Ich muss leider gestehen, dass ich nicht überzeugt bin. Sprachlich ist der Text toll, das Fragmentarische muss man beherrschen -keine Frage - und eine (eher unangenehme) Wirkung hat der Text auch auf mich. Ich persönlich bin die ganze Zeit aber auf der Suche nach Flucht-Bildern, Flucht-Parallelen und Flucht-Anspielungen, die sich meiner Meinung nach auch in fast jedem Absatz verbergen. Das macht das Lesen langsam und mühsam, weil ich tatsächlich in jedem Satz einen Subtext sehe, der leider auch nicht immer viel Raum für Interpretation lässt, sondern wie im Fall des Koffers auch mal zu platt daherkommt.
dass Karsten den Koffer gar nicht los wird
Das ist für mich eine - für meinen Geschmack leider zu deutlich geratene - Anspielung darauf, dass man "sein Gepäck" niemals loswerden kann, seine Vergangenheit nicht auslöschen kann und diese einen dauerhaft heimsucht.
Die Geschichte in Irland, Tiperary, kriege ich noch nicht eingeordnet.
Da habe ich bisher nur einen deutlichen Zusammenhang mit den Fotos von der Insel gesehen, wo der Untertitel besagt, dass man alle Kinder gleicht anzieht, damit die Elfen sie nicht entführen - der Erzähler fühlt sich ja auch irgendwie aus der Heimat entführt. Seine Mutter war zwar keine Elfe, aber in gewisser Weise habe ich da sofort eine Parallele gesehen.
Mich hindert diese Unruhe beim Lesen daran, diesmal in Ruhe der Sprache nachzufühlen, nun, es ist natürlich auch kein Text, den man in Ruhe genießen soll, dazu ist die Wut und der Zorn des Hauptprotagonisten Karsten zu groß und auch in jedem Satz präsent.
Super zusammengefasst! Ich empfinde diese Unruhe auch ganz stark, der Text macht mich schlichtweg nervös - und das habe ich selten. Ich warte die ganze Zeit, dass er auf den Punkt kommt oder irgendwie mal etwas vorangeht, aber diese Balladenstruktur mit dem ständigen sich im Kreis drehen und zurückblicken, macht mich wirklich hibbelig.
Insgesamt würde ich mir auf der Ebene der Story mehr Lesenswertes wünschen, hier ist mir manchmal fast zu viel "Befindlichkeit" und "Vergangenheit" am Werk, es passiert zu wenig und was für eine Persönlichkeit ist eigentlich unser Erzähler - kann man ihn (außerhalb seines Heimwehs) charakterisieren?