2. Leseabschnitt: Teil 2 und Teil 3 (Seite 57 bis 135)

Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Ich würde diesen Roman inzwischen spontan als packend beschreiben, dies trifft es für mich wesentlich mehr, als spannend. Die untereschiedlichen Settings, Charaktere, ja, man möchte weiterlesen, möchte die Zusammenhänge besser verstehen. Christian und Anne, interessant. Der Nebel darum, was Josy tut, hat sich gelichtet. Wer ist Josy? "Das alles weitet sich aus ... wie ein Krake". Ja, genau diese Beklemmung spürt man beim Lesen, da stimme ich Ben zu, was ich aber nach wie vor selten tue, denn auf Seite 125, "dann weint Ben, er weiß nicht, warum", echt, er weiß nicht, warum? Ben als Ermittlerfigur verstört mich noch immer, kapiert er nicht, dass sein Einsatz in diesem Fall nicht genug sein kann, um sein Gewissen zu beruhigen. Ich bin gespannt, wie der Autor diesen Konflikt von Ben, dieses sehr wichtige, extrem heikle Thema löst, ob er eine Lösung anbietet, oder es offen lässt, für einen weiteren Band der Serie?
 

wal.li

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1. Mai 2014
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So ganz viel Mitleid kann ich mit den Täter-Opfern nicht haben, obwohl ich schon sagen muss, dass ich von Selbstjustiz nicht ganz viel halte. Ob Josy dafür sorgt, dass die Täter getötet werden? Es drängt sich auch, aber wäre es nicht zu einfach? Nachdem ich als Leserin weiß, dass Eigler vermutlich von einer Frau angegriffen wurde, drängt sich der Gedanke auf, dass Josy ihn erstochen haben könnte. Vorher dachte ich, Holdner könnte dafür sorgen, dass seine Mitwisser beseitigt werden. Aber nun glaube ich, er selbst hat Angst.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Viele Fragen und ein paar Ahnungen haben sich bei mir eingeschlichen. Landmann scheint große Menschenkenntnis zu haben, obendrein ein gutes Gespür, ahnt er von Bens Neigung?
Auch bei Anne habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich glaube zwar nicht, dass sie Josy ist, aber könnte sie etwas wissen? Ihre Bemerkung bezüglich der schwar Ritterin hat mich doch skeptisch gemacht.
Auch Mark Lederer scheint in seiner Kindheit schlimmes erlebt zu haben. So problembehaftete Ermittler und andere Charaktere hat man selten so gehäuft in einem Buch, zumindest empfinde ich es so.
Ben ist fast schwach geworden, als der Junge ihm das Angebot machte. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass es bei ihm nicht nunr beim bloßen Ansehen solcher Bilder und Filme bleibt, die er ja allzu bereitwillig aus beruflichen Gründen sichten muss.
Das Buch gefällt mir recht gut, die anfänglichen Schwierigkeiten haben sich gelegt.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Landmann scheint große Menschenkenntnis zu haben, obendrein ein gutes Gespür, ahnt er von Bens Neigung?
Zumindest hat Ben ja das Gefühl, so als würde ihn Landmann durchschauen.
Mit Ben hadere ich nach wie vor etwas. Er wird so sympathisch dargestellt, trotz dieser schrecklichen Neigungen. Aber vermutlich bezweckt der Autor genau dieses zwiespältige Gefühl bei uns Lesern?
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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denn auf Seite 125, "dann weint Ben, er weiß nicht, warum", echt, er weiß nicht, warum?
Weißt du es denn?
Landmann scheint große Menschenkenntnis zu haben, obendrein ein gutes Gespür, ahnt er von Bens Neigung?
Das ist eine der spannendsten Entwicklungen, wie ich finde. Wenn einer darauf kommt, dann wohl Landmann.
Er wird so sympathisch dargestellt, trotz dieser schrecklichen Neigungen.
Aber er hat sich diese ja nicht ausgesucht. Ist die Figur nicht gerade wegen dieser Ambivalenz so aufregend? Wäre es nicht langweilig, ihn als unsympathischen, unreflektierenden Pädophilen darzustellen, der bei der ersten Gelegenheit übergriffig wird?
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Wenn ich etwas zu bemängeln habe an diesem Roman, dann ist es meine Furcht, die Geschichte um Josy bereits durchschaut zu haben. Beziehungsweise ihre Identität. Allerdings schweige ich natürlich dazu. So dramatisch wäre es ohnehin nicht, da es sich ja nicht um einen klassischen Krimi handelt. Überrascht hat mich jedenfalls die Art ihres zweiten Rachemordes. Ich ging davon aus, dass sie ausschließlich mit Gift arbeiten würde. Ist sie eine gespaltene Persönlichkeit, oder wer sind Jana und der Beschützer? (S. 92)

Ansonsten merkt man den Figuren sehr gut an, wie sie dieses furchtbare Konstrukt nach unten reißt. Insbesondere natürlich Ben.

Für besonders bemerkenswert halte ich dabei zwei Szenen: die von Circlestone genannte Szene und die anschließende Flucht vor dem Jungen und vor sich selbst.

Die andere ist S. 64: "Der Entführer ist tot, aber der andere, der in seinem Körper wohnt, ist noch da." Und kurz zuvor der von mir schon erahnte Selbsthass: "Dass er nicht Marko (...) erschossen hat, sondern sich selbst. Den Teil seiner selbst, den es auszulöschen galt."

Ganz wunderbar finde ich auch den sehr kurzen Teil zu Landmann auf S. 92, der ein perfektes Beispiel dafür ist, wie psychologisch Jan Costin Wagner mit seinen Figuren umgeht - und keine vergisst...
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Ist sie eine gespaltene Persönlichkeit, oder wer sind Jana und der Beschützer? (S. 92)
Ja, nach dem Beschützer hätte ich auch gefragt.

Die drei Szenen sind wirklich beeindruckend geschildert. Man spürt den Kampf, der im Körper Bens stattfindet. Ein bisschen scheint es mir übertrieben, dass sein Begehren ihn immer und überall verfolgt. Ein Mann, der auf Frauen steht, muss ja auch nicht immerzu seinen Trieb unterdrücken;). Ich schiebe es mal auf die Ermittlung, auf die Tatsache, dass die Bilder und die Umstände seine dunkle Seite entflammen. Klar sagt er: "er mag keine Frauen, er mag Jungs. " und stellt den Gedanken her: auf die Enthüllung folgt der Tod (83). In seinem Fall wäre das verständlich, zuviel steht auf dem Spiel. Ist das die Vorschau, die zeigt, wie Ben aus der Serie verschwindet? Würde passen, finde ich.

Jede Figur bekommt Raum. Ich mag die perspektivische Erzählweise, durch die man in den jeweiligen Kopf schauen kann.

Welches Geheimnis Lederer wohl hat? Keine Frau, keine Kinder. Ben denkt über ihn nach.

Die Taten selber sind heftig. Wagner bagatellisiert sie nicht, schildert aber zum Glück wortarm und diatanziert: "Es geht um Zärtlichkeit, Zuneigung." Ob Dahms glaubt, was er sagt? Unfassbar, wie die Täter ihr Tun schönreden.
Die Mutter der kleinen Biene will völlig ahnungslos sein. Oder genießt sie die 4 Tage Auszeit vom Kind und fragt nicht weiter?

Fesselnder, außergewöhnlicher Plot, an dem ich nichts auszusetzen habe!
 

Circlestones Books Blog

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Wienerin auf Rügen
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Wäre es nicht langweilig, ihn als unsympathischen, unreflektierenden Pädophilen darzustellen
Nein, und ich stimme absolut zu, dass er sich seine Neigungen nicht ausgesucht hat, aber er könnte der sympathische, aber reflektierende Ermittler sein, der seine Neigungen mit den Chats usw ausreichend auslebt, aber nicht mit dem Jungen ( oder wohl im Lauf der nicht im Roman erfassten Zeit mit den Jungen). Zu weinen weil er zutiefst an sich selbst verzweifelt ist (so deute ich sein Weinen, Selbstzweifel, Verzweiflung) genügt mir nicht und das hat nichts mit Vorurteilen oder mangelndem Verständnis meinerseits zu tun. Vielleicht sind das für den Jungen 50 leicht verdiente Euro, er braucht das Geld, aber im Grunde sind das zu schnell erwachsen gewordene Kinder! Neun Jahre alt!
 

Xanaka

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Also ich muss sagen, wie das Buch geschrieben ist, gefällt mir gut. Ich komme sehr gut voran. An die vielen verschiedenen Personen habe ich mich gewöhnt und kann sie auch ganz gut zuordnen.

Mit meinen Verdacht auf Ben lag ich ja richtig. Eigentlich ist es verwerflich, dass er mit so einer Neigung derartige Ermittlungen führt. Kann man seinen Ermittlungen überhaupt trauen? Sicher er versucht seine Neigungen unter Kontrolle zu haben, aber wie lange kann es ihm gelingen, da er doch in den Ermittlungen immer damit konfrontiert wird.

Spannend finde ich die beiden Todesfälle. Beide sind auf sehr mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Ob die beiden Fälle zusammenhängen, nicht nur in Bezug auf Pädophilie, wird interessant.
 

buchregal

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Ich finde die Geschichte beklemmend. Normalerweise kann ich so etwas lesen ohne gleich angepackt zu werden. Doch hier fällt mir das sehr schwer. Dabei kann ich nicht wirklich greifen, woran das liegt. Ist es nur, weil Ben in diesen Ermittlungen so was von daneben ist? Er wartet auf dem Parkplatz, sieht die Jungen und entscheidet, dass es nicht die richtigen sind. Als dann der eine Junge ihm ein Angebot macht, hätte er sich beinahe darauf eingelassen. Es verstört ihn, doch beim nächsten Mal wird er wahrscheinlich nicht mehr abhauen.

Josy hat Schreckliches erlebt und sie ist wirklich auf einem Rachefeldzug. Doch wer ist sie? Und wer sind die anderen – Jana, der Beschützer?

Landmann hat an Ben etwas bemerkt. Weiß er Bescheid?
 

buchregal

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Empfindest du das als positiv oder negativ? Ich empfinde so etwas eigentlich immer als positiv, denn gute Literatur sollte ja immer bewegen, aufrütteln, auch mal anecken. Schlimm wäre es, wenn sie egal und austauschbar bliebe.

Es gibt Bücher, die mich anpacken und ich empfinde das als positiv. Doch hier ist es ein unangenehmes Angepacktsein. Es kann aber auch ein wenig mit meiner jetzigen Stimmung zu tun haben, denn im Moment finde ich alles ein wenig beklemmend.
 
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