2. Leseabschnitt: S. 66 bis 121

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.081
49
Diesen Abschnitt fand ich durchgängig sehr spannend. Norah spürt ihrer Mutter nach. Dabei springt sie durch die Zeit, was jedoch immer mit konkreter Jahreszahl passiert, so dass das Orientieren nicht schwer fällt. Mir gefällt der Tenor des Geschriebenen, in dem eine permanente Melancholie mitschwingt. Norah schreibt ihre Beobachtungen auf, aber überlässt die Wertung (falls es eine gibt) dem Leser.

Der Mann, dem die Mutter in den Fuß schoss, war kein Kollege, sondern ein Produzent und geborener Talentsucher, der geradlinig seine Karriere verfolgte. Offensichtlich hatte er Katherine eine wichtige Rolle verweigert und sie statt dessen an eine rassige Amerikanerin vergeben. War das die Ursache für den Schuss?
Der Vorfall wird beschrieben, auch darin gibt es Fragezeichen. Wollte sie wirklich schießen oder die Pistole nur übergeben?War es ein Unfall? Manches spricht dagegen. Die beiden sollen kein Liebespaar gewesen sein.

Die Tochter versucht, die Mutter, deren Sein und Handeln zu verstehen, das passiert inlch aussagekräftigen Sätzen wie:[zitat]K. glaubte, sie hätte den Massen etwas anzubieten, etwas wie Freude oder Schmerz. In späteren Jahren betrachtete sie sich dann als Opfergabe, in Brand gesteckt durch das grelle Licht der Aufmerksamkeit. Aber wer weiß, vielleicht war sie auch bloß eine heillose Exzentrikerin, die zufällig auf der Bühne stand. (S. 79)[/zitat]

Eine wichtige Rolle in Katherines Leben spielte Pleasance. Sie sei ihre erste große Liebe gewesen. Wie fast zu erwarten lockert sich die Beziehung der beiden jungen Frauen mit dem großen Erfolg. Leben sie doch zunächst beide in einer bescheidenen Bude in Notting Hill, entkommt K. diesem Umfeld, sie wird ein Star, ihr Weg führt sie weit weg bis nach Hollywood. Die Freundinnen entfremden sich. K. hat das Gefühl, der anderen nichts mehr recht machen zu können, P. fühlt sich nicht mehr gesehen: [zitat]Etwas in Pleasance´Stimme ließ K. erschaudern, es fühlte sich an wie Mondlicht auf der Haut (S. 91)[/zitat]
P. wendet sich von der Bühne ab, heiratet und bekommt 3(?) KInder. Paradoxerweise beneidet K. sie um diese Art von Leben.
Sie empfinden zwar weiterhin Loyalität füreinander, tauschen de facto aber nur noch Weihnachtskarten aus.
Ich empfand den Niedergang dieser Frauenfreundschaft wunderbar einfühlsam geschildert. Immer, wenn sich Neid in eine Beziehung schleicht, ist der Grundstein des Übels gelegt.

Das Leben am Broadway sowie die Frauen dort sind weit oberflächlicher. Es geht nicht mehr um Probleme, sondern nur noch um Vergnügen, Shoppen und Lebenslust. Sie ändert ihre Identität, um die Vermarktbarkeit zu verbessern: Die Haare werden rot, der Name zu O´Dell. Schließlich kann man in Amerika sein "wer man will". Katherine ist extrem ehrgeizig, feiert rauschende Bühnenerfolge, aber dennoch verspürt sie auch Heimweh.

Sie wird mit nur 21 Jahren mit ihrem schwulen besten Philip Greenfield verheiratet. Das wird für Philip eine gute Gelegenheit gewesen sein, seine Neigungen zu verbergen, für K. war es angeblich ein Imagegewinn. Norah vermutet, dass Philip den Grundstein für die Alkohol- und Tablettensucht ihrer Mutter gelegt hat.

Katherin benutzte die Bühne und die Kamera. Sie strahlte und stellte andere in den Schatten. Dennoch ist sie kein glücklicher, sondern ein zerrissener Mensch. Hinter der Kamera stand der berühmte Ungar László Molnár (Ich habe ihn gegoogelt: Fehlanzeige), mit dem sich K. so gut verstand, dass Norah ihn sich als möglichen Vater vorstellen kann. Sie sucht ihn ein Jahr nach K.s Tod auf: Er ist weder ihr Vater, noch kann er ihr Hinweise auf ihn geben. Norah scheint mit dem furchbaren Komplex aufgewachsen zu sein, dass sie selbst das Problem war und verantwortlich für die zunehmende Erfolglosigkeit und des Frust ihrer Mutter: [zitat] Ich war eine riesige Unannehmlichkeit, eine Katastrophe. Ich fühlte mich klein und absolut ungewollt. (S. 119)[/zitat]
Zunächst fühlt sich Norah in ihrem Gespräch sehr wohl, wünscht sich fast, Molnar wäre ihr Vater. Als dann aber eine blutjunge Frau mit Baby durchs Zimmer läuft, stellt sie fest, dass offensichtlich auch er zwei Seiten hat....

Man kann die vielen bedeutungsschweren Andeutungen, die in dem Roman vorkommen, unmöglich zusammenfassen. Noch fehlt ein gutes Stück der mütterlichen Biografie. Allerdings hat sie ein Schuldenchaos hinterlassen. Man kann sich den Niedergang also schon vorstellen. Damals wie heute haben viele Stars Probleme mit dem Scheinwerferlicht und dem Druck der Öffentlichkeit. Insofern wirkt die Geschichte sehr glaubwürdig. Katherine wurde ein gutes Stück vermarktet, sie musste sich eine neue Aura/Identität zulegen, sie hatte keine Familie und auch keine Freundin mehr, die ihr Bodenhaftung hätte geben können. Alles war nur noch Oberfläche und Fassade. Man musste funktionieren, das ging mit Alkohol besser - die vermeintliche Welt des Showbusiness...
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.081
49
Auf Seite 101/102 ist von dem stillen, irischen Hotelpagen James Nixon die Rede, mit dem sie durch die Nacht schlendert und in dem sie ein Stück "Heimat" zu finden scheint. Er verschwindet. Habt ihr eine Ahnung, warum? Vielleicht erfahren wir es noch.

Auf Seite 79 wird ein Film erwähnt: "Meine dunkle Rosaleen". Über diesen Namen bin ich gestolpert, weil das letzte Buch von Enright "Rosallens Fest" hieß (das ich sogar gelesen habe!):
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: KrimiElse und SuPro

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.552
24.658
49
66
Sie wird mit nur 21 Jahren mit ihrem schwulen besten Philip Greenfield verheiratet. Das wird für Philip eine gute Gelegenheit gewesen sein, seine Neigungen zu verbergen, für K. war es angeblich ein Imagegewinn.
So etwas erscheint uns heute schon sehr seltsam. Aber wenn ich an das Traumpaar Rock Hudson und Doris Day denke oder an James Dean, der , so viel ich weiß, auch geheiratet hat, war das , nicht nur im Showbusiness, nicht ungewöhnlich. Homosexualität war ein solches Tabuthema, das es für einen Star vernichtend gewesen wäre, wenn er sich geoutet hätte. Das hätte sicherlich auch seine Agentur verboten.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.552
24.658
49
66
Hinter der Kamera stand der berühmte Ungar László Molnár (Ich habe ihn gegoogelt: Fehlanzeige
Ich habe auch nachgeschaut. Irgendwie wirkt das Ganze so realistisch, dass man glaubt, es handelt sich um authentische Figuren. Aber außer Orson Welles und Joyce oder Beckett ( weiß nicht mehr genau ) habe ich keine realen Figuren entdeckt.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.552
24.658
49
66
91)
P. wendet sich von der Bühne ab, heiratet und bekommt 3(?) KInder. Paradoxerweise beneidet K. sie um diese Art von Leben.
Das kann ich nachvollziehen. Wahrscheinlich hat jede der beiden Freundinnen mit Neid oder Wehmut auf das Leben der anderen geschaut. Der einen fehlt das Familienleben , die andere träumt vielleicht von etwas mehr Glamour.
 

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
Der Vorfall wird beschrieben, auch darin gibt es Fragezeichen. Wollte sie wirklich schießen oder die Pistole nur übergeben?War es ein Unfall? Manches spricht dagegen. Die beiden sollen kein Liebespaar gewesen sein.
Ja die Szene lässt Interpretationsspielraum, was ja das Buch auch spannend macht. Ich hatte die Idee, dass K. Boyd eigentlich richtig erschießen wollte. Schließlich "knallte der Schuss verfrüht, praktisch ungeziehlt..." und sie war gekleidet für eine Schießerei und für die Sechs Uhr Nachrichten.

Ich habe auch nachgeschaut. Irgendwie wirkt das Ganze so realistisch, dass man glaubt, es handelt sich um authentische Figuren. Aber außer Orson Welles und Joyce oder Beckett ( weiß nicht mehr genau ) habe ich keine realen Figuren entdeckt.

Dieses name dropping. Es werden Namen von Kollegen, von Stücken usw. aufgelistet. Warum macht die Autorin das? Ich denke der Text soll wirken wie eine Recherche und auch zeigen, wie außerordentlich berühmt die Mutter war, in welchen Kreisen sie sich bewegt hat.
Für mich waren die vielen Namen ein bisschen nervig. Aber jetzt habe ich mich entschlossen, sie einfach zu überlesen.
 

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
In diesem LA fand ich interessant wie die Entstehung eines Stars dargestellt wird.
K. wird einerseits richtiggehend inzenziert. Ihr Image wird erfunden. Sie ist also einerseits eine Kunstfigur. Aber andererseits verändert sie sich auch durch ihre Star- Dasein. Sie begreift, dass die "Herangehensweise" der Reichen an Probleme (sie finden sie irgendwie öde) gar nicht so übel war. Ihr gefallen billige Stoffe nicht mehr. "Sie genoss das Gefühl des Sich-Versteckens vor aller Augen." Denn niemand kannte sie wirklich, das war der Witz.
Aber wer ist sie wirklich? So wie es im Roman beschrieben wird ist die Kunstfigur, der Star längst ein Teil ihrer Persönlichkeit geworden.
Andererseits könnte man auch viele Stellen im Buch finden, die die wirkliche K. zeigen. Z.B. wenn sie ihre Freundin Pleasance vermisst.

Die Frage wie K. wirklich war lässt sich vielleicht gar nicht beantworten. K. ist unentwirrbar mit ihrer Starexistenz verbunden.
S.110. fragt sich Norah..."wie kann ein Schauspieler sagen was er wirklich meint."
K. glaubte, sie hätte den Massen etwas anzubieten, etwas wie Freude oder Schmerz. In späteren Jahren betrachtete sie sich dann als Opfergabe, in Brand gesteckt durch das grelle Licht der Aufmerksamkeit. Aber wer weiß, vielleicht war sie auch bloß eine heillose Exzentrikerin, die zufällig auf der Bühne stand. (S. 79)
Diesen Satz habe ich mir auch angestrichen. Aber er lässt mich ratlos zurück. Was denn nun?
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Ich werde einfach nicht richtig warm mit dem Buch.
Ich finde, dass das, was möglich wäre nicht so gut umgesetzt ist.

Die Themen sind reizvoll:
Auf den Spuren der Mutter.
Eine Mutter-Tochter-Beziehung.
Im Schatten einer berühmten und schönen Mutter.
Auf der Suche nach dem Vater.
Der Versuch, ein Verbrechen nachzuvollziehen.

Mehr und mehr bekomme ich den Eindruck von einem Puzzle. Die Ich-Erzählerin schiebt einzelne Puzzleteile zusammen und am Ende entsteht ein Bild.
Manchen Lesern mag das sehr gut gefallen. Mir ist das zu unruhig, zu wenig zusammenhängend und zu wenig stringent.

Das Erzähltempo war mir zu schnell, der Schreibstil zu nüchtern. Mir fehlten die Emotionen und der Blick in das Innenleben der Personen.

Aber trotzdem ist mein Interesse geweckt. Ich möchte wissen, wie es weitergeht und manche Formulierungen begeistern mich.
Ein wunderbarer Satz, der zum Innehalten und Nchsinnen anregt: „Dabei war sie doch dieselbe wie immer, abgesehen davon hatte sie gar keine Zeit, sich zu verändern. Sie hatte ja kaum Zeit, sich passende Kleidung für die Anlässe zu kaufen, zu denen sie neuerdings eingeladen wurde – wie hätte sie sich unter den Umständen verändern können?“ (S. 89)... wie naiv und weltfremd...
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Kurz scheint es mir, als hätte Katherine den Filmproduzenten gar nicht absichtlich angeschossen:
Der Schuss, der verfrüht und praktisch ungezielt abgegeben wurde.
Ihr schockierter Gesichtsausdruck. (Seite 76)

Oder hat sie ihn aufgrund von Gekränktheit und Rachegefühlen angeschossen, weil er sie für den großen irischen Film „meine dunkle Rosaleen“ abgelehnt hat?

Es bleibt spannend...
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Ich habe es befürchtet:
Jetzt offenbart sich plötzlich die Kehrseite der Medaille:
War Norah bislang das Beste, das ihrer Mutter hatte passieren können und das Glück ihrer Mutter, so liest man nun: „Was war ihr Problem? ICH, ich war das Problem. Ich war eine riesige Unannehmlichkeit, Katastrophe.“ (S.119)

Und noch ein anderer Satz birgt einen Hinweis darauf, dass Norah vllt nicht (nur) das Glück ihrer Mutter war:
Anscheinend war ihre Mutter der Überzeugung, dass sie anderswo hätte glücklicher sein können (Seite 86) - so etwas zu spüren oder zu erfahren ist bitter und schmerzhaft für ein Kind. Anderswo bedeutet soviel wie „nicht bei mir“...
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Katherine ist selbstzentriert und oberflächlich. Sie hat kaum Zugang zur eigenen Emotionalität und noch weniger zu der ihre Umwelt. Bei ihr geht es nicht um Innenwelten, sondern um konkrete Außenwelten.
Das steht vermutlich im Zusammenhang mit ihrem unsteten und haltlosen Aufwachsen und damit, dass sie vermutlich früh lernen musste, ihre Gefühle zu verdrängen und ihre konkreten Angelegenheiten selbst zu regeln.

Es fällt nicht schwer, Charakterprofile zu erstellen. Die Autorin beschreibt ihre Figuren treffsicher und detailliert. Aber sie bleiben - für mich - so leblos. Das gefällt mir nicht. Die Lektüre strengt mich mehr an, als dass sie mich fesselt. Und doch ist sie interessant.
Seltsame Mischung.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Auf Seite 101/102 ist von dem stillen, irischen Hotelpagen James Nixon die Rede, mit dem sie durch die Nacht schlendert und in dem sie ein Stück "Heimat" zu finden scheint. Er verschwindet. Habt ihr eine Ahnung, warum? Vielleicht erfahren wir es noch.

Auf Seite 79 wird ein Film erwähnt: "Meine dunkle Rosaleen". Über diesen Namen bin ich gestolpert, weil das letzte Buch von Enright "Rosallens Fest" hieß (das ich sogar gelesen habe!):
würde mich auch interessieren, warum er verschwunden ist. Hat er sich in K. verliebt und sich lieber aus dem Staub gemacht, als die unglückliche Liebe ertragen zu müssen?

Interessante Parallele, die Du da entdeckt hast!!!
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
... diese Alib
So etwas erscheint uns heute schon sehr seltsam. Aber wenn ich an das Traumpaar Rock Hudson und Doris Day denke oder an James Dean, der , so viel ich weiß, auch geheiratet hat, war das , nicht nur im Showbusiness, nicht ungewöhnlich. Homosexualität war ein solches Tabuthema, das es für einen Star vernichtend gewesen wäre, wenn er sich geoutet hätte. Das hätte sicherlich auch seine Agentur verboten.
... diese Alibiehen oder -beziehungen gibt es leider auch noch heute... wahrscheinlich aber viel seltener.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: RuLeka

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.552
24.658
49
66
Die Autorin beschreibt ihre Figuren treffsicher und detailliert. Aber sie bleiben - für mich - so leblos. Das gefällt mir nicht. Die Lektüre strengt mich mehr an, als dass sie mich fesselt. Und doch ist sie interessant.
Seltsame Mischung.
Das geht mir genauso. Woran es aber genau liegt, kann ich nicht sagen. Das Buch ist , auf unbefriedigende Weise, anstrengend. Die Mutter gewinnt zwar zusehends an Konturen ( wobei man bei ihr nie wirklich weiß, was ist Pose, was ist echt. Möglicherweise weiß K. das selbst nicht), aber die Ich- Erzählerin kommt mir nicht näher. Vielleicht liegt es an dem unzusammenhängenden Erzählstil. Immer wieder einzelne Episoden, die angerissen, kommentiert werden. Ich bin gespannt, ob sich für mich am Ende ein zusammenhängendes Ganzes ergibt, oder ob weiterhin viele Fragen offen bleiben.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.081
49
Mehr und mehr bekomme ich den Eindruck von einem Puzzle. Die Ich-Erzählerin schiebt einzelne Puzzleteile zusammen und am Ende entsteht ein Bild.
Mir ist das zu unruhig, zu wenig zusammenhängend und zu wenig stringent.
Das ist es zweifellos. Ich kann gar nicht sagen, dass ich die Lektüre als unbefriedigend empfinde. Ich setzte mich gern ans Buch, verfolge die Episoden, auch wenn die Figuren mir nicht sonderlich nahe kommen. Was ich aber feststelle, ist, dass so wenig "hängenbleibt". Am nächsten Tag muss ich richtig suchen, was ich im Einzelnen gelesen habe (Frühdemenz:eek:?!).
Das liegt wahrscheinlich an der episodenhaften Darstellung. So brauchte man im Grunde für jede Szene einen Stichwortgeber.
„Was war ihr Problem? ICH, ich war das Problem. Ich war eine riesige Unannehmlichkeit, Katastrophe.“ (S.119)
Da frage ich mich noch, ob sie sich diese Meinung selbst gebildet hat. K. lebt zwar ihr Leben, überlässt die Tochter sich selbst (und der Haushälterin) - sie hat sie aber noch nie beschimpft oder diffamiert in der Richtung: "wenn du nicht wärst, wäre alles besser". Da erwarte ich noch mehr Aufklärung.
 
  • Like
  • Stimme zu
Reaktionen: Leseglück und RuLeka

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Das ist es zweifellos. Ich kann gar nicht sagen, dass ich die Lektüre als unbefriedigend empfinde. Ich setzte mich gern ans Buch, verfolge die Episoden, auch wenn die Figuren mir nicht sonderlich nahe kommen. Was ich aber feststelle, ist, dass so wenig "hängenbleibt". Am nächsten Tag muss ich richtig suchen, was ich im Einzelnen gelesen habe (Frühdemenz:eek:?!).
Das liegt wahrscheinlich an der episodenhaften Darstellung. So brauchte man im Grunde für jede Szene einen Stichwortgeber.

Da frage ich mich noch, ob sie sich diese Meinung selbst gebildet hat. K. lebt zwar ihr Leben, überlässt die Tochter sich selbst (und der Haushälterin) - sie hat sie aber noch nie beschimpft oder diffamiert in der Richtung: "wenn du nicht wärst, wäre alles besser". Da erwarte ich noch mehr Aufklärung.
... so eine Aussage ist oder wäre auch nicht notwendig. So etwas spürt ein Kind ohne es zu hören. Kinder haben feine Antennen...
 
  • Stimme zu
Reaktionen: parden

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.484
50.081
49
... so eine Aussage ist oder wäre auch nicht notwendig. So etwas spürt ein Kind ohne es zu hören. Kinder haben feine Antennen...
Das ist die Frage. Norah schreibt ihre Geschichte als Erwachsene auf, hat also viel Zeit gehabt nachzudenken und zu reflektieren. Es fließt viel von ihrer eigenen Meinung mit ein, sie ist auf alle Fälle eine subjektive Erzählerin und muss nicht in allen Punkten zuverlässig sein.
Klar haben Kinder Antennen. Pubertierender jedoch neigen auch mitunter zu Drama, wollen sich unverstanden fühlen.
Katherine kommt nun wahrlich nicht wie eine liebevolle, treusorgende Mutter rüber, aber mein endgültiges Urteil werde ich mir erst am Ende bilden.
 
  • Like
Reaktionen: Leseglück und SuPro