2. Leseabschnitt: Seite 78 bis S. 161

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ja, immer noch... :))))
Nur einiges durch Corona ausgefallen. Diese Woche Donnerstag z.B. ist wieder eine Lesung, allerdings nur ca 30 Zuhörer - Abstandsregeln müssen eingehalten werden...
Der Wahnsinn geht weiter. Ist echt irre, was momentan abgeht...Hoffen wir, dass es irgendwann vorbei ist...Dann muss ich mal drauf achten, wenn Du mal Richtung Bielefeld unterwegs bist :D.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Das ist sogar sehr wahrscheinlich... der Verlag ist grad mit der Wassermühle Deppendorf im Gespräch. Und eine weitere Lesung, die schon klar war, mit der Buchhandlung MONDO in Bielefeld wird irgendwann nachgeholt....
Wunderbar - dann musst du mir in jedem Fall Bescheid sagen :) Bei Mondo hole ich immer meine Büchergilde Gutenberg-Bücher :cool:.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Wenn ich derlei Romane lese, wird mir deutlich, wie wenig selbstverständlich es ist, so zu leben wie wir des dürfen. Das vergisst man im Alltag nur zu schnell.

Hier ist schon viel zu dem Absatz geschrieben worden, so dass ich hier im Grunde nichts mehr hinzufügen kann. Besonders interessant finde ich die Ergänzungen in der Leserunde rund um den Roman, gerade auch die Einwürfe der Autorin. Das macht den Roman noch viel lebendiger. Ich bin jedenfalls froh, dass Pavel nicht als 'Heiliger' geschildert wird und dass aus den Reaktionen seiner Umgebung deutlich wird, dass es zu seinen Entscheidungen und Handlungen durchaus auch eine andere Meinung geben kann. Vera beispielsweise mag womöglich ein wenig zu ängstlich sein - aber Pavel ist dagegen doch recht blauäugig und naiv und bringt nicht nur sich in Gefahr. Aber es stimmtt schon - das im Nachhinein in Kenntnis der Geschehnisse zu bewerten, ist sicher eine ganz andere Sache, als wenn man selbst in der Situation ist. Ich folge der Handlung jedenfalls sehr gespannt!
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Das Verschwinden der Statue Stalins zeigt einen besonderen Charakter des Sozialismus. Jemand der in Ungnade fällt verschwindet aus den Stadtbild. Die Vergleiche dazu wie er verschwindet sind toll formuliert. Doch auch hier frage ich mich, kommt die Figur des Fotografen wieder. Und wenn ja, in welcher Form?
Den Sockel gibt es noch, und im nahegelegenen ersten Rockclub Prags war ich in den 1990ern zu Konzerten.
Die Stalinstatue war die größte weltweit, wenn ich mich richtig erinnere, und was für eine Monströsität inmitten der wundervollen alten Stadt Prag. Aber so war die Ära, ein Glück, dass nicht gleich alles Umliegende plattgemacht wurde. Es wurde langsam verfallen lassen, und kurz vor der totalen Zerbröselung der Bausubstanz besann man sich in den 1980ern darauf, dass man es retten könnte. Das passierte überall im Ostblock, traurig...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Pavel ist eigentlich kein politischer Mensch, sondern Arzt aus Überzeugung. Die Umstände machen ihn politisch. Er sieht, was die verschiedenen Regime mit dem Land und den Menschen machen.
Das ist sehr gut herausgestellt im Buch, was eine Diktatur mit Menschen macht, die eigentlich nur in Frieden leben wollen. Und dennoch handeln müssen.
Ich revidiere hiermit meine Meinung über Pavel aus dem ersten Abschnitt, denn er handelt. Zu Zeiten der Naziherrschaft hat er oft still gehalten, aber er war jung und hatte noch keine Reputation, wusste auch oft Ereignisse nicht einzuordnen. Aber prinzipiell ist er niemand, der nur still hält.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Dass das in starkem Widerspruch zur Doktrin aus Russland steht scheint ihm überhaupt nicht klar. Allerdings ist das für die Figur Pavel absolut glaubwürdig, es passt zu seinem Charakter.
Genau das verurteilte den Prager Frühling zum Scheitern. Es waren liebenswürdige Humanisten, die eine Veränderung anstrebten, das System eigentlich erhalten und nur verbessern wollten, vollkommen naiv obwohl sie es eigentlich aus der Erfahrung mit dem großen Bruder und den „Friedensvertrögen“ besser hätten wissen müssen. Es war keine aufgepeitschte am Abgrund stehende Masse, wie bei der Pariser Kommune, die erfolgreich war (zumindest anfangs)
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Mich verwunderte, dass nur Pavli aus der Stadt geschafft wurde und die beiden Frauen nicht. Wäre Pavli nicht auch im Haus sicher gewesen? Oder hatte Pavel doch schon Angst vor einer Gefangennahme?
Keiner wusste damals, was alles passieren würde und es war nicht klar, ob die Armeen schnell verschwinden würden oder nicht. Da ist ein kleines Mödchen auf dem Land einfach besser aufgehoben. Die beiden Frauen wollten wohl nicht weg, wie ich es verstanden habe.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Bevor ich eure Beiträge weiter lese: ich bin im Buch angekommen, auch sprachlich. Der naive Ton Pavels aus der Naziherrschaft ist verschwunden und ich bin total gepackt von der Geschichte, die sich abspult.
So nahe dran, so persönlich liest man selten vom Geschehen, mir gefällt das sehr. Ich bin den Figuren nahe, sie leben förmlich in der Handlung, das funktioniert hervorragend, denn so bekommt das Erzählte ein völlig anderes Gewicht.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Das war kurios: ich habe das während des Schreibprozesses geträumt. Der Traum war für mich so real, dass ich es reingeschrieben habe. Paula (seine Tochter, meine Freundin = Pavli im Roman) fand die Ergänzung gut. Aber in Pavels Aufzeichnungen steht nichts davon...
Das ist toll und absolut stimmig für mich.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, warum die beiden russischen Soldaten sich so lange bei Pavel aufhielten. Sie wollten vorgeblich ja etwas von seinem Nachbarn und dann bleiben sie über Nacht gehen mit Pavel durch Prag spazieren. Wozu das alles?
Vor allem Soldaten, nicht Offiziere, das hat mich auch gewundert. Soldaten der sowjetischen Armee waren zu allen Zeiten nur Kanonenfutter.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ich finde es sehr gut, dass Sie ihn nicht verklärt haben. Das macht diese Figur viel glaubwürdiger.
Das sehe ich auch so. Mir hätte eine Beschönigung nicht gefallen.
Und gerade das macht ihn ja aus, anfangs die Füße stillhalten (was ich als Handlungsunfähigkeit im ersten Abschnitt gedeutet habe), dann die Erlebnisse in Theresienstadt und in Karlsbad, die sein Handeln später bestimmen. Dennoch ist er naiv und unbedarft genug, eben genau so zu handeln.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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@Sandra Brökel danke für die Hintergrundinformation und vor allem für die Fotos. Für mich wird vieles dadurch viel verständlicher, und die Erläuterungen zur Recherche sind sehr aufschlußreich. Ich kenne von meinen Eltern die Version von @renee zum Vorgehen der DDR, dass tatsächlich kein Einmarsch über die Grenze erfolgte, aber Alarmbereitschaft bestand. Ich werde in den nächsten Tagen meine Mama dazu nochmal fragen, sie hat vieles durch ihre Freundin aus Prag, die im August 1968 bei uns zu Besuch war, hautnah mitbekommen.
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Vor allem Soldaten, nicht Offiziere, das hat mich auch gewundert. Soldaten der sowjetischen Armee waren zu allen Zeiten nur Kanonenfutter.
Tja... diese Erinnerung stand so in seinem Manuskript, ich habe das übernommen. Vielleicht meinte er "Soldaten" eher allgemein, also ohne Differenzierung zwischen Offizieren und "Kanonenfutter"... Ich weiß es schlichtweg nicht. Aber dein Hinweis bringt mich doch zum Nachdenken. Es ist schlüssig, was du schreibst!
Deswegen liebe ich diese Leserunde!!! Ich bekomme so viel Input, weiter nachzudenken! DANKE!!!!!
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Bevor ich eure Beiträge weiter lese: ich bin im Buch angekommen, auch sprachlich. Der naive Ton Pavels aus der Naziherrschaft ist verschwunden und ich bin total gepackt von der Geschichte, die sich abspult.
So nahe dran, so persönlich liest man selten vom Geschehen, mir gefällt das sehr. Ich bin den Figuren nahe, sie leben förmlich in der Handlung, das funktioniert hervorragend, denn so bekommt das Erzählte ein völlig anderes Gewicht.
Uff, erleichtert!!! :) Danke!
 
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Reaktionen: KrimiElse

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Ich hatte früher das Glück, oft in Prag sein zu können, und eine leere Karlsbrücke durfte ich oft erleben. Jetzt ist sie meist sehr gefüllt...
Stimmt, aber aktuell ist es Coronabedingt sehr leer. Ich war vor ein paar Wochen dort und stand da morgens tatsächlich alleine! Schön war´s! :)
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Stimmt, aber aktuell ist es Coronabedingt sehr leer. Ich war vor ein paar Wochen dort und stand da morgens tatsächlich alleine! Schön war´s! :)
Oh wow, das ist toll.
Uff, erleichtert!!! :) Danke!
ich bin doch hoffentlich nicht der Maßstab...Meine Ansprüche sind manchmal ziemlich hoch, wie @Literaturhexle weiß. Allen anderen hat es von Anfang an gefallen, wer weiß, welche Laus ich anfangs auf der Leber hatte. Ich werde den Anfang des Roman auf jeden Fall nach der Lektüre nochmals lesen, ob warum sich mein Kopf quergestellt hat.
 

Sandra Brökel

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10. August 2020
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Oh wow, das ist toll.

ich bin doch hoffentlich nicht der Maßstab...Meine Ansprüche sind manchmal ziemlich hoch, wie @Literaturhexle weiß. Allen anderen hat es von Anfang an gefallen, wer weiß, welche Laus ich anfangs auf der Leber hatte. Ich werde den Anfang des Roman auf jeden Fall nach der Lektüre nochmals lesen, ob warum sich mein Kopf quergestellt hat.
... vielleicht weil es einfach so ist??? ;-)))
Habe noch mal grob quer gelesen und... da ist was dran, was du anmerkt!! Könnte sein, dass es tatsächlich so ist, dass der junge Pavel passiv reagierte - in jedem Fall war er überfordert...
Könnte aber auch sein, dass es daran liegt, dass ich den Roman in nur 10 Wochen schrieb und der "richtige" Schreibfluss, also das ganz tiefe Eintauchen in seine Seele mir erst in den Kapiteln ab den 60er Jahren möglich war. Das war nämlich so...

Respekt vor dem, was du da herausgegeben hast!!!!