2. Leseabschnitt: Kapitel VI. bis X. (Seite 73 bis 155)

GAIA

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27. Dezember 2021
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Weiterhin folge ich gern dem grimmigen Sukhin und mit steigendem Interesse auch Jinn natürlich. Ich bin überrascht, dass zwar das Buch recht flott erzählt wird, aber schon mehrere Monate im Zeitverlauf der beiden bezüglich ihrer Treffen vergangen ist. Man hätte befürchten können, dass das Wiedersehen des ehemaligen Liebespaares vielleicht zu einem zügigen Wiederaufflammen der gegenseitigen Emotionen führt. Mir gefällt, dass die Autorin hier Zeit vergehen lässt und auch noch komplett offen lässt, wie die beiden wirklich zueinander stehen.

Deutlich wurde der Unterschied von Sukihns Fähigkeit gegenüber allen anderen Menschen klar seine Bedürfnisse bzw. "Ärgernisse" auzudrücken, gegenüber Jinn schafft er es aber nciht einmal klar zu fragen, was sie denn dazu bewogen hat, ihr altes Leben hinzuschmeißen und sich auf die Straße zu begeben. Er tippelt im übertragenen Sinne um sie herum, will sie scheinbar nicht verschrecken. Etwas, was er bei anderen Menschen scheinbar ganz vorzüglich beherrscht.
Eine Fähigkeit, die ihm geholfen hat, nicht einfach mit der "Nicht-Kuchen-Esserin" durch die Eltern verkuppelt zu werden und sich seinem Schicksal hinzugeben. Aber auch eine Art an ihm, die mich besonders als er mit dem Fahrrad zum neuen "Wohnort" von Jinn durch den Park gefahren ist und dort die Leute angepöbelt hat, das erste Mal so richtig gestört hat. War er bisher ein kautziger, grummeliger Mensch, der einfach Oberflächlichkeiten, Unfähigkeit, Small Talk nicht mag, wird er hier zu einem unangenehmen Zeitgenossen. Aber meine Vermutung ist, dass hier eigentlich die Angst, innere Wut und andere noch undefinierte Gefühle um und für Jinn und deren Umzug raus aus seiner Wohnung eine große Rolle spielten. Er lässt auf unangenehme Weise Druck ab.

Die Freundschaft zu Dennis bekommt auch mehr Form durch die Rückblicke. Es gefällt mir, dass wir hier langsam Schicht für Schicht unter die Oberfläche schauen.

Neben den wichtigen Kartons spielen auch hier die Kuchen wieder eine Rolle. Diese beiden metaphroischen Eckpunkte finde ich sehr einfallsreich und ungewohnt. Somit lese ich gespannt weiter.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wie @GAIA hat mich Sukhins Verhalten auf dem Fahrrad gestört. Warum hat er seine Frust und Wut an den Menschen ausgelassen, die die Schilder nicht ordentlich lesen und als Fußgänger einen Radweg benutzen. Sein Sinn für Ordnung schlägt hier durch.
In diesem Leseabschnitt erfahren wir auch sehr viel von Jinn. Sie hat ihr betuchtes Elternhaus offenkundig verlassen, gilt als verschollen. Was hat ihre Flucht ausgelöst? Und warum will sie unbedingt auf die Straße zurück? Sie ist noch ein Mysterium. In der Küche hat sie gezeigt, dass sie die Führung übernehmen kann und managt die Essenszubereitung aus Abfällen. Eine Kritik an unserer Wegwerfgesellschaft. Von dem, was entsorgt wird, können viele noch satt werden. Auch Dennis gewinnt Kontur und er vermutet richtig, dass hinter Sukhins Verhaltensänderung eine Frau steht. Interessant ist auch, dass er plötzlich großzügig zu den Schüler:innen sein kann und es fühlt sich sogar gut an :). Sollte er häufiger versuchen. Die kursiven Abschnitte geben mir immer noch ein Rätsel auf.
Zum Titel: Jinn liebt Kuchen, die Frau, mit der ihn seine Eltern verkuppeln wollten, nicht. Das Motiv wird bestimmt noch fortgeführt.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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gegenüber Jinn schafft er es aber nciht einmal klar zu fragen, was sie denn dazu bewogen hat, ihr altes Leben hinzuschmeißen und sich auf die Straße zu begeben.
Ich kann das verstehen, denn das ist eine so tiefgehende Frage, dass sie alles im neu aufgebauten Vertrauen zerstören könnte.
Die Freundschaft zu Dennis bekommt auch mehr Form durch die Rückblicke.
Die kursiven Abschnitte geben mir immer noch ein Rätsel auf.
Ich bekomme keinen Absatz zwischen die Zitate. Was solls.

Zu 1) Die Rückblicke habe ich insgesamt mit Gewinn gelesen. Ob Dennis, Seethal oder das Referendariat: Sukhin gewinnt durch sie enorm an Profil.

Zu 2) Ich denke, das Haupträtsel ist ja gelöst. Es handelt sich bei den beiden um Sukhin und Jinn. S. 132 schildert, wie Jinn Sukhin damals im Chemieunterricht weckte. Und das kennen wir in Kursiv ja von S. 35.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Auch ich lese sehr gern weiter und weiß mittlerweile sogar den Humor noch mehr zu schätzen. Beispielsweise, als Sukhin die Twitter-Beiträge liest oder sich über die Illustrierte auslässt.

Außerdem gefällt mir, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden ganz langsam verändert und Vertrauen aufgebaut wird, ohne dass Yeoh Jo-Ann oder eine der Figuren dabei etwas überstürzt.

Wieder eine Karton-Besonderheit: Auf S. 79 erfahren wir, dass Jinn den Karton beim Wiedertreffen der beiden ganz genauso beschriftet hat wie damals bei der Trennung. Mit schwarzem Edding und in Großbuchstaben. Gemein!

Auf S. 142 musste ich bei der Schilderung von Sukhins Büchern an @Lesehorizont und ihren Traum einer Lebensbibliothek denken. :) Das scheint bei Sukhin ja ähnlich zu sein.
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Ich kann das verstehen, denn das ist eine so tiefgehende Frage, dass sie alles im neu aufgebauten Vertrauen zerstören könnte
So sehe ich das auch, ein sehr sensibler Bwreich, der sehr viel Fingerspitzengefühl verlangt. Manchmal ist Zurückhaltung wichtiger als die Klärung aller rängender Fragen übers Knie brechen zu wollen.
Auf S. 142 musste ich bei der Schilderung von Sukhins Büchern an @Lesehorizont und ihren Traum einer Lebensbibliothek denken. :) Das scheint bei Sukhin ja ähnlich zu sein
Ja - so eine Lebensbibliothek wäre etwas Feines, hätte nab doch nur ausreichend Platz dafür... Ein Sympathiepunkt für Sukhin, gewiss
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Ich finde, den Geschichtenaufbau gelungen. Wir haben verschiedene Erzählstränge, in denen jeweils andere Protagonisten im Vordergrund stehen. Sie werde in der Figur Sukhins zusammengeführt und verleihen ihm so nach und nach sein "Profil". Das gefällt mir von der Dramaturgie her.
Jinn und Sukhin - das scheint so eine Art neverending story. Ich ahne irgendwie, dass sie kein gutes Ende nehmen wird. Aber wie es zum vorweggenommenenen Ende kommen wird - das bleibt abzuwarten.
Bislang ein Roman, den ich recht gerne lese.
 

Die Häsin

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Geht es euch auch so? Ich lese die kursiv gesetzten Kapitel mit zunehmender Besorgnis. Besonders unter dem Licht des allerersten kursiven Kapitels.

Das Kapitel über das gemeinsame Kochen erinnerte mich übrigens an den jungen Eloy in "Goyas Ungeheuer". Ich sehe hier die gleiche Ernsthaftigkeit und den Gemeinschaftssinn.

Interessant finde ich, wie Sukhin Jinns Gleichmut mit Neid betrachtet (S. 153). Offenbar war sie früher mal genauso grummelig wie er.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Mir wird bewusst, dass ich hier in einer handfesten Lovestory gelandet bin und ich mag keine Liebesgeschichten... normalerweise meide ich sie wie die Pest. Aber diese ist besonders, besonders durch Sukhin, der nicht dafür geeignet ist, mit Menschen zusammen zu leben. Dennis hat er ertragen, aber auch bei Jinn ist er auf eine Art erleichtert, als sie wieder auszieht.
Aber auch eine Art an ihm, die mich besonders als er mit dem Fahrrad zum neuen "Wohnort" von Jinn durch den Park gefahren ist und dort die Leute angepöbelt hat, das erste Mal so richtig gestört hat.

Er ist gestresst. Es geht ihm nicht schnell genug mit dem Fahrrad durch den Park und er ist sich über seine Gefühle zu Sukhin unsicher. Vielmehr steht er ziemlich taten- und sprachlos Jinns Entscheidungen gegenüber. Er kann seine Gefühle nur materiell ausdrücken (die sorgfältig gekaufte Kleidung für sie, die Kartons, für die er sogar Pläne macht, Hilfe beim Transport des Fahrrads...)

Und Jinn! Sie wird bei der Tafel nur X genannt. Sie möchte anonym bleiben. Vielleicht ist ihr der Umzug in einen weiter entfernten Stadteil auch so wichtig, weil Sukhin ja von seinen Schülern beim Containern erkannt wurde und sie durch ihn auf gar keinen Fall gefunden werden will.

Dass die Kursiv-Einschübe Sukhins und Jinns Geschichte ist, habe ich irgendwie voraussgesetzt. Ich hoffe halt nur, dass sie weit, weit in der Zukunft liegt und die Beiden mittlerweile steinalt sind. Jinns Geist wandelt noch ein wenig durch die posthume Zeit.

Habe ich das richtig mitbekommen? Sowohl Jinns Schwester hat eine Konditorei, als auch Sukhins Tante backt Kuchen?
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Habe ich das richtig mitbekommen? Sowohl Jinns Schwester hat eine Konditorei, als auch Sukhins Tante backt Kuchen?
Die Schwester ja. Die Tante backt Kuchen, ja, aber ich hab es nicht mehr so in Erinnerung, dass sie auch eine Konditorei hätte. So oder so, ist Kuchen hier das "Bindemittel", harharhar... :p
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Mir wird bewusst, dass ich hier in einer handfesten Lovestory gelandet bin und ich mag keine Liebesgeschichten... normalerweise meide ich sie wie die Pest. Aber diese ist besonders, besonders durch Sukhin, der nicht dafür geeignet ist, mit Menschen zusammen zu leben. Dennis hat er ertragen, aber auch bei Jinn ist er auf eine Art erleichtert, als sie wieder auszieht.
Mir gehts exakt genauso. Auch ich mag keine Liebesgeschichten. Ich habe es aber wahrhaftig fertig gebracht, das Buch bis zum Ende als keine Liebesgeschichte zu lesen, jedenfalls nicht als Liebesgeschichte im Sinne von erotischer Liebe. Für mich sind Sukhin und Jinn kein klassisches Liebespaar ... ich könnte das gern begründen, aber hier im LA 2 ist nicht der Platz.
 

Querleserin

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Zu 2) Ich denke, das Haupträtsel ist ja gelöst. Es handelt sich bei den beiden um Sukhin und Jinn. S. 132 schildert, wie Jinn Sukhin damals im Chemieunterricht weckte. Und das kennen wir in Kursiv ja von S. 35.
Aber nicht alles passt stimmig. Ich gehe aber auch davon aus, dass die beiden gemeint sind, aber vieles bleibt sehr vage.
 

Renie

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Essen
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Diesen Roman auf eine "Love Story" zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht. Wir lassen außer Acht, in welchem Land wir uns befinden.
Singapur gilt als eines der reichsten, saubersten und sichersten Länder mit einer extrem hohen Lebensqualität. Nur die Mittel, die dieses Land einsetzt, um diese Standards zu sichern sind fragwürdig. Denn Singapur ist ein autoritärer Stadtstaat, welcher das Leben seiner Einwohner durchtaktet und lenkt. Das Strafrecht ist eigenwillig. Was bei uns als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldstrafe geahndet wird, kann in Singapur mit einer Körperstrafe enden. Es gibt hier noch die Todesstrafe, die regelmäßig praktiziert wird, Amnesty International ist da sehr aussagekräftig. Singapur mag zwar nach Außen den Anschein erwecken, "the place to be" zu sein. Doch ist es das beileibe nicht.
Obdachlosigkeit gibt es offiziell nicht. Denn Singapur sorgt für seine Bürger. So gibt es erschwingliche Wohnungen zum Kauf oder zur Miete für finanziell Minderbemittelte. Bevor also irgendjemand auf der Straße oder am Strand in einem Haus aus Kartons schlafen muss, hat er die Möglichkeit, eine der Wohnungen zu beziehen. Über eine Quotenregelung schafft Singapur übrigens eine Multi-Kulti- Mischung, d. h. es soll verhindert werden, dass Ethnien unter sich bleiben. Wer sich eine derartige Wohnung nicht leisten kann, den gibt es eigentlich nicht bzw. derjenige sollte sich nicht erwischen lassen, weil Schlafen am Strand oder auf der Straße strafbar ist.Mit viel Wohlwollen der Behörden würden diese Leute als "Camper" durchgehen.
Wer ein bisschen über Singapur lesen will:
Und natürlich der Wikipedia-Artikel zu Singapur (s. Recht)

Der Staat nimmt also Einfluss auf das Leben seiner Einwohner, genauso wie Familien Einfluss auf ihre Nachkommenschaft nehmen. Sukhins Leben ist fremdbestimmt - entweder durch die Autorität des Staates oder durch die Autorität der Familie, wobei man letztere eher als liebevoll bezeichnen sollte. Diese Einflussnahme ist ihm zuwider. Deshalb kapselt er sich vor anderen ab. Vielleicht war seine Berufswahl sogar eine Möglichkeit, seiner Individualität zu entsprechen. Er hat noch keinen Weg gefunden, aus diesem Zwangskorsett seines Alltags auszubrechen - abgesehen von ein paar rebellischen Anwandlungen, s. die Fahrradaktion und sein Beschimpfen der Passanten. Er hätte wahrscheinlich nicht die verbale Sau rausgelassen, wenn er nicht die Möglichkeit gehabt hätte, sich schnell und unerkannt aus dem Staub zu machen. So hat er die Gelegenheit beim Schopf gepackt, Rebell gespielt und hat sich gut dabei gefühlt.
Jinn hat sich aus dem Zwangskorsett gelöst, wenn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar ist, was bei ihr dahintersteckt. Sie lebt ihm also vor, dass es abseits der Norm auch anders geht. Momentan sehe ich auch noch nicht die große Liebe zwischen den Beiden. Sukhin fühlt sich der alten Zeiten wegen verpflichtet und verantwortlich. Und der gute Kerl, der er ist, will ihr helfen. Doch sie behält die Oberaufsicht über ihr Leben, lässt ihn nur langsam und sehr kontrolliert hinein. Vielleicht der alten Zeiten wegen. Denn eigentlich braucht sie ihn nicht.

Sicher könnten wir am Ende eine Liebesgeschichte gelesen haben, doch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind dabei m. E. nicht zu vernachlässigen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich habe richtig Spaß am lesen, ich muss oft herzhaft über Sukhin lachen. Dennis weiß ihn und seine Art wunderbar zu nehmen, und auch Sukhin mag Dennis, auch wenn er das natürlich nicht zugeben würde.
Die versuchte Verkupplung war ja beinahe filmreif, wie er dann irgendwann abrauscht, nachdem er seinen Tee verschüttet hat, göttlich.
Doch es blitzt auch viel ernstes durch. Jinn hat ihm viel bedeutet, und tut es immer noch. Er ist bereit für sie Abstriche zu machen, obwohl er sich ansonsten sehr schwer mit solchen Dingen tut. Seine unbeholfene Art was Liebesdinge angeht steht ihm im Weg. Allerdings glaube ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht, dass Jinn auf direkte Annäherungsversuche anspringen würde. Ihr scheint es so wie es ist gut zu gehen. Schwer vorstellbar, dass sie es einfach so opfert. Auch wenn ich mir dieses Leben für mich nicht vorstellen kann, geht sie darin auf. Warum genau, werden wir hoffentlich noch erfahren
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich denke, das Haupträtsel ist ja gelöst. Es handelt sich bei den beiden um Sukhin und Jinn. S. 132 schildert, wie Jinn Sukhin damals im Chemieunterricht weckte. Und das kennen wir in Kursiv ja von S. 35.
Ich vermute es zwar, bin mir aber nicht ganz sicher. Einige kursive Passagen lassen mich nicht unbedingt an Jinn oder Sukhin denken.
Das Kapitel über das gemeinsame Kochen erinnerte mich übrigens an den jungen Eloy in "Goyas Ungeheuer". Ich sehe hier die gleiche Ernsthaftigkeit und den Gemeinschaftssinn.
Stimmt, auch er hat sich bewusst für dieses Leben entschieden und macht sich für alle in der Küche nützlich
Sowohl Jinns Schwester hat eine Konditorei, als auch Sukhins Tante backt Kuchen?
Irgendwie dreht sich insgesamt viel um Essen, nicht nur um Kuchen.….Das Kochen für die Obdachlosen, das Krebsgericht, dass Sukhin für Jinn kochen wollte….
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Was @Renie geschrieben hat, hat mich daran erinnert, dass ich bei dem Verhalten von Sukhins Familie an dieses andere Buch denken musste, ich glaube es war "Das Seidenraupenzimmer". Da haben junge Leute extra Kontaktanzeigen aufgegeben ohne den Plan, dass eine Liebesbeziehung oder gar Ehe daraus entstehen sollte. Sie wollten nur mit einem Schein-Partner bzw. Partnerin zusammenwohnen, um den Verkupplungsversuchen ihrer Eltern zu entkommen. Dieser Roman spielt in Japan.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Was @Renie geschrieben hat, hat mich daran erinnert, dass ich bei dem Verhalten von Sukhins Familie an dieses andere Buch denken musste, ich glaube es war "Das Seidenraupenzimmer". Da haben junge Leute extra Kontaktanzeigen aufgegeben ohne den Plan, dass eine Liebesbeziehung oder gar Ehe daraus entstehen sollte. Sie wollten nur mit einem Schein-Partner bzw. Partnerin zusammenwohnen, um den Verkupplungsversuchen ihrer Eltern zu entkommen. Dieser Roman spielt in Japan.
Wie kannst du dir das nur alles merken? Du scheinst ja nie ein Buch und dessen Inhalt zu vergessen. :thumbsup
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Seine unbeholfene Art was Liebesdinge angeht steht ihm im Weg.
Das zum Einen. Hinzu kommt wahrscheinlich auch ein Stück kulturelle Prägung. Man äußert sich über Liebesdinge nicht direkt. Außerdem will er Jinn nicht verschrecken. Es ist ja alles andere als sicher, dass sie seine Gefühle erwidert.
Einige kursive Passagen lassen mich nicht unbedingt an Jinn oder Sukhin denken.
So geht es mir auch. Manches passt, manches nicht. Das ist mit Sicherheit so gewollt. Ich werde mir die Kursivseiten ganz am Ende noch einmal durchlesen. Mir ist das Entschlüsseln gerade noch gar nicht wichtig.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Also als Liebesgeschichte würde ich den Roman noch überhaupt nicht definieren! Sukhin und Jinn waren mal ein Paar. Er scheint dieser Zeit nachzutrauern, sie scheint sie hinter sich gelassen zu haben. Dass die beiden je wieder zusammen kommen, halte ich für unwahrscheinlich. Auch Sukhin wünscht sich, dass es KEINE Liebe ist;) 106

Sukhins Rückblicke füllen nach und nach ein paar Lücken. Man möchte wissen, warum sich die gut betuchte Jinn fürs Untertauchen, fürs Vagabundendasein entschieden hat.

Doch auch die Gegenwart liefert zahlreiche Informationen. Das Kuppelwesen ist spannend. Junge Leute scheinen kaum Freiheiten zu haben, die Familien schnüren zarte Bande. Allerdings ist Sukhin mit 34 schon selbstständig und zu alt dafür, er seilt sich ab, lässt sie ins Leere laufen.

Wenn der Staat für alles sorgt, wie Renie erläutert hat, fragt man sich, wie es zum kollektiven Lebensmittel Sammeln und Kochen kommen kann. Das liest sich wie "Speisung der Zehntausend". Kritik an der Verschwendung?!

Es ist fast sechs, aber weil die Singapurer Zeit eine dicke fette Lüge ist, um den Land eine Stunde Handelszeit mit Japan und Hongkong zu erkaufen....120
Kritik am uneingeschränkten Kapitalismus, dem sogar die Zeit untergeordnet wird?

In der Küche ist mir noch die scharfe Beobachterin Lina (S.103) aufgefallen, die unsere beiden Protas mit wenig Wohlwollen analysiert.

Dann eine Schlüsselstelle S. 120/21:
Jinn öffnet sich, spricht über ihre Flucht, dass sie "nicht mehr dazu gehören wollte".
Und dann dieses tiefschürfende Zitat:
Es musste klar sein, dass es aus freiem Willen geschah und die Möglichkeit des Todes einschloss.
Wir wissen noch nicht, worauf sich das konkret bezieht oder? Sukhin wollte Jinn noch mehr entlocken, sie machte aber wieder dicht. Sie scheint aber gegen das System zu rebellieren, dessen Vertreter auch ihre Familie ist. Die Sozialkritik lese ich immer wieder heraus.

Aufgelockert wird das durch die Schulszenen oder die mit der Familie. Die Kombination aus Leichtigkeit und Melancholie / Tiefgründigkeit gefällt mir sehr.