Das habe ich so nicht gelesen. Sie ist doch froh über Malikas Anwesenheit und empfindet sie als Bereicherung auch für ihr Leben.Rehana selbst wirkt aufgeweckt. Allerdings betrachtet sie die Ehe von Hassanali und Malika mit Neid und Missgunst.
Und die Behörden, die mal wieder butterweich, mit falsch verstandener Toleranz und ohne Rückgrat reagieren. Könnte ich mich sinnlos drüber aufregen.Dieses Thema hat eine gewisse Aktualität, weil mit der Migration ältere Männer mit minderjährigen Mädchen nach Deutschland kamen.
Ich fand es auch gut, dass die Andeutungen über Rehana jetzt einigermaßen erhellt wurden. Das sieht traurig für sie aus, als ob das Leben zu Ende und nichts mehr zu erwarten wäre.Wie erfahren Rehanas Geschichte und damit den Grund für ihre Härte und Verbitterung. Sie wird als intelligente und temperamentvolle Frau dargestellt, für die das beschränkte Frauenleben in Hassanalis Hof eine Qual sein muss.
Das ist in der Tat äußerst Menschen verachtend, zynisch und arrogant.Die britische Sicht auf die Menschen ist unglaublich abwertend; es schaudert einen.
Genau das dachte ich auch beim Lesen. Eine andere Art zu leben als die eigene (westliche) wird gar nicht akzeptiert oder als Alternative angesehen. Das ist immer noch so.Manches ist sachlich richtig, etwa, dass in Afrika niemals das Rad erfunden wurde und auch, dass nomadische Lebensweisen weit verbreitet waren und somit das Konzept der "Arbeit" unbekannt. Für uns, die das Ganze noch zum Leistungsprinzip gesteigert haben, ist dieses Konzept und das damit einhergehende Wertesystem (Fleiß vs. Faulheit) so normal, dass wir uns andere Lebensweisen kaum vorstellen können und schnell ins Urteil gehen, wenn jemand (oder eine Kultur) dem nicht entspricht.
Das sehe ich - wie alasca - auch anders. Sie hat m.M.n. keine negativen Gedanken über Malika, aber es wird irgendetwas angedeutet, was sie ihrem Bruder übel nimmt. Ich glaube, dass er es war, der Aziz mitgebracht hat und sie zur Heirat gedrängt hat.Allerdings betrachtet sie die Ehe von Hassanali und Malika mit Neid und Missgunst. Sie scheint dort das Glück zu vermuten, dass ihr selbst verwehrt blieb.
'Zu einer geordneten Arbeit wird man sie kaum bringen, nicht, wenn man sie sich selbst überlässt.' 127 - 'Vogelscheuchen, die am Strand schlafen' 150
Azad. (z. Bsp. S.179 oben)Den Namen Assad habe ich anscheinend falsch verstanden, es ist wohl Aziz
Es ist zwar nicht ganz so wichtig, wo GENAU es ist, aber ich neige auch immer dazu, es wissen zu wollen. Und es ist in diesen Kapiteln NICHT auf Sansibar. Seite 98: 'Sie (Hassanalis und Rehanas Eltern) hatten Mombasa verlassen und waren nach Norden in diese Stadt gezogen...' Mit einer Dau übersetzen muss man wahrscheinlich auch an einer Bucht oder Flussmündung.Um nochmal auf den Ort der Handlung zurückzukommen, bin ich jetzt wieder überzeugt, dass die Handlung doch auf Sansibar stattfindet. Rehana setzte auch mit einer Dau über, um ihre Tante in Mombasa zu besuchen.
'Es ist eine Geschichte über uns alle … ' - 'Eine Geschichte erzählt viele Geschichten' (182)
Wenn ich mir das Leben mancher Kolonialbeamter ansehe ( kennt man ja aus anderen Büchern), so haben manche davon die Arbeit auch nicht erfunden.somit das Konzept der "Arbeit" unbekannt
Ein bisschen neidisch vielleicht, aber sie gönnt den Beiden ihr Glück und für sie selbst ist die Gesellschaft von Malika angenehm.mit Neid und Missgunst
Das macht Gurnah wirklich grandios. Durch die privaten Geschichten erfährt der Leser, wie das Leben dort ablief. Sehr anschaulich und lebendig! Gefällt mir sehr.Die Aufdeckung der patriarchalen Strukturen und ihrer negativen Auswirkungen ist ein großes Thema dieses Romans,
Es ist traurig, dass wir hier noch nicht so viel weiter sind. Wir wissen mittlerweile durch Bücher und Filme, wie anderswo gelebt wird, die Menschen reisen ununterbrochen durch die ganze Welt und trotzdem meinen wir, die richtige Lebensweise gepachtet zu haben.Genau das dachte ich auch beim Lesen. Eine andere Art zu leben als die eigene (westliche) wird gar nicht akzeptiert oder als Alternative angesehen. Das ist immer noch so.
Das wirkt auf mich sehr glaubhaft. Von dem ersten Auftauchen des Weißen und dessen Versorgung in Hassanalis Haus wurde wahrscheinlich jahrzehntelang geredet. Darüber konnte er alles wissen. Aber über die Treffen zwischen Pearce und Rehana und wie sie zustandekamen muss er spekulieren.Mehr erfahren wir nicht; es wird alles ein wenig nebulös und rätselhaft im Kapitel 'Gedankliches Zwischenspiel' erzählt, in dem plötzlich ein Ich-Erzähler auftritt, der den Wunsch hat, die Familiengeschichte aufzuschreiben. Allerdings sagt er selbst, vieles könne er nur vermuten.
Gut, dass ich das weiß, denn so viele Geschichten in einer, das ist nicht mein Ding. Natürlich weiß ich, dass vielleicht gerade DAS anderen gut gefällt, nur leider mir nicht.Gurnah erzählt uns in diesem Roman ( und auch in den beiden anderen, die ich kenne) nicht eine Geschichte sondern viele.
Ich fand es sehr ehrlich von Gurnah, das so zu schreiben, denn so wie die Weißen ihre Vorurteile gegenüber den Afrikanern haben, so haben diese auch welche, z.B. über die Inder und Mischehen.Schon die Ehe der Eltern von Rehana und Hassanali war ungewöhnlich und nicht gern gesehen. Von einem Mann der indischen Oberschicht wurde die Ehe mit einer afrikanischen Frau als anstößig empfunden. Obwohl hier schon jahrhundertelang ein buntes Völkergemisch nebeneinander lebte, gab es keine Gleichberechtigung, sondern klare Hierarchien
Das stimmt wohl und ist sicher ein akzeptables Erzählkonzept. Ich allerdings habe lieber etwas weniger, denn ich möchte über bestimmte Dinge nachdenken und das ist hier so viel, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen und dann lasse ich es ganz. Mir wäre ein intensiveres Schreiben über ausgewählte Problematiken lieber. So habe ich für mich den Eindruck von großer Distanz zwischen mir und dem Buch.In den letzten Sätzen dieses Abschnitts entwickelt Gurnah sein Erzählkonzept. „ Es ist eine Geschichte darüber, dass eine Geschichte viele Geschichten enthält und dass sie nicht uns gehören, sondern Teil der zufälligen Strömungen unserer Zeit sind.“