Ich gebe zu, dass fehlende Subtilität hin oder her, ich dieses Buch fresse. Die Seiten fleigen nur so dahin, das macht auch mal Spaß zwischendurch.
Grundsätzlich erst einmal: Die Autorin hat die Hirnverletzung Marcelas mit ihren Folgen wirklich sehr gut dargestellt. Eben auch - was vielen Menschen nicht bewusst ist - dass sie sich zwar keine Episoden aus ihrem aktuellen leben merken kann (außer selten in Verbindung mit sehr starken Emotionen, korrekt) dafür aber noch handlungsorientierte Dinge merken bzw. erlernen kann. Das geschieht in unterschiedlichen Hinregionen und ist total spannend zu beobachten.
Nun zum Plot. Ich kann noch nicht einschätzen, ob die Autorin vorhat:
a) Uns auf die falsche Fährte, nämlich die von Carmens Mann (gerade Name vergessen, war so unscheinbar neben der strengen Katholikin), schicken will mit Marcelas Abschnitt und es am Ende alles ganz anders bzw. es jemand ganz anderes war.
b) Das Buch so aufgebaut sein soll, dass man eigentlich jetzt schon weiß (relativ sicher ahnt), wer zumindest für die Abtreibung und eventuell (aber nicht sicher, da könnte auch Carmen drinhängen) die Entsorgung gesorgt hat, und der Spannungsbogen dadurch gehalten wird, dass wir wissen wollen, ob es ans Tageslicht kommt.
oder c) Sie dann doch wieder wenig subtil geschrieben hat, eigentlich Aha-Momente erzielen will, wenn dann rauskommt, dass Carmens (damals noch nicht) Mann der Kindsvater war, und man es einfach nur zu früh rausbekommen hat, was hier los war.
Denn eins ist sicher, ob von der Autorin geplant oder nicht, schon als Marcela das erste Mal erwähnte, dass Ana erst gelb und dann blau, zitternd unter Fieber zusammengebrochen ist, war klar dass es sich um einen Sepsis handelt. Und bei einer ansonsten unauffälligen 17Jährigen auch relativ sicher nach einer Abtreibung. Da gabs jedenfalls keine Überraschung mehr, als Marcela das dann in ihrer Erzählung quasi noch bestätigte.