2. Leseabschnitt: Seite 55 bis 118

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Heute sah ich einen Graureiher im Neckar stehen, der stoisch immer auf dieselbe Stelle starrte, offenbar in der Hoffnung auf einen Fisch oder so. Er tat nichts - und trotzdem war ich dankbar, ihm zusehen und das Buch zur Seite legen zu können.
*brüll* So ähnlich habe ich das heute mit einer Ente gemacht; sie ruhte in sich selbst, stand gechillt im Bach und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Großartig.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Das Buch ruht sowas von in sich selbst - das ist so krass, dass ich mittlerweile ein Dauergrinsen im Gesicht habe ha ha ha. Und die Autorin unterstreicht das immer wieder mit kleinen (Neben-)Sätzen selbst und nimmt sich damit selbst ein wenig aufs Korn. Irgendwie fang ich langsam doch an, das Buch zu mögen, auch wenn es eines der handlungsarmsten Bücher ist, die ich kenne. Ein Widerspruch? Ja, mag sein - aber da stehe ich jetzt zu *g*.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Das Buch ruht sowas von in sich selbst - das ist so krass, dass ich mittlerweile ein Dauergrinsen im Gesicht habe ha ha ha. Und die Autorin unterstreicht das immer wieder mit kleinen (Neben-)Sätzen selbst und nimmt sich damit selbst ein wenig aufs Korn. Irgendwie fang ich langsam doch an, das Buch zu mögen, auch wenn es eines der handlungsarmsten Bücher ist, die ich kenne. Ein Widerspruch? Ja, mag sein - aber da stehe ich jetzt zu *g*.
Mir geht es ähnlich - ich beginne hinter dem Geschehen eine Art zweite Schicht zu sehen, wobei man sich natürlich fragen muss, ob die Autorin das so hineingeschrieben hat oder ich das "hineinsehe". Dieser Effekt ist bei mir allerdings erst bei den letzten Kapiteln so richtig eingetreten, deshalb gehört das in den 3. LA. Ich werde heute noch etwas dazu schreiben.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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und andere Namen eben in Vergessenheit geraten.
Nur weil wir die Autorin in Deutschland nicht kennen, heißt das nicht, dass sie vergessen ist.
Im „ Metzler Lexikon amerikanischer Autoren“ von 2000 ist ein zweiseitiger Artikel über die Autorin. Sie war zu ihrer Zeit eine der „ beliebtesten und bewundersten Autoriinen Amerikas“.
Man bescheinigt ihr „ einen gehobenen literarischen Stil mit der präzisen Darstellung regionaler Charaktere und ihres sozialen Umfeldes“. - das würde ich unterstreichen. „… literarische Erkundung des ländlichen Neuenglands...“ , „ …exakte, wenngleich auch nostalgische Bestandsaufnahmen einer verschwindenden amerikanischen Kultur….“
Sie profitierte später von einer feministischen Literaturkritik, die amerikanische Schriftstellerinnen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt hat.
 

kingofmusic

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Nur weil wir die Autorin in Deutschland nicht kennen, heißt das nicht, dass sie vergessen ist.
Im „ Metzler Lexikon amerikanischer Autoren“ von 2000 ist ein zweiseitiger Artikel über die Autorin. Sie war zu ihrer Zeit eine der „ beliebtesten und bewundersten Autoriinen Amerikas“.
Man bescheinigt ihr „ einen gehobenen literarischen Stil mit der präzisen Darstellung regionaler Charaktere und ihres sozialen Umfeldes“. - das würde ich unterstreichen. „… literarische Erkundung des ländlichen Neuenglands...“ , „ …exakte, wenngleich auch nostalgische Bestandsaufnahmen einer verschwindenden amerikanischen Kultur….“
Sie profitierte später von einer feministischen Literaturkritik, die amerikanische Schriftstellerinnen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt hat.
Sehr interessant. Danke @RuLeka .
 
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Renie

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Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Wirklich viel passiert in diesem Roman nicht. Er liest sich wie eine Beschreibung unterschiedlicher Charaktere, die das eine oder andere Anekdötchen erleben. Natürlich sind alle Figuren von tadellosem Ruf. Für meinen Geschmack leider zu tadellos.
Mein Highlight - wobei Highlight doch sehr hochgegriffen ist - war die Beschreibung des Zirkus. Endlich war mal etwas los. Das haben wohl auch die Deephavener gedacht, die in Scharen zu diesem gesellschaftlichen Ausnahmeereignis strömten. Ich bin mir sicher, neben all der Tadellosigkeit, Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit sehnt sich auch der Deephavener nach ein bisschen Aufregung.
 

kingofmusic

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Tadellosigkeit, Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit
Ich huste jetzt mal dezent in meine Armbeuge :D . Mrs. Kew nehme ich es irgendwo ab; sie unterhält sich völlig wertfrei mit der zur Schau gestellten "Riesin" - die Szene fand ich übrigens richtig gut. Ganz ohne Fehler ist kein Deephavener - da können sie noch so fromm tun :p:D.
 

Renie

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Was war wohl die Absicht der Autorin?
Egal, was ihre Absicht für dieses Buch war, hat sie es sicherlich nicht für uns geschrieben, sondern für Leser ihrer Zeit.
Dieser Roman entschleunigt mich genauso wie euch. Fast habe ich Angst, dass meine Körperfunktionen gedrosselt werden.
Jedem Schriftsteller unserer heutigen Zeit, der einen Roman wie diesen geschrieben hätte, hätte ich das Buch um die Ohren gehauen. Doch ich rufe mir immer wieder in Erinnerung, dass dies ein Klassiker ist, geschrieben in einer anderen Zeit für Leser aus einer anderen Zeit. Und da verblüfft mich, mit wie wenig die Leser damals zufriedenzustellen waren: ein Dorf und seine Einwohner, beide in die Jahre gekommen; harmlose Geschichtchen über diese Einwohner; alle sind fromm, tugendhaft, liebenswürdig, lieben ihre Nächsten, sind einfach nur zuckersüß, ohne Ecken und Kanten. Für mich ist dies ein Roman, geschrieben von einer Tochter aus gutem Haus für andere Töchter aus gutem Haus. (Nach der Bibelstunde ist noch Zeit für ein/zwei Kapitel dieses Buches, wobei die Damen sich durchaus ein Beispiel an Helen und Kate nehmen sollen.)

Ich schätze, dass die Literaturszene damals breit gefächert war, vielleicht nicht in dem Maße wie heute. Doch ich bin sicher, dass Romane wie dieser, bei denen mir spontan der Begriff "Erbauungsliteratur" einfällt (keine Ahnung, ob es so etwas gibt), genauso ihre Leserschaft hatte, wie die Werke anderer zeitgenössischer Autoren, bspw. Henry James oder Kipling.

Ich gebe zu, ich lese lieber Henry James, betrachte "Deephaven" aber dennoch nicht als schlecht, sondern als ein Buch seiner Zeit.
 

Renie

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Das Buch ruht sowas von in sich selbst - das ist so krass, dass ich mittlerweile ein Dauergrinsen im Gesicht habe ha ha ha. Und die Autorin unterstreicht das immer wieder mit kleinen (Neben-)Sätzen selbst und nimmt sich damit selbst ein wenig aufs Korn. Irgendwie fang ich langsam doch an, das Buch zu mögen, auch wenn es eines der handlungsarmsten Bücher ist, die ich kenne. Ein Widerspruch? Ja, mag sein - aber da stehe ich jetzt zu *g*.
Ich verstehe, was du meinst. Es geht mir ähnlich.:)
 

Renie

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*brüll* Eine Rede über die "Grundzüge wahrer Männlichkeit" - ich lach mich scheckig ha ha ha. Schade das Frau Jewett das nicht weiter ausgeführt hat ha ha ha. :D:D:D
Ja, ich hätte auch zu gern erfahren, welches die Grundzüge wahrer Männlichkeit sind. Auf diese Frage habe ich selbst in unserer Zeit noch keine Antwort gefunden, wäre aber dankbar für jeden Denkanstoß.:D
 

Die Häsin

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Ja, ich hätte auch zu gern erfahren, welches die Grundzüge wahrer Männlichkeit sind. Auf diese Frage habe ich selbst in unserer Zeit noch keine Antwort gefunden, wäre aber dankbar für jeden Denkanstoß.:D
In "Cosi fan tutte" singt ein Mann, auf sein Gesicht deutend: "Dieser Schnurrbart ist ein Triumph der Männlichkeit". Eine bessere Antwort habe ich noch nicht gefunden.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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und am Ende behauptet sie, wie toll alles war. Ein wunderschöner Tag eben. Nee, is klar.
das ist mir etwas zuviel und wirkt eher so, als rede sie sich das mit aller Macht ein.
Ich weiß nicht, wie viel Ironie zwischen den Zeilen steckt; vielleicht hat die Autorin damit bewusst Kritik an der Anspruchslosigkeit bzw. an der "Hach, das Leben ist schön und voller Amüsement trotz der Langeweile."-Haltung nicht nur der damaligen Leserinnen und Leser sondern auch der Gesellschaft allgemein geübt und es so genial verpackt, dass wir es knapp 150 Jahre später nicht erkennen ha ha ha. :D
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Vielleicht ist es unfair, denn ich muss gestehen: Die Geschichte von Danny und seiner Katze hat mich durchaus berührt. Das geht bei mir auch schnell mit Tieren. Ansonsten fand ich den zweiten Teil noch schlechter als den ersten, weil es kaum noch diese schönen Beschreibungen gibt, dafür ständig diese uninteressanten Geschichten.
Ich gebe dir hier vollkommen recht. Ich fand den Anfang angenehm und erfreulich. Ganz so wie auch @RuLeka geschrieben hat. Etwas feines in Zeiten, wo ich alles nur mehr anstrengend finde. Jetzt aber wird mir das Buch immer anstrengender. Vielleicht sollte man die Kapitel wirklich im Wochenrythmus (oder in welchen Intervallen die Zeitschrift damals auch immer erschien) lesen. Dann hätte ich schon wieder vergessen, was voriges Mal passiert wäre und würde mich wieder über die nette Plauderei freuen.