Leider trifft das genau meinen Leseeindruck. Es ist einfach zuviel. Vielleicht richtet sich Filipenko an eine Leserschaft, der die ganzen Namen, Orte, Ereignisse besser bekannt sind? Für uns ist die russische Geschichte doch erst seit 12 Monaten wieder ins Rampenlicht gerückt. Ich weiß nicht viele Details. Um hier alles nachvollziehen zu können, müsste ich Stunden bei Dr. Google investieren und dafür interessiert mich das Romangeschehen zu wenig.sondern ich empfinde es mehr und mehr als verworren und chaotisch.
Genau.Es geht geschichtlich drunter und drüber, womit dem Leser aber keinerlei Klarheit über oder Einsicht in die russische Geschichte erwächst:
So wirkt es. Er ist doch auch nur in die Türkei gekommen, weil er Vera zum Schiff begleitet hat (nehme ich an). Spontaner geht wohl kaum. Dass diese vielen Ortswechsel Verdächtigungen nach sich ziehen, kann ich mir vorstellen. Man könnte da schon Flucht- oder Spionagetätigkeiten unterstellen.Ich habe eher den Eindruck, er lässt sich treiben und reagiert auf die Gegebenheiten, planlos.
Ja. Das Unrechtssystem wird immer wieder deutlich. Es geht im Grunde nicht um Beweisführung, sondern um Anklage. Gründe, die gegen eine Aburteilung sprechen, werden verschluckt.Nesterenko wird die Planung eines Attentats auf Stalin unterstellt. Dieser Abschnitt verdeutlicht die Konstruktion von Beweisführungen
Das soll bestimmt Authentizität ausdrücken. Bei mir verfängt es nicht, auf mich wirkt das Ganze wie aneinandergefügte Fragmente. Wobei die Atmosphäre des Unrechtsstaates, des Untedrückersystems, der Diktatur gut rüberkommt. Das wird es sein, was ich als positiv werten kann: Die traurige Aktualität des Ganzen. Wenn man nach Russland schaut, werden GENAU SOLCHE Prozesse hier (also in Russland) und heute geführt und Menschen abgeurteilt. Die Fensterstürze, die Selbstmorde, die Vergiftungen.... Alles Früchte der Diktatur.merkwürdig, wie Filipenko hier alles kommentarlos vermischt: Romanhaftes und Dokumentarisches.
Wir sehen doch die verdrehte Wahrheit auch in den Aussagen Putins und Lawrows: über den Terror des Westens, über das Nazi-Regime in der Ukraine uvm. Wenn keine Kamera anwesend ist, wird das Unrecht nicht kleiner sein - eher das Gegenteil.
Das ist es, was ich diesem Roman zugute halte: Seine Kritik am Faschismus und seine brennende Aktualität.