2. Leseabschnitt: Seite 69 bis 133

Literaturhexle

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2. April 2017
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Letzter Satz:

Es wäre eine Wärme von innen, eine Farbe im kalten Grauweiß, schlug ich ihm vor. Blühende Bäume würden da direkt stören.
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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1.549
44
Die Autorin sieht die Ratschläge der Ärzte in einem historischen Zusammenhang mit der Euthanasie der Nazizeit. Ein Arzt: „ Sie müssen ihren Mann loslassen.“ Auch hört sie „Ja, was ist denn das noch für ein Leben!“ Eine Ärztin riet ihr, die lebensverlängernde Therapie zu beenden. Sie ist keine Gegnerin der aktiven Sterbehilfe, nur der/diejenige muss es selbst wollen. Auch sie selbst kommt in Versuchung. „Es muss Schluss sein. Das halte ich nicht durch!“ Dann denkt sie an das Motto der Palliativ-Versorgung: Schmerzen lindern, Luftnot behandeln, Wünsche erfüllen und beruhigen. Freundschaft, Nähe und praktische Hilfe stärken sie.

Eine Buch-Empfehlung zu diesem Thema Das Leben ist ein vorübergehender Zustand von Gabriele von Arnim. Sie hat nach einem Schlaganfall 10 Jahre lang ihren Mann Martin Schulz betreut.
Und was mir besonders gefallen hat, dass sie einen Vorlese-Kreis für ihn organisiert hat.
Auch Derden reagiert auf das Vorlesen erfreuender Texte.
 

dracoma

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16. September 2022
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49
Ein sehr komplexer Leseabschnitt...
Ich muss ihn für mich aufteilen.

H. Sch. erzählt recht ausführlich vom Abschied von einer ihrer Lesefreundinnen. Sie setzt sich offensichtlich immer wieder mit dem Thema Sterben auseinander, was ja verständlich ist.
Die Sache mit dem Bücherstapel neben dem Sarg fand ich eher lustig, v. a. weil ich unseren Kindern gesagt habe, dass sie mir alle meine ungelesenen Bücher ins Grab mitgeben sollen, man weiß ja nie.

Sie sucht einen Sinn in der Demenzerkrankung ihres Mannes, und dieser Gedanke der Heiligen Zone scheint ihr zu helfen. Ich fand die Vorstellung auch interessant. Dahinter steckt die Vorstellung, dass der Kranke nicht im klinischen Sinn krank ist, sondern dass er sich als alter Mensch auf eine Reise begibt in die Zone, aus der heraus er gekommen ist. Daher nimmt er seine Umgebung anders wahr als diejenigen, die diese Heilige Zone noch nicht betreten haben.
Mir gefällt diese Vorstellung, weil sie tiefen Respekt vor dem menschlichen Leben zeigt.

Aber:
ich kenne einige Fälle von Demenz im Freundeskreis, bei denen die Angehörigen sehr unter der Aggressivität der Patienten leiden. Davon erzählt H. Sch. nichts. Nicht jeder Demenzfall ist gleich.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Sie sucht einen Sinn in der Demenzerkrankung ihres Mannes, und dieser Gedanke der Heiligen Zone scheint ihr zu helfen. Ich fand die Vorstellung auch interessant. Dahinter steckt die Vorstellung, dass der Kranke nicht im klinischen Sinn krank ist, sondern dass er sich als alter Mensch auf eine Reise begibt in die Zone, aus der heraus er gekommen ist. Daher nimmt er seine Umgebung anders wahr als diejenigen, die diese Heilige Zone noch nicht betreten haben. Mir gefällt diese Vorstellung, weil sie tiefen Respekt vor dem menschlichen Leben zeigt.
Ja, dieser Gedanke der Heiligen Zone hat etwas zutiefst Tröstliches. Auch die Vorstellung, von dem Demenzkranken dahin eingeladen zu werden - wie schön diese Idee ist, sich neugierig auf das fremde Terrain zu begeben statt ständig versucht zu sein, den Verwirrten über seine Irrtümer aufzuklären. Ein schönes Bild!
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Aber:
ich kenne einige Fälle von Demenz im Freundeskreis, bei denen die Angehörigen sehr unter der Aggressivität der Patienten leiden. Davon erzählt H. Sch. nichts. Nicht jeder Demenzfall ist gleich.
Ja, das gibt es durchaus. Aber das hier ist ja auch kein allgemeingültiger Ratgeber für den Umgang mit Demenzkranken. Helga Schubert reagiert auf das, was der jeweilige Tag ihr bietet und überlegt, wie ein sinnvoller Umgang mit den Schwierigkeiten ihres Mannes gelingen kann. Viele Demenzkranke laufen auch ständig weg, weil sie "nach Hause" wollen. Derden erkennt seine Frau zumeist ja auch noch, auch keine Selbstverständlichkeit...
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ich merke, dass ich die Kapitel, so kurz sie auch sein mögen, nicht einfach hintereinander weg lesen kann. Obschon die Autorin sich (auch im Sinne des Verlegers) bemüht, hier nicht die Tränen in den Vordergrund zu stellen, kommen die Gefühle von Verzweiflung und Ratlosigkeit immer wieder hoch, was nur zu verständlich ist. Mich berührt hier vieles, vermutlich weil man doch auch immer darüber nachdenkt, was im persönlichen Umfeld war, ist und/oder möglicherweise sein könnte. Ob man selbst auch den Langmut hätte, das Bestreben, die Würde des anderen aufrechtzuhalten bei allem was kommt, nicht zu verzagen. Mich berühren auch die kleinen Gesten der gegenseitigen Liebe und Achtung, offenbar können die beiden auch über alles offen sprechen. So z.B. als Derden fragt, was denn geschieht, wenn man gestorben ist - da lädt man eben denjenigen ein, der sich normalerweise darum kümmert und kann diesem alle Fragen stellen. Keine Tabus also.

Etwas verwirrt war ich als Derden andeutete, er habe Gift geschluckt. Für mich blieb die Erzählerin da fast schon gelassen. Sie erklärte, wenn das so sei, müsse sie den Krankenwagen rufen und ihm den Magen auspumpen lassen, auch weil ansonsten möglicherweise sie selbst verdächtigt werden würde, ihn umbringen zu wollen. Sie beobachtet Derden in der Situation zwar und fragt immer wieder, wie es ihm geht, scheint das Ganze aber als unwahr einzuordnen, was es dann wohl auch war. War Derden in der Situation verwirrt? Oder fragte er auf diese Art vorsichtig an, wie sie reagieren würde, wenn er diesen Ausweg wählte?
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Eine Buch-Empfehlung zu diesem Thema Das Leben ist ein vorübergehender Zustand von Gabriele von Arnim. Sie hat nach einem Schlaganfall 10 Jahre lang ihren Mann Martin Schulz betreut.
Dieses genannte Buch genoss ich als Hörbuch beim Bügeln! Kann ich - wie Du - wirklich wärmstens empfehlen zu diesem Thema! ;)
Die Sache mit dem Bücherstapel neben dem Sarg fand ich eher lustig, v. a. weil ich unseren Kindern gesagt habe, dass sie mir alle meine ungelesenen Bücher ins Grab mitgeben sollen, man weiß ja nie.
Als ich diese Stelle gestern meinem Mann vorlas, schlug er auch vor, meinen SuB neben den Sarg zu stellen, damit der wenigstens im Jenseits von mir gelesen werden könne! :joy
Aber:
ich kenne einige Fälle von Demenz im Freundeskreis, bei denen die Angehörigen sehr unter der Aggressivität der Patienten leiden.
Oh ja, mein Vater (eine Seele von Mensch) ist zuletzt mit Alzheimer auf meine Mutter mit der Klobürste los! :sad
Ja, dieser Gedanke der Heiligen Zone hat etwas zutiefst Tröstliches. Auch die Vorstellung, von dem Demenzkranken dahin eingeladen zu werden - wie schön diese Idee ist, sich neugierig auf das fremde Terrain zu begeben statt ständig versucht zu sein, den Verwirrten über seine Irrtümer aufzuklären. Ein schönes Bild!
Dieser Gedanke hat mich auch begeistert! (Ich weiß noch sehr gut, wie ich damals - aus lauter Unwissenheit - auf meinen Vater reagiert habe. Ist schon 30 Jahre her, aber dieses Buch spült wieder sehr viel hoch!)
Mir geht's also wie Dir, @parden! Und auch mich berühren die kleinen Gesten der gegenseitigen Liebe und Achtung!

Ich muss da im Gegensatz immer an die Nachbarn meiner Eltern denken, die in der Wohnung über ihnen wohnten: er war auf Pflege angewiesen (sie musste bei ihm auch immer absaugen,.........), die Ehe war schon vorher Mist gewesen und dann noch Pflege! :p Es war für beide die Hölle auf Erden! (Und in den hellhörigen Mehrfamilienhaus hörten wir jedes Wort. :apenosee

Als ein Highlight empfand ich die Schilderung von der 91-Jährigen, die als Witwe oft zu ihrem 98-Jährigen Jugendfreund an den Chiemsee fährt! Ähnlich wie der Onkel meines Mannes! :rofl Vor gut 20 Jahren starb seine Frau - da ging es ihm, auch körperlich richtig mies! Und dann 'derrappelte' er sich wieder, fand eine neue Liebe und mit der geht er jeden Sonntagnachmittag zum Tanztee zum Tanzen!!!!! Sie telefonieren auch jeden Tag miteinander und sie unternehmen Ausflüge. (Er ist Anfang des Jahres 96 geworden!)

Neulich hat er in unserer Kleinstadt nach neuen Tanzschuhen gesucht, wurde aber nicht fündig. Könnt Ihr Euch vorstellen, was das für Gesprächsthemen im Laden gegeben hat?! :helo Wir hoffen alle, dass die beiden das noch lange genießen können! :)
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Derden muss 25 Tabletten täglich nehmen, deren Nebenwirkungen könnten die Demenz verstärken. Über Demenz und Alter wird gesagt, es sei eine zweite Kindheit. Der Tod scheint viel mit der Geburt und kindlichen Erlebnissen zu tun zu haben.
Die Autorin sieht sich als Ritterin von der traurigen Gestalt. Frei nach F.von Assisi wünscht sie sich zu erkennen, was nicht zu ändern ist. Sie vertraut auf die entsprechende Kraft Gottes, wenn man bereit ist, das Leben auszuhalten.

Literaturhaus Hamburg, Lesung mit H.Schubert, 7.6. 19.30 Uhr, Livestream
 

Federfee

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13. Januar 2023
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Helga Schubert schreibt einiges zusammenhanglos, daher sind es meine Anmerkungen auch. Die Sache mit den Kriminellen am Telefon? Das mit den Schusswaffen? Überflüssig. Sonst allerdings ergeben sich interessante Fragestellungen und Überlegungen, auch ethischer Art.

Verständlich, dass sich Helga Schubert Gedanken um Tod und Begräbnis macht (sie 83, er 96). Da kann es jeden Tag zu Ende sein. Letztlich aber merkt man es selber nicht mehr, wenn man tot ist, sondern es ist eine Sache für die Angehörigen. Trotzdem fand ich Magdalenas Begräbnis anrührend, den Bücherstapel neben dem Sarg oder im Haus die Wäscheleine mit Fotos. Schöne Ideen!​

Wäre es besser, wenn er die Augen für immer schließt? Sollte jemand, der so alt ist, noch schlimme Untersuchungen im Krankenhaus über sich ergehen lassen? DAS kann nur jeder selber entscheiden und dafür gibt es Patientenverfügungen.

Derdens Demenz wird schlimmer, aber H. Sch. geht vorbildlich und verständnisvoll darauf ein, z.B. die Sache mit Weihnachten im Februar (125). Zwar kann ich das mit der Heiligen Zone (davon spricht die Pastorin) nicht ganz nachvollziehen, aber trotzdem sind da einige interessante Gedanken zur Demenz, auch S. 77, was kanadische Ureinwohner dazu meinen. Das sind wertvolle Gedankenanregungen und eine Sichtweise, die man mal überlegen sollte. Schön fand ich auch, dass es immer wieder glückliche Momente gibt, einfach so (96: der Stern überm Glasdach).​

Gefallen haben mir auch die Gedanken über Don Quichotte (127 f.), zu dem ich bisher keinen Zugang hatte. Aber was H. Sch. da über Rollen schreibt, klingt einleuchtend. Sie wendet es auf ihr Leben und ihre Rollen darin an.
 

Federfee

Bekanntes Mitglied
13. Januar 2023
2.129
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Die Sache mit dem Bücherstapel neben dem Sarg fand ich eher lustig, v. a. weil ich unseren Kindern gesagt habe, dass sie mir alle meine ungelesenen Bücher ins Grab mitgeben sollen, man weiß ja nie.
So große Särge gibt es für einige nicht. Und man brauchte vielleicht einen Kran. Manche haben ja 100/200 auf dem Stapel. :rofl
sich neugierig auf das fremde Terrain zu begeben statt ständig versucht zu sein, den Verwirrten über seine Irrtümer aufzuklären
Das sollte man wohl nie, weil es nichts bringt, nur Negatives. Gefühl- und verständnisvoll drauf eingehen ist angesagt.
Ich merke, dass ich die Kapitel, so kurz sie auch sein mögen, nicht einfach hintereinander weg lesen kann
Das geht mir auch so, weil da viele kleine Abschnitte sind, wo man innehalten und drüber nachdenken muss.
Dieses genannte Buch genoss ich als Hörbuch beim Bügeln!
Oh weia, nach Genuss klingt das aber nicht, was ich über das Buch gelesen habe. Aber anscheinend ist es empfehlenswert.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
Immer wieder taucht die Liebe auf, die es ermöglicht, einen dementen Menschen zu pflegen. Liebevoll kümmert sich Helga, auch wenn sie teilweise am Rande ihrer Kräfte ist, um ihren Mann - bewundernswert, einerseits, verständlich andererseits. Wenn man so viele Jahre in Liebe miteinander verbracht hat, möchte man dem Partner/ der Partnerin auch ein würdiges Ende schenken. Die Idee der 2.Kindheit hat mich berührt, die Halluzinationen als Spiegel dessen, was uns nach dem Tod erwartet.
Auch die Szene, wie H.Schubert ihrem Mann die Hände wärmt:
Das ist übrig nach unseren Jahrzehnten, dachte ich: Hände, die sich aneinander wärmen. Ich gab ihm unter der Decke die Hand und drückte sie. Und er drückte meine Hand. Wie ein Versprechen. In guten und in schlechten Zeiten. Aber es sind gar keine schlechten Zeiten. (96)
Sie nimmt diese Zeit mit ihm immer noch als Geschenk, als Wunder wahr, als lebenswert.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
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Wadern
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or gut 20 Jahren starb seine Frau - da ging es ihm, auch körperlich richtig mies! Und dann 'derrappelte' er sich wieder, fand eine neue Liebe und mit der geht er jeden Sonntagnachmittag zum Tanztee zum Tanzen!!!!! Sie telefonieren auch jeden Tag miteinander und sie unternehmen Ausflüge. (Er ist Anfang des Jahres 96 geworden!)

Neulich hat er in unserer Kleinstadt nach neuen Tanzschuhen gesucht, wurde aber nicht fündig. Könnt Ihr Euch vorstellen, was das für Gesprächsthemen im Laden gegeben hat?! :helo Wir hoffen alle, dass die beiden das noch lange genießen können! :)
Was für eine wunderbare, Mut machende Geschichte - Stoff für einen Roman ;).
Allein die Szene im Schuhgeschäft stelle ich mir herrlich komisch vor ;)
 

otegami

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17. Dezember 2021
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So große Särge gibt es für einige nicht. Und man brauchte vielleicht einen Kran. Manche haben ja 100/200 auf dem Stapel.
Die Bücher sollen ja auch nicht mit in den Sarg, sondern mit ins Grab! Und da könnnnten sie gerade so reinpassen! :helo :rofl (Wir lassen uns verbrennen und unsere Urnen passen dann mit ins Familiengrab meiner Großeltern und Eltern. Ein 2. Grab fände ich Blödsinn -> viel zu aufwändig für unsere Jungen zum pflegen! Wenn ich immer zum Gießen auf dem Friedhof bin, denke ich mir oft: "ach, da 'liegst' Du dann auch mal!" Und, ganz ehrlich: ich finde das äußerst beruhigend - ist nämlich echt ein schönes Plätzchen! :joy)
Oh weia, nach Genuss klingt das aber nicht, was ich über das Buch gelesen habe.
Es gibt ja verschiedene Arten von Genuss! ;)
Was für eine wunderbare, Mut machende Geschichte - Stoff für einen Roman ;).
Allein die Szene im Schuhgeschäft stelle ich mir herrlich komisch vor
Drum wollte ich Euch diese Story bei diesem ernsten Buch auch nicht vorenthalten! ;)
Mir wurde ja die Szene im Schuhgeschäft von verschiedenen Leuten erzählt - ich sage nur: Kleinstadt! :rofl War schon interessant,
w i e unterschiedlich sie auch interpretiert wurden: von 'wow' bis 'der alte Spinner'! (Kommt halt auch immer drauf an, w e r sie erzählt und welches Alter derjenige hat! Dabei bewahrheitet sich auch immer wieder der Spruch 'Was Peter über Paul sagt / schreibt, sagt mehr über Peter aus als über Paul.' :helo
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.526
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Sie ist keine Gegnerin der aktiven Sterbehilfe, nur der/diejenige muss es selbst wollen.
Darum geht es. Es ist eine Entscheidung, die nicht andere treffen können. So lange man selbst aktiv im Leben steht, erscheint einem ein Leben , bei dem man permanent Hilfe von außen braucht, nicht mehr lebenswert. In der Situation dann mag es anders aussehen.
Eine Buch-Empfehlung zu diesem Thema Das Leben ist ein vorübergehender Zustand von Gabriele von Arnim. Sie hat nach einem Schlaganfall 10 Jahre lang ihren Mann Martin Schulz betreut
Das Buch habe ich auch gelesen. Sehr ehrlich, sehr klug, sehr reflektiert. Es lässt einem manches in einem neuen Licht sehen.
Mir gefällt diese Vorstellung, weil sie tiefen Respekt vor dem menschlichen Leben zeigt.
Mir ebenfalls. Und es lässt den dementen Menschen in einem anderen Licht erscheinen.
Allerdings gibt es unterschiedliche Formen der Demenz. Ist einer aggressiv und gewalttätig wird der Umgang noch schwieriger.
Aber:
ich kenne einige Fälle von Demenz im Freundeskreis, bei denen die Angehörigen sehr unter der Aggressivität der Patienten leiden. Davon erzählt H. Sch. nichts. Nicht jeder Demenzfall ist gleich.
Gabe ich erst jetzt gelesen.Du sagst es.
meinen SuB neben den Sarg zu stellen, damit der wenigstens im Jenseits von mir gelesen werden könne!
Lustige Vorstellung, aber das kann ich niemandem zumuten ( weder das Hinschleppen noch den Anblick. Dann wären alle überzeugt, dass ich in dieser Hinsicht nicht normal war.)
Die Autorin sieht sich als Ritterin von der traurigen Gestalt. Frei nach F.von Assisi wünscht sie sich zu erkennen, was nicht zu ändern ist. Sie vertraut auf die entsprechende Kraft Gottes, wenn man bereit ist, das Leben auszuhalten.
Dieses Kapitel ist großartig. Sich selbst als Ritter von der traurigen Gestalt sehen. Ja, wie oft kämpft man gegen Windmühlen, gegen vermeintliche Gegner, von außen oder in sich. Vielleicht hilft es, einen Schritt zurückzutreten , um zu erkennen, dass es harmlose Windmühlen sind.
Vielleicht sollten wir unsere Kräfte sparen für die wirklich wichtigen Dinge. ( Das sag ich vor allem zu mir selbst.)

Was in vielen Geschichten immer wieder durchdringt ist der tiefe Glauben der Autorin. Er gibt ihr die Zuversicht, dass Gott ihr nicht mehr zumutet, als sie zu tragen vermag.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Lustige Vorstellung, aber das kann ich niemandem zumuten ( weder das Hinschleppen noch den Anblick. Dann wären alle überzeugt, dass ich in dieser Hinsicht nicht normal war.)
:rofl Meinst Du wirklich, das spielt dann noch eine Rolle, von was die anderen überzeugt wären?
Die Sache mit den Kriminellen am Telefon? Das mit den Schusswaffen? Überflüssig.​
Die Autorin schildert ihr Leben, ausgefüllt mit der Pflege ihres Mannes und mit was sie alles konfrontiert wird! Und da gehört die Sache mit den Kriminellen am Telefon (was leider immer häufiger vorkommt!) und die Story mit dem Verkauf der Schusswaffe auch dazu - das macht es für mich rund! (Außerdem gibt es einen Bogen zu ihrer Geschichte in Bezug der Schusswaffe: der Mann in ihrem Dorf mit den vielen Waffen und sein Plan, dass das eine Lösung wäre, 'wenn es einmal sein müsse'. Dass er sich erschießen würde und es auch dann nach der Krebsdiagnose durchgezogen hat!

Direkt schmunzeln musste ich bei der Aufstellung der Medikamente, die Derden verschrieben wurden und ihrer Feststellung, dass sie wohl die langen Gebrauchsinformationen liest, sie aber unbedingt vergessen muss. Sehr kluge Erkenntnis! (Von meinen Medikamenten ist auch was aufgeführt! :rofl )
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.526
24.548
49
66
Sie nimmt diese Zeit mit ihm immer noch als Geschenk, als Wunder wahr, als lebenswert.
Das ist auch das Tröstende an der Lektüre.
Meinst Du wirklich, das spielt dann noch eine Rolle,
Für mich nicht mehr.
Die Sache mit den Kriminellen am Telefon?
Hier zeigt sie, dass sie, anders als viele Senioren, die darauf hereinfallen, noch fit im Kopf und informiert ist.
Mittlerweile sind die Eltern dran, also nicht Enkeltrick, sondern Kindertrick. Bei mir hat auch schon eine weinende Frau angerufen: „ Ich bin‘s, deine Tochter.“ So würde die sich nie melden.
 

Federfee

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13. Januar 2023
2.129
8.836
49
Hier zeigt sie, dass sie, anders als viele Senioren, die darauf hereinfallen, noch fit im Kopf und informiert ist.
Mittlerweile sind die Eltern dran, also nicht Enkeltrick, sondern Kindertrick. Bei mir hat auch schon eine weinende Frau angerufen: „ Ich bin‘s, deine Tochter.“ So würde die sich nie melden.
Ich glaube nicht, dass sie es deshalb schreibt. Wir merken doch die ganze Zeit, dass sie noch fit ist. Hier rufen auch öfters mal welche an. Und wenn ich deswegen die Polizei anriefe, würden die sich kaputt lachen und natürlich nicht kommen. Bei manchem denke ich: das Buch muss gefüllt werden.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
1.881
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Hier rufen auch öfters mal welche an. Und wenn ich deswegen die Polizei anriefe, würden die sich kaputt lachen und natürlich nicht kommen.
Wir haben solche Anrufe, bzw. Mail-Nachrichten gemeldet! Polizei hat seeeehr gelangweilt reagiert: "Ja, das haben sie öfters!"
Bei manchem denke ich: das Buch muss gefüllt werden.
Echt? Also dieses Gefühl habe ich überhaupt nicht!