Dass Shuggie anders als sein großspuriger Vater ist, ist Agnes früh bewusst. Sie kauft ihm eine Puppe, sicherlich ein ungewöhnliches Geschenk für einen Jungen in der damaligen, konservativ geprägten Thatcher-Zeit. Traurig finde ich, dass er sich bemüht, seine Mutter aufzuheitern:
Aus Frust darüber, dass Shug sie betrügt und nicht nach Hause kommt, lässt Agnes in ihrem Rausch fast die Wohnung abbrennen - aus Rache, die ihr jedoch nichts nützen wird, so wie Shug bisher aufgetreten ist.Was immer sie zum Lachen brachte, tat er noch ein Dutzend Mal, bis ihr Lächeln dünn und falsch wurde und er nach dem nächsten Kunststück suchte, das sie glücklich machen würde. (67)
Leek ist ein stiller Junge mit einem Talent zum Zeichnen, der seine Ruhe haben möchte, was durch folgendes Zitat sehr schön ausgedrückt wird.Die Idioten verspotteten sie mit schrillen Stimmen, kurz vor dem Stimmbruch, der bedrohliche Klang kleiner Jungs, die die berauschende Macht der Männlichkeit entdeckten. (S.77)
Im nächsten Kapitel wirft Agnes Vater Wullie ihr vor, nichts aus ihrer Chance gemacht zu haben. Wir erfahren, dass er sie verwöhnt hat, wollte, dass es ihr besser ergehe als ihm selbst. Nie habe er sie gezüchtet, was er dann allerdings tut. Eine sehr befremdliche Szene, ein Vater, der seine 39 (!)jährige Tochter mit dem Gürtel schlägt. Als ob das etwas nützen würde, damit sie aufhört zu trinken. Er scheint es aber tatsächlich zu glauben. Ihre Mutter hingegen wirft ihr vor, ihren ersten Mann verlassen zu haben, der viel besser zu ihr gewesen ist. Agnes eröffnet der Mutter, dass sie gemeinsam mit Shug und den Kindern ausziehen wird, in ein Haus, das sie nie gesehen hat. Sie erinnert sich an ihre erste Flucht zurück, daran, dass Shug seine Kinder zurückgelassen hat, während sie ihre mit in die neue "Beziehung" gebracht hat. Ein Umstand, der er ihr nicht verzeihen kann, und der ihn meines Erachtens völlig diskreditiert.Leek hatte die Kunst perfektioniert, durch Menschen hindurchzusehen, sich aus Gesprächen auszuklinken, durch Hinterköpfe und offene Fenster seinen Tagträumen hinterherzuschreien." (80)
Alle Adjektive und Verben verdeutlichen die trostlose Atmosphäre der Siedlung, sie erscheint plastisch während des Lesens vor den eigenen Augen. Das gelingt Stuart unglaublich gut.Dann lag die Siedlung vor ihnen. Ein Stück voraus endete die schmale staubige Straße am Fuß eines niedrigen braunen Hügels. Jede der drei oder vier kleinen Seitenstraßen ging im rechten Winkel von der Hauptstraße ab. Häuser mit niedrigen Dächern, gedrungen und kastenförmig, zu ordentlichen Reihen gedrängt. Jedes hatte in gleich großes Stück schütteren Garten, und jeder Garten wurde vom gleichen Raster weißer Wäscheleinen und grauer Pfosten zerschnitten. Die Siedlung war von torfigem Marschland umgeben, im Osten war das Land umgekrempelt worden, geschwärzt und verschlackt auf der Suche nach Kohle. (114)
Das habe ich eh nicht so ganz verstanden. Wer mietet eine Unterkunft ohne sie vorher gesehen zu haben? Das die Gegend nicht gerade ein Idyll ist, hätte Shug doch auch klar sein müssen.Alle Adjektive und Verben verdeutlichen die trostlose Atmosphäre der Siedlung, sie erscheint plastisch während des Lesens vor den
Um Catherine mache ich mir die wenigsten Sorgen. Sie scheint recht vernünftige Ansichten und Ziele zu haben. Eine Ehe wäre für sie definitiv ein Sprung heraus. Bei Leek sieht das noch etwas anders aus, zumal in der neuen Behausung sein Rückzugsort wegfällt.Im fünften Kapitel des 2.Teils steht Agnes älteste Tochter Catherine im Mittelpunkt, die einen Job hat und einen Ehemann in Aussicht, ein Neffe Slugs, Donald Junior. Sie hat sich geschworen als Jungfrau in die Ehe zu gehen, ein Versuch Macht zu demonstrieren?
Als sie kurz vor der Wohnung die verbrannten Vorhänge sieht, beschließt sie ihren Bruder Alexander zu suchen, Leek genannt, der sich in einem Palettenstapel ein geheimes Versteck errichtet hat. Die Situation, in der seine Freunde Catherine zunächst bedrohen, ist wirklich gruselig und erschreckend. Wie diese Jungs mit ihr umspringen, als könnte sie nichts aufhalten.
Echt? Sie bewundert den Neffen von Shug, der mindestens so eitel, so ein Weiberheld und mit so brutalen Zügen ausgestattet ist wie Shug. Dabei hat sie das negative Abbild tagtäglich vor Augen. Diese Ehe wäre definitiv kein Weg hinaus! Es wäre definitiv der Weg von Agnes.Um Catherine mache ich mir die wenigsten Sorgen. Sie scheint recht vernünftige Ansichten und Ziele zu haben. Eine Ehe wäre für sie definitiv ein Sprung heraus.
Gewalt scheint die einzige zu sein, wie diesen Männern zur Problemlösung einfällt.Im nächsten Kapitel wirft Agnes Vater Wullie ihr vor, nichts aus ihrer Chance gemacht zu haben. Wir erfahren, dass er sie verwöhnt hat, wollte, dass es ihr besser ergehe als ihm selbst. Nie habe er sie gezüchtet, was er dann allerdings tut. Eine sehr befremdliche Szene, ein Vater, der seine 39 (!)jährige Tochter mit dem Gürtel schlägt. Als ob das etwas nützen würde, damit sie aufhört zu trinken. Er scheint es aber tatsächlich zu glauben.
Diese Leute überlegen im Vorfeld kaum, was sie da tun. Die stolpern von einer misslichen Lage in die nächste.Das habe ich eh nicht so ganz verstanden. Wer mietet eine Unterkunft ohne sie vorher gesehen zu haben? Das die Gegend nicht gerade ein Idyll ist, hätte Shug doch auch klar sein müssen.
Das denke ich auch. Wobei sie dabei ihr Leben und das von Shuggie riskiert hat.Mir kam es eh so vor, als ob Agnes diese Situation heraufbeschworen hat, um Shug zu zeigen was passiert, wenn er sie alleine lässt. Denn warum hat sie in der Situation zu ihm gesagt: " Wo zum Teufel hast gesteckt!"
Hier würde ich auch vorsichtig widersprechen. Diese Hoffnungen zeugen doch von einer gewissen Unreife. Dieser Donald macht ihr doch nur den Hof, weil sie an ihrer Jungfräulichkeit klebt. Das reizt ihn, das kennt er vielleicht nicht. Er ist ein egoistischer Aufschneider. Wenn sie den heiratet, wird sie genauso ausgeliefert sein wie Agnes.Eine Ehe wäre für sie definitiv ein Sprung heraus. Bei Leek sieht das noch etwas anders aus, zumal in der neuen Behausung sein Rückzugsort wegfällt.
Er bleibt mit ihr zusammen, obwohl sie ihn nicht "ranlässt". Ich glaube nicht, dass er so schlimm ist, wie sein Onkel. Würde er es, wenn es ihm nur um das eine geht, länger durchhalten? Vielleicht bin ich da auch einfach nur zu gutgläubig, und ihr habt Recht, und sie kommt in den gleichen Schlamassel.....Nur dort bleiben, würde ihre Chancen definitiv nicht erhöhen. Ich hoffe es einfach mal, dass sie nicht enttäuscht wirdEcht? Sie bewundert den Neffen von Shug, der mindestens so eitel, so ein Weiberheld und mit so brutalen Zügen ausgestattet ist wie Shug. Dabei hat sie das negative Abbild tagtäglich vor Augen. Diese Ehe wäre definitiv kein Weg hinaus! Es wäre definitiv der Weg von Agnes.
Zumindest hat sie schon während ihrer ersten Ehe getrunken. Und nun nimmt sie auch noch irgendwelche Pillen.Agnes wirkt auf ihre Art ja schon ein wenig selbstzerstörerisch. Ich frage mich, was war zuerst da? Das Problem, was durch den Alkohol kompensiert wurde, oder bringt der Alkohol dieses Verhalten zutage?
Ein paar Sätze über ihn:Er bleibt mit ihr zusammen, obwohl sie ihn nicht "ranlässt". Ich glaube nicht, dass er so schlimm ist, wie sein Onkel. Würde er es, wenn es ihm nur um das eine geht, länger durchhalten? Vielleicht bin ich da auch einfach nur zu gutgläubig, und ihr habt Recht, und sie kommt in den gleichen Schlamassel.....Nur dort bleiben, würde ihre Chancen definitiv nicht erhöhen. Ich hoffe es einfach mal, dass sie nicht enttäuscht wird
Agnes versucht auf jeden Fall die Leere, die sie empfindet, durch den Konsum zu kompensieren. Eine weit verbreitete Methode.Versteht ihr sie Andeutungen auch so, dass Agnes eine Art Kaufsucht hatte? Dass der Gatte versuchte, sie mit Geschenken und Nachsicht zu halten?
Kinder in solchen Lebensumständen entwickeln ein sehr gutes Gefühl prima die Stimmungen der Eltern, oft schon als Selbstschutz.Bedrückend zu sehen, wie die Kinder ihre Mutter "lesen" können. Sie werten ihre Stimmungen, ihren Pegel genau aus. Sie ist ein Pulverfass, schwankt zwischen den Extremen. Alles dreht sich bei ihr um Shug. Für andere Menschen hat sie keinen Raum. Sie benutzt auch den kleinen Sohn, um ihr eigenes Bedürfnis nach Zärtlichkeit zu befriedigen. Das wirkt nicht gesund auf mich in der Badewanne.
Genau.Mein Daumen zeigt nach oben: sehr fesselnd, faszinierend und traurig-bedrückend.
So sehe ich das auch. Ich frage mich nur, warum die Mädchen/ Frauen auf solche Typen hereinfallen.Nein, dieser Typ ist ein ekelhafter Macho, selbstbezogen, arrogant, widerlich. Er wird Catherine das Leben ihrer Mutter bescheren und sie dann für eine andere verlassen. Allein das Wort "breitbeinig" lässt bei mir alle Alarmglocken läuten.
Und das, obwohl sie die Folgen tagtäglich vor Augen haben!So sehe ich das auch. Ich frage mich nur, warum die Mädchen/ Frauen auf solche Typen hereinfallen.
Kann schon gut sein. Erinnert mich an Elizabeth Macarthur, die Hauptfigur in 'Ein Raum aus Blättern'. Als ihr künftiger Mann sie verführte, schrieb sie dazu:Sie hat sich geschworen als Jungfrau in die Ehe zu gehen, ein Versuch Macht zu demonstrieren?
Fast schon bettelte er. Ich spürte, wie mächtig ich also doch sein musste, fühlte mich groß wie die Nacht, frei, grenzenlos.
Was meinst Du mit 'ihn ... diskreditiert.'? Dass er ihr nicht verzeihen kann, ihre Kinder mitgenommen zu haben oder dass er seine zurücklässt?Ein Umstand, der er ihr nicht verzeihen kann, und der ihn meines Erachtens völlig diskreditiert.
Wenn man nichts Anderes kennt und feststellen muss, dass 'Güte' nicht zum Erfolg führt - grauenvoll, aber nachvollziehbar.Gewalt scheint die einzige zu sein, wie diesen Männern zur Problemlösung einfällt.
Volle Zustimmung, aber ich brauche langsam mal wieder etwas aufbauendere Literatur.Das Buch drückt mich nieder, es scheint alles so auswegslos. Nichtsdestotrotz ist es klasse geschrieben.
Aber entsetzlich langweilig. Natürlich ist das immer noch um Vieles besser als dieses Großmaul Shug. Aber wenn Du vom Leben etwas Großartiges erwartest, dann aber jeder Tag gleichförmig vor sich hintröpfelt und Du beim Rückblick wirklich auf Nichts blickst, wozu Du sagen kannst: Das war toll - dann nimmt man im Zweifel halt lieber die Taube auf dem Dach.Agnes' erster Mann scheint ein Abbild ihres Vaters gewesen zu sein: zuverlässig, sie verwöhnend und liebend, nicht gewalttätig.
Einerseits die Aussicht, die Auserwählte zu sein (was bin ich toll!) und zum Andern die Hoffnung auf ein aufregenderes Leben. Ich glaube, es müsste noch nicht mal so viel besser sein, Hauptsache, die Hoffnung darauf geht nicht verloren.Was zieht eine Frau zu so einem Typen.
Ich kann mir vorstellen, dass es sich gegenseitig hochgeschaukelt hat. Eine Neigung dazu hatte sie wohl schon vorher (kein Wunder, in dieser Umgebung) und als sie immer mehr ihrer Wünsche und Hoffnung begraben musste, griff sie verstärkt zum Alkohol.Das Problem, was durch den Alkohol kompensiert wurde, oder bringt der Alkohol dieses Verhalten zutage?
Eigentlich möchte man nicht weiter vom Elend lesen, gleichzeitig fesselt der Roman, weil er dieses Elend so hervorragend beschreibt. Zu Beginn ist es mir schwer gefallen, davon zu lesen, doch inzwischen will ich weiterlesen, auch mit der Hoffnung, dass sich vielleicht etwas für den sensiblen Shuggie zum Besseren wenden wird.Das Buch drückt mich nieder, es scheint alles so auswegslos. Nichtsdestotrotz ist es klasse
Definitiv, gleiche Kategorie Mann wie Shug. Die Jungfräulichkeit reizt ihn, sobald er diese Trophäe hat, wird er sie betrügen.Nein, dieser Typ ist ein ekelhafter Macho, selbstbezogen, arrogant, widerlich. E