2. Leseabschnitt: Palma di Montechiaro (S. 51 - 121)

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg
Seid ihr noch nicht da?
Sepp bricht nach Montechiaro auf, dem Stammsitz der Lampedusas. Vorher hat er sich bisschen geziert, weil Sepps sich halt zieren, der alte Zausel. Er hat seiner Holden nix erzählt, weiterhin, weil er das für schick hält, heimlich an seinen Tod zu denken. Er raucht auch weiterhin wie ein Schlot. Fahr in die Hölle, Alter. Er glaubt nämlich auch an nichts.

Im Benediktinerkloster wird ihm dann blümerant. Es wird ihm klar, dass die Nonnen/Äbtissin etwas haben, was er und seine bescheuerte Mutter nicht haben können: Gewissheit und Festigkeit. Wovon wahre innere Größe kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg
Das Buch gefällt mir so gut, wie mir seine Protagonisten missfallen. Da stirbt die Schwester und die Familie ist zu dem überlebenden kleinen Buben, doch immerhin der Neffe, einfach nur gemein. Wie kann man nur den Kleinen nicht in die Arme nehmen und liebhaben? Schon deshalb gönne ich der Familie alles Üble. Plödes Pack.

Es ist eh ne verkorkste Bande. Die Isabella Maria ist völlig gaga gewesen.

In der Hinwendung vom Sepp zu seinem Jünglingsgefolge meine ich homoerotische Anwandlungen zu finden. Aber er starrt auch gerne jungen Dingern auf den Busen.

Die Schilderung der Eisenbahnfahrt durch Sizilien hat mir sehr gefallen.

Die Industrialisierung hat Italien Macht und Wohlstand gebracht, denkt der Sepp. Aber wem? Nur den Firmeninhabern. Nicht den Arbeitern.

Dann unterhalten sich die Müßiggänger über Sinn und Unsinn von Literatur. Darüber, was sie sich da zusammenreimen, könnten wir miteinander plaudern, wenn ihr angelangt seid. (Seite 97).
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.561
49
66
Eine etwas andere Zusammenfassung, aber trotzdem richtig.
Das Buch gefällt mir so gut, wie mir seine Protagonisten missfallen. Da stirbt die Schwester und die Familie ist zu dem überlebenden kleinen Buben, doch immerhin der Neffe, einfach nur gemein. Wie kann man nur den Kleinen nicht in die Arme nehmen und liebhaben? Schon deshalb gönne ich der Familie alles Üble. Plödes Pack.
Dieses Verhalten hat mich auch schockiert. Der Tod der Schwester und deren Mann ist furchtbar genug, warum stürzt man sich dann nicht auf den kleinen Jungen, um ihn in den Arm zu nehmen und ihm den Verlust zu erleichtern. Er ist ja schließlich das Kind der Schwester/ Tante, um die man hier trauert. Aber die Mutter ist so selbstbezogen, dass sie außer ihren eigenen Befindlichkeiten nichts kennt.
Dem Kind, das Giuseppe damals war, kann man hier nicht viel vorwerfen. Der war ja so bezogen auf seine Mutter, dass er sich nur an ihr orientiert. Erst im Rückblick kommt ihm der Gedanke, dass das damalige Verhalten nicht in Ordnung war.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg
@RuLeka :jajaja. Aber der Sepp hätte sich trotzdem ein bisschen früher von dieser egozentrischen Dame lösen können, nicht erst mit über 50! Er hatte sicher noch andere Vorbilder um sich herum, dass es gerade die Mutter ist, die ja eher fern ist. Erzogen hat ihn ne Gouvy wie es halt üblich ist in diesen bornierten Kreisen.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Sassenach123

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
die Familie ist zu dem überlebenden kleinen Buben, doch immerhin der Neffe, einfach nur gemein.
Eine solche Gefühlskälte ist beispiellos. Da lässt sich Mutter Bianca wochenlang völlig gehen, weil ihre Lieblingsschwester umgekommen ist - und dann wird deren Sohn für das Unglück schuldig gesprochen. Welch eine Mischpoke!
Darüber, was sie sich da zusammenreimen, könnten wir miteinander plaudern, wenn ihr angelangt seid. (Seite 97).
Da muss ich passen. Die ganzen Namen sagen mir nichts. Schön fand ich Seppis Erkenntnis, dass die Jungautoren nicht Schreiben um des Schreibens Willen, sondern um bekannt und bewundert zu werden. Das ist doch eine Erkenntnis. Er schreibt schließlich, um etwas zu hinterlassen, das über den Tod hinaus fortbesteht.... Auch ein ziemlich eitler Ansatz;)
@RuLeka :jajaja. Aber der Sepp hätte sich trotzdem ein bisschen früher von dieser egozentrischen Dame lösen können, nicht erst mit über 50! Er hatte sicher noch andere Vorbilder um sich herum, dass es gerade die Mutter ist, die ja eher fern ist. Erzogen hat ihn ne Gouvy wie es halt üblich ist in diesen bornierten Kreisen.
Das weiß ich auf Seite 122 alles noch nicht, also wann er sich von der Mutter distanzierte. Während ihrer Krankheit hatte sie sich ja von ihm distanziert. Ob er davor ein gesundes Verhältnis zu ihr hatte?
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Wanda hat oben die wesentlichen Inhalte skizziert. Sie entsprechen dem, was ich behalten habe. Ich finde, es wird unheimlich viel Belangloses erzählt. Die erste Hälfte dieses Abschnitts hat sich für mich ziemlich gezogen.

Sepp schreibt an seinem Roman, er fühlt sich wohl und frei dabei. Seiner Frau sagt er weiter nichts von der Krankheit.
Die Vortragsabende mit den jungen Leuten sind ein Höhepunkt der Woche. Dabei beneidet er die Jungen um ihre Jugend, darum, dass noch vieles vor ihnen liegt. Homoerotik sehe ich (noch) keine.

Sizilien stirbt aus, die Menschen gehen nach Norden. Angeblich ändert sich nichts, man lebt noch sie Monarchie (ohne König).
An den politischen Gesprächen nimmt Sepp keinen wirklichen Anteil. Sie interessieren ihn nicht. Seine Frau kommentiert das vielsagend: "Nicht sie leben in der Vergangenheit."

Licy überredet ihn, den Lampedusa Stammsitz in Palermo aufzusuchen. Gio begleitet ihn. Gio erzählt dem Älteren von seiner Eifersucht auf Mirella, die sich offensichtlich Freiheiten nimmt, die er nicht dulden will. "Gib acht, dass sich dein Herz nicht verhärtet,Gioitto", sagt Sepp sanft.

Rückblick auf die Preisverleihung an Cousin Lucio. Bewundert wird der Wohlstand, das schöne Hotel (in dem keine Schriftsteller absteigen:confused:).
Sepp erkennt einen zentralen Unterschied zwischen Lucio und sich: [zitat]Etwas in ihm war schon immer vor der heiklen Möglichkeit einer Bloßstellung zurückgescheut. Ihm fehlte Lucios fester Glaube an das eigene Genie,... [/zitat]

Verwalter Agnello bringt seine hübsche Tochter (?) Teresa mit. Bei ihrem Anblick bedauert Seppi wieder sein Alter. Damit hadert er entsetzlich, ist aber auch nicht bereit, etwas für seine Fitness zu tun (Da sieht man, wie sich die Denke innerhalb der letzten 50 Jahre verändert hat. Anti-Aging sei dank;))
Gastgeber Francesco kann die Trennlinie zwischen Alter und Jugend offenbar besser akzeptieren. Diesen Dialog fand ich interessant (S.89)

Anschließend macht Guiseppe verschiedene Besuche in Palma. Er ist selbst überrascht, wie bedeutsam die Stellung seiner Familie noch immer ist. Überall begegnet man ihm mit Hochachtung, sowohl in der Kirche als auch im Kloster.

Der gezeichnete ehemals verschüttete Assistent erinnert Sepp an seine Mutter, die sich nach dem Tod ihrer Schwester kolossal verändert hat. Sie war für ihn ein bewundertes, angebetetes Wesen. Nach dem Unglück plagten ihn nächtliche Ängste. Dann kam Filippo. Darüber haben wir oben schon gesprochen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg
Ich finde, es wird unheimlich viel Belangloses erzählt.
Genau darin liegt der Reiz dieses Romans! Er erinnert mich an das Gespräch zwischen Scarlett und Ashley Wilkes, als Ashley ihr klarmachen möchte, was an den alten Zeiten so toll war. Das ist nämlich meine Lieblingsstelle. Er sagt so etwas wie "es war wie die Scherben alter griechischer Vasen, vollkommen".

Es geht nicht um das, was passiert, denke ich, sondern um die Darstellung eines Lebensgefühls. Zeitweilig assoziiere ich auch die Erinnerungen von Proust als Kleinmarcel. Wenn er seitenlang Bäume, Blumen, Tiere und die Sonne und den Wind beschreibt.

Sepp erlebt Palermo. Das ganze Städtedings, die Straßen. Die Luft. Die Sonne. Der Geruch. Die See. Der Himmel. Sizilien. Und sein altes dekadentes Adelsgeschlecht über den er einen dekadenten Roman schreiben wird, den Wanda niemals lesen wird.

Unglaublich wie Price diese Sprache kopiert. Das einzige, was stört, ist die sehr häufige Verwendung des Wortes "schmal". Wäre ich Lektor gewesen, gäbs das nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
Eine Welt die mir wirklich fremd ist. Giuseppe wird schon etliche Jahre von seinem Banker gebeten sich mit dem Thema Geld zu befassen, doch er ignoriert das. Seiner Frau hat er auch noch nichts erzählt, er hat wohl wirklich den richtigen Zeitpunkt verpasst. Dabei wäre es doch nachvollziehbar mit seiner Frau diese Reise zu machen, die verbliebene Zeit zu nutzen.
Die Erkundung des Klosters war spannend, endlich mal Verwandte bei denen was interessantes geschieht. ;) Das ist natürlich nicht ernst gemeint, aber dennoch war dies ein Kapitel seiner Exzellenz mit dem ich so nicht gerechnet habe
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Es geht nicht um das, was passiert, denke ich, sondern um die Darstellung eines Lebensgefühls.
Stimmt. Das sehe ich auch so. Mein Problem ist, dass ich einen solchen Roman nur schneckenlangsam lesen kann. Immer wieder blättere ich zurück: wie war das noch...?
Da hat mich Ashley viel mehr gereizt;) Aber der Vergleich passt. Wobei Sepp ja selber überrascht wird in Parma, wie sehr man sein Sippe schätzt.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
Seid ihr noch nicht da?
Sepp bricht nach Montechiaro auf, dem Stammsitz der Lampedusas. Vorher hat er sich bisschen geziert, weil Sepps sich halt zieren, der alte Zausel. Er hat seiner Holden nix erzählt, weiterhin, weil er das für schick hält, heimlich an seinen Tod zu denken. Er raucht auch weiterhin wie ein Schlot. Fahr in die Hölle, Alter. Er glaubt nämlich auch an nichts.

Im Benediktinerkloster wird ihm dann blümerant. Es wird ihm klar, dass die Nonnen/Äbtissin etwas haben, was er und seine bescheuerte Mutter nicht haben können: Gewissheit und Festigkeit. Wovon wahre innere Größe kommt.
Blümerant ist gut!! ;)
Seine Familie ist mir im Großen und ganzen nicht sehr sympathisch. Wenn ich da an den armen kleinen Filippo denke. Verstehe nicht warum Giuseppes Mutter den Jungen nicht herzlich aufgenommen hat, und wenn auch nur ihrer Schwester zu liebe
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.344
10.637
49
49
Stimmt. Das sehe ich auch so. Mein Problem ist, dass ich einen solchen Roman nur schneckenlangsam lesen kann. Immer wieder blättere ich zurück: wie war das noch...?
Da hat mich Ashley viel mehr gereizt;) Aber der Vergleich passt. Wobei Sepp ja selber überrascht wird in Parma, wie sehr man sein Sippe schätzt.
Da stellt sich nur die Frage was geschätzt wurde? Der damalige Reichtum und das damit verbundene Prestige. Menschlich geben die Tmasis ja nicht sonderlich viel her:(
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.904
49
Da stellt sich nur die Frage was geschätzt wurde? Der damalige Reichtum und das damit verbundene Prestige. Menschlich geben die Tmasis ja nicht sonderlich viel her:(
Die Stellung. Das Adelsgeschlecht scheint ein hohes Ansehen zu genießen. Alle sind stolz, dass er sie besucht. Bislang wissen wir nicht sehr viel über die Vorfahren. Isabella gilt als von Gott berührt (und keinesfalls als schizophren) und wird im Kloster als Heilige verehrt.
Welche Errungenschaften die Männer der Familie dem Landstreifen gebracht haben? Ich denke, so kritisch war man nicht. Der Adel hatte das Sagen und angeblich soll sich im ländlichen Raum daran nicht viel geändert haben.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.922
49
Brandenburg
Da stellt sich nur die Frage was geschätzt wurde? Der damalige Reichtum und das damit verbundene Prestige.
Bei Ashley Wilkes (der kein politischer Mensch war; obwohl man in dieser Zeit immer politisch war, einfach durch sein Leben und seine Haltung) - ging es um den Gleichklang des Lebens, das stets gleiche, beruhigende Muster, das sich immer wiederholt. Und ja, natürlich gehört dazu auch, dass man sich um Finanzen keine Gedanken zu machen braucht.