Ihr habt ja eigentlich schon alles gesagt, weil ich so hinterherhänge, deswegen nur so viel:
Ich halte Lampy für einen jungen Mann, dem ein positives männliches Vorbild fehlt. Mutter und Großvater sind beide auf ihre Art unzuverlässige Bezugspersonen, die selber nicht das notwendige Wissen oder die emotionale Reife haben, um ihn zu fördern. Gleichzeitig ketten sie ihn mehr oder weniger bewusst an sich und damit an ein Milieu, in dem er sich nicht weiterentwickeln kann.
Meine Vermutung ist, dass hier vielleicht ADHD und Dyskalkulie zusammenkommen, zusammen mit einem unbestreitbaren Aggressionspotential eine ungute Kombination. Und ich gebe euch recht: er ist antriebslos. Da seine Noten für den NC seiner Wunschfächer nicht reichen, glaubte er, nehmen zu müssen, was er kriegen konnte – schlechte Wahl.
Ich glaube nicht, dass er in Kanada glücklich geworden wäre, aber es hätte ja zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, sich aktiv einen Ausbildungsberuf zu suchen, der mehr seinen Interessen entspricht – aber das scheiterte wohl am "aktiv".
Ja, sein Frauenbild ist furchtbar, aber das kreide ich dem Opa und anderen Männern aus dem Umfeld an. Ich vermute, die Männer, die die Mutter zwischendurch anschleppt, sind da auch nicht besser. Dass er Chloe nach ihrer unerwarteten Abweisung in die Brust gekniffen hat, sehe ich eher als Kurzschlusshandlung, weil er gelernt hat: wenn mir jemand weh tut, dann tue ICH ihm weh. Das hat ihm ja schon der Großvater beigebracht.
Er kann nicht umgehen damit, seine Freundin verloren zu haben. Ok, so weit kann ich das noch nachvollziehen: er hat sie wirklich geliebt und ist schockiert, dass sie diese Liebe nicht erwidert. Aber am Anfang des Abschnitts dachte ich wirklich, sie sei gestorben (vielleicht bei einem Autounfall), und er wolle es ihr "heimzahlen", ihn zurückgelassen zu haben! Denn sein Verhalten und seine Gefühle sind auf jeden Fall über alle Maßen drastisch. Wenn sie gestorben wäre, würde diese Todessehnsucht für mich mehr Sinn ergeben.
Aber es gibt junge Menschen, die sich aus viel nichtigeren Gründen umbringen... Ich erinnere mich da an einen Fall, in dem ein Junge sich umgebracht hat, weil seine Eltern ihm nicht die Konsole gekauft hatten, die er wollte. Insofern: nichts ist unmöglich....
Für mich ist das Interessanteste diese Leerstelle: wer ist sein Vater? Warum will die Mutter nicht raus mit der Sprache? Ehrlich gesagt würde mich auch nicht wundern, wenn sie es selber nicht mit Sicherheit wüsste... Aber ich sehe das als den wichtigsten Mangel in Lampys Leben und sicher auch die Ursache für manche seiner Probleme.
Ich glaube, er könnte möglicherweise wirklich ein Talent dafür haben, mit alten Menschen umzugehen. Auch wenn sie ihn gnadenlos aufziehen, scheint er da ja nicht mit Aggression zu reagieren, und ich habe den Eindruck, eigentlich mögen ihn die meisten.
Aber vielleicht wird er da ja doch noch aus irgendeinem Grund rausgeschmissen und fängt dann vielleicht an, in einem Asylbewerberheim zu arbeiten? Dann hätte wir den Bogen zu Abschnitt 1. Aber das wisst ihr ja inzwischen sicher alle schon!