Hach, das Kapitel über die Schafschur. Als Handspinnerin liebe ich es.
Dreiundzwanzigeinhalb Minuten brauch Schäfer Oak, und das gilt offenbar als Rekord. Bei der Schafschur ist es extrem wichtig, schnell zu sein, da das Schaf - zum Scheren auf den Popo gesetzt - in eine Art Schockstarre verfällt und sich keinen Millimeter bewegt. Das erleichtert das Scheren, sollte aber keinesfalls länger andauern als unbedingt nötig, da es Todesangst für das Schaf bedeutet.
Gabriel Oak schafft es lobenswerterweise in unter einer halben Stunde. Die heutige Rekordzeit mit dem Elektroschermesser beträgt ein bis zwei Minuten. Es gibt Wettbewerbe dazu. Man muss das Mittelmaß zwischen Tempo und Feinfühligkeit einhalten - es kursieren immer wieder mal Schauergeschichten über Schafe, denen die Haut gleich mit weggeschoren wird.
Man muss dabei unterscheiden, wofür die Wolle gebraucht wird. In Europa werden Schafe meistenteils nicht wegen der Wolle gehalten. Man benutzt sie als Dämmstoff oder schmeißt sie gleich weg; es gibt nur wenige Initiativen von Filzern oder Garnproduzenten wie die Firmen Schoppel oder Zwerger, die deutsche, französische oder griechische Schafwolle verarbeiten. Unsere Wolle für Kleidung und Strickgarn kommt fast nur aus Australien und Neuseeland.
Soll die Wolle versponnen werden, wie es bei Hardy natürlich der Fall ist, muss der Scherer sorgfältiger arbeiten, das Vlies möglichst im Ganzen runterscheren (es sieht dann aus wie ein Flokati) und darauf achten, dass er keinen kurzen Nachschnitt produziert.
Die Verarbeitung von Wolle direkt vom Schaf weg bis hin zur Jacke ist ein Prozess, der sehr ins Nachdenken bringen kann. Ich habe das früher gemacht und gerate in Wehmut bei dem Thema, bitte entschuldigt das Kapitel Klugscheiß.