2. Leseabschnitt: Seite 67 bis 140

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Der zweite Abschnitt hat mich richtig aufgeregt. Besser gesagt habe ich mich über die Figuren aufgeregt.

Das kann doch nicht wahr sein, dass die sich auf Bobos Forderungen so einfach einlassen. Und dann hinterfragen die das nicht einmal. Ich hätte an Coordts Stelle zunächst einmal die Vermieterin kontaktiert und mir das Ganze bestätigen lassen - und dann natürlich abgelehnt.

Hier verliert mich die Geschichte ein wenig, denn die Prämisse mit dem stillen Mitbewohner hielt ich noch für glaubwürdig, diese hier jedoch eher nicht. Schon gar nicht, wenn man sich die Reaktionen darauf anschaut, insbesondere Franziskas.

Selbst wenn ich mich darauf einlasse, dann würde ich meinem Mann gegenüber doch anders sein und Verständnis für dessen Ängste und Sorgen haben. Und ihm bestätigen, wie absurd die Situation und wie furchtbar Bobo ist. Stattdessen kann sie seinen Unmut nicht verstehen. Das machte mich fast rasend.

Majtken ist undurchsichtig, ihr ist wohl nicht zu trauen. Ich bin gespannt, ob Erik noch eine Rolle spielen wird. Ich vermute, er ist Coordts verstorbener Bruder. Die kleinen Rückblicke scheinen zumindest Momente des Glücks für Coordt gewesen zu sein.

Nach wie vor lese ich den Roman gern, fand aber die Situation des ersten Abschnitts gelungener und glaubwürdiger. Oder wie weit geht man für eine Altbauwohnung in München?
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Absurd, das ist es wohl. Aber wir sind ja eigentlich schon mit diesem seltsamen Mietverhältnis auf den anfahrenden Zug gesprungen. Jetzt nimmt er Fahrt auf und wir werden uns hüten....
Es gibt keine zusätzlichen Verträge und Vereinbarungen? Keine Kündigung des Mietverhältnisses mit Bobos Exfrau? Was ist wenn Bobo stirbt? Tauchen dann vielleicht noch gesetzliche Erben auf? Was ist mit der Schenkungs- und Erbschaftssteuer?

Sehr merkwürdig! Und unglaubhaft. Aber vielleicht sind wir ja in eine Art modernes Märchen geraten.

Ich kann weder Coordts noch Franziskas Verhalten akzeptieren und diese Majtken schüttet doch nur noch mehr Öl ins Feuer.

Ich frage mich die ganze Zeit, was das soll und fühle mich gedrängt, weiterzulesen, damit ich eine halbwegs vernünftige Erklärung dafür bekomme.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich hätte an Coordts Stelle zunächst einmal die Vermieterin kontaktiert und mir das Ganze bestätigen lassen
Man möchte ihnen ihr Dummheit und Naivität an den Kopf knallen, ja! Aber es gibt solche Leute, die nur sehen, was sie sehen wollen, die in rechtlichen/ notariellen Dingen völlig unbeschlagen sind. Aber das am Rande: die Vermieterin zu fragen, wäre das Allerleichteste gewesen. Aber: Coordt ist ein Schweiger, "es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, irgendwem etwas davon zu erzählen."

Was mir unglaublich gut gefällt, ist die stimmige Figurenzeichnung. Ich kann sie mir gut vorstellen, die Figuren. Ihr Verhalten passt zu ihnen. Die seltsamen Namen stören mich: Coordt, Majtken, Quirin,... bisschen sehr exotisch.

Die Freundin macht auch eine komische Figur. Auf welcher Seite steht sie? Warum schläft Frieder bei ihr? Offenbar ist er das gewohnt. Woher hat Franzi den Schmuck, den Mantel, das Kleid? Spielt sich da eine ganz andere Nummer ab, zumal sie sich immer stärker von C. zurückzieht? Franzi hat nur Verständnis für ihre eigenen Befindlichkeiten, nicht aber für die Coordts. Bei Majtken gibt es übrigens Bier und keinen Schampus (vlt. verbringt sie die Zeit mit Bobo in Luxushotels?)

Mir gefallen auch die Rückblicke, die beweisen, dass Franzi schon immer eine schwierige Persönlichkeit hatte. Sie sieht sich gern im Zentrum, immer ist es ihr Mann, der selbstverständlich einen Rückzieher macht, sich jede Kritik gleich zu Herzen nimmt. Nicht umsonst haben sie sich gewählt: das passt ja gut zusammen;).

Coordts nächtliche Besuche werden natürlich auffliegen: wegen den beiden Knöllchen. Immer schwierig, wenn man zu lügen anfängt. Damit könnte ja der ganze Luftvertrag gefährdet sein. Ich glaube mittlerweile nicht mehr an den todkranken Mann. Da gibt es bestimmt eine riesige Überraschung!

Ich lese das Buch sehr gern. Es hat einen angenehmen Stil und erzählt eine außergewöhnliche Geschichte. Auch die kleinen Alltagsszenen mit Kind sind wunderbar realistisch geschildert. Coordts kleine Träumereien passen ins Konzept und zum Charakter. Nun warte ich aufs Finale.

Manche Symbolik muss sich noch erschließen: die Krähe auf dem Spielplatz, der bösartige Zorro...
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die Geschichte war ja von Anfang an abstrus, doch dass das noch getoppt werden kann, damit habe ich nicht gerechnet. Auch wenn Coordt immer versucht hat seiner Franziska alles Recht zu machen, geht dieses Arrangement, womit er sich ja obendrein gar nicht anfreunden kann, definitiv zu weit in dieser Beziehung. Von der Glaubwürdigkeit des Ganzen einmal abgesehen. Mich stört diesbezüglich, dass wir von und über Bobo gar nichts direkt mitbekommen. Es wird zwar behauptet er sei sehr krank, aber wie zuverlässig ist diese Information.
Momentan sehe ich diesen Roman als das, war er zum jetzigen Zeitpunkt zu sein scheint, eine abstrakte und unglaubwürdige Geschichte. Mal sehen, ob der nächste Abschnitt ein anderes Licht wirft. Doch trotz allem möchte ich wissen wie es weitergeht, also macht die Autorin nicht alles falsch, im Gegenteil
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich lese das Buch sehr gern. Es hat einen angenehmen Stil und erzählt eine außergewöhnliche Geschichte. Auch die kleinen Alltagsszenen mit Kind sind wunderbar realistisch geschildert. Coordts kleine Träumereien passen ins Konzept und zum Charakter.
Der Stil gefällt mir auch, allerdings tue ich mich persönlich eher schwer sie als außergewöhnlich zu bezeichnen, da das für mich eher etwas positives ausdrückt. Aber bei dem Rest bin ich ganz bei dir, alles was mit Frieder zu tun hat, ist gut beschrieben und auch sehr realistisch.
Da sieht man mal wieder wie unterscheiden ein und dasselbe Buch auf den jeweiligen Leser wirken können
 
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Reaktionen: Renie und Emswashed

Emswashed

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9. Mai 2020
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Oder wie weit geht man für eine Altbauwohnung in München?

Ich kenne nur einen Fall aus einem Vorort, wo eine alleinerziehende Mutter ohne Job sich eine Doppelhaushälfte leisten konnte, weil angeblich ihr Schwager im Haus ein Büro für seinen Job bei der Bank eines großen Automobilherstellers hatte.
Wer da wohl die Miete gezahlt hat?! Ein Schild an der Klingel verriet auf jeden Fall nichts von diesem Gewerbe.

In München ist auf jeden Fall klar, entweder Du bist reich, oder Du kennst jemanden, der reich ist und Dich für "Jobs" engagiert.
 
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Reaktionen: Christian1977

Renie

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19. Mai 2014
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Manche Symbolik muss sich noch erschließen: die Krähe auf dem Spielplatz, der bösartige Zorro...
Stimmt, mit dieser Symbolik habe ich gehadert. Andererseits passt sie zu den Träumereien von Coordt, der ganz schön häufig merkwürdiges Zeug träumt. In diesem Leseabschnitt verliert er bei mir auch Sympathiepunkte. Er zeigt Verhaltensweisen, die auf mich den Eindruck machen, dass er in seinem tiefsten Inneren ein Kontrollfreak ist.

Diesem Bobo nehme ich seine Krankheit auch nicht ab. Wenn ich den Altersunterschied zu seiner Ex sehe, scheint er ein Faible für jüngere Frauen zu haben.
Irgendwie lassen sich alle Figuren und Handlungen in Frage stellen. Trotzdem lese ich gern weiter, weil ich wissen will, wer am Ende die größere Macke hat. Ein verrückter Roman.;)
 

Renie

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Eines noch, Coordt kommt auf seine Mutter. Wenn man bedenkt, wie sie sich ihr Eheleben lang von ihrem Mann unterbuttern lässt, als ob es das Selbstverständlichste der Welt ist, sehe ich doch gewisse Parallelen zu Coordt und Franzi. Nur dass Coordt derjenige ist, der sich in sein Schicksal fügt und von Franzi um des lieben Friedens Willen manipulieren lässt.