich selbst als unsteten Charakter, der nichts zu Ende bringt. Zahlreiche Jobs, zwei gescheiterte Ehen und drei Kinder von ebenso vielen Frauen zeugen davon.

Er trifft sich über Jahre mit EF zum Essen, das immer gleich und sehr rituell abläuft. Offenbar hat er ihr auch etwas bedeutet, denn sie vererbt ihm ihre Texte und ihre Bibliothek. Von ihrem bevorstehenden Tod wusste er allerdings nichts. Das passt zu EFs Abneigung gegen jede Form des Mitleids.

EFs Bruder ist völlig anders als seine Schwester. Über ihn versucht Neil, näher an EF heranzukommen, mehr zu erfahren.

Manche Sätze lassen mich schmunzeln. "Und Sie versuchen, mir ein Etikett aufzukleben. Ich bin kein Schrankkoffer."57
Die Notizhefte halten manche kluge Weisheit parat. Beispiele gibt es zuhauf.
Interessant die Reflexionen zu unverheirateten Frauen. Die Ansichten haben sich zwar verändert, manche antiquierte Betrachtungsweise hält sich aber leider bis heute. Es schleicht sich eben nur langsam aus...

Einst blieb Neil den Aufsatz im Seminar schuldig. Nun will der "König der unvollendeten Projekte" einen Neustart hinlegen und über Julian Apostata schreiben. Besteht hier ein Zusammenhang mit dem Drachenbild von S. 43?
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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EF bleibt im Ungewissen, selbst nach ihrem Tod. Sie beantwortete jede Frage mit einer Gegenfrage. Neil sagt, dass es zum selbständigen Denken anregen soll, ich mag es nicht so sehr. Wenn man die Fakten nicht kennt, fehlt einem die Grundlage zum Gedankenaufbau, es wird philosophisch und "ergebnislos". Vielleicht bin ich auch nur zu nüchtern dafür.
Es stößt mir auch auf, dass EF so gänzlich ohne Erinnerungsstücke lebte, keine Postkarte, keine Briefe.

Aber dann geht es ja relativ fix. Barnes hält sich nicht mit irgendwelchen Karnkheitsleiden auf, EF stirbt und gut ist (,wenn ich das mal so flapsig formulieren darf). Ich wäre so gern noch im Seminarraum geblieben, mit den anderen Studenten und den gemeinsamen Diskussionen.

Bin gespannt, ob mich das Thema "Julian" halten kann.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Fiktiv. Schade.
Der zweite Teil ist wesentlich interessanter. Die Blaustrumpftante Elizabeth an und für sich finde ich persönlich ja weitaus uninteressanter als der schreibende Protagonist es tut. Hat er einen Namen? Habe ich sicherlich überlesen. Neil, ah ja. Auf Seite 18 ist die Liste der Clique.
Lizzie stirbt und hinterlässt Neil ihre Bibliothek und ihren Schriftkram. Zuerst versucht Neil noch hinter deren Persönlichkeit zu kommen, was ihm nicht gelingt. Jetzt wird er seine seinerzeit nicht erstellte Seminararbeit schreiben. Da bin ich mal gespannt.
Das Gegenteil von Selbstgefälligkeit ist Demut (m.M.n).
Die Frage nach Kollektivschuld (kam im 1. Teil vor) ist eine uralte und von daher ist das kalter Kaffee, das wird ja philosophisch/moralisch rauf und runter diskutiert.
Ich finde die Figur der Lizzie ja nicht stimmig. Diese Geheimnistuerei mit ihrem Privatleben halte ich für arg gekünstelt. Also von unserem Julian.
Netter Kunstgriff, dass sich Julian einen Julian ausgesucht hat. So was honoriere ich. Muss ich mal googeln, ob es den wenigstens gegeben hat. I hope so.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das kann ich mir gut vorstellen. Solche Menschen sind über das gewöhnliche Jammern erhaben.
Unsinn. Das behauptet Barnes nur. Wir müssen ihm nicht alles glauben.

Vielleicht bin ich auch nur zu nüchtern dafür.
Nein, du durchschaust nur das Konstrukt, das Barnes aufstellt.

ch wäre so gern noch im Seminarraum geblieben, mit den anderen Studenten und den gemeinsamen Diskussionen.
Oh nein, dann hätte ich ständig Punkte abziehen müssen, bis es keine mehr gegeben hätte oder sogar Negativpunkte.

EF stirbt und gut ist
jajaja, Barnes: Er will scheins was anderes. Wir werden es erfahren.
 
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Naibenak

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2. August 2021
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EF stirbt und gut ist
Ja genau, ging fix. Und dann wird wieder sooo viel über diese Person herum- und in sie hineininterpretiert. Einerseits nachvollziehbar, würde ich vielleicht auch so machen, wenn ich in Neills Situation wäre... Andererseits aber auch so "ergebnislos", wie es hier schon in ganz anderem Zusammenhang erwähnt wurde. Das sind ja nur Ideen eines Mannes, der sie verehrt hat, keine Fakten. Und irgendwie liegt mir das bisschen quer.

ABER dann kommt ein Wendepunkt, es geht nun offenbar um diesen Julian Apostata. Ab jetzt. Bin gespannt, das interessiert mich.

Ist mein erster Barnes und ich kann deshalb nichts vergleichen. Aber ich mag es bisher im Großen und Ganzen gern lesen. Nur weiß ich noch immer nicht, was er von mir als Leserin will :D
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Einerseits nachvollziehbar, würde ich vielleicht auch so machen, wenn ich in Neills Situation wäre...
Ich finde es schon sonderbar, dass Neil und Lizzie sich jahrelang treffen. Was wollte sie von ihm? Was wollte er von ihr? Unerklärlich. Ich hätte es nachvollziehbar gefunden, wenn sie sich wirklich nähergekommen wären, muss nichts Sexuelles sein, nichts Erotisches, aber Nähe entsteht durch Austausch von Persönlichem. Sonst hätte er ja auch Bücher lesen können. Und sie? Glaube es nicht. Nein, Barnes, glaube ich nicht!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich finde es schon sonderbar, dass Neil und Lizzie sich jahrelang treffen. Was wollte sie von ihm? Was wollte er von ihr? Unerklärlich. Ich hätte es nachvollziehbar gefunden, wenn sie sich wirklich nähergekommen wären, muss nichts Sexuelles sein, nichts Erotisches, aber Nähe entsteht durch Austausch von Persönlichem. Sonst hätte er ja auch Bücher lesen können. Und sie? Glaube es nicht. Nein, Barnes, glaube ich nicht!
Da stimme ich dieses Mal völlig mit Dir überein.
Was soll das für eine Beziehung gewesen sein. Sie treffen sich zwar nicht oft, aber in schöner Regelmäßigkeit. Sie bezahlt sein Essen, warum? Man redet und weiß trotzdem kaum was voneinander. Schon seltsam. Gut, er war fasziniert von ihr, aber was hat sie an ihm gefunden? Ein ebenbürtiger Gesprächspartner? Wohl nicht. Ein Fan, der an ihren Lippen hing? Dazu wirkt sie zu unabhängig und frei, um so etwas nötig zu haben. ( Da war die Beziehung zwischen Roland und Miriam eindeutiger - kleiner Insiderwitz.)
 

Naibenak

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2. August 2021
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Ich finde es schon sonderbar, dass Neil und Lizzie sich jahrelang treffen. Was wollte sie von ihm? Was wollte er von ihr? Unerklärlich. Ich hätte es nachvollziehbar gefunden, wenn sie sich wirklich nähergekommen wären, muss nichts Sexuelles sein, nichts Erotisches, aber Nähe entsteht durch Austausch von Persönlichem. Sonst hätte er ja auch Bücher lesen können. Und sie? Glaube es nicht. Nein, Barnes, glaube ich nicht!
Ja stimmt. Ich denke mal, dass Neill sich insgeheim eine Annäherung gewünscht hat. Ich meine, so, wie er EF bewundert... Im Klappentext steht doch wohl auch, es geht um eine platonische Freundschaft. Ja gut, es muss wirklich nichts sexuelles sein als Anziehung (wobei ich selbst das bei Neill bezweifeln würde^^). Aber ich betrachte es auch nicht so wirklich als Freundschaft. Es ist eine regelmäßige kleinste Diskussionsrunde - das würde es wohl eher treffen :D Bei einer Freundschaft tauscht man doch auch Privates aus. Oder?
 

Naibenak

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2. August 2021
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Intellektuellen Austausch. Kann man nicht mit jedem haben ab einem gewissen Niveau. Dass sie das Private völlig ausklammern, ist für mich vorstellbar, weil es meist ablenkt und vom Sachlichen wegführt, wenn Emotionen hinzukommen.
Ja, so wie EF beschrieben wird, kann es sogar stimmen. Aber von Neills Seite aus bezweifle ich das.
 
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