2. Leseabschnitt: Seite 60 bis 120

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Auch wenn es ein Roman ist, der mich bisher nicht restlos begeistern kann, ist es doch ein Buch, was ich nur schwer zur Seite legen kann. Da ist immer diese unterschwellige Spannung und die bange Frage, wie es mit den Geschwistern weitergeht, ob der Vater noch brutaler wird, der Bruder sich weiter in die falsche Richtung entwickelt oder sich noch von dem Trauma erholen kann. Man will einfach wissen, wie es weitergeht, und hat gleichzeitig ein wenig Angst vor dem, was noch kommen könnte. So geht es mir jedenfalls. Ich vermute, dass uns der große Knall noch bevorsteht.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
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Es ist wohl gewollt gewollt und nicht nicht gekonnt. Das Mädchen redet so in aller Schnoddrigkeit (statt Wehleidigkeit) um sich zu distanzieren. Dazu die Ironie. Das sind alles sprachliche Möglichkeiten, wegzukommen. Emotional.

Ich empfinde es genau anders. Wenn es eine wehleidige, mitleidheischende Sprache mit vielen Ausschmückungen wäre, wäre ich davon eher genervt und würde innerlich auf Distanz gehen. Gerade weil so direkt erzählt wird und damit solch ein Kontrast zur Intensität der Ereignisse entsteht, kann mich die Geschichte berühren.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich empfinde es genau anders. Wenn es eine wehleidige, mitleidheischende Sprache mit vielen Ausschmückungen wäre, wäre ich davon eher genervt und würde innerlich auf Distanz gehen. Gerade weil so direkt erzählt wird und damit solch ein Kontrast zur Intensität der Ereignisse entsteht, kann mich die Geschichte berühren.

Richtig. von der Leserseite her gesehen. Von der Protagonistin aus gesehen benutzt sie die Sprache als Schutzschild.
 
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Gast
Ich hsbe mit dem Sprachstil meinen Frieden gemacht. Die Sprache gefällt mir sehr gut. Ich würde mächtig leiden, wenn wir es mit kindlichem Geplapper zu tun hätten. Die Erzählerin analysiert sauber. Egal, ob sie sich an der Natur erfreut, Personen beschreibt oder Gefühle.
Manche Sätze haben eine ungeheure Wucht - im positiven Sinn jetzt. Ein Beispiel:
[zitat]Dieses Kind war noch nicht einmal geboren und es hatte in seiner Mutter mehr Liebe hervorgerufen, als ich in meinen beiden Elternteilen zusammen in 12 Jahren Lebenszeit. S.99[/zitat]

So ein Satz, völlig unpathetisch, ganz sachlich: der sitzt. Sie hat sich äußerlich mit ihrem Schicksal abgefunden, sie will keinen Argwohn erregen. Innendrin kämpft Sie - um Bildung und ihren Bruder. Man möchte ihr wünschen, dass sie ein bisschen Glück findet.

Dieser Leseabschnitt verändert mein Empfinden zum Buch. Meine bisherige Distanz verkrümelt sich und ich empfinde dieses Buch berührender, mir näher. Die Schreibe hat mehr Sätze die treffen, empfand ich den ersten Teil als eine Coming of age Geschichte, wird der zweite Teil erwachsener, wie auch die Protagonistin erwachsener wird.
 
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Gast
Bezaubernd wie sie die Nachbarin charakterisiert, die Feder - Oder der Champion.

Auch das Personal verändert sich hier in diesem Leseabschnitt. Kreiste im ersten Leseabschnitt die Geschichte eher um die Familie + Monica, kommt hier die Außenwelt ins Spiel. Der Champion und die Feder, interessant gezeichnete Charaktere, wobei der Champion in der Grausamkeit Ähnlichkeiten zum Vater aufweist und etwas in der Tochter auslöst. Und ich mich etwas ängstlich frage was hier noch kommt. Bei beiden Charakteren ist auch die Wahl der Namen ihrer Kinder interessant, japanisch, Warum?

Aber auch die Rolle der Mutter verändert sich. Hat weniger amöbenhafte Züge. Sucht mit der Tochter zusammen nach dem Hund. Wie passt dies zum ersten Leseabschnitt?
 
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Verstörend beinahe, wie sie die Veränderung ihres Bruders schildert. Das Monster in seinem Kopf, das dafür sorgt, dass er zum Tierquäler wird. Erstaunlich, dass das Mädchen nie etwas sagt - zu niemandem. Sie sucht sich andere 'Fluchtmöglichkeiten', arbeitet an ihrer Zukunft, indem sie sich ins Lernen stürzt, v.a. in die Naturwissenschaften.

Der Bruder verändert sich, wird brutaler, wird zum Vater. Wird von diesem gesehen und gefördert. Was soll das aussagen? Wie wird hier der Mann gesehen? Das wirkt alles etwas eigen?
 
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Gast
Wie sachlich das Mädchen es schildert, als ihr plötzlich klar wird, dass auch sie nun zur Beute ihres Vaters geworden ist - Gänsehaut...

Das ist wirklich schlim. Und ebenso empfand ich unterschwellig, dass sich hier die Sicht zur Mutter verändert. Unterschwellig und langsam, aber etwas passiert im Mädchen.
 
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Und was die Progagonisten betrifft, haben die alle meine Symphathie verloren als der Bruder zum Tierquäler und zum Ebenbild seines Vaters wird und das Mädchen weder beim Chinchilla zuckt noch bei den Katzen. Dann ist es mir auch egal, was aus ihr wird.

Frage ist nur: was wird aus dem Buch?

Die Rolle der Gewalt im Buch ist schon etwas ungewöhnlich/eigenwillig/abstoßend/schwer zu ertragen. Aber ich frage mich auch, was bezweckt die Autorin damit?
 
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Die Entwicklung von Gilles kam nicht überraschend, dennoch habe ich gehofft, dass es das Mädchen zu anderen Taten greifen lässt, als weiterhin den Plan der Zeitreise zu verfolgen. Sie ist sehr intelligent, stützt sich auf das einzige, in dem sie dem Vater überlegen ist. Doch ihr wird nicht bewusst, dass sie dieses Ziel, so heroisch es auch sein mag, nicht erreichen wird. Sie wird ihren kleinen Bruder nie mehr zu dem Jungen zurück Beamen können, der er mal war.

Das wundert mich auch. Das Mädchen ist zu intelligent um bei diesem Gedanken hängen zu bleiben. Tut es aber doch. Vor was verschließt es die Augen? Kommt hier wieder diese gewisse Mutterliebe zum tragen?
 
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Das Gilles sich so verändert hat, hatte ich befürchtet. Erschrecken tut mich nur, das er auch gegen seine Schwester sich so verändert hat. Ich habe ehrlich gesagt ein wenig Angst davor, das dieses Unheil eher von Gilles, als von ihrem Vater kommt.

Gilles verändert sich und dass das Mädchen dies auch sieht, zeigt die Tatsache, dass sie ihren Hund beschützt und vor ihm versteckt. Und ja. Auch Gilles hat Potenzial zur Gewalt und könnte zu einer Gefahr werden. Wie Gilles seine Schwester ansieht, zeugt von nichts Gutem.
 
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Warum wollte der Lehrer, das sie zu diesem Professor geht? Will er ihr da wirklich etwas gutes damit tun?

Ich denke schon. Doch obwohl nichts Gewalttätiges vom Professor ausgeht, auch er ist eigenartig. Was war das mit dem Satz an eine ebenso anwesende Person in diesem anderen Zimmer?
 
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Genau so habe ich das beim Lesen auch gesehen. Viel Zynismus, aber auch viel lapidares Gerede...das passt für mich zu den Vergleichen.
Als Jugendbuch siehst du das? Du hast recht, keine ganz große Literatur, für mich aber auch nicht nur Unterhaltung...

Ich sehe dieses Buch auch nicht als Unterhaltung. Dafür ist es mir thematisch zu kompakt, sprachlich nicht immer toll, dennoch hat es schöne/klangvolle Anteile.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Letztlich hat das Mädchen auch den Tod des Eisverkäufers gesehen, und dafür interessiert sich gar niemand, nicht ihr Umfeld in der Geschichte, nicht die Autorin und nicht wir als Leser. Muss sie sie so standhaft sein und darf sie sich nicht hängenlassen?

Nicht nur den Tod des Eisverkäufers, auch die Gewalt zu hause und dennoch versucht sie sich um den Bruder zu kümmern. Vertauschte Rollen, die Folgen haben werden.