Er ist glühender Verehrer von Humboldt und seinem Wirken, steht den Schlagintweits und ihrem Tun in Indien, die letztlich genau das gleiche tun wie Humboldt woanders, aber sehr distanziert gegenüber.
In wie weit kann ich der Schilderung über die Expedition im Buch glauben?
Ich sehe es anders: Frei nach der Devise "Kindermund tut Wahrheit kund" glaube ich sehr wohl, dass man bei Bartholomäus Sichtweise von der unbeschönigten Wahrheit ausgehen kann. Gerade Kinder, die nichts mit politischen, kulturellen und (in diesem besonderen Fall) mit rassenideologischen Denkweisen am Hut haben, geben doch nur das wieder, was sie wahrnehmen und wie sie es wahrnehmen. Erst wir Erwachsenen machen doch etwas anderes aus dem, was Kinder von sich geben, fangen an zu interpretieren und versuchen unsere eigenen Erfahrungen und Sichtweisen ins Spiel zu bringen. Wären die Schlagintweits hier zu Wort gekommen, oder irgendein anderer der Mitreisenden, bspw. einer der Träger, hätte mich das Geschilderte nicht besonders überrascht. Die Brüder hätten über die primitiven und unterentwickelten Einheimischen berichtet, die Träger über die arroganten und hochnäsigen Deutschen. Bartholomäus ist für mich der "neutrale" Berichterstatter, dessen Schilderung meine Fantasie anregt.Ich erfahre alles über das Geschehen (bisher) komplett durch die Brille von Bartholomäus, dem ich nicht ganz traue. Das mindert ein wenig (immer mehr) mein Lesevergnügen, das aber immer noch sehr hoch und groß ist.
Aber Bücher, die aus der Sicht von Kindern geschrieben sind, haben halt diesen Nachteil bzw. diese Einschränkung. Darüber kann ich nicht ganz hinwegsehen.
Das geht mir genauso. Ich kann Adolph nicht einordnen. Zwischenzeitlich erscheint er mir sehr oberflächlich, dann wieder scheint sein Interesse für die fremde Kultur größer zu sein, als das seiner Brüder. Und was ich gar nicht verstehe, ist seine Beziehung zu Bartholomäus. Ich schwanke noch zwischen "Zuneigung, die man einem Haustier entgegenbringt" und "Der Junge ist ihm ans Herz gewachsen".ich weiß nicht, ob ich Adolph sein unrühmliches Ende gönnen soll
Interessanter Aspekt. Vermutlich wird die Emanzipation von Vater Fuchs noch lange auf sich warten lassen, zumindest bis B. erwachsen ist. Momentan ist Bs denken noch von den Erinnerungen an Vater Fuchs geprägt.Seine Sympathien rühren alle von seinem Mentor, Vater Fuchs. Was er liebte, liebt er auch. Den Brüdern kann er kritischer gegenüberstehen, da Fuchs keine Urteile über sie abgeben hat, denen sich B. verpflichtet fühlt. Es wird noch dauern bis er sich auch von Vater Fuchs emanzipiert.
Bartholomäus wurde stark von Vater Fuchs geprägt. Er brachte ihm vieles bei, und der Junge saugte dieses Wissen wie ein Schwamm auf. Er wäre ohne Vater Fuchs sicher nicht der, der er heute ist. Ich denke wie du, dass es noch dauern wird, bis er sich komplett von ihm lösen kann. Aber ich denke, es schadet ihm nicht, im GegenteilInteressanter Aspekt. Vermutlich wird die Emanzipation von Vater Fuchs noch lange auf sich warten lassen, zumindest bis B. erwachsen ist. Momentan ist Bs denken noch von den Erinnerungen an Vater Fuchs geprägt.
So sehe ich das auch, das wird in vielen Kleinigkeiten deutlich. Letztlich sind sie geprägt durch ihre Herkunft Rassisten, die manchmal ein wenig Menschlichkeit durchblicken lassen. Ich frage mich gerade, ob man Humboldt auch so einordnen muss...Bartholomäus hat schon etliche Enttäuschungen wegstecken müssen. Es ist rührend zu sehen, wie der Junge sich nach Bezugspersonen sehnt. Der Autor macht es gut, seine ? ambivalente Haltung zu den Brüdern durch die B-Figur darzustellen: einerseits sind sie Wissenschaftler und Entdecker und zu rühmen, andererseits fällt es ihnen schwer, ganz normale menschliche Regungen zuzulassen, soweit es um die Eingeborenen geht. Sie sind gleichzeitig Forscher und Rassisten. Auch Adolph, obwohl er sich ein wenig mehr Menschlichkeit bewahrt. Wenn es hart auf hart kommt, gehören die Inder nicht zu ihnen.
ich weiß nicht, ob ich Adolph sein unrühmliches Ende gönnen soll.
Das halte ich wie du für eine äußerst gelungene und neugierig-offene Sicht aufs Geschehen. Dass dabei ein wenig Kindlichkeit zutage tritt unterstützt für mich die Offenheit noch.Bartholomäus ist für mich der "neutrale" Berichterstatter, dessen Schilderung meine Fantasie anregt.
Gute Frage...Ich habe mich noch nicht tiefergehend mit Humboldt beschäftigt - obwohl ich auf dem SuB liegen habe.Ich frage mich gerade, ob man Humboldt auch so einordnen muss...