Das ist der große Unterschied zwischen den beiden Männern. David ist ständig am Hadern mit sich. Einerseits fühlt er sich von den Schwulenbars und deren Besuchern magisch angezogen, andererseits will er nichts mit diesen "schändlichen" Menschen zu tun haben. Dieser Konflikt wird uns das ganze Buch über begleiten.In diesem LA wird zudem der Gewissenskonflikt von David überdeutlich. Giovanni und er umwerben sich. Und im Gegensatz zu Giovanni weiß David nicht, was er will. Er schämt sich dafür, dass er seine Instinkte nicht zügeln kann.
Habe erst jetzt gesehen, dass Leseglück diese Zeilen schon zitiert hat.Beim nochmaligen Durchblättern sind mir wieder folgende Sätze aufgefallen ( die ich mit unterstrichen hatte) und zwar sagt die Jaques, der ja nicht so positiv rüberkommt. „ Liebe ihn ,...., liebe ihn und lass zu, dass er dich liebt. ... Wenn dir die ( gemeinsamen Minuten) schmutzig vorkommen, dann sind sie schmutzig- dann sind sie schmutzig, weil du nichts gibst, weil du dein Fleisch verachtest und seins. ....ihr könnt einander etwas geben, das euch beide besser macht...wenn ihr euch nicht schämt,.... (sinngemäß: ansonsten ) bist du am Ende in deinem eigenen schmutzigen Körper gefangen, auf immer, immer und ewig - wie ich.“ Weil homosexuelle Männer zu dieser Zeit zwar ihre Sexualität ausleben ( wenn auch heimlich ), aber nicht zu einer wirklichen Liebe zu einem Mann fähig sind, werden sie als „ alte Tunten“ enden, die immer noch gierig nach jungen Männern Ausschau halten.
Das ist aber auch das Problem von David, dass er nicht zur Liebe fähig ist oder vor ihr flüchtet.
Vor allen Dingen gewinnt Jaques in dieser Szene an Größe. Vorher wird er als lächerlicher reicher Schwuler dargestellt, der von den anderen nur aufgrund seines Wohlstands geduldet wird. Auch David nimmt ihn nicht für voll. Keine Ahnung, warum er sich überhaupt mit ihm abgibt. Vermutlich liegt es am Geld. Und in diesem Gespräch verliert Jaques seine Lächerlichkeit.Ich finde Jaques sehr überzeugend und stimme ihm zu.
Diese Wechsel nach Südfrankreich, die immer wieder deutlich machen, dass es sich bei dem Paris-Geschehen um Rückblenden handelt, empfinde ich fast als störend
Und in diesem Gespräch verliert Jaques seine Lächerlichkeit.
... Was du als bremsend empfindest, empfinde ich als spannungs- und neugierdesteigernd. Aber wahrscheinlich ist das hier sogar das gleiche.In diesem Abschnitt haben mich die Schilderungen vom Ausklang des Pariser Nachtlebens gekriegt. Baldwins Art, die Szenerie um Les Halles zu beschreiben war schon sehr besonders. Ich fühlte mich in einen dieser alten französischen Filme mit Michel Piccoli und Romy Schneider hineinversetzt.
Baldwin zeichnet ein Bild von Paris, das sämtliche Paris Klischees bedient. Das ist nicht negativ gemeint. Ich fühle mich sehr wohl mit diesen Bildern, komme mir vor wie jemand, der noch nie in Paris war, aber dennoch spezielle Vorstellungen von dieser Stadt hat, die deckungsgleich mit Baldwins Bildern sind. Dabei denke ich an Savoir Vivre, verqualmte Bars, Alkohol in Massen und alles in Schwarz-Weiß - fast wie ein Film Noir.
Das Bild, das ich bisher von Giovanni hatte, ändert sich. Außerhalb der Bar, in der er gearbeitet hat, stilisiert er sich zum Anführer. Er sagt den Anderen (inkl. seines Chefs) zumindest, wo es lang geht. Er wirkt sehr dominant und nimmt sich, was er kriegen kann. In diesem Fall ist es David.
In diesem LA wird zudem der Gewissenskonflikt von David überdeutlich. Giovanni und er umwerben sich. Und im Gegensatz zu Giovanni weiß David nicht, was er will. Er schämt sich dafür, dass er seine Instinkte nicht zügeln kann.
Diese Wechsel nach Südfrankreich, die immer wieder deutlich machen, dass es sich bei dem Paris-Geschehen um Rückblenden handelt, empfinde ich fast als störend. Paris hat eine Sogwirkung auf mich, die durch Südfrankreich immer wieder gebremst wird.
... Furchtbar, mit so einer Zerrissenheit zu leben. Da hilft eigentlich nur eins: die Zerrissenheit beenden, für Klarheit sorgen. Entscheidungen treffen. Ob es dazu kommt?Das ist der große Unterschied zwischen den beiden Männern. David ist ständig am Hadern mit sich. Einerseits fühlt er sich von den Schwulenbars und deren Besuchern magisch angezogen, andererseits will er nichts mit diesen "schändlichen" Menschen zu tun haben. Dieser Konflikt wird uns das ganze Buch über begleiten.
... Mir gefällt diese Seite von Jaques auch.Ich finde Jaques sehr überzeugend und stimme ihm zu
... Ich würde mal vorsichtig optimistisch sagen: er ist NOCH nicht zur Liebe fähig. NOCH nicht, weil er noch so stark mit seinem inneren Konflikt beschäftigt ist. Wenn er diesen Konflikt, bei dem es um Identität und sexuelle Orientierung geht, gelöst hat, dann wird er wahrscheinlich (und hoffentlich) lieben können…Beim nochmaligen Durchblättern sind mir wieder folgende Sätze aufgefallen ( die ich mit unterstrichen hatte) und zwar sagt die Jaques, der ja nicht so positiv rüberkommt. „ Liebe ihn ,...., liebe ihn und lass zu, dass er dich liebt. ... Wenn dir die ( gemeinsamen Minuten) schmutzig vorkommen, dann sind sie schmutzig- dann sind sie schmutzig, weil du nichts gibst, weil du dein Fleisch verachtest und seins. ....ihr könnt einander etwas geben, das euch beide besser macht...wenn ihr euch nicht schämt,.... (sinngemäß: ansonsten ) bist du am Ende in deinem eigenen schmutzigen Körper gefangen, auf immer, immer und ewig - wie ich.“ Weil homosexuelle Männer zu dieser Zeit zwar ihre Sexualität ausleben ( wenn auch heimlich ), aber nicht zu einer wirklichen Liebe zu einem Mann fähig sind, werden sie als „ alte Tunten“ enden, die immer noch gierig nach jungen Männern Ausschau halten.
Das ist aber auch das Problem von David, dass er nicht zur Liebe fähig ist oder vor ihr flüchtet.
@Renie
Genau so ging es mir auch bei der Schilderung von Les Halles: man fühlt sich in einen Film Noir versetzt.
Die Beschreibung von Les Halles wo Nachtmenschen und Frühaufsteher zusammen treffen, hat mir besonders gut gefallen
Zu Beginn des LA nimmt sich D. noch vor, mit Giovanni ein klärendes Gespräch zu führen, d.h. ihm zu sagen, dass er nicht homosexuell ist. Aber dann hört er Jaques zu, der ihm rät, seine Liebe zu Giovanni zuzulassen.
"Liebe ihn"sagte Jaques mit Nachdruck, "liebe ihn und lass zu ,dass er dich liebt. Meinst du irgend etwas anderes unter der Sonne ist wirklich wichtig?"
"Ihr könnt euch beide etwas geben...wenn ihr euch nicht schämt..."
Ich finde Jaques sehr überzeugend und stimme ihm zu.
Das ist ihm zu wünschen, doch da wir noch nicht wissen, was uns noch erwartet, sehe ich auch noch eine andere Möglichkeit für David, nämlich das er untergeht. Ich habe irgendwie ständig die Guillotine im Hinterkopf......... Ich würde mal vorsichtig optimistisch sagen: er ist NOCH nicht zur Liebe fähig. NOCH nicht, weil er noch so stark mit seinem inneren Konflikt beschäftigt ist. Wenn er diesen Konflikt, bei dem es um Identität und sexuelle Orientierung geht, gelöst hat, dann wird er wahrscheinlich (und hoffentlich) lieben können…