Das Buch hat mich eindeutig am Haken! Auch wenn immer neue Figuren eingeführt und deren Geschichte erzählt wird, habe ich das Gefühl, ein zusammenhängendes Buch zu lesen. Einziger Wermutstropfen: Am Ende jedes Kapitels bleibt ein Cliffhanger, von dem ich hier und da hoffe, dass er noch aufgelöst wird.
Im November begegnet uns die unsypathische Mutter von Diana, die Schulsekretärin, wieder. Dieses Mal hat sie selbst ein Problem: Ein sich langsam vergrößerndes, blutunterlaufenes Etwas am Brustbein. Der Hausarzt vermutet sofort etwas Ernstes und weist sie ohne Vorbereitung ins Krankenhaus ein. Ich gebe zu, dass sich mein Mitleid mit ihr in Grenzen hält, obwohl ihre Gedanken ziemlich glaubwürdig geschildert werden. Erneut treten zudem an mehreren Stellen ihre Vorbehalte gegenüber Ureinwohnern zutage. Sie möchte "zum guten sauberen russischen Service" ihrer Hausarztpraxis zurückkehren
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Beim Warten resümiert sie über ihre "Zusammenarbeit" mit dem Polizeiinspektor. Sie scheint sich da in ihren Spekulationen über den Entführer der beiden Mädchen ziemlich aus dem Fenster gelehnt zu haben. Ich war erschrocken, wie sie in ihrer Phantasie Zusammenhänge (Korruption) herleitet, so dass schließlich der Vater der Kinder in Verdacht gerät (nachdem es ein Tschadschike oder Usbeke gewesen sein muss) ...
Auf dem Weg zum KKH wurde sie noch informiert, dass der Schulleiter sie erreichen wollte. Das scheint sie zu beunruhigen. Ob er sie rügen will, weil sie ihre Kompetenzen übertreten hat?
Als Privatpatientin wird sie im KKH eindeutig bevorzugt, sie marschiert an den Wartenden vorbei. Allerdings muss sie nackt in den OP marschieren, das wirkt etwas skurril auf mich. Andere Länder, andere Sitten
Der Dezember bringt uns die Kusinen Ksjuscha und Alisa näher, die in Petropawlowsk studieren. Beide gehören zu den Ureinwohnern. Ksjuscha hat sich ein Stipendium erarbeitet. Sie hat einen festen Freund daheim in Esso, den Russen Ruslan. Sie fühlt sich ihm gegenüber minderwertig, kann gar nicht glauben, dass er sie liebt (das hatten wir bei dem Bären-Pärchen auch schon mal). Ruslan kontrolliert seine Freundin, schickt laufend Nachrichten, ruft an und wird von ihr angerufen. Angefangen hat das alles mit dem Verschwinden der beiden Mädchen. Ruslan will K. ja nur "beschützen". In Folge bleibt sie außerhalb der Uni nur zu Hause. Bis Alisa ihr eine traditionelle Trachtengruppe nur für Ureinwohner schmackhaft macht und auch geschickt das Einverständnis Ruslans einleitet.Endlich kommt sie mal raus aus dem Bau!
Dort beim Tanzen lernt K. Tschander kennen, dessen Familie vom Fischfang im Norden des Landes lebt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Freundschaft auf Augenhöhe. Mit niemandem kann K. so ehrlich und vertrauensvoll sprechen wie mit ihm.
(Falls bei manchem von euch die Kitsch-Alarmglocken angesprungen sind: bei mir nicht! Ich empfinde den Verlauf der Beziehung glaubwürdig geschildert. Die Unterschiede zwischen den beiden Männern werden gut herausgestellt.)
Aus Freundschaft wird Liebe, heimlich tauschen sie erste Zärtlichkeiten aus. große Freude in der Tanzgruppe: Ende Dezember soll es für ein paar Tage nach Wladiwostock auf ein Tanzfestival gehen. Tschander und Ksjuscha planen ihre erste gemeinsame Nacht im Hotel...
Da taucht Ruslan, vermutlich von der verräterischen Kusine alarmiert beim Training auf. Hier wird es etwas kitschig, als K. ihrem Ruslan vor versammelter Mannschaft lefzend in die Arme fällt, um nicht entlarvt zu werden.
Der Abschnitt gibt einiges über das Familien- und Frauenbild preis. Der Mann als Beschützer und Bestimmer. Dabei ist K. viel intelligenter als R.. An einer Stelle wird erwähnt, dass auch sie hätte von zu Hause weggehen mögen, bevor Ruslan sie erwählte (!).
Interessant auch die Schilderungen über die Sommerferien, die K. quasi als Nomadin in der Tundra verbracht hat. Die Landschaft wird liebevoll geschildert.