2. Leseabschnitt: Siebtes bis Vierzehntes Kapitel (S. 87-172)

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich habe die schöne sonnige Mittagsstunde genutzt und noch einen Abschnitt gelesen. Draußen auf dem Balkon, das ist genau mein Ding.
Dass es mit Flanagan nicht gut ausgeht, war ja schon offensichtlich, wenn man den Blick auf die nächste Seite gelenkt hat. Und die Fenans haben einen Plan, an den O'Connor nicht mehr so einfach herankommen kann. Allerdings lässt er sich von seinem Chef und seinem Neffen breitschlagen und so macht sich Michael Sullivan (der Neffe) auf zu seinem Undercovereinsatz. Da habe ich auch die schlimmsten Befürchtungen, noch hat er aber Glück gehabt. O'Connor hat ein schlechtes Gewissen gegenüber Rlanagans Familie. Seine Mutter und seine Schwester werden wie Geächtete behandelt. James fühlt sich zu Rose hingezogen, glaube ich. Jedenfalls versucht er Geld für sie aufzutreben, damit sie und die Mutter woanders neu anfangen können. Der Versuch geht allerdings schief.
Zwar fühle ich mich mit Romanen, die in der Vergangenheitsform geschrieben sind, wohler, aber so langsam genieße ich die Form hier.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Ein bisschen beginne ich die Atmosphäre in der Stadt, geprägt von gegenseitige Misstrauen, das sich allein auf die Herkunft der Menschen stützt, aufzunehmen. Es bleibt aber weiterhin schwierig mit einer Sprache, die so komplett das Mitfühlen zu verhindern sucht. Das krasse Reduzierung von Adjektiven. Die vermittelnde Sicht einer Erzählhaltung fehlt mir weiterhin und der erzählende Fluss, der mich mitziehen kann. Dann: eine Wohltat: Kapitel 14! Endlich einmal keine Dialoge, sondern erzählte Geschichte, die uns Doyles Zeit in Amerika vermittelt. Ich habe beim Lesen aufgeatmet und konnte mich etwas fallen lassen. Mal schauen, wie es im 15. Kapitel weitergeht.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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James fühlt sich zu Rose hingezogen, glaube ich. Jedenfalls versucht er Geld für sie aufzutreben, damit sie und die Mutter woanders neu anfangen können.

Eine umständliche Art zu sagen, dass er sich in sie verguckt hat und in ihr seine tote Frau wieder aufleben lässt.
Ich wette, die kommen noch zusammen!

Ich denke, dass das ein typischer Gangsterroman ist, der durch Zeit und Ort Struktur und Grundgerüst erhält. Die sich anbahnende Liebesbeziehung und die Vorleben der Protagonisten sind bis jetzt aber doch sehr ..... einfach gestrickt.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Endlich einmal keine Dialoge, sondern erzählte Geschichte, die uns Doyles Zeit in Amerika vermittelt. Ich habe beim Lesen aufgeatmet und konnte mich etwas fallen lassen. Mal schauen, wie es im 15. Kapitel weitergeht.
Haha. Wie lustig. Bei Kap. 14 habe ich gedacht "das interessiert mich ja nun gar nicht".
aber doch sehr ..... einfach gestrickt.
Yes. Glatt rechts.

Und ich wundere mich, wie leicht alles ist, aber wie schwer einen Mann mit der Narbe (haha, da hab ich lit. Assoziationen) zu finden.

Der Doyle kommt quasi mit allem durch. Gib mir ne Pistol, ich mache euch alle platt. Kein bisschen aka siegreiches FBI. Man merkt, dass man am Anfang der Polizeiarbeit steht. Keine Fingerabdrücke. So hat der Neffe einfach die Pistole herausnehmen und bepfoteln können. Ich wollte ihm noch zurufen "Handschuhe, Boy!", da hat er sie schon befummelt.

Die Polizei hat wenige Möglichkeiten und die Gangstaria feiert fröhliche Urständ.

Ich war erstaunt, wie jung Tommy Flanagan gewesen ist. 21. Mit keinem Wort hat der Autor das erwähnt, als er die Figur durch die Augen OConnors einführte.

Was mir am besten gefiel an diesem LA war die Schilderung dessen, wie man Häute gerbte. Und wiederum stößt mich dieser Barbarei von Grund auf ab. Stellt euch vor, Menschenhaut wird abgezogen und gegerbt. Im Prinzip ist es nichts anderes. Tiere werden gequält und entwürdigt. Ich kann auch Leute nicht verstehen, die ihre Haustiere ausstopfen lassen. Es ist grausig. Die Haut eines Tieres gehört ihm. Genau so wie sein Leben!!! Solange die Menschheit sich nicht vom Tiere essen/töten/bedienen/ausnutzen verabschiedet, solange bleibt sie in der Barbarei stecken.

Der Stil: Stört mich gar nicht. Zwischen den Dialogen gibt es immer mal einen erzählenden Abschnitt. Man merkt, dass der Autor es also könnte, hier nur nicht wollte.

Auch ist man nicht sehr diskret. Als OConnor das Papierchen vom Neffen bekommt, dies und das, da krakelt er gleich los, das ist mein Informant. Muss das denn jeder wissen? Wie gesagt, er ist auch nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Der Neffe hat einen Dusel. Auch er blutjung. Fällt der in den Fluss. ich dachte, super, eine unerwartete Wendung. (Leben ist hart). Rausgefischt. Dachte, schade. (Es ist gar nicht so leicht, Leute aus einem Kanal zu sichern und es sind schon Mensch und Tier daran gestorben). Yes, glatt rechts der Roman. Aber lustig. Irgendwie. Ich bin gespannt wie es ausgeht. Die Rezis, die ich las, schrieben überwiegend, dass der Autor das Buch durch den Schluss versemmelt hätt.

Mir gefällt der Roman bisher gut, trotz mancher Schwächen: man merkt, dass nicht die Akademiker handeln, sondern Leute mit wenig Bildung (OConnor), die aber trotzdem ihre Sache so gut machen wollen, wie es eben geht. Sie haben nur nicht mehr Möglichkeiten mitbekommen. OConnor und die anderen, das sind alle gebrochene Figuren. Bis auf den Vorgesetzten von OConnor.
 
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Literaturhexle

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Das Buch hatte mich doch schon gefangen! Warum lässt es mich los?! Wanda: Glatt rechts wäre ja in Ordnung. Ich habe keine Hochliteratur erwartet, aber doch einen stimmigen Spannungsroman. Hier ist so vieles unstimmig! Nix von wegen glatt rechts. Das wäre okay, aber hier hat der Autor immer mal wieder Maschen fallen lassen, dann wieder irgendwie hochgezogen, so dass es richtig sch.... aussieht. Nun Butter bei die Fische:

Der kleine Neffe wird zum Spitzel. Völlig übermotiviert wie er ist, geht er ins Chefbüro und findet die Knarren. Er kriegt den Schrank nicht auf, er versucht es nochmal, er befingert die Pistolen, er schließt den zuvor geknackten Schrank wieder ordnungsgemäß ab,... und hat dann den super Einfall, in die Bruderschaft einzutreten, um sich unverdächtig zu machen... Werś glaubt!
In der Kneipe nehmen die Brüder ihn auf den Arm. Auf so saudumme Art! Der Neffe muss schon ein sehr dunkles Kerzenlicht sein. Völlig besoffen erfährt er noch DAS Geheimnis und fällt in den Kanal - trotz Kälte und Suff überlebt er das und plaudert sein sensibles Wissen dem nächstbesten Polizisten ins Ohr, der wiederum einen Brief SCHREIBT (wo ein geschriebenes Notizbuch ja schon böses angerichtet hat) und ihn von dritter Hand zu O´Connor bringen lässt. Der wiederum seinem Begleiter ALLES brühwarm erzählt und damit seinen Neffen-Spitzel in große Gefahr bringt...

Wie dilettantisch die zwei Polizisten sich an Doyle herangemacht haben - davon will ich nicht reden. Da sind so viele Luftmaschen drin, die kann man nicht zählen....
Das aufkeimende Liebesgeschwurbel braucht kein Mensch. Und wenn doch, dann hätte man es doch mit etwas mehr Warmherzigkeit erzählen können. Hier geht es erstmal nur ums Geld. Platt.

Ich weiß gar nicht, auf welcher Seite ich stehen soll. Der Polizist riskiert mit seiner Geschwätzigkeit das Leben anderer Menschen. Dass er jetzt den Wirt ans Messer geliefert hat: bescheuert! Im wahren Leben hätte Doyle doch einfach abgedrückt. Warum lässt er ihn am Leben? Ein unnützer Zeuge. Spätestens nach dem Verrat hätte er ihn liquidieren müssen. So viele Ungereimtheiten! Da war "Nordwasser" ein ganz anderes Kaliber - auch sprachlich. Hier sind wirklich nur kleine Passagen, die mich innehalten lassen. Aber primär beklage ich mich über die Handlung, es muss nicht alles ein sprachliches Wunderwerk sein!

Ehrlich gesagt ist mir Doyle als irischer Freiheitskämpfer recht sympathisch. Er ist tatsächlich nicht dumm, seine Reflexionen über den Bürgerkrieg sehr glaubwürdig. Auch er hatte eine schwere Jugend. Warum der Onkel ihn dermaßen vertrimmt hat - Sex sells.... Das "Nümmerchen" war auch nicht nötig. Die Bruderschaft mag ich irgendwie auch. Schwer arbeitende, ausgenutzte Männer. Das mit den Morden ist natürlich fies. Wie gesagt, so richtig stehe ich auf keiner Seite. Es ist kein Held in Sicht. Dieser Neffe ist auch ein Depp.

Positiv möchte ich die Beschreibung der Straßen von Manchester und deren Gerüche erwähnen, ebenso die Erlebnisse Doyles als junger Mann (da bin ich bei Anjuta). Die Atmosphäre passt, nur die handelnden Figuren.... Ich wiederhole mich. So schade! Da hatte ich mehr erwartet.
 

Literaturhexle

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@Literaturhexle : Nach dem Prusten: nun, ich denke, wir befinden uns in den Anfängen der Polizeiarbeit. Da war Vieles noch Murks. Aber das hat der Autor doch prima herausgearbeitet. Ich mags, dass es keine Helden gibt. Wie im wirklichen Leben!
Warum prusten? Ich habe es ernst gemeint;)
Klar, befinden wir uns in den Anfängen der Polizeiarbeit. Das mit den Fingerabdrücken hast du schon herausgearbeitet. Aber wenn ich EINMAL indiskret war und meine Informanten verraten habe, mache ich das doch nicht NOCH EINMAL.
Dass er sich im ersten Abschnitt hatte überfallen lassen, war schon konstruiert und saublöd. Darüber habe ich noch großzügig hinweggesehen... aber jetzt wird es mir zuviel.
 

Wandablue

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Warum prusten? Ich habe es ernst gemeint;)
Klar, befinden wir uns in den Anfängen der Polizeiarbeit. Das mit den Fingerabdrücken hast du schon herausgearbeitet. Aber wenn ich EINMAL indiskret war und meine Informanten verraten habe, mache ich das doch nicht NOCH EINMAL.
Dass er sich im ersten Abschnitt hatte überfallen lassen, war schon konstruiert und saublöd. Darüber habe ich noch großzügig hinweggesehen... aber jetzt wird es mir zuviel.
jaja, du meinst es ernst, aber es ist dennoch lustig wie es formuliert ist. Wie haben keine Helden, sondern Leute, die wenige Jahre, wenn überhaupt, eine Schule von innen sahen. Sie sind einfach gestrickt. Manchmal saublöd. Ich bin noch offen. Mag sein, dass eine (Autoren)Absicht dahintersteckt. Man weiß es nit.
 

Literaturhexle

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Wie haben keine Helden, sondern Leute, die wenige Jahre, wenn überhaupt, eine Schule von innen sahen.
Ja, aber.
Lies mal "Nordwasser". Da handeln auch lauter brutale, ungebildete Leute. Sie handeln aus Mordlust, Überlebenswillen, warum auch immer. Aber sie handeln nicht dermaßen dilettantisch, unglaubwürdig und wiederholt dämlich. Ich will einen Roman lesen, der mich fesselt und mitnimmt und bei dem ich nicht ständig die Augen verdrehen muss.
Klar ist O´Connor nur angelernt bei der Polizei. Doch wusste er genau, WIE gefährlich Doyle ist... und da ruft er ihn erstmal an, dann fragt er nach dem Namen, dann will er sehen, was in der Tasche ist (in der schon die Mörderhände stecken und er ja weiß, dass der BM ERSCHOSSEN werden soll (also wird in der Tasche kein Spielzeug sein))...
Grrrrrr. Das kannst du mir gerade gar nicht schmackhaft machen, meine Liebe:D
 

sursulapitschi

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Da war "Nordwasser" ein ganz anderes Kaliber - auch sprachlich.
Ich habe das Werk allein durchlitten, schaue hier immer mal wieder rein und amüsiere mich.

Nordwasser war tatsächlich ganz anders. Da gab es aber auch unfassbar viel Atmosphäre und kaum Dialoge. Hier ist es umgekehrt. Meine Theorie: Dialoge kann er nicht.
 

Wandablue

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Wie dilettantisch die zwei Polizisten sich an Doyle herangemacht haben - davon will ich nicht reden. Da sind so viele Luftmaschen drin, die kann man nicht zählen....
Dass die Polizei so dilettantisch ist/war damals, ist vllt die Botschaft. Und wegen dieses Plotts habe ich ja schon zu Anfang gelacht. Es empört mich halt nicht so, ich finds amüsant.
 

Renie

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renies-lesetagebuch.blogspot.de
dann den super Einfall, in die Bruderschaft einzutreten, um sich unverdächtig zu machen... Werś glaubt!
Das nehme ich ihm noch ab. Der Bengel ist übermotiviert, will Polizei spielen. Da macht man schon mal komische Sachen, um als Teufelskerl dazustehen.
Das aufkeimende Liebesgeschwurbel braucht kein Mensch.
Ich habe das auch gar nicht als Liebesgeschwurbel verstanden. Bei ihr ist es der Versorgungsgedanke. Und bei ihm das Pflichtgefühl in Kombination mit schlechtem Gewissen. So eine Vernunftbeziehung lässt sich natürlich eher ertragen, wenn man sich ein paar Gefühle vorgaukelt.
Positiv möchte ich die Beschreibung der Straßen von Manchester und deren Gerüche erwähnen, ebenso die Erlebnisse Doyles als junger Mann (da bin ich bei Anjuta). Die Atmosphäre passt, nur die handelnden Figuren.... Ich wiederhole mich. So schade! Da hatte ich mehr erwartet.
Jepp, meine Worte!
Dass die Polizei so dilettantisch ist/war damals, ist vllt die Botschaft. Und wegen dieses Plotts habe ich ja schon zu Anfang gelacht. Es empört mich halt nicht so, ich finds amüsant.
Ach was, ihr könnt doch die damalige Polizeiarbeit nicht mit der heutigen vergleichen. Für ihre Zeit war die Polizeiarbeit professionell. Das können auch nicht die Anfänge der Polizeiarbeit gewesen sein. Die gab es sicherlich schon ein paar Hundert Jährchen länger. In Anbetracht des geschichtlichen Rahmens dieses Romans ist die Pollzeiarbeit daher völlig glaubwürdig beschrieben. Das Fingerabdruckverfahren ist in Großbritannien übrigens erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt worden.
 

Wandablue

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Ach was, ihr könnt doch die damalige Polizeiarbeit nicht mit der heutigen vergleichen. Für ihre Zeit war die Polizeiarbeit professionell.

Das tun wir auch nicht. Die moderne Polizei ist m.W. noch nicht soo alt, Anfang des 19.Jh. definiert. Also steckt sie 1867 tatsächlich noch bisschen in den Kinderschuhen. Aber ein bisschen tumb gehen die Beamten schon vor. Das würde ich nicht professionell nennen.
Und wenn ich Fingerabdrücke erwähnte, dann war das ironisch gemeint: unwillkürlich denkt man ja daran, was heute zu beachten wäre. Ich sagte ja, damals war alles viel leichter;-).
 
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Helmut Pöll

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Dass es mit Flanagan nicht gut ausgeht, war ja schon offensichtlich,
Ja, das war schnell klar. Dass sie vor diesem Hintergrund aber Michael, den Neffen des Ermittlers, undercover einspannen, ist ein starkes Stück. Der ist natürlich auch noch naiv genug um mitzumachen, oder er denkt das sind schnell verdiente 100 Pfund. Da habe ich kein gutes Gefühl. Die Iren sind ja nicht berühmt für happy Ends.