2. Leseabschnitt: Seite 51 bis 100

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
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Die Desillusionierung beginnt schnell. Eine Kitchenette wird das neue Zuhause für das junge Paar. Alle Möglichkeiten, sie wohnlich zu machen, sind verboten. Und das Auftauchen der ersten Kakerlake gibt MM den Rest.
Auch Paul entpuppt sich bald als ungehobelter Klotz. Kein Interesse an Kultur. Während MM William Somerset Maugham liest, schläft er über einem Ratgeber für das sexuelle Leben in einer Ehe ein.
Ein Ausflug ins städtische Kino ist nur demütigend für das schwarze Paar. Sie sind die einzigen Schwarzen unter lauter Weißen und fühlen sich sichtlich unwohl. Der Rassismus ist spürbar, obwohl keiner der Weißen irgendetwas sagt oder tut. Aber das ist garnicht nötig.
Doch es ist nicht nur ihre Hautfarbe, warum sich MM unwohl fühlt. Die anderen Frauen sind besser angezogen als sie.Das Buch verhandelt immer wieder auch die Klassenfrage. Wobei beides natürlich auch zusammenhängt.
Aber es gibt auch für Schwarze gesellschaftliche Anlässe, wo man glänzen kann. So der alljährliche Ball des Foxy Cats Club. Die schwangere MM kann das Ereignis nicht genießen. Sie ist eifersüchtig, weil sich Paul kaum um sie kümmert. Und sie spürt, dass ihre junge Ehe schon „ angefault“ ist.
Sehr ausführlich bekommen wir die Geburt von ihrer Tochter beschrieben. War das für das Jahr 1953 nicht zu drastisch?
Das Familienleben verläuft anders, als es MM gewohnt ist. Obwohl ihre Eltern auch arm waren, wurden trotzdem die Feste gefeiert. Doch Paul geht das alles ab. Er hat überhaupt kein Gefühl dafür, was MM braucht: ein bisschen Aufmerksamkeit, ein bisschen Schönheit im Alltag.
Großartig, wie die Autorin die anderen Bewohner des Mietshauses schildert.
Mir gefällt nach wie vor, was ich lese. Die einzelnen Episoden bauen mehr oder weniger chronologisch aufeinander auf. Es wird beschrieben, wie das Leben von MM weitergeht. Obwohl das Ganze bruchstückhaft erzählt wird, fehlt mir nichts.
Dazwischen immer wieder kleine Beobachtungen. Sehr schön gemacht!
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
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Mainz
Was sich bereits im ersten Abschnitt andeutet, wird hier offenbar: Maud Martha und Paul passen nicht wirklich gut zusammen. Sehr unterschiedlich sind ihre Vorstellungen. Dies zeigt sich nicht nur an den exemplarisch benannten Lektüren, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Ein Ausflug ins Kino zeigt, dass dort unter Weißen für sie eigentlich kein Plstz ist. Der latente Rassismus ist deutlich spürbar. Maud Martha fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in ihrer Haut.
Schwarze Menschen haben ihre eigenen Örtlichkeiten, sich zu treffen.
Doch auch dort fühlt Maud Martha sich nicht wohl. Paul ist ihr gegenüber voller Desinteresse und dann bekommen sie dennoch ein gemeinsames Kind. Nicht gut...
Mir sagt der Schreibstil nach wie vor sehr zu. Hier ist kein Wort zu viel. Die Erzählung beschränkt sich auf das Wesentliche und entfaltet dadurch ihre besondere Wirkung.
 

Lesehorizont

Bekanntes Mitglied
29. März 2022
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Mainz
Das Buch verhandelt immer wieder auch die Klassenfrage. Wobei beides natürlich auch zusammenhängt.
Das stimmt. Im Grunde genommen vertritt die Autirin recht früh eine Art intersektionaler Perspektive: Die Hautfarbe macht den Unterschied und sorgt für Benachteiligungen, aber nicht nur. Andere Aspekte, die ineinandergreifen, tragen ebenso zu Unterschieden und Benachteiligungen bei.
Mir gefällt nach wie vor, was ich lese. Die einzelnen Episoden bauen mehr oder weniger chronologisch aufeinander auf. Es wird beschrieben, wie das Leben von MM weitergeht. Obwohl das Ganze bruchstückhaft erzählt wird, fehlt mir nichts.
Dazwischen immer wieder kleine Beobachtungen. Sehr schön gemacht!
Du beschreibst ganz genau meinen Leseeindruck. Hier liegt tatsächlich in der Kürze die Würze. Wesentliches wird pointiert in den Vordergrund gerückt, indem auf Nebenschauplätze verzichtet wird. Gefällt mir gut.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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MM und Paul beziehen ihre Kitchenette und nun weiß ich auch woher die Fische auf dem Innenteil der Buchdeckel herkommen. Ich hatte mich schon über das ungewöhnliche, und so gar nicht zum Themeninhalt passen wollende, Muster gewundert.
Hübsch fand ich auch das Bild, dass "Die Füße...! Sie schauten vertrauensvoll aus der Decke heraus (hier würde ihnen nichts passieren)." (S.57), als Zeichen, dass Paul vollkommen angekommen ist und sich wohl fühlt. Er fragt und schaut nicht danach, wie es Martha ergeht.
MM zeigt viel Empathie und verschont die gefangene Maus, die ja schließlich auch Familie hat.
Kleine Gesten, wie zum Beispiel das Türaufhalten am Auto, reichen ihr schon, um sich "kostbar, verlockend und beschützt" zu fühlen. Aber im Foxy Cats Club verliert sie schnell jegliches Selbstvertrauen. Anstatt den Fehler bei ihrem Mann zu suchen, sucht sie ihn bei sich selbst. "Aber er schaut ständig auf meine Farbe, und die ist wie eine Mauer." (S.72) Ihr Fehler ist also etwas, was sie noch nicht einmal ändern kann.

Als sie ihr Mädchen bekommt, hält Paul das Neugeborene zunächst für tot, weil es so grau aussieht (wahrscheinlich Käseschmiere). Ich denke die ausführliche Beschreibung der Geburt soll noch einmal Pauls kopflose Panik, die Solidarität der Frauen untereinander und die gleichzeitige Geringschätzung seitens ihrer Mutter herausarbeiten. Einer der wenigen Augenblicke, die Martha und nicht hauptsächlich ihrer Umgebung geschuldet ist.

Zum Ende dieses Abschnitts gibts noch einen Rundgang durchs Haus und man merkt, dass Maud Martha sehr aufmerksam alles beobachtet und alle Facetten von Menschen vertreten sind.
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Zur Kitchenette möchte ich ihre Beschreibung der Situation noch anmerken: Alles ist wieder GRAU, die ärmlichen Möbel sogar Farbe, Geräusch und Geruch des ganzen Hauses.
Die Szene mit der Maus hat mich auch berührt, eine gute Tat für das Leben!
Im Kino sind beide allein unter Weißen, eine bedrückende Stimmung. Sie verhalten sich unauffällig und besonders MM genießt das kleine Glück.
Beim Club-Besuch merkt sie, dass sie Paul verlieren wird. Die Erinnerung an einen Schneeballstrauch mit den dicken, weißen Blüten ist ihr ein kleiner Trost.
Weihnachten kennt sie stimmungsvoll, er feiert mit seinen trinkfreudigen Freunden. Sie erkennt allmählich, dass sie ihren eigenen Weg gehen muss, an Paul hat sie keine Stütze.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Das Buch verhandelt immer wieder auch die Klassenfrage. Wobei beides natürlich auch zusammenhängt.
Genau das, macht für mich das Buch gerade eben interessant. Ich bin weiterhin irgendwie nicht so nahe dran an MM, aber diese kurzen Eindrücke aus ihrem Leben als Schwarze Frau aus ärmlichen Verhältnissen, denen sie nicht entwachsen kann, sind wirklich bezeichnend.
Sehr ausführlich bekommen wir die Geburt von ihrer Tochter beschrieben. War das für das Jahr 1953 nicht zu drastisch?
Diesen Gedanken hatte ich auch. So offen über das Thema Geburt ganz ohne Weichzeichner zu sprechen, war damals sicherlich noch nicht üblich.
Großartig, wie die Autorin die anderen Bewohner des Mietshauses schildert.
Für mich bisher der stärkste Moment, da so ein Überblick über die Lebensverhältnisse aller Art aber innerhalb desselben Umfelds gezeichnet wird.
Andere Aspekte, die ineinandergreifen, tragen ebenso zu Unterschieden und Benachteiligungen bei.
Hier zählt für mich auch die Stelle dazu, als das Kind geboren ist auf S. 79:
" 'Ein Mädchen', sagte der Doktor. Dann widerwillig: 'Ein prächtiges Mädchen'. "
Ich musste da gleich noch an den Gender-Aspekt denken. Die Thematik der Ungleichbehandlung wird zwar nicht so offensichtlich besprochen im Buch wie das Thema Race und Class aber trotzdem taucht es, meines Erachtens, auch auf.

Was mir an der Aufmachung des Buches sehr gut gefällt: Die Anmerkungen zum Text tauchen direkt unten auf der Seite als Fußnote auf. Das ist ja ganz genau nach meinem Geschmack! In den vergangenen Leserunden, gerade wenn es um neu veröffentlichte/aufgelegte Klassiker:innen geht, habe ich ja immer wieder bemängelt, wenn Worte, die hinten erklärt werden, nicht einmal im Text gekennzeichnet sind. Mein ganz persönlicher Favorit ist die Fußnote. Kein Rumblättern, kein Suchen. Top!
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich musste da gleich noch an den Gender-Aspekt denken. Die Thematik der Ungleichbehandlung wird zwar nicht so offensichtlich besprochen im Buch wie das Thema Race und Class aber trotzdem taucht es, meines Erachtens, auch auf.

Schwarze Frauen waren damals eben doppelt gestraft - wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Hautfarbe. So ist es ja zum Teil heute noch. Ich denke, die Autorin hat auch deshalb ganz bewusst, eine weibliche Figur für die Geschichte gewählt.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Zum Ende dieses Abschnitts gibts noch einen Rundgang durchs Haus und man merkt, dass Maud Martha sehr aufmerksam alles beobachtet und alle Facetten von Menschen vertreten sind.

Ich frage mich, was es damit auf sich hat, die anderen Bewohner so ausführlich vorzustellen. Das passt für mich nicht so ganz zum Stil der vorangegangenen Kapitel und wirkt schon fast geschwätzig. Aber vielleicht wird das später noch wichtig.

Alles in allem habe ich gerne weitergelesen, obwohl schon klar war, dass Paul den Erwartungen Maud Marthas nicht gerecht wird. Ich bin mir aber noch recht sicher, dass sie sich von ihm „befreien“ und ein erfüllenderes Leben finden kann.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
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Ich frage mich, was es damit auf sich hat, die anderen Bewohner so ausführlich vorzustellen. Das passt für mich nicht so ganz zum Stil der vorangegangenen Kapitel und wirkt schon fast geschwätzig
Hier bekommen wir das Umfeld genauestens vorgestellt. Das reicht mir als Begründung.
Aber im Foxy Cats Club verliert sie schnell jegliches Selbstvertrauen. Anstatt den Fehler bei ihrem Mann zu suchen, sucht sie ihn bei sich selbst. "Aber er schaut ständig auf meine Farbe, und die ist wie eine Mauer." (S.72) Ihr Fehler ist also etwas, was sie noch nicht einmal ändern kann.
Das zeigt auch, wie stark dieses Minderwertigkeitsgefühl in ihr verankert ist. Ist das tatsächlich so oder interpretiert sie sein Verhalten nur dahingehend.
Auf jeden Fall scheint der Hautton entscheidend zu sein.
denke die ausführliche Beschreibung der Geburt soll noch einmal Pauls kopflose Panik, die Solidarität der Frauen untereinander und die gleichzeitige Geringschätzung seitens ihrer Mutter herausarbeiten. Einer der wenigen Augenblicke, die Martha und nicht hauptsächlich ihrer Umgebung geschuldet ist.
Das ist auch ein einschneidendes Erlebnis für jede Frau. Und hier spürt MM deutlich, auf wen sie sich verlassen kann und wer ihr keine Stütze ist.
Ich musste da gleich noch an den Gender-Aspekt denken. Die Thematik der Ungleichbehandlung wird zwar nicht so offensichtlich besprochen im Buch wie das Thema Race und Class aber trotzdem taucht es, meines Erachtens, auch auf.
Rasse, Klasse und Geschlecht, genau in dieser Reihenfolge, sind Gründe für Ausgrenzung.
Ich muss dabei an einen Spruch eines Soziologiedozenten während meiner Studienzeit ( Ende der 1970er/80er Jahre) denken: Am wenigsten vertreten an einer Hochschule sind katholische Frauen vom Land, die der Arbeiterklasse entstammen. Ich weiß nicht, wie die Statistik heute aussieht. Da dürfte das letzte Kriterium aber immer noch ausschlaggebend sein, die anderen drei nicht mehr. Heute käme Migrationshintergrund dazu.
Ich denke, die Autorin hat auch deshalb ganz bewusst, eine weibliche Figur für die Geschichte gewählt.
Und aus biographischen Gründen.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Ein Leben in Vignetten, und auch wenn die Person Maud Martha mir überhaupt nicht wirklich vor Augen ist (außer dass sie sehr dunkelhäutig ist und nicht zu bändigende Haare hat), bekommt man einen Eindruck von den Lebensumständen und dem, was diese mit ihr machen. Bewundernswert: sie lässt sich offenbar nicht unterkriegen, versucht immer noch im Kleinen, dem Leben Schönes abzugewinnen. Nur Paul macht ihr dabei ständig einen Strich durch die Rechnung. Auch wieder typisch: er bringt das Geld ins Haus, also darf er auch bestimmen, was damit geschieht.

Die Themen Rassismus, Klasse und Geschlecht habt ihr ja schon benannt. Gerade dieser "Wettkampf", wer von den Farbigen hellhäutiger und damit "mehr wert" ist, finde ich kaum auszuhalten, ebenso wie die Idee mit der Aufhellungscreme. Gehört hatte ich schon davon, aber hier finde ich es nahezu grotesk-traurig.

Die Vorstellung der Nachbarschaft gerät hier fast schon verblüffend ausführlich (im Vergleich zu den anderen Kapiteln), aber ich kann mir die Lebensumstände von Maud nun noch besser vorstellen. Die Autorin hat eine sehr genaue Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, Menschen und ihr Umfeld in wenigen Pinselstrichen auf den Punkt zu skizzieren.

Die Geburt. Offenbar ein sehr eindringliches Erlebnis, das die Autorin hier sehr bildhaft schildert. So nahe ist sie ihren Nachbarinnen davor jedenfalls noch nicht gekommen... Bin ich die Einzige, deren Kopfkino dabei verrückt gespielt hat? o_O Nicht die Geburt als solche, das war schon okay. Aber: das Bett! Eine möblierte Wohnung, wo nichts ausgetauscht werden darf. Eine Hausgeburt, unvorbereitet, mit allen Konsequenzen und sicherlich, hm, bleibenden "Spuren". Das kriegt man doch nie wieder raus! Uääääh.... Sorry, das musste jetzt mal raus... :apenosee

Hier habe ich wieder mehr geschrieben - ich kann wieder am PC arbeiten, die Probleme mit dem Browser scheinen behoben zu sein... :)
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
7.513
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Auch wieder typisch: er bringt das Geld ins Haus, also darf er auch bestimmen, was damit geschieht
Der Roman spielt in zu anderen Zeiten. Da ist er und sein Verhalten keine Ausnahme, was nicht heißen soll, dass ich das billige.
Bewundernswert: sie lässt sich offenbar nicht unterkriegen, versucht immer noch im Kleinen, dem Leben Schönes abzugewinnen.
Das ist das Besondere hier: ihre Persönlichkeit.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Sehr ausführlich bekommen wir die Geburt von ihrer Tochter beschrieben. War das für das Jahr 1953 nicht zu drastisch?
Hier wechselt nach meinem Eindruck erstmals die Perspektive zu einer auktorialen Erzählweise:

"Seine Gedanken wanderten zu dem Mädchen, das er vor einigen Monaten auf dem Dawn Ball kennengelernt hatte." (S. 75)

Der Arzt gibt widerwillig zu, dass das Kind ein "prächtiges Mädchen" ist. Warum sagt er es überhaupt ungefragt, wenn er es nicht zugeben will?

Kleine Gesten, wie zum Beispiel das Türaufhalten am Auto, reichen ihr schon, um sich "kostbar, verlockend und beschützt" zu fühlen. Aber im Foxy Cats Club verliert sie schnell jegliches Selbstvertrauen. Anstatt den Fehler bei ihrem Mann zu suchen, sucht sie ihn bei sich selbst. "Aber er schaut ständig auf meine Farbe, und die ist wie eine Mauer." (S.72) Ihr Fehler ist also etwas, was sie noch nicht einmal ändern kann.
Ich bin anscheinend die Einzige in der Runde, die von MMs fehlendem Selbstvertrauen genervt ist. Warum schiebt sie alles auf die Schattierung ihrer Haut? Paul wusste vor der Ehe, wie sie aussieht. Nun soll der dunklere Farbton für das Misslingen der Ehe verantwortlich sein. Dabei fühlt Paul sich von ihren finanziellen Wünschen für sich und ihre "Prinzessinnentochter" überfordert, er genügt nicht ihren intellektuellen Ansprüchen, er legt nicht wie sie Wert auf Rituale und die beiden passen ganz einfach nicht zusammen.

Zur Kitchenette möchte ich ihre Beschreibung der Situation noch anmerken: Alles ist wieder GRAU, die ärmlichen Möbel sogar Farbe, Geräusch und Geruch des ganzen Hauses.
Die Farbadjektive sind originell eingesetzt: Geräusche und Geruch grau, Musik zartsilbern und tiefblau. Da merkt man die Lyrikerin deutlich.

Auch wieder typisch: er bringt das Geld ins Haus, also darf er auch bestimmen, was damit geschieht.
Er fühlt sich unter Druck gesetzt, weil ihr sein Verdienst nicht genügt. Wenn ich mich in ihn hineinversetze, tut er mir sogar leid. Andererseits verdient sie nichts dazu, kann es wahrscheinlich nicht, weil sie ihr Kind betreuen will, damit es nicht wie Clement alleine zuhause ist.
Ich muss immer wieder an das Buch "Gute Geister" über die schwarzen Hausmädchen und ihre Familien denken, das ich seinerzeit sehr gerne gelesen habe.
 
Zuletzt bearbeitet:

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
4.522
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich bin nicht ganz so restlos begeistert von dem Buch wie ihr, für mich bleiben zu viele Leerstellen. Einerseits habe ich natürlich Mitleid mit MM, andererseits verstehe ich nach wie vor nicht, warum sie so früh eine Ehe mit einem Mann eingegangen ist, der so gar nicht zu ihr passt und ihr intellektuell nicht das Wasser reichen kann. Ist es ihrem mangelnden Selbstvertrauen zuzuschreiben? Dachte sie, sie bekäme sonst keinen Mann ab? Weil er heller ist als sie? Weil sie von zuhause weg wollte? Das hätte ich gerne erklärt bekommen. Wäre ihre Ehe glücklicher, würde sie vermutlich die Kitchenette und die Kakerlaken besser ertragen.

Gut gefallen hat mir die Beschreibung der Hausbewohner. Kann es sein, dass die Diskriminierung innerhalb der schwarzen Bevölkerung kaum weniger ausgeprägt ist als durch die Weißen?