2. Leseabschnitt: Seite 50 bis 95

Barbara62

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Ich vermute mal, die Mehrheit von euch liebt Filemon. Mir ging er furchtbar auf die Nerven. Hinzu kommt, dass bestimmt wahnsinnig viel Philosophisches in seinen Ausführungen steckt, ich aber vieles davon nicht kapiert habe oder nicht nachvollziehen konnte...
Ich bin erleichtert, dass es nicht nur mir so ging. Ich habe es ja nicht so mit der Philosophie und dachte, ihr könnt mir das alles spielend erklären. Nein, mit Filemon kann ich nichts anfangen, mit Schwester Elisabet dagegen schon. Wie leicht Leena bei nur ein klein wenig Zuneigung und Freundlichkeit auflebt!

In diesem Fall ist es ja Leenas Wahrnehmung und eigentlich keine abfällige Bemerkung eines Erzählers. Sie kannte bisher offenbar keine Nonnen und verbindet lediglich die Farben mit dem erstbesten Tier, das ihr einfällt.
...entsprechend zum Hefezopfjesus und auf keinen Fall abschätzig.
 
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Barbara62

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Was die Filemon-Szene anbelangt, geht es mir wie euch. Weder habe ich sie komplett verstanden (obwohl besser nach @Wandablue s Anmerkungen), noch kann ich sie einem Kind zuordnen. Die Überlegung allerdings, dass man einem Traum ausgeliefert ist, wach aber Einfluss nehmen kann, finde ich nicht abwegig für eine träumerische Neunjährige. Gerade solche praktischen Erkenntnisse zeichnen Kinder doch oft aus!

Da mir das Buch aber ansonsten sehr gut gefällt, will ich nicht zu viel an der Filemon-Episode festmachen. Bei "Tage ohne Cecilia" habe ich die für mich überflüssige Partyszene ausgeblendet, hier vielleicht die Filemon-Sache. Die Autorin, der sie vielleicht besonders wichtig war, lebt ja nicht mehr und wird es nicht erfahren ;).
 

Wandablue

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18. September 2019
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dass man einem Traum ausgeliefert ist, wach aber Einfluss nehmen kann, finde ich nicht abwegig
Stimme zu. Interessant ist, dass man es üben kann, im Traum Einfluss zu nehmen auf den Traum. Also auf wiederkehrende Träume - die allein durch ihre Wiederkehr zeigen, dass da etwas ist, was geradegerückt gehört. Hab ich selber praktiziert. Danach war dieser Traum weg. Für immer.
 

Barbara62

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Stimme zu. Interessant ist, dass man es üben kann, im Traum Einfluss zu nehmen auf den Traum. Also auf wiederkehrende Träume - die allein durch ihre Wiederkehr zeigen, dass da etwas ist, was geradegerückt gehört. Hab ich selber praktiziert. Danach war dieser Traum weg. Für immer.
Wow, das haut mich jetzt um. Neugierige Frage: Hast du das alleine geschafft oder braucht man dafür Hilfe von außen?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Was ist jetzt passiert? Der kindlichen Perspektive kann ich die Verträumtheit, das Fantastische, das Surreale abnehmen. Leena ist ein besonderes Kind, das irgendwie nicht fest im Hier und Jetzt verankert ist. Sie beschließt zu sterben (wobei sie so genau nicht wissen dürfte, was das ist, sie will nur vor ihren Problemen fliehen), lässt sich von IHM leiten. Die Gottesfürchtigkeit sowie das Gottvertrauen passen in die Zeit. Komisch allerdings, dass Leena noch nie in einer Kirche war - oder betrifft das nur diese Konfession (katholisch?)

Die Begegnung mit Elisabet ist herzerwärmend. Endlich bekommt das Mädchen Zuspruch und wird nicht ausgeschimpft. Die Nonne erkennt des Kindes außergewöhnliche Musikalität. Nunja. Eine 9-Jährige, die beim ersten Hören eine Bachsche Fuge mit Wasser in Verbindung bringt - zumindest außergewöhnlich. Außerdem lese ich das Buch als Märchenroman, da hinterfrage ich nicht alles.

Mit der Figur des angetrunkenen Filemon habe ich Schwierigkeiten. Die Nonne hat ihn mit so großen Hoffnungen vorgestellt. Ich hatte erwartet, dass er das Kind an die Hand nimmt und zur Musik hinführt (der Klappentext lässt etwas Ähnliches vermuten). Stattdessen diskreditiert er Leena als Maus, betont dass er Kinder nicht mag und schwadroniert über kirchenphilosphische Fragen, denen ich auch nach wiederholtem Lesen nicht zu folgen vermag. Ich habe mich nie tiefer mit Traumdeutung oder Philosophie beschäftigt, das sei ergänzt. Insofern danke ich dir, @Wandablue , sehr! Dank deiner Ausführungen kann ich die Kernaussagen erfassen, kann sie aber nicht wirklich in den Gesamtkontext bringen. Für das Mädchen und seine Seele sind diese Ausführungen doch komplett irrelevant. Wenn ich dem nicht folgen kann (und Elisabet auch nicht), wie soll es das Kind können?

Und ich wundere mich überhaupt nicht, wenn jemand wie du manchmal im Wasser stirbt oder in den Himmel fällt. Das ist doch nur... normal. In diesem Alter ist alles normal. S. 87
Hier rückt die Nonne sehr empathisch das Wesen Leenas in den Bereich des Normalen. Leena geht nach Hause, Oma ist nicht da, Leena geht zur (Himmels-?)Brücke, fertigt eine Pfeife und kann schöne Musik damit machen. Als sie angesprochen wird, fällt das Instrument ins Wasser. Warum muss immer alles Schöne gleich wieder kaputt gehen?
Warum konnte Leena auch den Lehmvogel nicht mit nach Hause nehmen zum Trocknen? Sie ist schon ein ausgewiesener Tolpatsch.

Irgendwie hat die Autorin ihren wunderschön verständlichen Faden verloren. Oder ich kann ihn nicht mehr sehen:oops:
So schade!!!
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ist der Stengel vom Kerbel hohl? Sonst wüsste ich nicht, wie man aus einem Stück Kerbel eine Flöte "herstellen" kann :think;).
Als Kinder pfiffen wir oft mit Hilfe von einem Stängel Gras. Vielleicht ist das so zu verstehen. Eine so schöne Attitüde wie Leena lässt sich damit allerdings erzeugen, dass ist dann wohl literarische Freiheit, oder wir befinden uns in einem Traum, oder wer weiß, was auch immer.:rolleyes:
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Diese tiefsinnigen Gespräche, die ich ja noch nicht einmal ganz nachvollziehen konnte, wirken nicht wie dass, was ein 9 jähriges Mädchen greifen könnte. Als Elisabeth ins Spiel kam, sagte sie zu Leena, dass Filemon gut mit Kindern könne. Ich wäre an ihrer Stelle geflüchtet, aber ich war ja auch kein musisch begabtes Kind, dass in allem solche Dinge erkennen konnte. Die Erkenntnis das Alkohol etwas Gutes bewirkt, sie es stolz der Oma erzählen will, habe ich auch nicht positiv aufgenommen. Die Sprache ist toll, aber mit den Aussagen des Abschnitts kann ich nicht ganz so viel anfangen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Wenn das für dich die unwahrscheinlichste Stelle war, geht es ja noch. ;)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal genau, was ein Kerbel ist. :apenosee
Kerbel habe ich im Garten. Wie aus diesem filigranen Stengel eine Flöte werden soll, weiß ich nicht. ( Petersilie hat dickere Stengel.)
Würdet ihr den Text als "christlichen Roman" bezeichnen?
Das Thema Gott kommt sehr oft vor.
mal, die Mehrheit von euch liebt Filemon
Ich nicht. Schwester Elisabeth war eine sehr sympathische, aber v.a. glaubhafte Figur. Mit Filemon geht der Text wieder ins Märchen über.
Damit sind die Figuren keine Menschen aus Fleisch und Blut mehr, sondern symbolische Figuren
Figuren aus der Realität, die aber überhöht werden. Ich glaube ja, dass die Autorin hier mit der Figur Leena sich selbst spiegelt. Die biographischen Details stimmen überein. Es geht ihr aber nicht um das exakte Aufarbeiten ihrer Kindheit, sondern um die poetische Umsetzung eines Gefühls, das des Verlassen- Seins, das Außerhalb - der - Welt- Stehens.
Widerspricht sich das, wenn ich sage, dass ich nicht gläubig bin, trotzdem mir manchmal genau solche Gedanken mache? :think
Diese Fragen stellen sich im Laufe eines Lebens alle denkenden Menschen. Manchen gibt der Glaube Antwort auf ihre Fragen.
Ja, ich fühlte mich auch in gewisser Weise daran erinnert. Dennoch habe ich die Atmosphäre der Glocke als handfester wahrgenommen, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt sagen kann. Sprich: Ich konnte an die Wunder oder rätselhaften Dinge dort eher glauben, ich nahm sie Lars Mytting als Erzähler ab. Hier vermischt sich das so stark mit der kindlichen Fantasie, dass ich einige Stellen mehrfach lesen musste, um überhaupt zu verstehen, was real ist oder in der Geschichte sein soll und was nicht.
In der Glocke waren die Wunder eingebettet in die reale Welt und Gedankenwelt der Figuren. Die Menschen in dieser Zeit glaubten an die Wunder, das hielt sie aber nicht ab, ein ansonsten normales Leben zu führen. Die Figuren in diesem Roman waren glaubhaft als reale Menschen, während Leena nicht wie ein neunjähriges Kind wirkt.

Ich lese den Text weiterhin als Märchen, genieße die schöne Sprache.
Allerdings bin ich kein Freund von Literatur, die ins Phantastische geht, verstehe auch nicht alles, was geschrieben steht. ( Durch die Diskussion hier etwas mehr.)
Das schmälert meine Lesefreude, habe auch etwas anderes erwartet.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Ich gebe zu: auch mich hat das Buch im zweiten LA etwas verloren. Die absolut negativ geschilderte Schule und das Dagegensetzen der scheinbar so wundervollen Elisabet und Filemon fand ich dann doch etwas platt. Und ich konnte in dem Gespräch, das sich da in der Kirche entspannt, auch nicht so ganz das Wundervolle und Inspirierende nachfühlen. Und doch waren da zwischendurch immer wieder sehr anrührende Szenen, in die ich gerne eingetaucht bin:
Sie hatte sich in ihre geheimnisvolle Krankheit verliebt, wegen der sie einmal in der Schule fehlen durfte. Wer weiß, welche Freiheiten sie noch bringen würde.
 

Querleserin

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Mit der Figur Filemon geht es mir wie den meisten hier und auch ich war bei dem Gespräch mit ihm größtenteils raus. Vielen Dank an @Wandablue, so habe ich wenigstens die Grundaussagen nachvollziehen können. Leena war offensichtlich noch nicht in einer katholischen Kirche, wahrscheinlich ist sie evangelisch. Lediglich ihre Affinität zur Musik fand ich anrührend. Mich hat der Roman leider auch verloren, vielleicht fängt er mich wieder ein. Ich werde nach dem Lesen auf jeden Fall die Antwort des Verlegers lesen, bevor ich am Wochenende die Rezension schreibe.
 

parden

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13. April 2014
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Puuuh, mich konnte ja schon der erste Abschnitt nicht wirklich erreichen - und hier bin ich gerade ganz raus. Mir schwurbelt der Kopf, weil ich nicht nachvollziehen kann, was hier dargestellt werden soll. Ich habe nichts gegen Märchen oder Fantastisches, auch philosophische Fragen (wenn auch nicht im Übermaß) sind völlig in Ordnung. Aber hier habe ich den Eindruck, nicht viel zu verstehen. Dank Eurer Erläuterungen habe ich ein paar Ideen mehr bekommen, aber ich liebe die Musik von Bach, auch seine Fugen, und die auf der Orgel in der Kirche zu hören - ich kenne diese Art von Erschütterung. Dass das hier nur kurz angedeutet wird und das war es jetzt - das will ich nicht glauben. *schnief*