2. Leseabschnitt: Seiten 45 bis 89

claudi-1963

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29. November 2015
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Mein Wald. Damit kann ich gar nichts anfangen. Gewalttaten hat es immer und überall gegeben. Das wollen wir nicht, aber wir wissen auch nicht, wie das zu ändern wäre. Auf den Wald sind sie nicht zu fokusieren.

Ich denke die Gewalttat bezog sich eben hier auf den Wald, den es wurde ja jemand getötet. Das man dann sicher diesen Wald anders sieht, ich denk das wollte sie damit sagen. Natürlich kann man das auf jeden Ort fokusieren bei dem es zu einem Mord kam. Ich würde mich sicher auch nicht mehr in einer Wohnung wohlfühlen wo ein Mord geschah.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Nun - brauchen ... ich brauche sie auch nicht. Aber in diesem Fall, wäre eine Einbettung einfach hilfreich.
Ich habe den Eindruck, es gibt keine plausible Einbettung. Es sind Gedankensplitter, die die Autorin in den letzten Jahrzehnten gehabt hat. Die gute Frau ist 80 Jahre alt. Da reflektiert man schon mal, was man erlebt hat, welche Vorkommnisse für einen selbst wichtig waren. Ich glaube, sie tut das bewusst ohne Chronologie. Dabei ist es eine Ode an Meckpomm. An dieses verlassene Dörfchen, in dem es lange kein Telefon gab, in dem die Menschen aber über die Zeit zusammengehalten haben. Ein Vorwort wäre ein Rahmen, den die Autorin bewusst gemieden hat.
Hauptsache die Geschichte, die er erzählt ist gut. Ich verstehe es nicht, kann mich aber selbst nicht davon freisprechen.
Die Persönlichkeit Helga Schuberts interessiert mich gelinde gesagt überhaupt nicht:D. Mich interessieren ihre Geschichten. Ich will sie mögen, gebe mir Mühe, lese sie wiederholt...
So richtig gelingt mir das nicht. Es gibt stärkere und schwächere, mehr schwächere, will mir gerade scheinen.
Die vom Erinnern hat mir gefallen (zu früh gestoppt, Renie;)). An Bad Kleinen konnte ich mich noch dunkel erinnern. Interessanter fand ich die Geschehnisse um den alten Mann, der bewusst aus dem Leben schied.

Ich sollte das Buch nur in kleinen Dosen genießen. Dann geht´s. Ich kapiere noch nicht, warum es in allen Gazetten auf das Wärmste empfohlen wird. Vielleicht, weil man eine DDR-Schriftstellerin und ihr Werk loben möchte? Ein unschöner Gedanke.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich glaube, sie tut das bewusst ohne Chronologie
In einem Interview mit der Autorin habe ich erfahren, dass anfangs eine andere Reihenfolge der Geschichten geplant war. Interessant, oder?
Vielleicht, weil man eine DDR-Schriftstellerin und ihr Werk loben möchte? Ein unschöner Gedanke.
Das glaube ich nicht. Aber trotzdem, in ihrem Leben verbindet sich deutsch- deutsche Geschichte.
Ich bin auch nicht von jeder Geschichte gleich begeistert, doch die Begeisterung überwiegt. Mich bewegt ihr Leben und ich schätze ihre klugen Überlegungen.
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Vielleicht, weil man eine DDR-Schriftstellerin und ihr Werk loben möchte? Ein unschöner Gedanke.
Wegen des Diktaturtraumas. Das ja durchaus verständlich und enthalten ist und das mich anspricht. Und wegen des Stils.
Da wir nur Fragmente und keine Geschichten vor uns haben, meistens, wären einige biografischen Notizen im Buch selber mit Vorwort vllt schon hilfreich gewesen. Ich habs jetzt gegoogelt, aber ich möchte eigentlich vom Buch selber informiert werden.
 
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Ich fand das auch sehr befremdlich. Wie langweilig muss das Leben sein, wenn man so etwas machen muss.
...ja, und nicht nur langweilig.
Wie viel Aggressionen müssen diese Menschen in sich tragen? Erst stehlen (aggressiv gegen Andere), dann gegen einen Baum fahren (aggressiv gegen sich)... dann dieses Lechzen nach Adrenalin... nach dem Kick...wie viel Leere- und Sinnlosigkeitsgefühl muss in solchen Menschen sein?! Gruselig...da muss einiges schief gelaufen sein...
 
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Tatsächlich mag ich den melancholischen Ton der Autorin, die Dinge, die zwischen den Zeilen transportiert werden, ich mag auch, dass sie niemals offen anklagt, ihre Verwunderung, Verbitterung, Traurigkeit anklingt, aber eben 'nicht pathetisch'. Ich mag, wie mich manche Passagen unerwartet berühren können, schlucken oder plötzlich auflachen lassen, denn ja, auch ein zynisch-trockener Humor scheint der Autorin nicht fremd zu sein.
... Mir geht es auch so. Ich mag ihren Schreibstil und den Ton ihre Geschichten. Ich muss aber auch einiges recherchieren, weil ich, wie du schreibst, denke, dass man einiges an Hintergrundwissen braucht, um Andeutungen gut zu verstehen.
Toll, wie sie ihre Kritik am DDR Regime in Sätze verpackt, die vor Ironie und Sarkasmus strotzen: „Und dass ich zur Belohnung für mein Wohlverhalten Lesereisen im Westen unternehmen durfte, ein ungeheures Privileg.“ (S. 88)
 

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Ich kann nicht behaupten, dass mir jede Geschichte gefällt. Das Lesen ist für mich ein Auf und Ab.
Mein Highlight dieses LAs war direkt die erste Geschichte "Das Märchen und die Erwachsene in mir", weil ich die Idee, "das Märchen" zu personifizieren, grandios finde. Hinzu kommt, dass Frau Schuberts Umsetzung dieser Idee einen Blick auf ihre Persönlichkeit zulässt. Da schlummert ein ewiges Kind in ihr. Ich mag diesen Gedanken, wobei ich mich gleichzeitig frage, warum man als Leser immer so wild darauf ist, dass ein Autor etwas von seiner Persönlichkeit Preis gibt. Als ob wir alle Stalker wären. Eigentlich sollte die Persönlichkeit egal sein, Hauptsache die Geschichte, die er erzählt ist gut. Ich verstehe es nicht, kann mich aber selbst nicht davon freisprechen.
Mir geht es genauso. Manche Geschichten gefallen mir besser, manche etwas weniger. Mir gefällt diese Gegenüberstellung von Erwachsener und innerem Kind auch sehr gut. Das ist eine in der Psychologie sehr häufig angewandte und differenzierte Möglichkeit, sich selbst zu betrachten.
Einerseits interessiere ich mich sehr für die Gedanken und das Innenleben meines Gegenübers, hier in dem Fall die Autorin. Für mich ist es eines der interessantesten Dinge im Leben überhaupt, Persönliches von meinem Gegenüber zu erfahren und Persönliches mit ihm zu teilen. Das ist für mich die Essenz des Lebens. Das hat für mich nicht nur etwas mit Neugierde zu tun, sondern mit Anteilnahme. Es ist für mich gesunde Neugierde, keine Sensationslust. Aber ich kann da natürlich nur für mich sprechen.
Aber andererseits schreibt sie über etwas sehr Allgemeingültiges.
Wir alle haben ja dieses erwachsene und vernünftige Selbst und andererseits eben diese kindliche, verletzliche und zerbrechliche Seite in uns. Und deshalb stößt sie ja mit ihren Gedanken nicht nur unsere Neugierde an, sondern auch unser Mitdenken und Nachdenken über uns selbst. Das gefällt mir an ihren Geschichten ganz besonders gut.
 
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Mit der Geschichte "Vom Erinnern" konnte ich gar nichts anfangen und habe sie auch abgebrochen.
... oh, schade. Vielleicht magst du es noch mal probieren? Ich sage das deshalb, weil es mir am Anfang ganz genauso ging. Ich war verwirrt und musste vieles doppelt lesen, auch recherchieren. Aber dann fand ich es immer besser und zum Schluss muss ich sagen, halte ich die Geschichte für eine der besten. Sie hat mich an „Unterleuten“ von Juli Zeh erinnert.
 
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Bei "Mein Wald" bin ich jedoch nicht dahinter gestiegen.
Ob ich dahinter gestiegen bin, weiß ich nicht.
Ob die Autorin es so meinte, wie ich es aufgefasst habe, weiß ich auch nicht.
Aber ich fand die Geschichte aufgrund ihrer Metaphorik genial.
Der Wald als Symbol für Einsamkeit und Bedrohlichkeit. Dunkelheit, Kälte, Gefahr.
Etwas ganz Archaisches. Etwas, das Angst macht.
Er kann für alles mögliche stehen.

Aber aus der Distanz sieht er ja ganz anders aus. Da ist er ungefährlich und sogar romantisch. Es gibt Licht, Wärme, Lichtung und Schutz.

Geht es hier vielleicht darum, wie man die Dinge betrachtet? Oder betrachten kann?
Geht es hier ums Umdenken und darum, wie aus einer bedrohlichen Fantasie, wenn man sie von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, eine wohlige oder zumindest ungefährliche Fantasie werden kann?

Das waren zumindest Gedanken, die mir in den Kopf kamen...
 
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Literaturhexle

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Für mich ist es eines der interessantesten Dinge im Leben überhaupt, Persönliches von meinem Gegenüber zu erfahren und Persönliches mit ihm zu teilen. Das ist für mich die Essenz des Lebens. D
Ich denke, dass das auch mit deinem Beruf zu tun haben könnte. Du kannst viele Andeutungen anders verstehen und siehst das Unausgesprochene dahinter. Das könnte bei solchen Geschichten, die sich teilweise im Unkonkreten bewegen und Gefühle auszudrücken versuchen, ein Vorteil sein.
 
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Ich denke, dass das auch mit deinem Beruf zu tun haben könnte. Du kannst viele Andeutungen anders verstehen und siehst das Unausgesprochene dahinter. Das könnte bei solchen Geschichten, die sich teilweise im Unkonkreten bewegen und Gefühle auszudrücken versuchen, ein Vorteil sein.
... das glaube ich tatsächlich auch. Es fällt mir nicht schwer und erfüllt mich, in so etwas einzutauchen, weil es „mein tägliches Brot“ ist. Da hast Du recht...
 
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nellsche

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Mein Eindruck aus dem ersten Leseabschnitt hat sich weiterhin bestätigt: Dies ist nicht mein Buch....:(
Ich bin kein Freund von Kurzgeschichten. Und hier sind sie auch noch weiterhin quer durcheinandergewürfelt. Ich fand bisher leider keine Geschichte wirklich spannend oder super interessant.

Bin ich ein typischer Allerwelts-Belletristik-Thriller-Krimi-Leser? Also tendenziell ungeeignet für solche eher anspruchsvolle Literatur, die viel eigenes (Nach-)Denken erfordert/anspricht? o_O:D:cool: Ich muss doch beruflich schon viel Grübeln und Überlegen...
 

nellsche

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1. September 2018
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Momentan befinde ich mich mitten im zweiten LA und ich hadere ein wenig mit dem Text. Irgendwie komme ich zu keinen Lesefluss. Einzelne Passagen muss ich mehrmals lesen um annähernd einen Sinn erkennen zu können. Ich finde die Sätze werden auch immer länger. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.

Bin gespannt wie es euch damit geht.
Ich muss dir da leider zustimmen, mir geht's ebenso.... :(
 

Literaturhexle

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Ich habe erstmal das Buch abgebrochen, momentan ist mir es mir etwas zu anstrengend zu lesen. Mit dem Lockdown Hin und Her in Wien, fehlt mir gerade ein wenig die Konzentration.
Das ist der Vorteil, wenn man "frei" liest mit eigenem Exemplar, Thomas;)

Nellsche, ich würde dir raten, dir täglich nur kleine Abschnitte vorzunehmen. Dann kann man auch nach einem Arbeitstag etwas daran finden. Ich habe das Tempo auch gedrosselt. (Der Trend geht zum Zweitbuch:D)

Wenn man Schubert durchhechelt, ohne in der inneren Verfassung zu sein, wird man der Autorin nicht gerecht. Das hat sie nicht verdient.
Du hast völlig Recht: Die Geschichten sind anspruchsvoll und erfordern Konzentration.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Wenn man mehr an einem Plot interessiert ist, dann hat man bei diesem Geschichtenband wenig Freude. Die Autorin betrachtet oft kleine Dinge von verschiedenen Seiten und sie erzählt immer wieder Familiäres. Mit der Zeit kristallisieren sich die Konstellationen heraus. Ein zweites wichtiges Thema ist ihr/ das Leben in der DDR. Aber wie schon geschrieben, muss man die Geschichten einzeln lesen , langsam .