2. Leseabschnitt: S. 83 bis S. 162 (Kapitel 9 bis Kapitel 18)

Mamskit

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6. November 2016
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Raymonds Bruder Harold ist durch den Angriff eines Rinds ums Leben gekommen. Raymond bleibt allein zurück. Seinen Krankenhausaufenthalt bricht er ab, um gemeinsam mit Victoria zur Beerdigung seines Bruders zu gehen.
DJ freundet sich mit Dena an. Gemeinsam richten sie sich in einem alten verlassenen Schuppen häuslich ein. Da erkrankt DJs Großvater und der Junge sorgt dafür, dass er im Krankenhaus stationär behandelt wird. Er bekommt ein Bett im selben Zimmer wie Raymond...
Bettys Onkel, welcher seinen Job - wohl nicht zum ersten Mal - und seine Wohnung verloren hat, zieht in den Wohnwagen ein. Er beansprucht Joy Raes Zimmer für sich, welches offensichtlich der einzige Rückzugsort des Mädchens war. Sie muss sich nun das Zimmer ihres Bruders mit diesem teilen, und mit diesem in einem Bett schlafen.
An dieser Stelle des Buches sieht es für keinen der Akteure nach einer positiven Entwicklung aus. Raymond trauert um seinen Bruder und auch wenn ihm Victoria momentan zur Seite steht, zeichnet sich schon die künftige Einsamkeit ab.
DJ hat Angst um seinen Großvater und möchte - vorerst - keine Hilfe annehmen.
Das Leben von Betty und ihrer Familie scheint sich durch das Auftauchen des Onkels einmal mehr zum Schlechteren zu wenden. Er vermittelt einen gewalttätigen Eindruck und die Eltern scheinen ihm nichts entgegen setzen zu können. Man möchte nicht unbedingt wissen, wie es weitergeht, weil man das Schlimmste befürchtet. Mir tun vor allem die Kinder sehr leid. Hoffentlich erhalten sie Hilfe und Unterstützung!

Mich beeindruckt der Schreibstil des Autors sehr. Er hat eine sehr zurückgenommene, wenig emotionale Erzählweise, die trotzdem sehr einfühlsam ist. Ich kann mich in die Personen und ihre Gefühlswelt hineinversetzen und empfinde momentan ihre Lebenssituationen als sehr bedrückend.
Vor allem beschäftigt mich das Schicksal Bettys, Luthers und ihrer Kinder. Bedingt durch die angedeuteten kognitiven Benachteiligungen der Eltern und ihre Armut stehen sie sowieso schon am Rande der Gesellschaft und müssen sich jetzt auch noch gegen den dominanten und nur auf seinen Vorteil bedachten Onkel behaupten. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation wird vom Autor überaus lebendig und vorstellbar eingefangen.

Dieses Buch berührt mich sehr, ich freue mich aufs Weiterlesen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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An dieser Stelle des Buches sieht es für keinen der Akteure nach einer positiven Entwicklung aus.
Genau. Das empfand ich schon als ziemlich drastisch, musste sogar mal ein Tränchen verdrücken als Harold verstarb. Diese Szene hatte es absolut in sich!
Vor allem beschäftigt mich das Schicksal Bettys, Luthers und ihrer Kinder.
Das ist sehr heftig, wie der "Onkel" seine Nichte manipuliert und sich bei ihnen einschleicht. Natürlich wählt er das sauberste Zimmer... Der Autor lässt bewusst den Verdacht aufkeimen, dass er gefährlich für die Kinder sein könnte- da läuft es einem eiskalt...
Die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation wird vom Autor überaus lebendig und vorstellbar eingefangen.
Die Eltern sind so hilflos in der Situation. Sie können diesem Mann keinerlei Paroli bieten und, was das Schlimmste ist, ihre Kinder nicht schützen. Dieser Handlungsstrang ist fast zuviel für mich.

Wie gut tat es da, Raymond wieder im eigenen Bett zu wissen. Mal sehen, wie es mit DJ weitergeht. Der Junge ist sehr reif für sein Alter, was nicht verwunderlich ist. Sein Opa scheint erst mal gerettet zu sein, das hat der Junge gut gemacht.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
An dieser Stelle des Buches sieht es für keinen der Akteure nach einer positiven Entwicklung aus. Raymond trauert um seinen Bruder und auch wenn ihm Victoria momentan zur Seite steht, zeichnet sich schon die künftige Einsamkeit ab.

Dieser Teil ist wirklich sehr bedrückend. Man hat tatsächlich das Gefühl, dass Haruf seine Figuren und Leser*innen zuviel zumutet. Andererseits ist dies Realität. Es gibt solche Eltern wie Betty und Luther, die aufgrund ihrer eigenen Sozialisation und, wie @Mamskit so treffend beschreibt, kognitiven Beeinträchtigung nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu beschützen. Ich glaube ihnen, dass sie ihre Kinder lieben, aber sie "leben" es nicht. Mir geht es wie @Literaturhexle, dieser Erzählstrang tut beim Lesen richtig weh. Mein Mitleid für die Kinder ist grenzenlos...

Der Tod Harolds ist mir sehr nahe gegangen. Wie furchtbar für Raymond dabei zu sein, nichts machen zu können und zuzusehen, wie der Mensch, den er so sehr liebt, sterben zu sehen.
"Vermutlich wird er mir jetzt immer fehlen, sagte Raymond. Es gibt Dinge, da kommt man einfach nicht drüber weg. Ich glaub, das hier ist so eins." (130)

Ich hoffe, dass er einen Ausweg aus seiner Einsamkeit findet.

Auch Dena und Emmas Mutter Leben verändert sich zum Negativen. Offenkundig wird ihr Mann nicht mehr aus Alaska zurückkehren, so dass auch Denas Zuhause "bröckelt".
Abzuwarten, ob sie gemeinsam mit DJ im alten Schuppen etwas Trost finden wird.

Mich beeindruckt der Schreibstil des Autors sehr. Er hat eine sehr zurückgenommene, wenig emotionale Erzählweise, die trotzdem sehr einfühlsam ist. Ich kann mich in die Personen und ihre Gefühlswelt hineinversetzen und empfinde momentan ihre Lebenssituationen als sehr bedrückend.

Die Erzählweise ist beeindruckend. Scheinbar neutral, erhalten wir immer kurze Einblicke in die Köpfe einiger Figuren, die andeuten, wie es in ihnen aussieht. Manchmal nur anhand ihrer Handlungen und den Zwischentönen in den Dialogen. Es bleibt viel Raum für die Leser*innen und ihre Emotionen.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Es hat mich richtig mitgenommen, als Harolds Unfall und Tod beschrieben wurden. Die Brüder sind mir sehr ans Herz gewachsen. Dabei schreibt Haruf überhaupt nicht emotional, er berichtet neutral und trotzdem spüre seine Zuneigung zu den Figuren.

Bei Betty und Luther überwiegt das Mitleid, sie haben gar keine Möglichkeiten sich gegen diesen Onkel Hoyt zu wehren, der sich wie ein Parasit im Trailer einnistet. Als er nachts im Türrahmen von Joy Raes Zimmer steht, überlief es mich kalt. Das hatte etwas Bedrohliches an sich.

Es sind immer die Kinder, denen Last aufgebürdet wird. Der kleine DJ ist die Stütze seines Großvaters, aber eigentlich müsste er doch ein unbeschwertes Kinderleben führen können. Mit Dena freundet er sich an, der kleine Schuppen wird ein Rückzugsort.

Das Buch geht mir direkt ans Herz.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Oh Mann, nachdem man im ersten Abschnitt so schön wieder in Holt angekommen war und sich über die Begegnung mit bekannten Gesichtern gefreut und neue freundlich zur Kenntnis genommen hat - jetzt ein Abschnit mit sehr dunklen Wolken und Taschentuchalarm. Himmel! That's life, sicherlich, aber so viel auf einmal...

Das erste Mal beiseite legen musste ich das Buch, als dieser widerliche Onkel nachts bei den schlafenden Kindern im Türrahmen stand. Die Bedrohung greifbar und - so viel scheint doch schon deutlich - nur noch aufgeschoben. Für mich echt fast unerträglich.

Und dann die beiden alten Brüder - und Harold hat's erwischt. Gibt es doch gar nicht. Wie berührend, trotz der nüchternen Erzählweise...

Und der arme DJ, dass da das Jugendamt noch nicht auf der Matte steht - immerhin ist er erst 11 Jahre alt. Wohnt derzeit ganz allein in dem alten dunklen Haus und vorher schon hat er alles im Haushalt erledigen müssen, neben der Schule und (statt) seinem Kindsein.

Und trotzdem liebe ich dieses Buch, egal wie schlimm es noch kommen mag. Der Autor zeichnet die Figuren so nüchtern und ungeschminkt, dabei aber so ehrlich in ihrem Menschsein, dass man sich - ähnlich wie er auch - jedem zugewandt fühlt. Naja, bis auf den widerlichen Onkel vielleicht, doch selbst der wird hier nicht von Kent Haruf verurteilt, sondern einfach in seinem Handeln beschrieben.

Mich beeindruckt der Schreibstil des Autors sehr. Er hat eine sehr zurückgenommene, wenig emotionale Erzählweise, die trotzdem sehr einfühlsam ist. Ich kann mich in die Personen und ihre Gefühlswelt hineinversetzen und empfinde momentan ihre Lebenssituationen als sehr bedrückend.
Schön beschrieben, ja, der Schreibstil ist beeindruckend. Er löst den vermeintlichen Widerspruch auf zwischen einer fast sachlichen Schilderung und dem sehr emotionalen Empfinden des Lesers.

Die Eltern sind so hilflos in der Situation. Sie können diesem Mann keinerlei Paroli bieten und, was das Schlimmste ist, ihre Kinder nicht schützen. Dieser Handlungsstrang ist fast zuviel für mich.
Ja, da empfinden wir offensichtlich ähnlich...

"Vermutlich wird er mir jetzt immer fehlen, sagte Raymond. Es gibt Dinge, da kommt man einfach nicht drüber weg. Ich glaub, das hier ist so eins." (130)
Das Zitat habe ich mir auch notiert...

Es sind immer die Kinder, denen Last aufgebürdet wird
Die Kinder und die Alten/Schwachen scheinen hier im Fokus zu stehen - und für beide Seiten ist es definitiv nicht leicht. Die Alten haben da vielleicht schon Strategien für den Umgang mit Krisen entwickelt, die Kinder dagegen sind den Widrigkeiten schutzlos ausgeliefert. Da ist manch eine Kindheit schneller vorbei als es gut wäre. Ich vertraue Kent Haruf da aber - zumindest wünsche ich mir, dass hier niemand mit seinen Problemen/Sorgen/Ängsten/Einsamkeiten auf Dauer alleine bleibt. Ich bin gespannt!
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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An dieser Stelle des Buches sieht es für keinen der Akteure nach einer positiven Entwicklung aus. Raymond trauert um seinen Bruder und auch wenn ihm Victoria momentan zur Seite steht, zeichnet sich schon die künftige Einsamkeit ab.

Ich vermute ganz stark, dass Raymond eine neue Lebensaufgabe in den ganzen verlorenen Kindern des Buches finden wird... Als Opa macht er sich doch prima!

Das Leben von Betty und ihrer Familie scheint sich durch das Auftauchen des Onkels einmal mehr zum Schlechteren zu wenden. Er vermittelt einen gewalttätigen Eindruck und die Eltern scheinen ihm nichts entgegen setzen zu können.

Ich befürchte auch das Schlimmste... Übrigens: stand eigentlich irgendwo, warum Betty ihre erste Tochter weggenommen wurde, so dass sie sie nicht mal mehr anrufen darf?

Mich beeindruckt der Schreibstil des Autors sehr. Er hat eine sehr zurückgenommene, wenig emotionale Erzählweise, die trotzdem sehr einfühlsam ist.

Ganz genau! Das fand ich schon bei "Lied der Weite" so toll.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Genau. Das empfand ich schon als ziemlich drastisch, musste sogar mal ein Tränchen verdrücken als Harold verstarb. Diese Szene hatte es absolut in sich

Mit dem Verdrücken hat es bei mir nicht geklappt – dabei hatte meine Mutter, die das englische Original schon vor längerer Zeit gelesen hat, mich da schon gespoilert, ich wusste also schon, dass er stirbt. Trotzdem ist mir das ganz schön an die Nieren gegangen, gerade auch, weil er solche Schmerzen hatte...

Das ist sehr heftig, wie der "Onkel" seine Nichte manipuliert und sich bei ihnen einschleicht. Natürlich wählt er das sauberste Zimmer... Der Autor lässt bewusst den Verdacht aufkeimen, dass er gefährlich für die Kinder sein könnte- da läuft es einem eiskalt...

Ich hoffe ganz stark, dass er "nur" ein Ekelpaket ist...Aber wirklich, was für ein Widerling. Wegen ihm, der sich ja wohl selber in diese Situation gebracht hat, müssen sich jetzt die Kinder ein Bett teilen, das für zwei zu klein ist. Jetzt haben sie gar keinen richtigen Rückzugsort mehr.

Die Eltern sind so hilflos in der Situation. Sie können diesem Mann keinerlei Paroli bieten und, was das Schlimmste ist, ihre Kinder nicht schützen. Dieser Handlungsstrang ist fast zuviel für mich.

Die beiden sind meines Erachtens selber auf dem Stand von Kindern, sie haben nicht die Kapazitäten, um zu wissen, wie sie mit so etwas umgehen sollen.

Mal sehen, wie es mit DJ weitergeht. Der Junge ist sehr reif für sein Alter, was nicht verwunderlich ist. Sein Opa scheint erst mal gerettet zu sein, das hat der Junge gut gemacht.

Ja, das hat er wirklich super hingekriegt! Auf ihm lastet eigentlich viel zu viel Verantwortung, vielleicht kann Raymond da helfen. Der ist zwar selber nicht der Jüngste, aber auf jeden Fall noch rüstiger als der Großvater. Und in absehbarer Zeit kann er sich jedenfalls nicht um seine Rinder kümmern, also hat er Zeit.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Andererseits ist dies Realität. Es gibt solche Eltern wie Betty und Luther, die aufgrund ihrer eigenen Sozialisation und, wie @Mamskit so treffend beschreibt, kognitiven Beeinträchtigung nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu beschützen. Ich glaube ihnen, dass sie ihre Kinder lieben, aber sie "leben" es nicht. Mir geht es wie @Literaturhexle, dieser Erzählstrang tut beim Lesen richtig weh. Mein Mitleid für die Kinder ist grenzenlos...

Mir tun sie auch unendlich leid, aber ich hoffe ganz stark darauf, dass die Leute im Ort (zum Beispiel die Lehrerin und die nette Sozialarbeiterin und Raymond) zusammenrücken und eine Lösung für die Kinder finden.

Der Tod Harolds ist mir sehr nahe gegangen. Wie furchtbar für Raymond dabei zu sein, nichts machen zu können und zuzusehen, wie der Mensch, den er so sehr liebt, sterben zu sehen.

Es hat wirklich weh getan, das zu lesen... Die beiden waren so lange Zeit alleine miteinander, bevor Victoria dazukam, hatten sie sich nur gegenseitig. Das muss es jetzt umso härter machen.

Auch Dena und Emmas Mutter Leben verändert sich zum Negativen. Offenkundig wird ihr Mann nicht mehr aus Alaska zurückkehren, so dass auch Denas Zuhause "bröckelt".

Die Frage ist: will er nicht zurückkommen, oder ist ihm in Alaska etwas passiert?

Die Erzählweise ist beeindruckend. Scheinbar neutral, erhalten wir immer kurze Einblicke in die Köpfe einiger Figuren, die andeuten, wie es in ihnen aussieht. Manchmal nur anhand ihrer Handlungen und den Zwischentönen in den Dialogen. Es bleibt viel Raum für die Leser*innen und ihre Emotionen.

Ja, Kent Haruf war ein Meister in dieser Art des Erzählens, das finde ich auch.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Es hat mich richtig mitgenommen, als Harolds Unfall und Tod beschrieben wurden. Die Brüder sind mir sehr ans Herz gewachsen. Dabei schreibt Haruf überhaupt nicht emotional, er berichtet neutral und trotzdem spüre seine Zuneigung zu den Figuren.

Meine Mutter hatte mich vorgewarnt. Ihr hat das Buch danach nicht mehr so gut gefallen, was sicher auch daran lag, dass Raymond und Harold ihre Lieblingscharaktere waren, so wie meine.

Mir gefällt das Buch aber trotzdem noch!

Bei Betty und Luther überwiegt das Mitleid, sie haben gar keine Möglichkeiten sich gegen diesen Onkel Hoyt zu wehren, der sich wie ein Parasit im Trailer einnistet. Als er nachts im Türrahmen von Joy Raes Zimmer steht, überlief es mich kalt. Das hatte etwas Bedrohliches an sich.

Oh Gott, ja. Bitte lass ihn sich nicht an den Kindern vergreifen... Oder vielleicht versucht er es ja, und Betty und Luther schmeißen ihn raus?
 
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Reaktionen: Bibliomarie

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
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Hilter am Teutoburger Wald
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Oh Mann, nachdem man im ersten Abschnitt so schön wieder in Holt angekommen war und sich über die Begegnung mit bekannten Gesichtern gefreut und neue freundlich zur Kenntnis genommen hat - jetzt ein Abschnit mit sehr dunklen Wolken und Taschentuchalarm. Himmel! That's life, sicherlich, aber so viel auf einmal...

Ja, ich musste auch ein paar Tränchen verdrücken, obwohl ich vorgewarnt war... Das war furchtbar!

Das erste Mal beiseite legen musste ich das Buch, als dieser widerliche Onkel nachts bei den schlafenden Kindern im Türrahmen stand. Die Bedrohung greifbar und - so viel scheint doch schon deutlich - nur noch aufgeschoben. Für mich echt fast unerträglich.

Ich hoffe, dass Luther oder Betty doch noch merken, dass da etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, bevor etwas passiert... Oder jemand anderes! Allerdings, wenn jemand anders das merkt und nicht die Eltern, dann wird das Jugendamt wahrscheinlich einen scharfen Blick aufs Elternhaus werfen, und Betty hat doch schon eine Tochter verloren...

Allerdings sind die Kinder das Wichtigste, auch wenn es mir für Betty leid tun würde.

Und dann die beiden alten Brüder - und Harold hat's erwischt. Gibt es doch gar nicht. Wie berührend, trotz der nüchternen Erzählweise...

Und dann noch so ein schmerzhafter Tod... Er war erstaunlich ruhig und gelassen, wenn man bedenkt, wie sehr er leiden musste.

Naja, bis auf den widerlichen Onkel vielleicht, doch selbst der wird hier nicht von Kent Haruf verurteilt, sondern einfach in seinem Handeln beschrieben.

Obwohl, den verurteile ich dann doch... Ich kann mir nicht vorstellen, dass der im Buch noch geläutert wird, bestenfalls wird er wegen irgendwas eingebuchtet, bevor er sich an den Kindern vergreifen kann.

Ich vertraue Kent Haruf da aber - zumindest wünsche ich mir, dass hier niemand mit seinen Problemen/Sorgen/Ängsten/Einsamkeiten auf Dauer alleine bleibt. Ich bin gespannt!

Ich hoffe auch, dass sich für alle (minus den Onkel) eine Lösung finden wird!
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.294
10.425
49
49
Die Verbindungen zu den einzelnen Personen werden geknüpft. Victoria bot DJ an bei ihr zu übernachten, auch wenn er es ausgeschlagen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er mit Raymond eine zuverlässige Betreungsperson erhalten könnte. Für Raymond wäre eine solche Aufgabe sicher genau das richtige um über den Tod seines Bruders hinwegzukommen. Victoria wird ihm nicht dauerhaft erhalten bleiben, ihre eigene Zukunft steht im Vordergrund, so sehr sie die beiden Männer auch liebt.
Die Szene als Harold stirbt war schrecklich. Erst habe ich mich gewundert, dass der Autor so weitschweifig über den Bullen erzählte, mit dieser Entwicklung habe ich nicht gerechnet.
Onkel Hoyt ist sehr manipulativ, weder Betty noch ihr Mann können sich gegen ihn durchsetzen, dabei müssten sie dies, zum Wohle der Kinder. Ich hoffe sehr, dass hier nichts in Bezug auf Missbrauch auf uns wartet.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.294
10.425
49
49
Ich befürchte auch das Schlimmste... Übrigens: stand eigentlich irgendwo, warum Betty ihre erste Tochter weggenommen wurde, so dass sie sie nicht mal mehr anrufen darf?

Nein, da bin ich mir ziemlich sicher, dass dem nicht so wahr. Betty tut mir zwar leid, aber ich denke, wenn man die Hintergründe kennen würde, könnte man sicher nachvollziehen, dass es besser so ist. Ohne triftigen Grund geschieht so etwas in den seltensten Fällen
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Mich beeindruckt der Schreibstil des Autors sehr. Er hat eine sehr zurückgenommene, wenig emotionale Erzählweise, die trotzdem sehr einfühlsam ist. Ich kann mich in die Personen und ihre Gefühlswelt hineinversetzen und empfinde momentan ihre Lebenssituationen als sehr bedrückend.

Dieses Buch berührt mich sehr, ich freue mich aufs Weiterlesen.

Schön zusammengefasst. So empfinde ich das auch.

Und trotzdem liebe ich dieses Buch, egal wie schlimm es noch kommen mag. Der Autor zeichnet die Figuren so nüchtern und ungeschminkt, dabei aber so ehrlich in ihrem Menschsein, dass man sich - ähnlich wie er auch - jedem zugewandt fühlt. Naja, bis auf den widerlichen Onkel vielleicht, doch selbst der wird hier nicht von Kent Haruf verurteilt, sondern einfach in seinem Handeln beschrieben.

Ja, man hat einfach das Gefühl, dass die Figuren authentisch sind.
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Ich befürchte auch das Schlimmste... Übrigens: stand eigentlich irgendwo, warum Betty ihre erste Tochter weggenommen wurde, so dass sie sie nicht mal mehr anrufen darf?

Der Grund wurde wohl nicht genannt, ich hatte aber den Eindruck, dass es die Pflegemutter war, die sich die Anrufe verbeten hat und dass das nicht unbedingt vom Amt ausging.