2. Leseabschnitt: Kapitel V. - IX. (Seite 104 - 203)

parden

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Ich habe mich wohl an den eigentümlichen Schreibstil gewöhnt, dieser Abschnitt las sich deutlich zügiger. Der Neffe ist aber wohl der Untergang des Hauses... Spielsüchtig, voller Selbstmitleid und ohne Mumm, selbst was auf die Beine zu stellen, armselig. Die ganze Geschichte wird immer trostloser. Auf dem Fest lassen es sich noch alle gut gehen, dann zieht wieder der von Armut geprägte, malariaverseuchte, mühsalgeplagte, von Andachten unterbrochene und von Aberglauben bestimmte Alltag ein. Ruth, eine der Schwestern, hat wohl der Schlag getroffen angesichts des Briefes des Gerichtsvollziehers. Bahnt sich da eventuell eine Lösung an: Don Predu, der Wohlhabende, und Noemi? Oder regt sich wirklich nur Mitleid in Don Predus Brust? Verwandtenehe war anno dazumal ja kein Ding - (heute auch nicht?!).

Die Fußnoten nerven immer noch... o_O
 

Barbara62

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Mir geht es genau andersherum wie @parden: Ich wurde im ersten Abschnitt sehr schnell warm mit der Geschichte und der Stil hat mich nicht gestört, im zweiten ist meine Freude etwas abgekühlt. Mag sein, dass es daran liegt, dass die Figuren mit Ausnahme von Efix nicht sympathisch sind.

Die adligen Schwestern sind so was von hochnäsig, da hätte @Wandablue ihre wahre Freude dran. Bitterarm und überleben nur dank Efix, sind verschuldet bei ihm, der selbst nichts hat, aber behandeln ihn von oben herab. Was es wohl mit Efix' "dunkler Vergangenheit" auf sich hat (S. 125)? Hat er mit Don Zames Tod zu tun? Hat er ein schlechtes Gewissen und erträgt deshalb die Hochmut der Schwestern?

Giacinto wird zu ihrem endgültigen Untergang führen, da lege ich mich schon mal fest. Er hat aus der Geschichte mit dem Kapitän nichts gelernt, der weise Mann war umsonst großzügig. Er ist arbeitsscheu, kann nicht mit Geld umgehen und meint, das Gesetz würde für ihn nicht gelten. Dass er auch noch Grixenda ins Unglück stürzen wird, die viel zu gut für ihn ist (und nicht umgekehrt!) tut mir leid.

Nicht ganz schlau werde dich aus Donna Noemi. Versteht ihr es auch so, dass Giacinto ihr ihre verlorene Jugend vor Augen führt? Hat sie sich - bei aller Ablehnung - ein wenig in ihn verliebt? Charismatisch scheint der Knabe ja zu sein, sogar die Wucherin schmilzt bei ihm dahin...

Donna Ruth trifft angesichts der Tragödie der Schlag. Vielleicht hat sie es damit noch am besten erwischt.
 

Literaturhexle

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So, jetzt bin ich auch soweit:)
Ich gehöre bislang weder in die eine noch in die andere Kategorie. Mir gefällt das Buch sehr, von Abkühlung keine Spur, auch wenn manche Wende nicht so komplett nachzuvolliehen ist. Don Predu, der bislang nach dem Anwesen der Schwestern gierte, auf einmal der wohltätige Samariter? Man wird sehen...

@Barbara62 : Ja, stimmt, da war was mit den beiden! Sie wollten sich, aber der Vater hat es nicht erlaubt und der Tochter mit dem Tode gedroht, wenn sie die Augen in Dons Gegenwart erhöbe... Verloben durfte sie sich ja nicht - bin aber auch nicht sicher und es ist nicht wichtig genug um nachzuschlagen.

Die dunkle Vergangenheit des Dieners... Außerdem wird der gute Efix als "Mörder" bezeichnet. Deine Erklärung, dass er wegen einer alten Schuld an den Schwestern hinge, würde passen. Vielleicht hat er auch Lia zu ihrer Flucht verholfen und fühlt sich deshalb für den Taugenichts verantwortlich? Irgendetwas schwelt im Hintergrund:[zitat]"Nichts. Sie Schulden mir nichts. Ich schulde ihnen alles." 108[/zitat]
Es muss einen Grund geben, warum Efix sich so sehr für "den Jungen" einsetzt.

Die Figuren machen mir Spaß, auch wenn sie ziemlich überzogen und eindimensional daher kommen: Der Gute ist gut und der Böse ist böse. Die altertümliche Sprache in Klassikern liebe ich bekanntermaßen:)
Wunderbar die Szene auf S. 159/60, als den Damen ohne Worte vorgeworfen wird, dass sie ihren Diener schon lange nicht mehr bezahlen- eine Tatsache, die auch alle im Ort wissen.

Desgleichen gefallen mir die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen außerordentlich.
[zitat]Ringsum duftete die Wolfsmilch, der bläuliche Mond leuchtete über der Turmruine wie die Flamme auf einem schwarzen Leuchter, und es schien, als ob an diesem toten Erdenfleck nie wieder ein neuer Tag anbrechen sollte. 179[/zitat]

Giacinto kommt als vermeintlich unschuldiger Jüngling ins Dorf und steigert seine Unzuverlässigkeit, seine Geldausgaben bis hinein in die Kriminalität. Unterschriften zu fälschen ist keine Kleinigkeit. Wie gesagt, dass kommt mir alles sehr dramatisch übertrieben vor, wie auf einer Theaterbühne, aber es gefällt mir (noch?).

Erwähnenswert die Anleihen im Aberglauben/der Magie: Das, was anfangs eingeführt wurde, findet seine Fortsetzung. Es werden Zeichen gelesen, Geister gesehen oder Hände von einer unbekannten Macht geführt...

Die Passion der strengen Noemi für ihren Neffen, die weit über mütterliche Gefühle hinausgeht, empfinde ich noch als etwas abstrus. Anschließend die Bekehrung, dass Giacinto seine Grixenda heiraten soll - alles sehr pathetisch (Operndrama?)

Wir sind auf der Mitte des Romans. Don Predu ist herbei geeilt. Mal schauen, ob er das Verderben noch abwenden kann.
 

kingofmusic

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Wie gesagt, dass kommt mir alles sehr dramatisch übertrieben vor, wie auf einer Theaterbühne, aber es gefällt mir (noch?).
Stichwort: italienische Komödie - oder wahlweise auch Tragödie :p:D.

Was mir vermehrt aufgefallen ist in diesem Abschnitt, sind die (Tag-)Traumsequenzen von etlichen der beteiligten Personen, aus denen sie nur schwer wieder "aufwachen". Ich bin nach wie vor fasziniert von dem Büchlein. :cool:
 
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Wie gesagt, dass kommt mir alles sehr dramatisch übertrieben vor, wie auf einer Theaterbühne, aber es gefällt mir (noch?).
Ich fühle mich bei dieser Geschichte immer wieder an die Rührstücke des Theaters, Iffland, Birch-Pfeiffer, Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert, auch wenn dieser Roman später entstanden ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass Don Predu und Milese den jungen Giacinto absichtlich immer wieder zu Wein und vor allem zum Spielen überreden, denn so kam Don Predu auf ideale Weise endlich doch noch zu dem Gut, das er ja schon lange haben möchte. Ich war auch skeptisch in Bezug auf Giacinto, aber dachte, er habe einfach keine Lust zu arbeiten und sei ein Schwindler, doch inzwischen hat sich gezeigt, dass er ein Betrüger und Dieb ist. Dennoch kann er sich bei Efix immer wieder herausreden, sieht dieser eine Art Sohn in ihm?
 

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Nicht ganz schlau werde dich aus Donna Noemi. Versteht ihr es auch so, dass Giacinto ihr ihre verlorene Jugend vor Augen führt? Hat sie sich - bei aller Ablehnung - ein wenig in ihn verliebt? Charismatisch scheint der Knabe ja zu sein, sogar die Wucherin schmilzt bei ihm dahin...
Es hat fast den Anschein, als sei in Giacinto verliebt. Zumindest träumt sie von ihm und das in eindeutig erotischen Situationen. Er führt ihr vor Augen, was hätte sein können...
Ich komme immer noch nicht recht voran...so richtig packen kann mich der Roman nicht.
 

Literaturhexle

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Ich komme immer noch nicht recht voran...so richtig packen kann mich der Roman nicht.
Ich bin jetzt im dritten Teil und stimme dir zu: die Handlung zerfasert zusehends. Es kommen immer mehr Traumsequenzen (im weiteren Sinn) hinzu. Auch die Stimmungsschwankungen der Protagonisten kann ich schwerlich nachvollziehen. Dranbleiben;)
 

Literaturhexle

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Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts erinnert, auch wenn dieser Roman später entstanden ist.
Nein, nein. Er gehört genau in diese Zeit. Er erschien 1913. Diese ganzen Träumereien erinnern mich sehr an einen deutschsprachigen Autor, der stark von Freud beeinflusst war...Den Namen muss ich nachliefern...:confused:
 

Die Häsin

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Nein, nein. Er gehört genau in diese Zeit. Er erschien 1913. Diese ganzen Träumereien erinnern mich sehr an einen deutschsprachigen Autor, der stark von Freud beeinflusst war...Den Namen muss ich nachliefern...:confused:

Perutz vielleicht?
(Wobei ich nicht finde, dass Perutz und Deledda ähnlich schreiben ... aber dieser Name fiel mir als erstes ein ...)
 
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Literaturhexle

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...und trotzdem fasziniert mich das Büchlein immer noch. Bin jetzt im vierten Abschnitt, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen kann.
Dafür bist du aber ziemlich wortkarg. Mich würden deine Eindrücke schon etwas genauer interessieren. Auch daraus ergeben sich Diskussionen :D
(Dass man euch Männer immer zum Reden anstacheln muss!!!:p)
 
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