Für mich ist er ein 'Stehaufmännla'! (Muss ich das aus dem 'Fränggischen' übersetzen? )In Nesterenkos turbulentem Leben - Adelsfamilie, Untergang des Zarenreiches, Weißgardisten-Offizier unter Denikin, Pilot, Flucht über Konstantinopel, Serbien, Polen, schließlich nach Paris - muss er immer wieder eine Entscheidung für seinen richtigen Weg treffen.
'Die Regierungen sind alle provisorisch, alles ist instabil, undurchsichtig und temporär.' (118) - 'Die größten Probleme Russlands sind das Aber und das Komma. … Man soll nicht foltern, aber... (158 /9)
Ich glaube gar nicht mal, dass er in diesen schwierigen Situationen einen 'richtigen' Weg für sich sieht. Ich habe eher den Eindruck, er lässt sich treiben und reagiert auf die Gegebenheiten, planlos.muss er immer wieder eine Entscheidung für seinen richtigen Weg treffen.
Zäh ist er, das muss man ihm lassen.ein 'Stehaufmännla'!
Und das ist heutzutage schon wieder so. @Emswashed - da sehe ich jetzt tatsächliche einen Gegenwartsbezug.„Die russische Denunziation ist absurd und gnadenlos…“ S.125
dann irgendwann Taxifahrer in Paris und zwei unglaubhaft zufällige Begegnungen mit Vera.
Ich habe das leider nicht als 'beeindruckend', sondern als sehr verschwommen wahrgenommen. Ich dachte: Wie kann man solch' wichtige, schreckliche Themen so nebenbei abhandeln, so seltsam emotionslos?Besonders beeindruckend fand ich den "türkischen" Abschnitt, mit dem Empfang der Flüchtlinge. Keiner wollte sie von Bord lassen, weil zunächst niemand wusste wohin mit ihnen. Bald dann sieht man doch in ihnen willige, billige Arbeiter. Die Frauen prostituieren sich, um durchzukommen (ein Phänomen, welches wohl jeder Krieg mit sich bringt).
Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden. Ich empfinde es aber als merkwürdig, wie Filipenko hier alles kommentarlos vermischt: Romanhaftes und Dokumentarisches.Und dann die zwei Fotos von Nesterenko. Hättet ihr den Jungen im Alten gefunden, oder umgekehrt?
Für den Geheimdienst ist P. echt geschaffen! Ideal dafür! (Was er mal in seinem Kopf hat, daran rüttelt er nicht mehr! Das ist festgemauert!)Perepelizas Biografie finde ich passend. Er ist ein so gradliniger Sowjetmensch, dass er beim Geheimdienst genau richtig ist. Seine Nachfrage „Sorbonne, was ist das?“ passt dazu.
Es ist wohl eher Filipenko, der einen mit seiner gerafften Erzählweise schwindelig macht.Huiiiiii, bei Nesterenkos Leben mit den schnellen Ortswechseln kann einem ja richtig schwindlig werden!
Den ersten Satz habe ich hier auch schon zitiert. Das mit den Abschiedsritualen ist mir bitter aufgestoßen, denn gerade in diesen Zeiten haben die Mütter und Familien vieler Soldaten, besonders die verheizten jungen Russen, überhaupt keine Chance, würdig Abschied zu nehmen.Interessante und wichtige Sätze habe ich mir notiert: "Die russische Denunziation ist absurd und gnadenlos." (S. 125),
"Abschiedsrituale verleihen einer Kultur Charakter." (S 171),
Gut gefällt mir auch die Redewendung auf S. 186: "aus dem Fenster gefallen wurde". Auf Grund der aktuellen Ereignisse, muss das so eine russische 'Krankheit' sein - wie viele da zu Tode kommen, weil sie aus dem Fenster fallen.
Jeder war sich selbst nur noch der Nächste! (Skrupel? Moral? Ich denke, das waren Luxusgüter, über die nur wir in Sicherheit schreiben können.Zu otegami: „aus dem Fenster gefallen wurde“ !!!
Nesterenkos Verhalten gibt zu denken. Ohne Skrupel denunziert er Sawinkow und fühlt sich nicht verantwortlich für dessen Tod.
Ja, da stieß die kulturelle Ideal-Vorstellung auf die brutale Handhabung durch das System!Das mit den Abschiedsritualen ist mir bitter aufgestoßen, denn gerade in diesen Zeiten haben die Mütter und Familien vieler Soldaten, besonders die verheizten jungen Russen, überhaupt keine Chance, würdig Abschied zu nehmen.
Ja, aber ich meinte damit: Heute! In Bachmut werden bestimmt nicht alle toten russischen Soldaten eingesammelt und zurückgeschickt, damit sie würdig bestattet werden können. Aber dein Satz passt da genau so!Ja, da stieß die kulturelle Ideal-Vorstellung auf die brutale Handhabung durch das System!