Sofias Dramen
Ist das jetzt der Tiefpunkt dieses Erzählbandes? Den ersten LA empfand ich durchaus noch als nachvollziehbar und inspirierend. Hier fühle ich mich kolossal abgehängt. Warum wird das Alter dieses Kindes erwähnt? 9 Jahre ist dritte Klasse. Das sind noch richtige Kinder. Offenbar lebt sie auch in einer zivilisierten Ecke, sonst würden Mädchen nicht regelmäßig zur Schule gehen. Selbst für eine 13-jährige sind diese Gedankengänge total abgehoben! Da schwingt so viel Pathetik mit, so viel wirres, unverständliches Zeug, so viele Widersprüche, die sich mir nicht erschließen.
Sie liebt den Lehrer (um ihn zu beschützen!), aber tyrannisiert ihn. "Sie verfiel in Scham, Ratlosigkeit und erschreckende Hoffnung. Die Hoffnung war meine größte Sünde. 132" Danach geht es genau so abgehoben weiter. Ich könnte ganze Passagen zitieren. Bedeutungsschwangere Worte werden aneinander gereiht - ohne Sinn und Verstand.
Dieser dumme Aufsatz, der den Lehrer beeindruckt haben soll. Meine Güte, so toll war das nun wirklich nicht! Aber gut: Ohne die Meute im Rücken wird das Kind handzahm und freundlich. Das ist nachvollziehbar. Aber diese ganze Theatralik, dieser Wortschwall, diese Reden von Tod, Verderben, Ekel, Rache und Bibelsprüchen wirkt auf mich total unecht und all das ist überwiegend inhaltlich nicht fassbar.
Mitten drin erfahren wir vom Tod des Lehrers, als Sofiechen 13 Jahre alt war. Auch das steht mitten im Raum. Der letzte Satz ist ein Höhepunkt, aber auch dermaßen kafkaesk, dass ich raus bin.
Das Buch hat das Zeug, mein persönliches geknicktes Eselsohr 2022 zu werden, wenn es so weiter geht.